Festival

Seite 8

Jazz ist mehr

Drei Wochen lang: „Festival Jazz & More 2000“

Vom 16. Mai bis zum 4. Juni wird München zum Zentrum des europäischen Jazz. Dann finden drei Wochen lang in den Kammerspielen, der Muffathalle, im Einstein-Kulturzentrum, Neuen Theater, Prinzregententheater, BMW Pavillon und Filmmuseum eine Fülle von Konzerten und anderen Veranstaltungen statt, die sich eine Bestandsaufnahme des zeitgenössischen Jazz und der improvisierten Musik zur Aufgabe gesetzt haben. „Offenheit, die aus der sensiblen Wahrnehmung von Wirklichkeit kommt, ist Voraussetzung für musikalische Innovation.“

So sehen die künstlerische Lei terin Annelie Knoblauch und Sepp Dachsel ihr musikalisches Konzept für das internationale Festival. Dass der Schwerpunkt auf Europa liegt, verdankt sich auch dem Umstand, dass in den Ohren der Festivalmacher aus den USA derzeit kaum Neues auf diesem Gebiet zu hören ist. Im Zentrum stehen Musiker aus Deutschland (Kühn, Haage, Stockhausen), Frankreich (Portal, Lê, Texier, Garcia-Fons, Galliano), Italien (Fresu, Trovesi, Rava) und den Niederlanden (Breuker, Bijma). In vielen Projekten kommt es zur europäischen, speziell deutsch-französischen Zusammenarbeit. Unter den Gästen sind einige, die in den vergangenen Jahren bereits bei der Reihe Jazz & More und dem Münchener Big Band Meeting gastierten, in gewisser Weise ein Vorläufer des diesjährigen Festivals.

Seit 1996 gibt es die Jazz & More-Konzerte in Räumen der und in Zusammenarbeit mit den Münchner Kammerspielen, die mit dem Festival ihr neues Haus einweihen und dort und im Blauen Haus 15 Veranstaltungen beherbergen werden. Seit 1997 reiften die Pläne für ein gemeinsames Millennium- (und Million-) Projekt, zu dem sich BMW als Sponsor von Jazz & More, der Freistaat Bayern und die Stadt München paritätisch zusammenfanden. Wobei es dem Kulturreferat ein Anliegen war, dass die städtischen Mittel auch Münchener Künstlern zugute kommen. Veranstalter sind die Kammerspiele, das Kulturreferat und der Verein Jazz & More; Konzept und Realisation liegen beim Kulturkontor, in Zusammenarbeit mit einer Reihe anderer Institutionen.

Der Bassklarinettist Michael Riessler stellte auf der Pressekonferenz mit Vertretern aller beteiligter Institutionen seinen umfangreichen Beitrag persönlich vor: Vier Uraufführungen seiner Werke werden in München stattfinden, die alle etwas gemeinsam haben: „Sie beziehen die Elemente Sprache und Stimme mit ein und sollen die Neue Musik kleiner machen“: das Hörspiel „Loose Shoes“ mit dem Autor Raymond Federmann am 16.5. zum Auftakt, „Je me souviens“ am 25., „No, no... But may be?“ am 28., „Momentum Mobile“ mit dem Münchner Kammerorchester am 26. und das Klarinettenquartett „Bach 2000“ am 2.6. Ein musikalisches Porträt Riesslers entsteht im Gespräch mit Bert Noglik am 28.5. Porträtiert wird auch Giancarlo Schiaffini, der diesjährige „Composer in Residence“ des „ici forum munich“, der am 20.5. seine Suite „Dubs“ nach den „Dubliners“ von Joyce und am 23. „Rhapsody for Billie“ (Holiday) erstmalig in Deutschland aufführen und am 21. Mai die Ergebnisse seiner Probenarbeit mit Münchener Musikern vorstellen und im Podiumsgespräch über sich und seine Arbeit Auskunft geben wird. Gleiches tut Louis Sclavis, einer der fruchtbarsten europäischen Jazzer und maßgeblicher Vertreter der „Folklore Imaginaire”, am 4. Juni, bevor er seine Programme „Five Easy Pieces“ und „Suite Africaine“ zu Gehör bringt.

Nicht nur musikalische Grenzüberschreitungen stehen auf dem Programm, sondern auch solche zu anderen Künsten: zu Film, Hörspiel, Literatur, Tanz, Oper und Medienkunst. Es gibt Jazzfilme, Kinderkonzerte und eine Fotoausstellung im Rahmenprogramm. Einen guten Überblick über die ganze attraktive Fülle von Jazz & More 2000 verschafft das ausführliche kostenlose Programmheft oder www.jazz-and-more.de. Vorverkauf bei den Münchner Kammerspielen, München Ticket (089/54 81 81 81) und den bekannten Vorverkaufsstellen. Es gibt einen Ermäßigungspass.

Godehard Lutz