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Jazzzeitung

2007/04  ::: seite 3

jazzfrauen

 

Inhalt 2007/04

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig
jazzle gmacht: Entjazzt
no chaser: Ohrenfaulheit
jazzfrauen-abc: Anny Xhofleer


TITEL - Vom Verlassen des Wohnzimmers
Jazzfestivals und Tourismus


DOSSIER - Club Connection & Stargastspiele

Der Jazzclub Regensburg feiert sein 20. Jubiläum mit Festival

… und mehr im Inhaltsverzeichnis

Anny Xhofleer

(geboren am 15. August 1913 in Groot Hiligland in Haarlem, Niederlanden

Sie findet sich in keinem Jazzlexikon und wird oft falsch geschrieben (Annie, Xhoffler, Holfeer…). Man braucht schon etwas Glück und ein großes Archiv, um die eine oder andere der rund ein Dutzend Song-Einspielungen zu finden, die uns Anna Johanna Maria Xhofleer hinterlassen hat. Sie bestätigen, dass sie zu den begabtesten europäischen Jazz-Sängerinnen gehört haben dürfte.
Nach 60, 70 Jahren Abstand erkennt man in ihrem Gesang Jazz-Feeling und Selbstsicherheit, die für europäischen Gesang der Swing-Ära nicht alltäglich waren. Wiewohl heute weitgehend vergessen, wird die holländische Sängerin im wohl ausführlichsten Artikel über sie als „legendarische artiste“ bezeichnet (Herman Openeer: „Anny Xhofleer“ in NJA/Jazz Archief Bulletin nr. 12, juni 1994).

Ihre Anfänge waren vielversprechend: Von Oktober 1936 bis März 1937 tritt sie mit keinem geringeren als Coleman Hawkins in der Schweiz auf, der auch ihr Freund gewesen sein soll. Einziges Zeugnis dieser Zusammenarbeit ist eine Privataufnahme von „Some Of These Days“ (nicht zu verwechseln mit der bekannten Interpretation dieses Songs, die Hawkins mit ihrer Kollegin Annie de Reuver auf Schellack bannte.) Dann verbringt sie einige Zeit in Belgien, wo sie 1937 mit dem Klarinettisten Jean Omer zwei Stücke einspielt. Bei Omer kommt es schon zur Zusammenarbeit mit dem Mundharmonika-Virtuosen Max Geldray. Zurück in Holland wirkte die Sängerin 1938/39 bei „The Entertainers“ des belgischen Pianisten Joe Andy. 1939 macht sie als Gastsolistin beim belgischen Bandleader Fud Candrix zwei Aufnahmen. Sie singt noch ab diesem Jahr bei den „Swing Aristocrats“ des Tenoristen Johnny Fresco, kehrt 1940 zu Joe Andy zurück. In Holland und Belgien bekommt sie glänzende Kritiken. Ein Kollege vergleicht sie 1938 mit Billie Holiday. Eine andere Kritik vermerkt 1939, sie sei in Europa die einzige Sängerin, die man als Jazz-Sängerin, nicht nur als „croonette“ bezeichnen könne. 1940 nimmt sie wieder in Brüssel einen Song mit Jack de Vries’ Internationals auf. 1940/41 singt Anny wieder in Holland, bei Ernst van’t Hoff. 1942 arbeitet sie in der Band von Martin Etoile. 1942/43 ist sie in Amsterdam Star der „Flamingo Revue“. 1943/44 singt sie in der Band des Tenoristen Piet van Dijk.

1944/45 hungert sie sich an der Seite des Pianisten Nico de Rooij in einem Amsterdamer Café durch den Winter. Nach dem Krieg geht sie wieder nach Belgien, wo sie 1946 mit Max Geldray zwei Songs einspielt. 1946/47 singt sie mit der belgischen Band des Pianisten Rudy Bruder, dessen Gitarrist kein Geringerer als der junge Toots Thielemans ist. 1947 geht sie nach Paris, wo sie Sängerin der bekannten Band des Trompeters Aimé Barelli wird, an dessen Seite sie zwei Songs einspielt. Sie tritt beim legendären Jazzfestival 1948 in Paris auf, wo sie wieder mit Coleman Hawkins zusammentrifft, der mit Barellis Orchester auftritt. Nach Auftritten in Belgien, Luxemburg, Frankreich und Deutschland kehrt sie 1949 nach Holland zurück, wo sie mit der Pianistin und Sängerin Pia Beck eine fünfköpfige Band gründet, die 1950 in England einen großen Erfolg verbuchen kann. Sie ist nicht beim Swing stehen geblieben. Da auch der Gitarrist Eddy Doorenbos singt, hat die Gruppe drei Vokalisten! Der Journalist Wouter van Gool zählt 1949 die Xhofleer zu den modernen Vokalisten der Topklasse und beschreibt sie als „Allround von Blues bis Bebop“. In den 50er Jahren tourt Anny Xhofleer mit diversen Gruppen durch Europa (so ist sie 1952 mit dem Tenoristen George Johnson in Lissabon) und leitet die Band „The Skyliners“. In den frühen 60er Jahren arbeitet sie wieder mit Pia Beck. Dann wird es stiller um Hollands „First Lady Of Jazz“. Ob sie noch am Leben ist?

Marcus A. Woelfle

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