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Ruby Braff ist tot. Eine der individuellsten, lyrischten und zugleich virtuosesten Stimmen des Jazz ist am Sonntag, 09.02. 03 für immer verstummt. Kompromisslos wie nur wenige hatte Ruby Braff mit seinem Kornett über mehr als fünf Jahrzehnte die Fahne des Dixieland und Swing hochgehalten und womöglich in noch lichteren Höhen geschwenkt, als so mancher auch heute noch großer Name längst vergangener Tage. Ein zu spät geborener Meister, dem die breite Anerkennung stets versagt geblieben ist. In seinem Spiel liefen Einflüsse von Louis Armstrong, Bix Beiderbecke oder Buck Clayton zusammen, ohne sie zu kopieren. Im Gegenteil, sein warmes, bevorzugt in tiefe Lagen gebettetes flüssiges Spiel voller dynamischer Nuancen war selbst für ungeübte Ohren sofort und leicht zu identifizieren. Damit verlieh Ruby Braff einer musikalischen Epoche, die bereits ihren Zenit überschritten hatte, bevor er (Jahrgang 1927) „in den Ring“ steigen konnte ein spätes Glanzlicht. Seine „Karriere“, unterbrochen von zahlreichen dramatischen „Aus-Zeiten“ begann Ende der 40-er Jahre an der Seite seines Jugendfreundes George Wein, in dessen Storyville Club in Boston, und führte ihn über George’s Newport All Stars zu Benny Goodman oder Tony Bennett. Doch bei keiner dieser Stationen verweilte Ruby länger, was mit seinem schwierigem Naturell zusammen hing. Seine besten Aufnahmen, etwa mit Vick Dickenson, Mel Powell oder Buck Clayton, sowie als Co-Leader eines Quartetts mit George Barnes zählen zu den Juwelen in der Jazztradition. Die JZ wird sich in der nächsten Ausgabe mit einem Portrait von diesem Ausnahme-Musiker verabschieden. Hans Ruland
die jazzzeitung verabschiedet sich von…Jimmy Maxwell (9.1.1917 Stockwell, Kalifornien – 20.7.2002 Great Neck, New York) hat im Laufe der Jahre in vielen der besten Bands gespielt, unter anderem bei Benny Goodman, Gil Evans, Count Basie, Jimmy Dorsey, Woody Herman und kurz bei Duke Ellington. Soli hat der herausragende Lead-Trompeter sehr selten geblasen. Marion Montgomery (17.11.1934 Natchez, Mississippi – 22.7.2002 Bray, England), die sich keineswegs auf Jazz beschränkte, gehörte in ihrer britischen Wahlheimat zu den populären Sängerinnen. Roy Kral (10.10.1921 Chicago, Illinois – 2.8.2002 Montclair, New Jersey) bildete von 1946 bis kurz vor seinem Tod ein Duo mit seiner Frau, der Sängerin Jackie Cain. Es dürfte eine der längsten Partnerschaften der Jazzgeschichte sein. Den Durchbruch hatten die beiden in den späten 40-er Jahren als Mitglieder von Charlie Venturas Band, die unter dem Motto „Bop for the people“ eine leichter zugängliche Bebop-Variante propagierte, mit „I’m Forever Blowing Bubbles“. Kenny Gardner (20.3.1913 Lakeview, Iowa – 2.8.2002 in Manhasset, New York) sang von 1940 bis 1978 bei Guy Lombardo. Jerry Underwood (14.8.1956 Bristol, England – 3.8.2002 Chambery, Frankreich), seines Zeichens Saxophonist, spielte unter anderem mit Andy Sheppard und Carla Bley. Daphne Hellman (1916 New York City – 4.8.2002 ebenda), eine der wenigen Harfenistinnen des Jazz, spielte 30 (!) Jahre lang mit ihrem Trio „Hellman’s Angels” jeden Dienstag im „Village Vanguard”. Mary Jefferson (1917 Washington, D.C. – 4.8.2002 in Washington, ebenda) war eine in Washington sehr geachtete Jazz- und Blues-Sängerin und Schauspielerin. Ron McCroby (1934 Ohio – 5.8.2002 Aurora, Ohio) hatte zwar Saxophon und Klarinette gelernt, zog es aber vor zu pfeiffen. Und das machte er so kunstvoll wie es im Jazz sonst kaum zu hören ist. Er nannte sein Instrument „puccolo“, weil sein Pfeiffen so ähnlich klang wie eine Piccolo-Flöte und weil „to pucker“ im Englischen Lippen spitzen bedeutet. Seine phänomenale Begabung, auf Concord-Alben dokumentiert, hätte weit mehr Beachtung verdient! Wilber Morris (27.11.1937 Los Angeles, Kalifornien – 8.8.2002 New York City), der Bruder von Lawrence „Butch“ Morris, gehörte als Bassist (unter anderem bei David Murray) und Bandleader (One World Ensemble) zu den gefeierten Größen der Avantgarde, ohne auf sie beschränkt zu sein. Ronnie Stephenson (26.1.1937 Sunderland, England – 8.8.2002 in Dundee, Schottland) gehörte in den 60-er Jahren zu den gefragtesten Drummern der britischen Szene (Aufnahmen mit Stan Tracey und Gast-Solisten wie Benny Golson und Wes Montgomery) und spielte dann unter anderem bei Kurt Edelhagen und Paul Kuhn. Wernon Welsh (1919 Irvington, Maryland – 8.8.2002 Baltimore, Maryland) gründete 1964 in Baltimore mit Benny Kearse die Left Bank Jazz Society, die Konzerte im „Famous Ballroom“ veranstaltete. Die rund 800 von ihm mitgeschnittenen Konzerte erscheinen nach und nach auf CD; so veröffentlichte Prestige gerade jene von Dexter Gordon, Gene Ammons und Sonny Stitt. Joseph Morris Christopher Columbus, besser bekannt als Chris Columbus bzw. Joe Morris (17.6.1902 Greenville, North Carolina – 20.8.2002 New Jersey) wirkte als Drummer 1946 – 1952 bei Louis Jordan, 1967 bei Duke Ellington, öfters in seiner Karriere bei Wild Bill Davis und leitete eigene Bands. Der Vater des Basie-Drumers Sonny Payne wurde 100 Jahre alt, vielleicht, weil er Yoga übte, und das sogar auf der Bühne. John S. Wilson (6.1.1913 Elizabeth, New Jersey – 27.8.2002 Princeton, New Jersey) schuf sich durch seine vier Jahrzehnte wirkende Tätigkeit für „The New York Times” einen sehr guten Ruf als Jazzkritiker. Turk Van Lake (15.6.1918 Boston, Massachussets – 1.9. 2002 in New York City) war als Rhythmus-Gitarrist und / oder Arrangeur für Benny Goodman, Count Basie, Lionel Hampton und viele andere tätig und hatte später eine zweite Karriere als Politikwissenschaftler. Charles Frazier (1907 – 3.9.2002), Tenorist und Pionier der Jazzflöte, war der letzte lebende Musiker gewesen, der noch mit dem legendären Kornettisten King Oliver Aufnahmen gemacht hatte. Frank Hewitt (23.10.1935 New York City – 5.9.2002 New York City), der einst mit Größen wie Billie Holiday und John Coltrane musizierte, und in den letzten acht Jahren seines Lebens regelmäßig im New Yorker „Smalls“ auftrat, soll ein großartiger Bebop-Pianist gewesen sein, hat jedoch vermutlich keine Platten eingespielt. Charles McGhee (10.10.1942 Laurel, Mississippi – 5.9.2002 New York City) wirkte als Trompeter vor allem in Bigbands und spielte mit so unterschiedlichen Größen wie Archie Shepp und Sam Wooding. Paul „Hucklebuck“ Williams (13.7.1915 Lewisburg, Tennessee – 14.9.2002 New York City) wurde als R & B – orientierter Saxophonist vor allem durch seinen Hit „The Hucklebuck” (1948) bekannt. Ellis Larkins (15.5.1923 Baltimore, Maryland – 29.9.2002 ebenda) begann seine Karriere als Klassik-Wunderkind. Der sensibel und elegant spielende Pianist wurde vor allem als großartiger Duo-Partner (von Ella Fitzgerald und Ruby Braff) geschätzt. Vor allem Sängerinnen schätzten sein subtiles Spiel. Danny Vannelli (1911 oder 1912 – 5.10.2002 Arizona) spielte Trompete unter anderem bei Charlie Spivak, Buddy Rich, Tommy und Jimmy Dorsey. Ray Conniff (6.11.1916 Attleboro, Massachussetts – 12.10.2002
Escondido, Kalifornien) begann seine Karriere als Jazz-Posaunist und Arrangeur
für Swing-Größen wie Bunny Berigan, Bob Crosby, Artie
Shaw und Harry James. Adolph Green (1915 oder 1916 - 23.10.2002 Manhattan), der als Textdichter sechs Jahrzehnte lang zusammen mit seiner Kollegin Betty Comden mit Komponisten wie Leonard Bernstein, Jule Styne und André Previn zusammenarbeitete, schrieb zahlreiche Standards (darunter „Some Other Time“, „Just In Time“ und „Lonely Town“). Marcus A. Woelfle |
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