logo.GIF (1963 Byte)

Ausgabe Oktober 1998

SPOTLIGHT

Powerplay und Kammerjazz

Nils Landgren in Hamburg, München und Regensburg.

Autor:
Ralf Dombrowski

Tourtermine:
1.10. Hamburg,
2.10. Vlotho,
3.10. Berlin,
4.10. Lübeck,
6.10. Kiel,
7.10. Oldenburg,
8.10. Braunschweig,
9.10. Frankfurt,
11.10. Bochum, 13.10. Kassel,
14.10. Karlsruhe,
15.10. Krefeld,
16.10. Siegen,
20.10. Regensburg,
22.10. München,
23.10.Friedrichshafen,
24.10. Freiburg,
25.10. Mannheim

Aktuelle CD:
Funk Unit:
Live in Montreux
(ACT 9265-2)

landgren.jpg (12323 Byte)Die Idee mit der roten Posaune kam ihm, als er eines Tages Davis mit einer schwarzen Trompete auf die Bühne kommen sah. Nils Landgren fragte bei seinen japanischen Instrumentenbauern nach und hielt bald darauf ein derart diabolisch gefärbtes Exemplar in der Hand. Sie paßt zu ihm. Denn "Mr. Red Horn" gehört inzwischen zu den versiertesten Posaunisten der Alten Welt. Mit stilsicherem Gespür für musikalische Vitalität und interpretatorischen Witz hat sich der 42jährige Schwede aus der Provinzialität in die erste Liga der Instrumentalisten empor gespielt.

Zuvor brachte Landgren allerdings manch abenteuerlichen Job hinter sich. Vom Vater, einem Jazz-Kornettisten und Verehrer Bix Beiderbeckes, und dem Großvater, einem Pastor und Kirchenmusiker, bekam er die profunde Liebe zur Musik vererbt. Mit sechs Jahren begann er zu trommeln, mit 13 hielt er die erste eigene Posaune in der Hand. Der Knabe Nils war begeistert und begann wie wild zu üben. 1972 studierte er am Stockholmer Musikkolleg, zwei Jahre später wechselte er an die Musikhochschule und hielt 1978 sein Diplom in der Hand. Was er jedoch damit machen wollte, hatte der Zwanzigjährige noch nicht entschieden. Bald konnte man den quirligen Landgren in RockCombos wie in Big Bands, bei Studiosessions wie in klassischen Orchestern hören.

Als ihm aber im folgenden Jahr in Moers sein Instrument gestohlen wurde und er genötigt war, sich nach einer neuen, mitunter besseren Posaune umzusehen, faßte er den Entschluß, das Lotterleben einzuschränken und dauerhaft als Profimusiker unterzukommen. Die ersten Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. 1981 holte Thad Jones den Newcomer als ersten Posaunisten in seine Big Band. Bald folgten eigene Projekte, jazziger und vor allem jazzrockiger Art. Landgren spielte mit David Murray und Herbie Hancock, mit Kenny Wheeler und Bobo Stenson, mit den Crusaders und – Abba. Schließlich er fand 1992 in der Funk Unit seine eigene Band, mit der er die Liebe zum Souljazz, zum schwarzen Sound der Sechziger und Siebziger pflegen konnte.

Inzwischen drehen sich Landgrens Projekte vor allem um zwei Schwerpunkte. Da ist auf der einen Seite das Powerplay im Geiste großer bluesig beboppiger Vorbilder wie Cannonball Adderley. Und da gibt es auch den Posaunisten der leisen kammerjazzigen Experimente. Mit beiden Facetten seines Repertoires wird er in den kommenden Wochen im süddeutschen Raum zu hören sein. Die Funk Unit gastiert am 20.10. in Regensburg in der Alten Mälzerei und am 22.10. in München in der neuen Unterfahrt. Die Konzerte beginnen jeweils um 21.00 Uhr. Und gemeinsam mit dem polnischen Trompeter Tomasz Stanko und seinem Landsmann Bobo Stenson am Klavier ist er am 2.11. um 17 Uhr im Rahmen des 1. European Jazztivals in Schloß Elmau zu hören.