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Zwei, drei, vier … Und schon laufen die Finger im groovigen Parlando die Blues- Skalen auf dem Flügel rauf und runter. Ein Auge auf den Bassisten Martin Gjakonovski und den Drummer Dejan Terzic, das andere auf die Tasten gerichtet. Das ist Anke Helfrich – blonde Mähne, rote Schuhe und schwarzes Kostüm. Manche nennen sie auch den „blonden Monk“, denn Thelonious Monk ist ihr großes Vorbild. Doch inzwischen besticht die sympathische Weinheimerin ihr Publikum nicht nur mit interessanten Monk-Nummern, sondern vor allem mit eigenen Stücken. Und die erzählen ihre ganz eigene Story. Wie die Geschichte vom Feuerwehrauto in der „Upper Westside“, wo sie ein halbes Jahr lang lebte und nachts kaum ein Auge zubekam, weil dort nachts einfach der Bär gesteppt hat. … oder der Titel „Better times ahead“, so übrigens auch der Titel ihres neuen Albums, den sie nach langer Krankheit geschrieben hat und der von Zuversicht und Hoffnung erzählt. Wenn man die drei Musiker auf der Bühne zusammen swingen hört, könnte man meinen, die spielen schon eine Ewigkeit zusammen. Doch gefunden hat sich die Band in der heutigen Besetzung erst vor drei Jahren. Damals tourten sie erstmals zusammen durch Deutschland und haben gemerkt: Da liegt was Besonderes in der Luft. Das sollte man ausbauen. Mal groovig funkig, dann wieder getragen sanft in den Balladen. Es fällt schwer, diese Vielfalt in Worte zu fassen, ohne dass es einfältig oder abgedroschen klingt. Das ist nicht nur ein Gelegenheits-Ensemble, das sich für ein paar Abende zusammenfindet. Das Anke-Helfrich-Trio swingt sich aufeinander ein – lässt dem Einzelnen aber dennoch genug Luft für eigene Soli, phantastische und schweißtreibende, zum Teil auch amüsante Einlagen, die nie das große Ganze aus dem Auge verlieren. Diese Musik will erzählen, mitteilen, ist vielschichtig und trotzdem nicht zu komplex. Der Pianistin Anke Helfrich gelingt der Spagat zwischen handwerklicher Finesse und sinnlichem Erlebnis. Die Grundlagen dafür wurden im Studium des Jazz-Klaviers an der Amsterdamse Hogeschool voor de Kunsten in Hilversum (Niederlande) gelegt und während eines halbjährigen Aufenthaltes in New York ausgebaut. Doch wie sie zum Jazz-Klavier gekommen ist, ist fast schon filmreif. Angefangen hat alles mit dem Plattenschrank ihres Stiefvaters. In dem fanden sich Stücke von Roy Aldridge und Ella Fitzgerald bis hin zu Louis Armstrong. Und als wenn das noch nicht reicht, kommt die, oft auswärts essende, Familienkatze eines Tages mit einem Brief am Halsband nach hause, in dem stand: „Ich ess’ immer in der Mariannenstraße. Kommt mich dort doch mal besuchen!“ Hinter dieser Einladung stand ein allein stehendes älteres Ehepaar. Der Mann war und ist ein ausgesprochener Jazz-Liebhaber und schenkte Anke ab und an eine Platte. „Das“, so sagt sie heute, „hat mich stark geprägt und beeinflusst meine Musik bis heute“. Mittlerweile wird die Mittdreißigerin nicht nur als eines der deutschen Nachwuchstalente in Sachen Jazz-Klavier gehandelt, sondern hat in den letzten Jahren auch zahlreiche Preise gewonnen. Beatrice Siering |
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