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Neues Album, neues Glück und neuer Sound. Der Pianist Benedikt Jahnel gehört mit „Equilibrium“ nun zum Solo-Künstlerstamm des Labels ECM. Und er zeigt auf Tournee, dass es auch rockiger geht. Fünf Fragen zu Sound, Gleichgewicht und Mathematik. JazzZeitung: Was ist neu an Ihrer Musik? Benedikt Jahnel. Foto: Oliver Karta/ECM Benedikt Jahnel: Das neue Label hat natürlich einen großen Einfluss, mit eigener Klangästhetik, aufgenommen in einem fantastischen Radiostudio in der Schweiz, mit eigenem Raumklang und der Klangvision von Manfred Eicher. Das ist schon ein großer Sprung, der Flügel klingt fantastisch, der Sound ist interaktiver, wir waren auch alle in einem Raum gesessen. Musikalisch habe ich einiges fortgeführt, was schon auf der ersten CD angelegt war, nicht mehr so konzeptionell, aber doch im Zusammenhang mit früheren Stücken. JazzZeitung: Wie bringen Sie die Musik auf die Bühne? Jahnel: Live geht da schon mehr die Post ab. Bei der Aufnahme war es etwa für Owen Howard ein wenig tricky, mit dem Raum zu arbeiten. Überspitzt gesagt, war der schon voll, wenn man nur dreimal auf das Becken tippte, und das ist nicht seine Spielweise. Aber es war natürlich eine Herausforderung, einen Mittelweg zu finden. JazzZeitung: Nun heißt das Album ja schon „Equilibrium“. Um welches Gleichgewicht geht es? Jahnel: Mir ist es wichtig, das auf verschiedenen Ebenen zu denken. Es geht im Kleinen los mit der gleichberechtigten Interaktion zwischen den Musikern. Also nicht Pianist plus Begleitung, sondern eine Band im Gleichgewicht. Innerhalb der Komposition ist es mir wichtig, die Balance zwischen Improvisation und Komponiertem zu halten, bei einer CD oder in einem Konzert das Gleichgewicht zwischen Klangstücken, rhythmischen Stücken, verschiedenen Texturen, auch zwischen Bekanntem und Unbekanntem. Aber das ist wahrscheinlich ein Schlüssel für gute Musik im Allgemeinen. JazzZeitung: Welche musikalischen Geschichten erzählen sie gerne? Jahnel: Mit wurde es erst hinterher bewusst, aber eigentlich erzählen die Stücke des Albums auch von Orten, die mich begleiten. In diesem Fall fing es an, als ich aus New York 2007 zurückgekommen bin und dann erst einmal als Nomade gelebt habe. Allein in Berlin habe ich in vier Wohnungen gewohnt. Inzwischen bin ich fest in Köln angekommen, aber die Stücke sind zwischendurch zum Teil auf meinem E-Piano entstanden, das ich mit herumgezogen habe. So wie ‚Wrangel‘ zum Beispiel in der Wrangelstraße. Das ist nicht als Programmmusik gedacht, aber ich habe bestimmt Energie von diesen Orten in die Musik mitgenommen. JazzZeitung: Was hat es denn mit ihrer mathematischen Leidenschaft auf sich? Jahnel: Ich habe eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter und forsche tagsüber über Mathematik, zumeist mathematische Physik – wobei Mathematik und Musik für mich eigentlich getrennte Welten sind. Beide Bereiche sind ein Ausgleich für mich. Zusammenhänge gibt es vielleicht in der Abstraktion, die auch in der Musik ein gutes Werkzeug sein kann, wenn das Voraushören nicht funktioniert. Dann habe ich kein Problem damit, Musik auf eine abstrakte Ebene zu heben, mit Noten oder auch Zahlen, um mir anzuhören, wie das klingt. Dann ist Abstraktion ein Werkzeug, das durchaus helfen kann. Interview: Ralf Dombrowski CD-Tipp Benedikt Jahnel TRIO: Equilibrium‘ Tourtermine 23.11.12: Bayreuth, Glashaus @ Bayreuther Jazznovember |
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