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Die beiden Helmuts trafen sich 1987 zum ersten Mal und sind seitdem unzertrennlich, Nieberle: Wir sind uns erstaunlich einig, hatten genau die gleichen Roots. Stilistisch gehts bei mir höchstens eher in Richtung Django Reinhardt und bei ihm in Richtung George Benson, aber die Unterschiede sind nicht die größten. Manche hören gar keine, glaube ich, fügt Kagerer hinzu. Klassische Jazzgitarre klingt eben auch immer etwas ähnlich, und auf diesen Sound stehen wir eben naturbelassen.
Autodidakt Helmut Nieberle, eigentlich in München zu Hause, landete Ende der 70er-Jahre in Regensburg, als er bei einer Session im legendären Rabozil (ein klassischer Jazzclub, man fühlte sich wie in den 30ern) von Richard Wiedamann einsprang. Wiedamann war so angetan von ihm, dass er Nieberle trotz fehlender offizieller Ausbildung einen Job anbot. Helmut Kagerer wurde 1961 im niederbayerischen Passau geboren, aber schon im zarten Alter von 20 zog es ihn weg aus der Provinz in die Jazzmetropole München, wo er in der Munich Jazz School von Joe Haider Unterricht nahm. Nach einem Jahr an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz (1984) und einer wilden Zeit in Berlin ließ er sich schließlich auch in der Donaustadt nieder. Das Praktische ist: der Kagerer (sprich engl. Kaigerer) wohnt auf der einen Seite der Donau drüben in Reinhausen, ich ein paar Gehminuten hier vom anderen Donauufer entfernt, wo hat man sowas schon? Deswegen treffen wir uns sehr oft zum Proben, denn wenn einem gerade was einfällt, man hat eine super Idee für zwei Gitarren, dann sagt man, ich komm schnell rüber... Normalerweise ist das bei Gitarrenduos so: der eine lebt in Los Angeles, der andere lebt in London oder München, und dann trifft man sich im Studio und nimmt zwei Tage auf. Bei uns ist es genau umgekehrt. Wir treffen uns zum Proben, Proben, Proben... Dementsprechend relaxt klingt auch die einjährige Enstehungsgeschichte ihrer neuen CD Flashes Nieberle: Diesmal haben wir uns so richtig Zeit gelassen. Und das Schöne mit dem Studio beim Bob (in Bob Rückerls Bobtale Studio in Abensberg wurde die CD aufgenommen, Anm.d.Verf.) ist, dass man nur den Aal (Bernhard Kreuzer, Tontechniker) anrufen braucht, und dann nehmen wir am Abend zwei, drei Stunden oder so auf..., man muss kein ganzes Wochenende ein Studio mieten und nicht sofort 20 Stücke parat haben. Helmut Nieberle hatte Klaviernoten von Bix Beiderbecke (Flashes) entdeckt, und spontan beschlossen die beiden, das Stück für zwei Gitarren umzuarrangieren. Ein zweites Stück kam dazu: In A Mist. Die ersten beiden aufgenommenen Nummern legten die Richtung fest: keine Standards, sondern eher unbekannte unterbelichtete Stücke allesamt aus der Feder von Jazzmusikern sollten es diesmal neben fünf Eigenkompositionen sein: Das ist der rote Faden, und die Stücke sind im Original nicht für Gitarre geschrieben, der Stoff ist also ungitarristisch bis auf unsere eigenen Stücke natürlich. Das Schwergewicht liegt aber diesmal auf Fremdkompositionen. Unversehens geraten die beiden ins Schwärmen, wenn sie von den Stücken wie AZ von Al Cohn oder Courtship von Benny Carter erzählen, die leider nirgends gespielt würden. Neu ist auch, dass bei fünf Stücken eine Rhythmusgruppe, also Bass (Wolfgang Kriener) und Schlagzeug (Michael Keul), mit von der Partie ist und Improvisationen zugunsten von Arrangements fast in den Hintergrund treten. Das Duo, das Helmut Kagerer und Helmut Nieberle zusammen betreiben sei eher ein Luxus, ein Hobby, das sie sich leisten. Gemeinsame Auftritte sind spärlich gesät, was bei dem geschäftigen Leben, das die beiden führen, kein Wunder ist: Kagerer hat seit 1991 einen Lehrauftrag am Nürnberger Meistersinger Konservatorium, Nieberle unterrichtet weiterhin an der Städtischen Musikschule. Für die Zukunft würden sie sich wünschen, einmal mit einer CD Geld zu verdienen und nicht nur in eine Art musikalischer Visitenkarte zu investieren. Aber, so Nieberle: Sonst macht jeder von uns musikalisch genau das, was er will, insofern bleiben keine Wünsche offen. Durch den Unterricht können wir uns den Jazz leisten. Ursula Gaisa Service: Kagerer & Nieberle Gemeinsam kann man das Gitarren-Duo am 7.12. in der Tangofabrik in Leipzig
erleben. Diskografie Helmut Nieberle spielt auf den Aufnahmen eine 7 String des Gitarrenbauers Stefan Sonntag, Helmut Kagerer eine Nostalgia von Heiner Franz.
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