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Neuhardenberg ist schön! Sogar bei Regen. Allein die Anlage des Parks mit den majestätischen Bäumen, den zirpenden Grillen und dem betörenden Geruch der Gräser befördert den Besucher mit Lichtgeschwindigkeit ins 18. Jahrhundert. Das Leben muss für die Schlossbesitzer damals eine Folge von nicht enden wollenden Extrembefriedigungen aller Art gewesen sein. Im Sommer verstärkt durch Freiluftkonzerte. Damals wie heute. Lo and Behold! Am Bierstand fürs Pubikum steht doch tatsächlich Pat Metheny, isst eine Rostbratwurst und zischt ein kühles Blondes. Beim Umdrehen jedoch entpuppt er sich als Pat-Metheny-Fan, der seinem Guru so ergeben ist, dass er fast als sein Double durchgehen könnte. Nur an seinem Sächsisch muss er noch arbeiten. Und an der Rostbratwurst. Eine Kundin, die in die Betrachtung der graumelierten T-Shirts versunken war, überrascht den Verkäufer am Merchandisingstand mit der Frage, ob heute abend die „Pat Metheny Group” spielt? „No. It´s Pat Metheny and...” er braucht fünf Sekunden, um auf den Namen des anderen Stars zu kommmen „..and Pat Mehldau... äh... Bratt... äh... Brad Mehldau”. Das sind auch die Namen auf diesen T-Shirts. Schlagzeuger und Bassist sind nicht soooo wichtig. Im „Pat Metheny Songbook” wird dem potenziellen Kunden schon auf der ersten Seite klar gemacht, dass er gleich Gottes ansichtig werden wird. „Extremely advanced and sophisticated sense of traditional jazz” ist da unter der Überschrift „Milestones” zu lesen. Apropos „Meilenstein” – die Scheibe „Largo” von Brad Mehldau ist ein solcher, wobei man mit Begriffen dieser Art nicht inflationär umgehen sollte. Man höre sie wieder und wieder, berausche sich an der Kreativität, der Schönheit, der Befriedigung seiner sämtlichen Süchte durch eine einzige CD. Die Musik am Mittsommertag 2007 ist ohne Zweifel virtuos, perfekt in Szene gesetzt, benötigt keinerlei Absprachen mehr. Das technische Level ist im obersten Hundertstel des traditionellen Jazz anzusiedeln und erinnert an Otto Ludwig Piffels Definition des Kapitalismus in dem Film „Eins, Zwei, Drei”: „Kapitalismus ist wie ein toter Hering im Mondenschein. Er glänzt, aber er stinkt.” Mr. Metheny spricht auch mit dem Publikum. Er sagt einmal „Yeah!” und einmal „Thank you.” Ansonsten konzentriert er sich meistens auf sein Gitarrenspiel. Sein Auftritt wirft unglaublich viele Fragen auf wie etwa „Wie schaffen Sie es nur, immer die absolut gleiche Frisur auf allen Promofotos von 1975 bis heute zu haben?” oder „Sind Sie ein Genie?”An dem Versuch, ein Interview zu bekommen, hat es nicht gemangelt. Fakt ist aber, dass es generell auf der ganzen Tour keine Interviews gibt. Insiderkreise behaupten, Pat Metheny hätte das folgendermaßen begründet: „Interviews sind nicht nötig. Die Karten verkaufen sich auch so.” Und dies, ist definitiv ein Satz eines Menschen, der über einen „extremely advanced and sophisticated sense of traditional jazz” verfügt. Man sollte dies erweitern durch „At least“. Sandra Weckert |
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