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Als kürzlich der Vertreter einer Kölner Rundfunkanstalt die wichtigen Jazzfestivals des Landes aufzählte, war der Name Moers nicht zu vernehmen. Hintergrund: Der Westdeutsche Rundfunk, langjähriger Unterstützer des Internationalen New Jazz Festivals Moers, hatte im letzten Jahr die Zusammenarbeit mit dem künstlerischen Leiter Burkhard Hennen aufgekündigt. Dieser blickt jetzt selbstbewusst nach vorn: “Wir tun so, als hätte es den Sender mit den drei Buchstaben nie gegeben“! In diesem Sinne steht bereits das Programm für das 32. Moerser Festival vom 6. bis 9. Juni 2003. Nicht neu waren die Unstimmigkeiten zwischen dem WDR und Burkhard Hennen, dem künstlerischen Leiter des Festivals seit den Gründertagen in den 70ern. Schon lange hatte sich der Sender aus Hennens Sicht immer mehr zum künstlerischen Mitgestalter des Festivals aufzuschwingen versucht. Der Anspruch, den der WDR auf die Rolle eines gleichberechtigen Mitveranstalters inklusive eigenem Auswahlrecht der Sponsoren per geforderter Vertragsänderung erhob, bedeutete schließlich das finale Aus. Für Hennen ist nämlich die eigene gestalterische Autonomie unverzichtbar, um das unvergleichliche Profil des Festivals sowie dessen beispielloses internationales Renommé zu erhalten. Der Weggang des WDR hinterließ ein Finanzloch von fast 100.000 Euro, das mittlerweile zu einem großen Teil ausgeglichen scheint. Langjährige private Sponsoren verstärkten ihre Hilfe und auch für neue Sponsoring-Partnerschaften wurde der Weg frei – nicht zuletzt weil ein neu eröffnetes Moerser Autohaus einen Musikwissenschaftler als PR-Manager hat! Selbstbestimmt wollen nun die Chancen zu neuen Entwicklungen genutzt sein. In diesem Sinne birgt das aktuelle Programm durch viele noch unbekannte Namen umso mehr Chancen für musikalische Neuentdeckungen. Eine ganz große Jazz-Sternstunde zu Pfingsten verspricht der Auftritt von Charles Lloyd, jenes legendären Lyrikers auf dem Tenorsaxofon, in dessen Band unter anderem Geri Allen mitspielt. Ein besonderer Schwerpunkt in diesem Jahr ist die arabisch-mediterrane Szene, zum Beispiel das palästinensische Duo Samir & Wissam Jobran, die griechische Sängerin Savina Yannnatou, Trance-Gesänge aus der Westsahara mit der stimmgewaltigen Mariem Hassan, Gnawa-Musiker aus Algerien und die jugoslawische Sängerin Liljana Buttler. Mit virtuosen Klängen auf Madagaskars Nationalinstrument, der Valiha, will einer der berühmtesten Musiker von der Insel jenseits von Afrika das Moerser Zelt in eine andere Welt versetzen. Japanisches ist Pfingsten in Moers nicht wegzudenken: So sorgt die Chan-Band in diesem Jahr für eine große Performance mit neuen und alten Klänge und Butho Tanz aus dem Land der aufgehenden Sonne. Neuer Jazz und anderes aus Europa bildet eine weitere tragende Substanz des Festivals, was sich auch in den experimentellen Vormittagsprojekten fortsetzt. Reich vertreten ist die Schweizer Szene – nicht nur durch den Ausnahme-Schlagzeuger Lucas Niggli, der mit einem neuen Klaviertrio sowie mit der Experimentalrock-Formation „Extended Steamboat Switzerland“ vertreten ist. Weitere Künstler und Ensembles in Moers: George Russell & the Living –Time Orchestra, The Sun Ra Arkestra (beide USA) , Sam Mangwana (Zaire), Pierre Audetat (Schweiz), Duo Michiel Borstlap – Bill Bruford (Niederlande), Loft Exil V (Deutschland), Electronic Lounge Project (Deuschland). Stefan Pieper
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