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Fußball und Jazz können sich kommerziell beflügeln,
wie die Cologne Jazz Night im Zeichen der FIFA bewies. Seit fünf Jahren präsentieren sich bei dem sommerlichen Festival der Musikhochschule Studierende, Absolventen und Etablierte des Studiengangs „Jazz und populäre Musik“ dem Publikum. Prinzip ist die Kombination von Auftritten junger Musiker mit älteren Semestern sowie der Möglichkeit, Künstler in unterschiedlichen Formationen zu erleben. Workshops mit Dozenten, aber auch angesagten Musikern wie der Norwegerin Torun Erikson, die im letzten Jahr einen Gesangsworkshop gab, ergänzen das Festival. Mit dem zusätzlichen FIFA-Geld konnte sich die Cologne Jazz Night in ihrer sechsten Ausgabe ausweiten. Die Lehranstalt öffnete sich erstmals zur Stadt hin und kooperierte mit Clubs und Spielstätten wie etwa dem japanischen Kulturinstitut. Als Publikumsmagneten leistete man sich zur Eröffnung prominente Jazzstars wie das Louis Sclavis Trio mit Henri Texier und Christophe Marguet. Der Filmkomponist Lalo Schifrin („Mission Impossible“) und die gut gelaunte Dee Dee Bridgewater setzten auf dem Roncalliplatz, open air direkt am Dom gemeinsam mit der BigBand der Musikhochschule einen fulminanten Schlusspunkt. Der 74-jährige Schifrin dirigierte seine eigenen spritzigen Arrangements, die er zuvor an zwei Tagen mit der jungen Band in der Hochschule eingeübt hatte, mit sichtbarem Vergnügen. Dazwischen lagen musikalische Begegnungen voller Experimentierfreude, fernab stilistischer Zwänge und nationaler Grenzen. Der aus Kamerun stammende Trompeter Terrence Ngassa präsentierte sein Bläser lastiges „Afro Collectiv. Der Kölner Pianist Lars Duppler setzte mit der aktuellen Ausgabe des Projekts „alliance urbaine“ seine Zusammenarbeit mit dem Pariser Saxophonisten Sebastian Jarrousse fort. Einer der seltenen Auftritte der polnischen Sängerin Anna Serafinska war zu erleben. Serafinska unterrichtet am Konservatorium Kattowitz, der einzigen akademischen Jazz-Ausbildungsstätte in Polen. Umjubelt war die neueste Formation „Brazilian Motions“ des rührigen, in Köln lebenden Trompeters Matthias Schriefel mit der Sängerin Patricia Cruz sowie das Konzert des japanischen Pianisten Kuriya Makato mit Jazzern der Kölner Szene wie etwa Nicolas Simion (Saxophon). Dass Geld jedoch nicht unbedingt glücklicher macht, zeigten einige Konzeptumstellungen, die nötig wurden, um den vergrößerten Rahmen verwirklichen zu können. Die täglichen Workshops mussten der Organisation der Konzertnächte und der Betreuung von Öffentlichkeitsarbeitern oder Musikern zum Opfer fallen. „Wir arbeiten am Limit“, musste Pressesprecherin Heike Sauer zugeben, die mit ihrer kleinen Organisationsmann- und frauschaft neben dem Hochschulareal nun auch die sechs anderen Spielorte koordinieren und organisieren musste. An 8 Tagen traten 28 Bands auf. Mit einem zunehmend professionalisierten Festivalambiente ging die fröhlich-anarchische Hochschulatmosphäre voriger Festivals ein wenig verloren. Viele der Studierenden-Gruppen gingen ungerechtfertigterweise unter, etwa wenn sie zeitlich gegen das Louis Sclavis Trio anspielen mussten, noch dazu an dem Abend, als die Fußballer von Deutschland gerade gegen die Argentinier gewonnen hatten. Wer sich da für Sclavis/Texier/Marguet entschied, verpasste das „Pyroman Duo“. Annette Maye (Klarinette) und Laia Genc (Piano) sind in der Kölner Musikszene schon bekannt durch ihren eigenwillig powervollen, eigenkomponierten zeitgenössichen Jazz mit mächtigen Improvisationen mit Einflüssen aus Balkan und Orient: ein pyromanisches Cross-Over. Ein eigens für die Festivalnacht gegründetes Avantgarde-Quartett vereinte vier Lehrer der Hochschule, die selbst bekannte Jazzgrößen sind. Frank Gratkowski (Klarinette), John Taylor (Piano), Michael Gustorff (Violione) und Dieter Manderscheid (Bass) brauchten einige Zeit, um sich als jeweils starke Musikerpersönlichkeiten in ein gemeinsames Ganzes einzufügen. Und dann demonstrierten sie mit ihrem Auftritt nicht nur ihren mit offenen Mündern zuhörenden Schülern ein Höchstniveau an Spaß und einfallsreicher Improvisation. Beate Schenk |
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