Anzeige |
|
|
Anzeige |
|
Roberto Fonseca Ein
Rubén Gonzalez von Buena Vista Social Club gibt seinen Platz
nicht an irgendjemanden ab. Es musste Roberto Fonseca sein, als vor gut
fünf Jahren ein neuer Pianist gesucht wurde. Der kubanische Jüngling
mit Designerhut und schwarzem Anzug hat nun das vierte Soloalbum unter
seinem Namen veröffentlicht und wird den hohen Erwartungen voll gerecht. Brüderlich vereinen
sich präziser Pianojazz und anspruchsvolle Kubarhythmen auf „Zamazu”.
Der Typ hat ebenso viel Feuer in den Fingern wie Feingefühl. Was
die großen, braunen Kulleraugen auf den Pressebildern andeuten,
wird von seinem Spiel am Klavier noch bei weitem übertroffen: So
geradlinig und selbsttreu, dabei so wendig und lebendig, verträumt
und doch hellwach, verspielt und gleichzeitig immens erwachsen. Fonseca
erfrischt und überrascht immer wieder, zeigt virtuoses Können
und emotionale Reife. Die Wirkung kommt nicht zuletzt auch durch die
treibende Begleitung von Bongos, Kongos & Co. zustande und wird durch
glatte Vokalbegleitung, Flöte, Klarinette und Saxophon unterstützt.
Die Platte umspielt eine enge Verbundenheit zur Heimat. In „Dime
que no” etwa thematisiert Fonseca seine Liebe zur „Guajira” – einem
typischen Musikstil der Insel - und schrieb das Stück zusammen mit
seiner Mutter. Ibraim Ferrer ist das Stück „El Niejo” gewidmet,
das die beiden viele Jahre lang auf After-Show-Sessions begleitet hat.
Und der Titel der Platte selbst entsprang der Phantasie seiner kleinen
Nichte, die ihm damit glauben machte, eine Fremdsprache zu beherrschen. Marcel Richard Diese „Kammermusik“ des Marcel Richard Quartetts stellt
vor allem die in Essen lebende Saxophonistin Natalie Hausmann in den
Vordergrund, und die erhält von der Band des Kölner Schlagzeugers
eine hochkreative Unterstützung bei ihrem ausdrucksstarken, extrem
wandlungsfähigen Spiel. Helge Schneider
Helge Schneider steht nicht vor dem Zusammenbruch, obwohl er sein aktuelles
Album in eigenwilligem Englisch „I Brake Together“ nennt.
Wieder einmal besingt der Komiker unsere Nahrungsmittel. Nach Reis und
Möhrchen ist nun das „Käsebrot“ an der Reihe. Zur
Seite steht dem Entertainer eine souveräne kleine Combo, die sämtliche
Varianten jazzgeprägter Unterhaltungsmusik parat hat. Allen Fans
bekannt ist der langjährige Begleiter am Schlagzeug, Pete York.
Helge Schneider ist erstaunlich virtuos am Klavier zugange und legt auch
unterhaltsame Soli an Blockflöte und Mundharmonika hin. Pentalogy Ist es wirklich schon so weit? Best-Of-Platten von Gruppen, die nur
wenige Lenze zählen. Macht man da nicht besser zunächst eine
Gesamtausgabe, weil man doch nichts auswählen kann aus lauter unterschiedslos
guten Stücken? Nee. Warum auch? Michael Schiefel Nein, wir lassen seine Tiere unangetastet, die Michael Schiefel so verehrt – all
jene kreuchend-fleuchenden Kreaturen aus seinem realen oder fiktiven
Zoo, gegen die der Mensch doch in vielerlei Hinsicht so verkümmert
scheint. Augenzwinkernd-philosophisch ist seine neue CD „Don`t
touch my animals“ immer wieder, musikalisch erstaunlich ist sein
mittlerweile viertes Solowerk allemal! Der junge Mann mit der androgynen
Stimme ist ausgebildeter Jazz-Sänger, hat sich an der Avantgarde
erprobt und schließlich eine Nische erobert, die ihm so schnell
keiner nachmachen wird. „Vocals only!“ stellt er auf dem
Booklet klar und grenzenlos scheint, was er damit anzustellen weiß.
Spur für Spur entsteht mit dem Loopgerät, das er auch live
so virtuos zu bedienen weiß, ein ganzes A-Capella-Ensemble in Personalunion.
Begleitfiguren, rhythmische Texturen, Scatpassagen und echtes „Crooning“,
aber auch kirchentonal anmutende polyphone Gegenstimmen formen sich zu
einem dichten Klangteppich. Heraus kommt dabei ein illustrer Bogen aus
14 Songs, die bei aller Kunstfertigkeit, bei allem musikalischen Know-how
des in Münster geborenen Wahlberliners mit genialer Leichtigkeit
Herz und Geist erfrischen. „Deutsch“ diskutiert ironisch
die Ästhetik unserer Muttersprache in Bezug auf ihre Singbarkeit.
Ganz groß hitverdächtig ist ein wundervoll beobachteter alltagssoziologischer
Vergleich aus seiner Feder: „Aufm Dorf und inner Stadt...“ Tord Gustavsen Trio Trübsinnig, düster, träge: Wie das Plattencover, welches
ekstatische Dramen im Dunkelton verheißt, so die Musik. So geschehe
es. Mit wenigen Klängen wird man hineingerissen – bei dieser
klassischen Klaviertrioformation – in einen Sog aus Nichts, aus
geradezu nihilistischem Nichts. Michael Wollny Sie kommen langsam, die Hexen, aus dem Dunkel schwingen sie sich ins
Sichtfeld, immer mehr, und man weiß noch nicht, wo das Schauspiel
enden wird. Michael Wollny eröffnet mit seinen Solo-Improvisationen
eine Bühne für spektakuläre Klangkünste und entführt
mit ungeheurer Ausdruckskraft in die unheimlichen Tiefen emotionaler
Energien. The Original Chico Hamilton Quintet Der Schlagzeuger Chico Hamilton (mit 85 Jahren immer noch aktiv) wurde
bei uns 1952 durch sein subtiles Besenspiel im ersten Gerry Mulligan
Quartet (mit Chet Baker) bekannt. Da hatte er aber schon mit vielen Größen
gearbeitet: Lionel Hampton, Lester Young, Duke Ellington oder Count Basie.
1955 stellte er ein Quintett in ungewöhnlicher Besetzung auf, das
durch hervorragende Themen wie auch durch behutsames Zusammenspiel und
feinfühlige Solos Jazzgeschichte machte: Buddy Collette (fl,cl,as,ts);
Fred Katz (cello); Jim Hall (g) und Carson Smith (b) gehörten zur
Erstbesetzung. Es war die erste bedeutende Jazzgruppe mit einem Cello
in tragender Funktion, und durch ihr Klangbild und die ruhige Grundstimmung
so etwas wie ein Gegenstück zum Modern Jazz Quartet, das unter diesem
Namen ein Jahr zuvor gestartet war. Sehr schade, dass ihr nicht ein ähnlicher
Erfolg zuteil wurde. Sie war auch die erste Station zur großen
Karriere von Jim Hall, dessen aufs Wesentliche konzentrierte, sich jeder
Artistik enthaltende Spielweise hier schon ganz ausgeprägt ist (dies
dürften auch seine ersten Aufnahmen überhaupt sein). Erstaunlich,
wie modern diese Stücke wirken. Machen Sie den Test, spielen Sie
sie Freunden vor und fragen Sie nach dem Aufnahmedatum! Ja,und dann gibt
es sogar mit “Free Form” noch einen frei improvisierten Titel — früher
Free Jazz, sehr gelungen, ein Beweis für die Homogenität dieses
Ensembles. Drews, Dudek, Haurand Seit Ende der fünziger Jahre kennt man die Versuche, Jazz und Lyrik
zusammen aufzuführen. The Groenewald Newnet Von Oliver Groenewald (9 Titel) und Ralf Hesse (1 Titel) exzellent geschriebene
(gibt es da einen Einfluß von George Russell?) und von der Band
sehr überzeugend gespielte Musik. Besonderes Lob verdient Christian
Schoenefeldt: Er spielt für die anderen und ist nie zu laut. Würden
die Solos so unter die Haut gehen wie die fixierten Passagen, wäre
es eine 5-Sterne-CD. Anat Fort Die in Tel Aviv geborene Pianistin Anat Fort umgibt sich mit drei Meistern
der Improvisationskunst: dem Schlagzeuger Paul Motian, dem Bassisten
Ed Schuller und Perry Robinson an Klarinette und Okarina, einer Art Schnabelflöte.
Die Stücke sind allesamt Eigenkompositionen der israelischen Musikerin
und bezeugen ihr kompositorisches Talent. Im Hintergrund schimmern ihre
musikalischen Vorbilder durch: Bill Evans, Keith Jarrett und Paul Bley.
Mit ihren ausgewogenen Konturen hat insbesondere die Ballade „Just
Now“ das Zeug zum Klassiker. Das Stück taucht in variierter
Form mehrfach auf, was dem Album einen schönen, runden Bogen verschafft.
Die zumeist lyrischen Kompositionen bieten ausgedehnte Freiräume
für Improvisationen. Die vier Musiker knüpfen ein komplexes
Klanggeflecht, in dem die Pausen ebenso wichtig sind wie die Töne
selbst. Viel Zeit nehmen sie sich zum Erproben mannigfaltiger Interaktionsformen.
Als Kind erhielt Anat Fort eine klassische Ausbildung; schon in jungen
Jahren begann sie zu komponieren und zu improvisieren. Mitte der 1990er
Jahre zog sie aus Israel in die USA, um ihr freies Spiel in der amerikanischen
Jazztradition zu verankern. Heute pendelt Anat Fort zwischen New York
und Tel Aviv, auch musikalisch hat sie einen Hauch Orient beibehalten.
Dieses bemerkenswerte internationale Debüt sollte man sich nicht
entgehen lassen.
|
|