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Henry Grimes, signs along the road – poems, buddy´s knife
jazzedition, Köln 2007, 129 Seiten (ISBN 978-3-00-020142-4) Was haben zwei bedeutende Bassisten zu sagen und wie? Henry Grimes und William Parker, beide dem avancierteren Jazz zuzurechnen, sind bisher nicht als Dichter in Erscheinung getreten. Sie äußern sich nun in eigenwilliger Poesie, erstmals einem
breiteren Publikum zugänglich – in Originalsprache Englisch,
versteht sich. Ribots Bilanz kann man sich zwar nicht entziehen, doch steht fest, dass Grimes´ schwer verdauliche Sprachgebilde über Kunstleben und Lebenskunst sich nur demjenigen erschließen, der der englischen Sprache ganz mächtig ist. Weniger schwer zu lesen sind William Parkers philosophische Schriften und Gedanken, festgehalten in Tagebucheinträgen und Gedichten. Der Bassist begreift Musik, wie David Budbill einleitend feststellt, als „religiöse Kunst im Dienste Gottes“. Musik ist mehr als Musik oder bloße Noten, sie ist „ein multidimensionaler Plan des Lebens“. Sie hat niemand erfunden, sie war schon vor den Menschen da. Folglich kann sie niemand besitzen – „who owns music?“ ist der Titel des Bandes. Auch ganz praktische Dinge gibt William Parker zum Besten. Er erzählt von seinen Einflüssen, fragt, was einen guten Musiker ausmacht, äußert sich zu Komposition und Improvisation, erläutert die Grundlagen seines Bassspiels. Schließlich gibt er dem Leser Empfehlungen für kreative Musik an die Hand. Parker geht es darum, durch Kunst zu sich selbst zu kommen, ein vollwertiger Mensch zu werden. Die beiden Bände sind einzigartige Dokumente, die Hintergründe musikalischen Schaffens erhellen. Sie sind erschienen in einem kleinen Kölner Verlag, der sich um große Kunst kümmert. Diese ist oft verschlüsselt, gefesselt. „buddy´s knife“, so erklärt der Verlag seinen Namen, „betont das Messer als geeignetes Instrument, um sich der Fesseln zu entledigen. Ein Symbol für die Gefahr, in der sich revolutionäre Freigeister begeben. Wer sich wie Buddy Bolden der Freiheit des Improvisierens verschreibt, der läuft auch immer Gefahr, sich darin zu verlieren“. Reiner Kobe |
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