Glossar
Seite 4
|
Hardbop
Hardbop (auch Hard Bop und Hard-Bop geschrieben) trat als vitaler
moderner Jazz die Fortsetzung des Bebop an und dominierte die Jazzentwicklung
der späten 50er-Jahre. Als Geburtsstunde gilt ein von Blue Note als
A Night at Birdland veröffentlichtes Konzert des Art
Blakey Quintetts aus dem Jahr 1954. Mit Clifford Brown und Horace Silver
wirkten hier zwei wesentliche Gründerväter des Hardbop mit.
Indes sind die Übergänge zwischen Bebop und Hardbop fließend,
da viele Hauptvertreter wie Max Roach und Sonny Rollins bereits im Bebop
agierten.
Als besonders populäre Form entwickelte sich ein noch stärker
von Blues und Gospel getränkter, als Soul Jazz bzw. funky bekannter
Strang des Hardbop, dessen bekannteste Exponenten Horace Silver und Cannonball
Adderley waren. Er hielt an einem scharfen, oft tanzbaren Rhythmus fest
und wies damit schon auf spätere, populäre Formen hin, die etwa
auf den Blue-Note-Platten der 60er-Jahre, zum Beispiel den beliebten Orgeltrios
zu hören ist. Ein weiterer Strang, der mehr Forscherdrang vom Bebop
geerbt hat, führt zum modalen Jazz und zum Free Jazz eine
Entwicklung, die etwa von John Coltrane idealtypisch repräsentiert
wird. Hardbop als Wiedererstarken des Bop definieren, nachdem er in der
Publikumsgunst verdrängt worden war: Da Bebop Vielen als zu intellektuell
und kaum tanzbar erschienen war, hatte sich vor allem die schwarze Bevölkerung
um 1950 dem Rhythm & Blues, dem Vorläufer des RocknRoll,
zugewandt. Ein Teil der cooleren Musiker der West- Coast-Richtung hatte
es in den frühen 50er-Jahren vermocht, mit vergleichsweise dezenter,
einschmeichelnder und tanzbarer Musik einen Teil des überwiegend
weißen Publikums zu binden. Die Hardbopper beschritten den entgegengesetzten
Weg und akzentuierten nun ihrerseits sowohl die vom R&B aufgewerteten
schwarzen roots von Blues und kraftvoller Rhythmik als auch
innovative Impulse, zum Beispiel die Verwendung ungerader Metren, wie
sie Max Roach meisterlich handhabte. Angesichts dieses Spagats, der die
Sprache des Volkes und der Intellektuellen zu vereinen sucht, wird klar,
warum die Vertreter des Hardbop, nach einigen glanzvollen Jahren, auseinander
drifteten: Musiker, für die noch in den späten 50er-Jahren das
gleiche Hardbop-Vokabular gültig war, gehörten zehn Jahre später
in ganz andere Lager, waren Avantgardisten oder Traditionalisten. Bop,
besonders Hardbop der 50er- und 60er-Jahre, bildet heute die Grundlage
für fast alle jungen Musiker.
Marcus A. Woelfle
|