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Der Jazzpianist, Keyboarder und Komponist Wolfgang Dauner (geboren 30. Dezember 1935) erhält 2003 die „German Jazz Trophy – A Life for Jazz“. Den Preis, eine Statue des Stuttgarter Bildhauers Otto Herbert Hajek, verleiht die Sparda-Bank Baden-Württemberg gemeinsam mit der Jazzzeitung (ConBrio Verlagsgesellschaft, Regensburg) und der Kulturgesellschaft Musik und Wort. Wolfgang Dauner hatte es nie genügt, die Swingnummern und Hardbop-Standards, die zur Zeit seiner musikalischen Sozialisation prägend waren, nachzuspielen. Er wollte auch immer Neues, Eigenes machen. Und er sprudelte stets über vor Ideen. Das ist bis heute so geblieben. Die Jazzzeitung wollte wissen, was der legendäre Jazzmusiker zur Zeit für Pläne in der Schublade hat. Jazzzeitung: Was sind ihre aktuellen Projekte?
Wolfgang Dauner: Mein wichtigstes Projekt, das ich jetzt gerade für Felix Hungerbühler (Huby) mache, ist die Musik zu einer Filmkomödie mit dem Titel „Ein Gauner Gottes“. Regie hat Helmut Metzger geführt. Diese Arbeit war für die ARD und wird am 29. Dezember ausgestrahlt. Jazzzeitung: Sie haben sich einen Namen gemacht, indem Sie als erster Elektronik eingesetzt haben? In der Filmmusik, aber auch im Jazz. Dauner: Ich war einer der ersten, die einen großen Synthesizer verwendet haben. Den holte ich selber in England. Das war 1971, da gab‘s anfangs nur vier Stück auf der Welt. Ich habe so viele Jahre Fingerübungen mit elektronischer Musik gemacht, dass mir das natürlich später sehr geholfen hat. Ich habe das damals viel benutzt, ich habe viel fürs Nachmittagsprogramm gemacht, für Kinder, da konnte man das ganz gut einsetzen. Aber mittlerweile interessieren mich eigentlich gesampelte Klänge, also realistische Klänge, mit denen ich gut arbeiten kann. Sie geben mir Schnelligkeit und sind mittlerweile so perfekt im Klang, dass sie nicht mehr stören als etwas Kaltes oder Elektronisches. In diese Richtung entwickelt sich die Elektronik. Jazzzeitung: Eine positive Entwicklung? Dauner: Was ich nicht gedacht hätte, ist, dass die Elektronik Tür und Tor öffnet für Leute, die mit Musik eigentlich nichts am Hut haben. Man kriegt heute Maschinen an die Hand, die mit Musikfragmenten vollgestopft sind, und die User brauchen nur abzudrücken: wie so ein Flickenteppich kann man da ein Ding nach dem anderen hinmachen. Das klingt alles gut. Dramaturgisch wird für Krimi-Produktionen zum Beispiel auch nicht viel verlangt. Das ist nur noch Untermalung. Eine richtige Melodie kommt da gar nicht mehr vor. Jazzzeitung: Sie dachten, die Elektronik wäre was für Musiker? Und nicht für Computerbastler? Dauner: Eigentlich sind die Leute an der Misere schuld, die das dann abnehmen und entscheiden, ob das in Ordnung ist. Die Kreativität wird von den Programmen vorgegeben. Jazzzeitung: Welche Projekt stehen noch an? Dauner: Nächstes Jahr machen wir ein neues Projekt mit der German Jazz Masters/Old Friends-Gruppe: Klaus Doldinger, Manfred Schoof, Eberhard Weber und Wolfgang Haffner. Albert Mangelsdorff kann leider nicht auf die Tournee mitgehen, weil er sich den Ellenbogen gebrochen hat. Es ist quasi eine Anschlusstournee, und es wird der Anschlussfilm zu unserem erstem Road-Movie „Von New York zum Mississippi“. Davor mache ich Januar und Februar eine Solotournee; zwischendurch habe ich Konzerte. Jazzzeitung: Aber im vergangenen Vierteljahr hatten Sie doch einen Haydn-Spaß? Dauner: Ich habe ein Haydn-Projekt gemacht: „Haydn 14 heute“. Für das Stuttgarter Kammerorchester bearbeitete ich die Haydn-Sonate Haydn Sonate HOB. XVI Nr. 45 für Kammerorchester, Jazzbass und Klavier. Das wurde in der Reihe Haydn-Spaß im Stuttgarter Mercedes-Forum unter Dennis Russell Davies aufgeführt. Das sind Sachen, die sehr viel Zeit wegnehmen, aber das interessiert mich auch. Erst mal, weil ich Haydn gespielt habe in der Klavierstunde, und weil mich diese Vermischung von diversen Stilistiken interessiert. Jazzzeitung: Sie haben wahrscheinlich eine Sieben-Tage-Woche? Dauner: Man versucht natürlich, ein bisschen Freizeit rauszuholen, zum Beispiel zum Fahrradfahren. Mit meiner Frau mache ich jetzt das erste Mal in meinem Leben vier Wochen lang Urlaub in Thailand. Jazzzeitung: Und sonst? Dauner: Vor einigen Tagen erhielt ich ein Schreiben vom Lincoln Center New York – künstlerischer Leiter ist Wynton Marsalis. Es wird für 128 Millionen Dollar 2004 in NewYork am Columbus Circle ein neues Jazz Centrum, die Frederick P. Rose Hall, entstehen mit zwei großen Konzertsälen, mit Produktionsmöglichkeiten für Oper und Ballett, sowie mit Unterrichtsräumen und Proberäumen als Produktionsstätte für die besten internationalen Jazzmusiker. In die internationale Jury, die diese Jazzmusiker aussuchen wird, wurde ich nominiert worauf ich sehr stolz bin. Hier in Stuttgart war ich – vor einigen Jahren allerdings – beim Kulturbürgermeister, und der wusste noch nicht einmal, dass ich Klavier spiele. Das ist eben der Unterschied. Das Gespräch führte Andreas Kolb |
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