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Heiß und trocken war’s in Bayern und Mitteldeutschland, als ich aufbrach, keine Ahnung von der großen Flut lag noch in der Luft: Ende Juli hatten Jazzzeitungsredakteurin Barbara Lieberwirth und ich beschlossen, unseren neuen Partnern in Thüringen und Sachsen einen persönlichen Besuch abzustatten. Verkehrstechnisch günstiger und gut bewirteter Ausgangsort war das Haus der Lieberwirths in der Leipziger Obludastraße. Nicht ganz munter nach Schwarzbierprobe am Abend zuvor brachen wir am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe nach Jena auf. Dass Internet-Stadtpläne nicht das Gelbe vom Ei sind, merkten wir leider auch sehr früh – der Hardenbergweg, von dem aus Thomas Eckardt die Jazzmeile Thürigen betreut, schien erst einmal unauffindbar, mindestens fünf verschiedene Ortsansässige mussten befragt werden bis wir das Häuschen zu guter Letzt fanden. Die Suche hatte sich gelohnt, Herr Eckardt ist zu allen Schandtaten bereit und setzte uns gleich als Postillone ein, um seine Programme weiterzuverteilen. Dermaßen bepackt ging es über eine wildromantische Landstraße zur Bilderbuchstadt Weimar, wo wir nach einer klitzekleinen Besichtigungstour (Elefantenhotel mit der Suite von Udo Lindenberg, von der aus Hitler schon gewunken hatte…) nach Buch- und Plattenläden suchten, die die Jazzzeitung in Zukunft in ihr Sortiment aufnehmen sollten. Der Chef der Universitätsbuchhandlung Thalia war in einer Besprechung, sein Mitarbeiter verspricht, ein gutes Wort einzulegen. (Was auch geklappt hat, die JZ kann jetzt dort gekauft werden!) Dann die erste Enttäuschung – dort wo nach Herrn Eckardts Beschreibung einmal früher der gut sortierte Plattenladen namens Müller gewesen sein soll, gähnen leerstehende Geschäftsräume. Doch ein paar Häuser weiter ist das Musikhaus Stein, und dort werden wir sehr freundlich aufgenommen, auch hier kann man in Zukunft unser Baby käuflich erwerben. So, wo geht’s nun zur Autobahn? Gar nicht so einfach. Bevor ein netter Weimaraner umständlich erklärt, lotst er uns höchstpersönlich in seinem Wagen! Danke. Die dritte Station ist das Internationale Jazz Archive in Eisenach, wo wir mit dem Kulturdezernenten und Jazzclub-Vorsitzenden Rainer Lorenz verabredet sind. Der sitzt in einer Stadtratsitzung fest, wir nutzen die Gelegenheit, uns in dem angenehm eingerichteten Archiv umzusehen, die vielen Exponate zu bewundern und uns über Günter Boas zu informieren, dessen Bild im Zentrum des Geschehens thront. Rainer Lorenz ist auch sichtlich stolz auf „seine“ Kulturfabrik und zeigt uns auch die Räume des Jazzclubs. Mehr dazu auf der gegenüber liegenden Seite.
Nach diesem langen Tag gehen wir inzwischen schon ziemlich auf dem Zahnfleisch, unsere leeren Mägen knurren, doch tapfer fahren wir weiter durch zähflüssigen Verkehr in die wunderschöne Stadt Erfurt. Auf Parkplatzsuche verirren wir uns in der Fußgängerzone, gut dass wir mein Auto mit Regensburger Kennzeichen dabei haben… Lutz Klottig vom Jazzclub Erfurt empfängt uns in seinem Laden „Open Ohr“, ist dem Projekt Jazzzeitung gegenüber aufgeschlossen und… – zeigt uns die Räume „seines“ Clubs, unterhalb eines italienischen Restaurants. Anschließend weist er uns noch den Weg zu einer kleinen Besichtigungstour, die einzige bewohnte Brücke Europas muss man schließlich gesehen haben. Tag zwei: Nach einer Ladentour durch Leipzig ist Dresden an der Reihe. Barbara beweist sich als hervorragende Fremdenführerin, ich bin beeindruckt von der historischen Altstadt und den Geschichten dazu. Herrn Gebauer vom Jazzclub Dresden treffen wir auf der anderen Seite der Elbe in der Königsstraße im „Maréchal de Saxes“. Nach Clubraum-Besichtigung lädt er uns zum Kaffee ein und erzählt uns die wechselvolle Geschichte der „Tonne“. (Neues zum Programm auf Seite 10 dieser Ausgabe.) Das Abendessen und das Jazzkonzert in der Moritzbastei in Leipzig haben wir uns jetzt wirklich verdient. Tango gibt es an jenem Abend, leider ist die Luft sehr schlecht, lange halten wir’s nicht aus, bin trotzdem begeistert davon, wie gut es die Leipziger Studentinnen und Studenten haben, sogar in der Kneipe gibt es einen Internetzugang – und überall Schwarzbier! Ich werde zurück kommen… Ursula Gaisa |
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