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Die Brasilianerin kam als Tochter einer klassischen Pianistin zur Welt, die schon an den Händen des eben geborenen Babys den künftigen Beruf erkannte. Da Mama während der Schwangerschaft sieben Stunden täglich übte, ist es kein Wunder, dass Eliane später auch Villa-Lobos oder Chopin-Aufnahmen machte. Folgenreicher als der klassische Unterricht war aber die Jazzplattensammlung ihrer Mutter. So wuchs Klein Eliane mit Art Tatum, Bud Powell, Erroll Garner, Wynton Kelly, Nat King Cole und Oscar Peterson auf. Mit zwölf Jahren transkribierte sie schon die Soli ihrer Vorbilder. In späteren Jahren sollte sie sich noch an Bill Evans, Herbie Hancock und Keith Jarrett schulen. Die ersten berühmten Exponenten der Verbindung aus Jazz und brasilianischer Musik waren zur Zeit ihrer Kindheit amerikanische Jazzmusiker oder brasilianischer Musiker, die man jedoch kaum dem Jazz zuordnen kann. Lange Zeit fehlte es aber an international wahrgenommenen brasilianischen Jazzmusikern, die dem brasilianischen Element im Jazz auch außerhalb ihrer Heimat mehr Authentizität verleihen konnten. Sie wuchsen in den 70er- und 80er-Jahren heran, Größen wie Tania Maria, Claudio Roditi oder eben Eliane Elias. Als geborene Brasilianerin, die mit Stars der brasilianischen Musik zusammengearbeitet hat und als Jazzerin von Kindheit an, die seit 20 Jahren fest zur nordamerikanischen Jazz-Szene gehört, kann Eliane Elias natürlich einen ganz anderen Gebrauch aus der Verschmelzung ihrer beiden musikalischen „Muttersprachen“ machen als all die Kollegen, die sich erst durch Einfühlung in eine ihnen letztlich fremde Sphäre versetzen müssen, in der sie eigentlich nicht heimisch sind. Der durch das Zimba Trio bekannt gewordene Komponist Amilton Godoy war Elianes Klavierlehrer, als sie 1973 in São Paolo eine Musikschule besuchte. Mit 15 leitete sie selbst dort schon die Klavierklasse und trat regelmäßig auf. Als Siebzehnjährige tourte sie mit dem Gitarristen Toquinho und dem großen Poeten Vinícius de Moraes, der für so viele Bossa-Nova-Songs Verse geschrieben hatte. Als sie mit 21 in Paris Urlaub machte, lernte sie den Bassisten Eddie Gomez kennen, dessen Ermutigung nach New York zu übersiedeln, den Ausschlag für ihren eigenen Umzug gab. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. In New York schloss sie sich der erfolgreichen Formation Steps Ahead an und heiratete den Trompeter Randy Brecker mit dem sie zunächst eine Band leitete bevor beide zunächst als Musiker, dann als Privatmenschen beschlossen, lieber eigene Wege zu gehen. Wer die weitere Entwicklung dieses musikalischen Chamäleons verfolgt und dabei die unterschiedliche Ausrichtung ihrer Alben wahrgenommen hat, wird sich kaum über die unterschiedlichen Reaktionen und Einschätzungen wundern. Die Brasilianerin hat sich nämlich mit dem Fassettenreichtum ihrer Musik zwischen alle Stühle gesetzt: Für Latin-Jazz – Lover ist sie zu wenig lateinamerikanisch, für Mainstream-Jazzer aber zu brasilianisch und zu klassisch. Fusion-Freunden boppt sie zu viel, Anhänger des akustischen Jazz wähnen sie (wiewohl sie am liebsten akustisch spielt) im gegnerischen elektrischen Lager. Straight-Ahead-Jazz-Fans produziert sie zu viel Easy Listening, während sie Smooth Jazz-Fans nicht gefällig genug ist. Fast könnte man meinen, die attraktive Tastenkünstlerin habe wenig Bewunderer. Doch wie sagt der Volksmund so treffend: „Wer schimpft, der kauft“. Elias hat angesichts des Gemäkels von Puristen jeglicher Couleur gut lachen. Ihre Alben stellen nämlich eine unglaubliche Erfolgsserie dar. Fast jedes erreichte Platz 1 in den Rundfunk-Charts. Marcus A. Woelfle |
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