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Das liegt natürlich nahe, hat schon Horch zu Audi gemacht und andere Firmennamen ermöglicht: Thilo Berg nennt sein Label humanistisch vorgebildet schlicht und einfach Mons-Records. Dabei geht’s gar nicht um akademisch verstaubtes Material aus vergangenen Epochen der Menschheitsgeschichte, sondern um ziemlich lebendige und höchst aktuelle Musik, Jazz nämlich, dazu ein bisschen ausgesuchte Klassik und ein paar poetische Bücher, Schwerpunkt aber eben Jazz. Von A (wie Allan Harris) über D (wie Dieter Reith), H (wie Hot Cargo) und P (wie Peter Autschbach) bis Y (wie Yvonne Walter), von mainstream über easy groove, latin und fusion bis zu modern reicht die Palette der jazzigen Ambitionen des Labels, das seinen Schwerpunkt in der heimischen Szene setzt, sich etwa mit herausragenden Big-Band-Produktionen hervorgetan hat. Da ist unter anderem zu denken an die letzten beiden CDs der RIAS-Big
Band Berlin, die sich einmal mit „Weill“ (MR 874 347) auseinandersetzte,
dann in ihrem letzten Projekt unter dem Titel „Bach Brandt New“
(MR 874 346) mit den Möglichkeiten einer jazzgerechten Adaption der
Musik des großen Thomaskantors befasste. Die Veröffentlichung
der CD hat Helmut Brandt, der langjährige Leiter des Orchesters,
nicht mehr erleben dürfen; die Scheibe, an der er bis zuletzt arbeitete,
bildet ein beeindruckendes Vermächtnis. Des Weiteren zu erwähnen
sind Produktionen mit dem Sunday Night Orchestra (MR 874 338), dem BuJazzO
„on Tour“ (MR 874 330) oder der Jazz Big Band Graz, einmal
mit „Here & There“ mit Ed Neumeister (MR 874 329), dann
„Q & A“ mit Bob Brookmeyer (MR 874 341), allesamt modern
orientierte Zeugnisse dafür, dass der Jazz in großem Format
nicht auf der Stelle treten muss, sondern mit Verve und differenzierter
Spielkultur im Heute lebt. Nicht zuletzt befindet sich mit „Blues
For Ella“ (MR 881 787) auch eine Scheibe der „Thilo Berg Big
Band“ im Programm, live mit Barbara Morrison. Umfassend also das Programm, umfassend auch das Spektrum der jüngsten
Neuerscheinungen: Da sind zunächst einmal die entspannten akustischen
Klänge des Berliner Gitarristen Ralf Krebs, der in „My Room“
(MR 874 386) mit elf Titeln – unter den vier Standards befindet
sich als wunderbare Miniatur eine behutsame Version von „Autumn
Leaves“ –, die allesamt Ruhe atmen und in überlegter
Spielkultur europäische, lateinamerikanische und jazzige Wurzeln
phantasievoll verknüpfen. Dann ist da die Formation „Nevs“
(MR 874 385) des Trompeters und Flügelhornisten Sven Klammer, der
gemeinsam mit Tino Dorado am Akkordeon, Carlos Bica, b, und John Ruocco,
cl, in harmoniereichen Melodien die Räume zwischen folkloristischen
und romantischen Impulsen improvisierend abschreitet, gemessen, durchdacht,
mit wachem Forscherdrang und gefühlvollem Klang. Ganz anders wieder
der in Köln lebende Regensburger Gitarrist David Plate, der auf „The
Perception“ (MR 874 387) mit einer ganzen Armada von Helfershelfern
– nicht weniger als 24 Musiker/-innen, darunter sechs Sänger/ Apropos Sänger: „Joy & Spirit“ (MR 874 378) verbreiten Ulli Baum und das Rainer Schnelle Trio. Baums sonorer Bariton entfaltet Wärme und Flexibilität in einem Programm, das von „Nature Boy“ über „Smoke Gets in Your Eyes“ und „Naima“ bis hin zu eigenen Songs reicht. „Till Grünewald’s Phonosource“ (MR 874 383) wiederum bietet ein engagiertes Schweizer Saxophonquartett mainstreamig intelligenter Hardbop-Herrlichkeit und mit Bert Joris, tp, und Matthieu Michel, tp, flh, zwei wirklich gut aufgelegte Gastsolisten. Nicht zu vergessen „Away For A While“ (MR 874 382), die hochgelobte zweite Scheibe von Triosence, mit der sich Bernhard Schlüter, p, Pascal Niggenkemper, b, und Stephan Emig, dr, auf den Spuren von Bill Evans in die erste Reihe der Jazz-Newcomer vorspielen. Aber das ist eine andere Geschichte. Tobias Böcker |
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