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Jazzzeitung
2007/04 ::: seite 14
rezensionen
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Jazz At The Pawnshop
30th Anniversary
Proprius
Die Musiker Arne Domnérus (as), Bengt Hallberg (p), Georg Riedel
(b) und Egil Johansen (dr) sind trotz ihrer herausragenden Qualitäten
sicherlich keine Superstars des Jazz. Als die genannten Herren im Dezember
1976 in einem Stockholmer Club mit Esprit und Elan lustvoll und locker
drauflos swingten, konnten sie nicht ahnen, dass ihr Album „Jazz
At The Pawnshop“ von Deutschland bis Japan ein Kultobjekt werden
sollte. Bald folgten zwei weitere Alben mit Material der Sessions. Ausgerechnet
drei unprätentiöse Mainstream-Alben, ausgerechnet aus Schweden,
ausgerechnet von bislang nur Insidern bekannten Musikern, ausgerechnet
zu jener Zeit, als protziger Jazzrock großgeschrieben wurde! Hohe
Preise wurden einst für die audiophilen Alben gezahlt. Nun legt
Proprius eine Box mit drei SACDs vor, die auch auf gewöhnlichen
CD-Playern laufen, ergänzt durch eine Bonus-DVD mit Interviews.
Sammler aufgepaßt: Es handelt sich um eine limitierte, numerierte
Edition. Sie ist trotz der ursprünglichen Zielsetzung der Herausgeber
nicht vollständig. Mit „In A Mellow Tone“ aus „Jazz
At The Pawnshop 2” fehlt versehentlich ein Stück, das immerhin
in der Version aus „Jazz At The Pawnshop 3“ vertreten ist.
Der Vergleich beider Versionen hätte zusätzlich belegt, wie
spontan die fünf Meisterswinger zu Werke gingen.
Oscar Peterson & Friends
JATP Lausanne 1953
TCB
Es fällt leicht, dem Freunde swingender Jam Sessions diese Welterstveröffentlichung
aus der Serie „Swiss Radio Days“ zu empfehlen, obgleich es
auf den Labeln Verve und Pablo viele vergleichbare Alben gibt. Aus dem
Jahr 1953 stammen etwa auch die legendären Aufzeichnungen aus Tokyo
und Hartford. Es war ein herausragender Jahrgang für Norman Granz
weltweit tourendes Unternehmen „Jazz At The Philharmonic“ (JATP).
Jeder möge für sich entscheiden, ob Jazz bei JATP mit einem
riesigen Staraufgebot zu einem Wanderzirkus verkam oder nicht.
Wie auch immer: Dem Trompeter Charlie Shavers, dem Altisten Wilie Smith,
den Tenoristen Lester Young und Flip Phillips, dem Pianisten Oscar Peterson,
dem Gitarristen Barney Kessel, dem Bassisten Ray Brown und dem Drummer
Gene Krupa und J.C. Heard zuzuhören, ist stets Gewinn und Genuss.
Der kanadische Pianist Oscar Peterson steht gar nicht im Vordergrund,
auch wenn die Aufmachung dies nahelegt. Wer kaufte auch das Album, stünde
der heimliche Star Willie Smith auf dem Titel, der hier ausnahmsweise
nicht gegen Benny Carter antreten muss – oder der virtuose Charlie
Shavers, der es einmal nicht mit Roy Eldridge ausfechten muss. Eine abgespeckte,
weniger duellsüchtige JATP-Version also, die auch ihre Reize hat.
Curtis Counce – Jack Sheldon- Harold Land – Carl Perkins – Frank
Butler Quintet: Complete Studio Recordings
Gambit Recordings
1956/57 spielte das Curtis Counce Quintet die Contemporary-Alben „Landslide“, „Counceltation“ und „Carl’s
Blues“ ein. Auf dieser Doppel-CD vereint, legen sie nahe, dass
es damals die wichtigste „schwarze“ Hardbop-Formation der
amerikanischen Westküste war. Sheldon, dessen fröhliche Trompete
viel zum optimistischen Sound der Gruppe beiträgt, ist zwar Weißer,
die übrigen Musiker sind schwarz – leider Ursache für
den zu geringen Erfolg des Quintetts, das man als Gegenstück zum östlichen
Horace Silver Quintet bezeichnen könnte. Paradebeispiel für
diesen Westküsten-Hardbop ist der einfallsreiche Harold Land, zuvor
Tenorist im Quintett von Max Roach und Clifford Brown. Perkins, Counce
und Butler waren das mitreißende Rhythmusteam der so locker swingenden
Gruppe. Der hier verlängerte Bandname ist nur im Zusammenhang mit „Complete
Recordings“ zu verstehen, denn Counce machte später in anderer
Besetzung Aufnahmen. Der Grund der Umbesetzung des legendären Quintetts
war der Tod des außergewöhnlichen Carl Perkins (nein, nicht
der Rockabilly-Pionier), ein origineller Tastenkünstler, der mit
dem linken, parallel zur Tastatur gehaltenen Arm, Akkorde anschlug und
von Miles Davis besonders geschätzt wurde. Jeder Ton ein Genuss.
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