Ausgabe Januar 1999Story Lester Bowie und Roscoe Mitchell mit neuen Projekten Streichquartett und Jazz Label-Portrait Kalender NEUE CD's Play-Back Glosse Neue Bücher Memorial Materialien |
Für
sein Soloalbum "Live in Germany" ging Michel Petrucciani noch vergangenen
November auf Promotion-Tour. Bei einem Dinner, das Produzent Siggi Loch für den Pianisten
organisiert hatte, lernte ich Petrucciani, dessen Laufbahn ich bis dahin eher aus der
Ferne verfolgt hatte, endlich persönlich kennen. Der sich angeregt unterhaltenden
Tafelrunde verriet der erst 36jährige einiges von seinen Plänen für die Zukunft,
darunter die Gründung einer europäischen Jazzschule in Paris unter seiner
Schirmherrschaft. Es sollte ein europäisches Berklee werden, eine Villa Massimo des Jazz.
Kurz, eine Schule, auf die man erst nach dem Musikstudium geht. Pläne waren schon weit
gediehen, Petrucciani dachte bereits an die Auswahl der Dozenten. Keiner ahnte an diesem
Abend, daß dies sein letzter Besuch in München sein würde. Eine Jazzakademie, so wie er
sie plante, wo junge Stipendiaten ihre Projekte verwirklichen könnten, wäre sicher ein
Vermächtnis in Petruccianis Sinn. Einen Nachruf finden Sie hier. Wir alle lieben Musik und (meistens) auch die Musiker, die sie machen. Doch damit Musik erklingen kann und das gilt für alle Genres ist eine Menge Arbeit hinter den Kulissen nötig. Einen der wichtigsten "Kanalarbeiter" des modernen Jazz porträtiert die Jazzzeitung: Michael Cuscuna, seit 1975 Produzent für Blue Note. Dieses legendäre Jazzlabel kann heute auf eine 60jährige Geschichte zurückblicken, mehr als die Hälfte der Zeit, seit der es überhaupt die Musik gibt, die uns alle so bewegt. So jung ist der Jazz! Ein neuer Service der Jazzzeitung: Ab sofort drucken wir regelmäßig Jazz-Charts ab. Die Charts beziehen wir monatlich von der renommierten Musikfachzeitschrift "Der Musikmarkt". Nachdem wir in der Januarausgabe unter der Überschrift "Streichquartett und Jazz" das Modern String Quartet aus München porträtierten, werfen wir jetzt einen Blick nach Hamburg. Dort gründeten vor zehn Jahren vier Streicher ein Quartett namens String Thing. Wie das Modern String Quartet haben auch sie sich dem Jazz und der improvisierten Musik verschrieben. Endgültig vorbei scheinen also die Zeiten, wo die Klassiker hochnäsig auf die Kellerjazzer herabblickten, und umgekehrt die klassischen Musiker den Jazz nicht ernst nahmen. Grenzüberschreitungen sind heute gang und gäbe zum Glück!. ANDREAS KOLB |