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Es kommt ja nicht alle Nas’ lang vor, dass junge deutsche Jazzer bei einem internationalen Wettbewerb als Sieger hervorgehen. Das gelang nun dem Quintett des Altsaxophonisten Magnus Mehl (25) beim 30. Festival Internacional de Jazz de Getxo. Die an der Atlantikküste gelegene Vorstadt von Bilbao, der Hauptstadt der spanischen Provinz Biskaya, konnte sich vom 1. bis 5. Juli mit Stars wie John Abercrombie, Miroslav Vitous, Eddie Palmieri, Philip Catherine, Billy Cobham und Didier Lockwood schmücken.
Dass der Nachwuchs die Chance erhält, sich mit diesen Stars in gemeinsamen Auftritten zu messen, gibt diesem traditionsreichen Festival eine besondere und sympathische Note. Aus einem in der internationalen Fachpresse ausgeschriebenen CD-Wettbewerb waren vier Bands ausgewählt worden, um dann in der „Finalrunde“ in Getxo den ersten Preisträger zu ermitteln: Exit 418 aus Russland, Jazz Kamikaze aus Dänemark sowie aus Deutschland das Martin Auer Quintett und eben das Magnus Mehl Quintett. Im Doppelkonzert mit Eddie Palmieri & His Afro-Caribbean Jazz All
Stars am zweiten Festivalabend legte das Magnus Mehl Quintett einem Live-Mitschnitt
und der Presse zufolge mit „The Dutch Way to Ride a Bike“,
einer Reminiszenz an Mehls Studienzeit in Amsterdam, unbändig und
explosiv los, dass es dem Gemächlichkeit verheißenden Titel
Hohn sprach und das Publikum und wohl auch die Jury sofort mitriss. Die
Begeisterung hielt an, denn auch die folgenden fünf Titel, von Ornette
Coleman, Kenny Barron und Mehl selbst, waren geprägt von Energie,
Dynamik, Spielfreude, reicher Improvisationsgabe, stupender Virtuosität,
dabei rhythmisch geschlossener Kompaktheit der Band. Das Quintett durfte
dann als beste Band des Wettbewerbs beim Abschlusskonzert gemeinsam mit
dem Billy Cobham – Didier Lockwood String Quartet auftreten. Die Rhythmusgruppe – bestehend aus den auch solistisch glänzenden
Tobias Hoffmann (g), Fedor Ruskuc (b), Ralf Gessler (dr) – gehört
zur Stammformation von Magnus Mehl. Sie kennen sich alle aus diversen
Landesjugendjazzorchestern und dem BuJazzO sowie vom Studium an der Kölner
Musikhochschule. Dazu gehört sonst noch der Trompeter Frederik Köster,
der für Getxo aber verhindert war, und für den Brice Moscardini
aus Paris mehr als Ersatz war, denn er wurde als bester Solist des Wettbewerbs
ausgezeichnet. Magnus Mehl begann seine musikalische Ausbildung im heimatlichen
Rottweil mit 9 Jahren, entschied sich bald für Jazzsaxophon als Hauptinstrument,
nahm mit 17 Jahren am Internationalen Saxophon-Seminar in Marktoberdorf
teil, wo solch namhafte Dozenten wie Lee Konitz, James Moody, Roman Schwaller
und Jürgen Seefelder lehrten. Mehl setzte seine Studien an der Musikhochschule
Nürnberg bei Klaus Graf, Steffen Schorn und Hubert Winter, dann bei
Ferdinand Povel am Conservatorium van Amsterdam fort, um schließlich
an der Musikhochschule Köln (bei Heiner Wiberny und Claudius Valk)
sein Diplom abzulegen. Ein jüngster Aufenthalt in New York mit Unterricht
bei Dick Oatts rundete seine Studienjahre ab. Zwischendurch wirkte Magnus
Mehl als Lead-Altist in den Landesjugend-Jazz-orchestern Baden-Württemberg,
Bayern und Nordrhein-Westfalen mit und wurde 2003 auch Mitglied des BuJazzO.
Neben Auftritten mit seinem Quintett unter anderem in Köln und Leipzig
betätigt sich Magnus Mehl als Bandleader und künstlerischer
Leiter der „Wednesday Night Big Band“, die sich aus Studenten
und Absolventen der Kölner Musikhochschule und aus Mitgliedern des
BuJazzO zusammensetzt und sechsmal im Jahr mittwochs im Alten Wartesaal
des Kölner Hauptbahnhofs auftritt. Dietrich Schlegel |
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