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Jazzzeitung

2008/01 ::: seite 7

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Inhalt 2008/01

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig


TITEL - Musikerschicksal
Die Geschichte des Jazztrompeters Werner Steinmälzl – Teil 1


DOSSIER
- Musikbücher
Die wilden Zwanziger
Robert Nippoldt und Hans-Jürgen Schaal und ihr opulentes Buch über New York

Jazz-Visionen aus 40 Jahren
Ein Bildband von Siggi Loch

Drei Wünsche frei
Pannonica de Koenigswinter und ihre Labour of Love

Ein kleines Meisterwerk
Der Fotograf Jimmy Katz und seine Musikerporträts


Portraits

Stéphane Grappelli, Sabine Kühlich, Gilad Atzmon, Hyperactive Kid, Soulsängerin Ledisi, Daniel Glatzel

… und mehr im Inhaltsverzeichnis

Kompromisslos der Musik dienen

Daniel Glatzel spielt sich in die erste Reihe der jungen Jazzmusiker

Ein schlechtes Imitat zählt hierzulande oft mehr als ein Original, auch im Jazz. Denn oft bilden Musikhochschulen stromlinienförmige Epigonen statt kreativer Persönlichkeiten heran. Der 1984 in Düsseldorf geborene und derzeit in Berlin studierende Daniel Glatzel hat seine Ecken und Kanten und den Mut zu Grenzüberschreitungen jedoch bewahrt. Er zählt mittlerweile zu den interessantesten und eigenwilligsten Saxophonisten und Komponisten der Jazz-Szene.

Daniel Glatzel

Bild vergrößernDaniel Glatzel

Musik habe ich gehört, bevor ich atmen konnte“, erzählt er. Seine Mutter, eine Koreanerin, war Opernsängerin; 1996 zog er für drei Jahre zu ihr nach Seoul, begann Tenorsaxophon zu lernen und hatte erste Auftritte mit Jazzmusikern in der koreanischen Metropole. Zurück in München, lernte er den renommierten Bariton-Saxophonisten Thomas Zoller kennen und nahm bei ihm Privatunterricht. „Zoller hat mir die Ohren geöffnet und meinen Blick aufs Leben verändert“, erinnert sich Glatzel. „Für mich waren nun viele Quellen wichtig, von Schubert bis Bartók, von Clifford Brown bis zur Musik Marokkos.“

Zukunftsweisend war der Kontakt zu dem jungen Münchner Posaunisten Matthias Götz. Mit dessen Band „Fishcat“ errang er bei „Jugend Jazzt“ 2000 den zweiten Preis und daraufhin ein Engagement bei „Jazz an der Donau“. Götz, in dessen „Windstärke 4“ er noch heute spielt, motivierte ihn zu ersten eigenen Kompositionen. Die standen auch bei der Band „Das Rote Gras“ im Mittelpunkt, die Glatzel nach dem Abitur mit Karsten Hochapfel gründete. Flöte, Fagott, Cello oder Akkordeon bestimmen die Klangfarben, komplexe Strukturen und atonale Passagen wechseln mit swingenden Stellen, Humor mit Ernst, immer aber bleibt der kammermusikalische Gestus im Vordergrund. „Dieser Jazz ist wirklich neu - muss man gehört haben“, schwärmte das Deutschlandradio über die 2007 erschienene CD „Das Rote Gras“ und empfahl sie als Tipp des Monats.

2004 ging Glatzel zum Studium an der Hochschule für Musik Hanns-Eisler nach Berlin. Hier war sein bislang größter Coup die Gründung einer in der Musikszene Deutschlands einmaligen zwanzigköpfigen Kammer-Formation mit bis zu acht Streichern. Mit diesem „Andromeda Mega Express Orchestra“ brachte er alle musikalischen Einflüsse und Visionen unter einen Hut: Jazz, Klassik, Neue Musik, aber auch Klänge aus Fernost. „Die Band hat idealistischen Charakter“, sagt Glatzel, „Geld lässt sich mit ihr ohne öffentliche Zuschüsse nicht verdienen“. Trotzdem ist es ihm gelungen, über die Runden zu kommen, Solisten wie Magnus Schriefl, Gerhard Gschlößl oder Andi Haberl zu binden und auch Stars wie John Hollenbeck zu gewinnen. Das Erfolgsrezept des Andromeda-Orchesters sind Glatzels Organisations- und Motivationstalent, sein Mut, Kreativität bedingungslos vor Kommerz zu stellen und die Fülle von spannenden Kompositionen, die Einflüsse von Gil Evans zeigen, ihre Eigenständigkeit aber immer bewahren und mit ungewöhnlicher Instrumentierung überzeugen.

Glatzels Aktivitäten ziehen mittlerweile ihre Kreise. Das Cusanus-Werk hat ihm ein Stipendium und einen Kompositionsauftrag, die Vertonung von Rilke-Gedichten, gegeben. Die intensive Zusammenarbeit mit der Rock-Band „The Notwist“, für die er einige Stücke schrieb, setzt neue Akzente. Eine Korea-Tour des „Andromeda-Orchesters“ ist für September 2008 gebucht, Gigs in München oder Pfaffenhofen sind vereinbart. Zu hoffen ist, dass endlich auch Festivalorganisatoren auf Daniel Glatzel aufmerksam werden, der von sich nur sagt: „Ich will keine Kompromisse machen und der Musik dienen, so gut ich kann“.

Werner Kraus

www.danielglatzel.com

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