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Jazzzeitung

2006/07  ::: seite 13-14

portrait

 

Inhalt 2006/07

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / News / break
no chaser:
Musik zum Licht
jäzzle g’macht:
1:0 durch Mayer?


TITEL


Macht der Melancholie
Carlos Bica, sein Trio Azul und DJ Illvibe


DOSSIER
- Brasilien

Die Samba lebt
Eine Reportage aus Bahia

Kultureller Kannibalismus
Ausstellung „Tropicália“ in Berlin zeigt die Vielfalt des Tropicalismo


BERICHTE
/ PREVIEW

Carla Bley und der „Escalator over the Hill“ in Essen || Rainer Michalke lieferte Debut beim 35. Moers Festival ||
Preview: Zehn Jahre „Festival frei improvisierter Musik“ || Weltpremiere in Gstaad: Jacques Loussier & Volker Biesenbender || 25 Jahre Bayerisches Jazzweekend || Jazz an der Donau || 40 Jahre Jazz in Willisau


 PORTRAIT / INTERVIEW

Rahsaan Roland Kirk || Anke-Helfrich-Trio || Wolfgang Muthspiel || Y Move

 JAZZ HEUTE

Leserbrief: 1 // 2
Wo spielt hier der Jazz?
Augsburgs Szenenachwuchs kämpft um seinen Raum im Kulturleben
Nationalmannschaft des Jazz
Das Bundesjugendjazzorchester auf Torjagd für Deutschland


 PLAY BACK / MEDIEN


Vom König der Ballade
Nat King Coles Capitol Recordings
CD.
CD-Rezensionen 2006/07
DVDs. Keith Jarrett – Tokyo Solo; Thelonious Monk: Straight no chaser
Bücher: Zwei praktische Handbücher und britische Big Bands
Noten. Noten-Variationen zum Thema Jazz
Instrumente. Monitorboxen von Samson


 EDUCATION

Ausbildung. Ausbildungsstätten in Deutschland - Fortbildungen, Kurse (pdf) (62 kb)
Abgehört 42 Teil II · Ein Chris-Potter-Solo über „Iowa City“
„Die Posaune ist ein wundervolles Biest“
Jiggs Whigham verabschiedet sich als Jazzlehrer in Berlin


SERVICE


Critics Choice

Service-Pack 2006/07 als pdf-Datei (Kalender, Clubadressen, Jazz in Radio & TV (357kb))

Jazzige Katzen, kauzige Jazzer

Das Anke-Helfrich-Trio

Zwei, drei, vier … Und schon laufen die Finger im groovigen Parlando die Blues- Skalen auf dem Flügel rauf und runter. Ein Auge auf den Bassisten Martin Gjakonovski und den Drummer Dejan Terzic, das andere auf die Tasten gerichtet. Das ist Anke Helfrich – blonde Mähne, rote Schuhe und schwarzes Kostüm. Manche nennen sie auch den „blonden Monk“, denn Thelonious Monk ist ihr großes Vorbild. Doch inzwischen besticht die sympathische Weinheimerin ihr Publikum nicht nur mit interessanten Monk-Nummern, sondern vor allem mit eigenen Stücken. Und die erzählen ihre ganz eigene Story. Wie die Geschichte vom Feuerwehrauto in der „Upper Westside“, wo sie ein halbes Jahr lang lebte und nachts kaum ein Auge zubekam, weil dort nachts einfach der Bär gesteppt hat. … oder der Titel „Better times ahead“, so übrigens auch der Titel ihres neuen Albums, den sie nach langer Krankheit geschrieben hat und der von Zuversicht und Hoffnung erzählt.

Bild vergrößernAnke Helfrich im Jazzclub Karlsruhe. Foto: Beatrice Siering

Wenn man die drei Musiker auf der Bühne zusammen swingen hört, könnte man meinen, die spielen schon eine Ewigkeit zusammen. Doch gefunden hat sich die Band in der heutigen Besetzung erst vor drei Jahren. Damals tourten sie erstmals zusammen durch Deutschland und haben gemerkt: Da liegt was Besonderes in der Luft. Das sollte man ausbauen.

Mal groovig funkig, dann wieder getragen sanft in den Balladen. Es fällt schwer, diese Vielfalt in Worte zu fassen, ohne dass es einfältig oder abgedroschen klingt. Das ist nicht nur ein Gelegenheits-Ensemble, das sich für ein paar Abende zusammenfindet. Das Anke-Helfrich-Trio swingt sich aufeinander ein – lässt dem Einzelnen aber dennoch genug Luft für eigene Soli, phantastische und schweißtreibende, zum Teil auch amüsante Einlagen, die nie das große Ganze aus dem Auge verlieren. Diese Musik will erzählen, mitteilen, ist vielschichtig und trotzdem nicht zu komplex.

Der Pianistin Anke Helfrich gelingt der Spagat zwischen handwerklicher Finesse und sinnlichem Erlebnis. Die Grundlagen dafür wurden im Studium des Jazz-Klaviers an der Amsterdamse Hogeschool voor de Kunsten in Hilversum (Niederlande) gelegt und während eines halbjährigen Aufenthaltes in New York ausgebaut. Doch wie sie zum Jazz-Klavier gekommen ist, ist fast schon filmreif. Angefangen hat alles mit dem Plattenschrank ihres Stiefvaters. In dem fanden sich Stücke von Roy Aldridge und Ella Fitzgerald bis hin zu Louis Armstrong. Und als wenn das noch nicht reicht, kommt die, oft auswärts essende, Familienkatze eines Tages mit einem Brief am Halsband nach hause, in dem stand: „Ich ess’ immer in der Mariannenstraße. Kommt mich dort doch mal besuchen!“ Hinter dieser Einladung stand ein allein stehendes älteres Ehepaar. Der Mann war und ist ein ausgesprochener Jazz-Liebhaber und schenkte Anke ab und an eine Platte. „Das“, so sagt sie heute, „hat mich stark geprägt und beeinflusst meine Musik bis heute“.

Mittlerweile wird die Mittdreißigerin nicht nur als eines der deutschen Nachwuchstalente in Sachen Jazz-Klavier gehandelt, sondern hat in den letzten Jahren auch zahlreiche Preise gewonnen.

Beatrice Siering

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