Story
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Der
Klangfarben-Magier
Bill
Carrothers: Zeit fürs Trio unter eigener Regie
Seine bevorstehende Tournee kündigt ihn als Rising Star
an. Wer die Musik des aus Minneapolis stammenden New Yorker Pianisten
Bill Carrothers hört, mag kaum Zweifel aufbringen, dass da ein aufgehender
Stern am Jazzfirmament mit bloßem Ohr zu erkennen ist. Aber ob aus
dem Mittdreißiger mit Sterne-Qualität jemals einer dieser Musiker
wird, um die sich Medien und Fans reißen, darf dann doch mit einem
Fragezeichen versehen werden.
Denn
für den Jazzmassengeschmack (wenn es denn so etwas gibt) ist das,
was er mit viel Passion aus den Tasten zaubert, womöglich viel zu
introvertiert. Carrothers spielt seit seinem fünften Lebensjahr Klavier.
Zehn Jahre später traute er sich erstmals auf eine Bühne. In
Minneapolis jammte er mit vielen namhaften Musikern, unter anderem auch
mit dem Popzwerg, der sich jetzt wieder Prince nennt. In seiner Heimatstadt
war er durchaus umstritten, von den Fortschrittlichen bewundert, von den
Konservativen missverstanden. Erst als er 1988 nach New York zog, war
die Meinung über den Pianisten einhellig. Er wurde von Musikern wie
Joe Beck, Buddy DeFranco, Scott Colley, Dewey Redman, James Spaulding,
Curtis Fuller, Billy Higgins oder Ira Sullivan engagiert. Und mit dem
gefeierten Schlagzeuger Bill Stewart zelebriert er im Big Apple eine nun
schon langjährige musikalische Partnerschaft. Ihr gemeinsames Album
Duets With Bill Stewart (Warner Classics & Jazz) wurde
übrigens gerade mit dem Deutschen Schallplattenpreis (Vierteljahresliste)
ausgezeichnet. Wo liegen die Qualitäten von Bill Carrothers? Nun,
er ist harmonisch sicher einer der ausgeschlafensten Pianisten der Gegenwart,
der nie um so verblüffende wie logische Klangfarbenkombinationen
verlegen ist. Auch rhythmisch weiß er mit Akzentuierungen zu arbeiten,
die in der Pianistensprache eher selten vorkommen. Und Carrothers
Musik? Die schwebt. Dabei unterscheidet sich der Amerikaner deutlich von
vielen der sich im Rubato freischwimmenden ECM-Pianisten. Bill Carrothers
entwirft, etwa auf seinem Frank Sinatra gewidmeten After Hours,
Vol. 4 (Go Jazz Clubland), verhangene, düstere, tief aus den
Weiten der Seele geholte Soundlandschaften, die trotz ihrer dunklen Tönung
von viel Wärme künden. Am 13. Oktober spielt der Pianist mit
seinem Trio im Birdland in Neuburg an der Donau und am 21.10. in der Münchner
Unterfahrt.
Ssirus
W. Pakzad
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