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Praktische Kleidung wie auf dem Trainingsplatz und eine Sporttasche, in der man eher einen Fußball als eine Trompete und ein Flügelhorn vermuten würde. Wer Dusko Goykovich auf seinem Weg zum Überaum dem Münchner Nachtcafé begegnet, könnte ihn für einen erfolgreichen Fußballtrainer halten. Und nicht für einen Jazz-Trompeter von Welt-Rang auf dem Weg zu seiner täglichen Übungssession. Schon gar nicht für einen, der am 14. Oktober seinen 70. Geburstag feiert und vor knapp zehn Jahren an einem Magendurchbruch beinahe gestorben wäre. Der agile, 1931 im bosnischen Jajce geborene Goykovich Sohn eines montenegrinischen Vaters und einer serbischen Mutter sieht gut zehn bis fünfzehn Jahre jünger aus. Jazz als Sport: Wenn Dusko Goykovich vom täglichen Üben erzählt, vom andauernden Feilen am Ton und der Technik, davon, dass er stets zuerst Trompete und anschließend Jazz, das heißt das Improvisieren, übt, drängt sich diese Parallele auf. Sportives Üben, dass sich jedoch nie im sportlichen Aneinanderreihen von Tönen über ewig lange Soli erschöpft: Dusko Goykovich war stets im Gegensatz zu manch jüngerem Kollegen mit mehr Publicity ein geschmackssicherer Ästhet, ein Meister des musikalischen Erzählens, für den Trompete-Spielen nichts anders ist als Sprache: Ein Wort kommt nach dem anderen, schön der Reihe nach. Du formst Sätze mit Kommas, holst wieder Luft, sprichst bis zum Ende des Satzes und machst einen Punkt. Dann kommt der nächste Satz. Und je einfacher und klarer du sprichst, um so besser wirst du auch verstanden. (aus: R. Köchl/P. Tippelt/R. Wiedamann: Dusko Goykovich Jazz ist Freiheit/Schriftenreihe des Bayerischen Jazzinstituts 1, Regensburg: ConBrio, 1995, S. 91f.). Dass er genauso erzählerisch, elegant und verständlich spielt, hat Goykovich auf unzähligen seiner rund 150 Einspielungen als Leader und Sideman immer wieder unter Beweis gestellt zuletzt auf dem erst frisch herausgekommenen Balladenalbum In my dreams (Enja/ENJ 9408 2). Neben dem bekennenden Romantiker und Balladen-Liebhaber mit dem verhangenen Ton gibt es zahllose andere Facetten Goykovichs. Zum Beispiel den Bebop-Ritter, der ohne Furcht und Tadel mit messerscharfer Phrasierung über die wildes-ten Changes und flottesten Tempi reitet. Oder den BigBand-Liebhaber, der seine langjährige BigBand-Erfahrung seit den 50er-Jahren mit Max Greger, Kurt Edelhagen, Maynard Ferguson, Woody Herman und der Clarke-Boland-Band (das Beste, was ich überhaupt gemacht habe) auch an den Jazznachwuchs weitergegeben hat. Sechs Jahre lang (19861993) leitete Goykovich in der schwierigen Aufbauphase das Bayerische Landesjugendjazzorchester. Jeder Jazzer sollte zumindest in jungen Jahren einmal in einer Big Band der großen Schule des Jazz gespielt haben, sagt Goykovich und freut sich über das auch vom Landesjugendjazzorchester mit ausgelöste BigBand-Revival. Bebop, Balladen und BigBands selbst das macht noch nicht den ganzen Goykovich aus. Es gibt auch noch den Dusko Goykovich als Pionier, der Rhythmen und Melodien aus dem ehemaligen Jugoslawien verjazzt. Bereits 1966 nahm Goykovich das wegweisende Album Swinging Macedonia auf. Diese und nachfolgende Einspielungen machten Schule, vor allem in den letzten Jahren: Von Bojan Z, dem in Paris lebenden Pianisten aus Ex-Jugoslawien, bis hin zur ethno-poppigen Filmmusik in Emir Kusturica-Filmen. Goykovichs nächstes Album wird noch stärker und authentischer nach Balkan klingen: Erst vor kurzem ist er aus Südserbien zurückgekommen, wo er mit Zigeunerkapellen Aufnahmen gemacht hat, die unter dem Titel Gipsyland erscheinen sollen. Noch besser als jedes Goykovich-Album ist natürlich Goykovich live. Und dazu gibt es in den kommenden Monaten reichlich Gelegenheit. Seinen 70. Geburtstag will der Trompeter von Oktober bis Oktober feiern mit Konzerten im Kreis von Freunden, beispielsweise in München seiner Wahlheimat seit 1968 im Hotel Bayerischer Hof (14. Oktober) sowie im Schwabinger Lustspielhaus (6. November, Aufnahme des BR), Passau (Scharfrichterhaus, 10. Oktober), und Neuburg/Donau (Birdland, 19. Oktober). Ansonsten gilt: Halten Sie Ausschau, wenn Sie einen Mann mit Sporttasche sehen... Claus Lochbihler |
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