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Jazzzeitung

2007/04  ::: seite 16

rezensionen

 

Inhalt 2007/04

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig
jazzle gmacht: Entjazzt
no chaser: Ohrenfaulheit
jazzfrauen-abc: Anny Xhofleer


TITEL - Vom Verlassen des Wohnzimmers
Jazzfestivals und Tourismus


DOSSIER - Club Connection & Stargastspiele

Der Jazzclub Regensburg feiert sein 20. Jubiläum mit Festival

… und mehr im Inhaltsverzeichnis

Who owns music?

Buddy‘s knife jazzedition legt erste Buchserie vor

Henry Grimes, signs along the road – poems, buddy´s knife jazzedition, Köln 2007, 129 Seiten (ISBN 978-3-00-020142-4)
William Parker, who owns music?, buddy´s knife jazzedition Köln 2007, 141 Seiten, ISBN 978-3-00-020141-7

Was haben zwei bedeutende Bassisten zu sagen und wie? Henry Grimes und William Parker, beide dem avancierteren Jazz zuzurechnen, sind bisher nicht als Dichter in Erscheinung getreten.

Sie äußern sich nun in eigenwilliger Poesie, erstmals einem breiteren Publikum zugänglich – in Originalsprache Englisch, versteht sich.
Drei Jahrzehnte ist Henry Grimes dem Jazz ferngeblieben, war „verschollen in seinem Exil“, wie Marc Ribot im klugen Vorwort des Gedichtbändchens „signs along the road“ schreibt.
In diesen „Jahren der Unsicherheit“ schrieb Grimes unablässig Gedichte, die Ribot beindruckten. „Ganz abgesehen von ihrer formalen Brillanz, den komplexen Wortspielen und ihren Bezugnahmen auf einen weiten Bereich der literarischen und musikalischen Geschichte, kenne ich keinen, dem es annähernd so gut gelingt wie Henry, Texte in Analogie zur Musik zu setzen, insbesondere zu Jazz und Free Jazz. Henry Grimes´ Dichtkunst steht seinem bahnbrechenden Bassspiel in Originalität, Kraft und Bedeutung in nichts nach.“

Ribots Bilanz kann man sich zwar nicht entziehen, doch steht fest, dass Grimes´ schwer verdauliche Sprachgebilde über Kunstleben und Lebenskunst sich nur demjenigen erschließen, der der englischen Sprache ganz mächtig ist.

Weniger schwer zu lesen sind William Parkers philosophische Schriften und Gedanken, festgehalten in Tagebucheinträgen und Gedichten. Der Bassist begreift Musik, wie David Budbill einleitend feststellt, als „religiöse Kunst im Dienste Gottes“. Musik ist mehr als Musik oder bloße Noten, sie ist „ein multidimensionaler Plan des Lebens“. Sie hat niemand erfunden, sie war schon vor den Menschen da. Folglich kann sie niemand besitzen – „who owns music?“ ist der Titel des Bandes. Auch ganz praktische Dinge gibt William Parker zum Besten. Er erzählt von seinen Einflüssen, fragt, was einen guten Musiker ausmacht, äußert sich zu Komposition und Improvisation, erläutert die Grundlagen seines Bassspiels. Schließlich gibt er dem Leser Empfehlungen für kreative Musik an die Hand. Parker geht es darum, durch Kunst zu sich selbst zu kommen, ein vollwertiger Mensch zu werden.

Die beiden Bände sind einzigartige Dokumente, die Hintergründe musikalischen Schaffens erhellen. Sie sind erschienen in einem kleinen Kölner Verlag, der sich um große Kunst kümmert. Diese ist oft verschlüsselt, gefesselt. „buddy´s knife“, so erklärt der Verlag seinen Namen, „betont das Messer als geeignetes Instrument, um sich der Fesseln zu entledigen. Ein Symbol für die Gefahr, in der sich revolutionäre Freigeister begeben. Wer sich wie Buddy Bolden der Freiheit des Improvisierens verschreibt, der läuft auch immer Gefahr, sich darin zu verlieren“.

Reiner Kobe

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