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Erst im Februar trommelte Dejan Terzic im Trio mit Ex-Miles-Davis-Saxophonist Sonny Fortune, im März tourte er mit George Garzone und spielte darauf schon Ende April einmal mehr in der Gruppe des dänischen Startrompeters Jens Winther. In dem Moment allerdings, da die Karriere des jugoslawischstämmigen Neo-Hard-Bop-Schlagzeugers Dejan Terzic mächtig ins Rollen kam, verdichteten sich am Rande des Konzerts seiner Balkan-Band „Underground“ in der Tafelhalle die Gerüchte, dass der populäre Leader des Sunday Night Orchestra seine Zelte in Nürnberg abbricht: Der Liebe und der Kunst wegen, um zur Freundin und Pianistin Anke Helfrich ins Rhein-Neckar-Dreieck nach Weinheim zu ziehen. Die Wege in die Jazzzentren Frankfurt und Darmstadt wären von dort leicht zu erreichen, für Nürnberg allerdings wäre der Weggang Terzics ein herber Aderlaß, auch wenn seine Balkan Allstar Gruppe Underground (benannt nach Emir Kusturicas gleichnamigem Kultfilm) in der Tafelhalle noch ein wenig richtungslos vor sich hinplätscherte. Gerne hätte man deshalb den Bassisten und langjährigen Ray Anderson Wegbegleiter Mark Helias, den New Yorker Saxophonisten und Klarinettisten Chris Speed und den Ex-Nürnberger und Neu-Weimarer Gitarrenprofessor Frank Möbus am Ende ihrer Acht-Stationen-Tour in Nürnberg gehört, und nicht gleich zu Beginn. Denn so suchte der „Balkan Roundtrip“ von Dejan Terzic (zwei Jahre nach dem Debüt bei Jazz Ost West 2002 in anderer Besetzung mit dem Trompeter Paolo Fresu, Matthias Erlewein am Saxophon und Bassist Henning Sieverts) auf dem Trittbrett von Chris Speeds Projekten wie Pachora oder Dave Douglas´ Charms of the Night Sky noch nach dem eigenen Profil. Freilich Chris Speed und Frank Möbus, die in den 80ern zusammen in Berklee studiert und anschließend mit Rudi Mahall mit „Der Rote Bereich“, eine der innovativsten deutschen Jazzgruppen der letzten Jahre gegründet haben, waren an diesem Abend wieder die gleichen, reaktionsschnell miteinander kommunizierenden musikalischen Zwillinge wie während ihrer unvergesslichen Brainstorming-Tage in Nürnberg nach Ende des Studiums. Und Mark Helias spielte mit neugierigem Blick auf die für ihn noch recht neuen Partituren gar konzentrierter und aufmerksamer als vor ein paar Wochen am gleichen Spielort bei der Reunion von BassDrumBone mit Ray Anderson und Gerry Hemingway. Wer der Leader an diesem Abend war, blieb dennoch bis zum Ende ungeklärt: Denn während Helias, Möbus und Speed schnell eine dynamische, ständig ihre Struktur neu definierende Einheit bildeten und bald begannen, sich gegenseitig hochzukitzeln, zu kommentieren und in Frage zu stellen, trommelte Dejan Terzic ihrem rasanten Dreiergespräch bisweilen noch etwas hinterher. Klar, eine Band braucht Zeit, sich zu finden. Und Underground haben zweifellos ein Riesenpotenzial und freilich bleibt ja bei Konzerten in Weimar und Berlin noch viel Zeit, zusammenzuwachsen. Reinhold Horn |
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