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2000/11
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Portrait Seite 6 |
Reiz des Ungewohnten Jenny Evans und die Freiheit des Musikberufs
Seit diesen Anfängen ist ein Vierteljahrhundert ins Land gegangen. Jenny Evans entwickelte sich von der jazzenden Studentin zur Konstante des heimischen Musiklebens. Sie leitete zwischen 1984 und 1989 sogar einen eigenen, wohnzimmergroßen Club in Schwabing, das Jennys Place, das bald zum Stammtresen ortsansässiger Musikerkreise avancierte und after hours so manche Legende anlockte. Die Wirtin hatte auf diese Weise die Gelegenheit, mal mit Tommy Flanagan oder auch George Mraz zu jammen, vor allem aber den jungen Kollegen von Walter Lang bis Tizian Jost ein Forum zu bieten, live vor Publikum Erfahrungen zu sammeln. Sie war jedoch clever genug, sich nicht auf die Musik allein als Brötchengeberin zu verlassen. Ausgebildet am Royal College of Speech and Drama und erprobt als Schauspielerin von Shakespeare bis Anouilh arbeitete sie an verschiedenen Theatern, spielte neben Götz George im Tatort Spielverderber oder lieh diversen Charakteren als Synchronsprecherin ihre Stimme. Diese künstlerische Unabhängigkeit ermöglichte es ihr letztlich auch, sich nicht auf den Wettlauf der Berühmtheit einlassen zu müssen.
Jenny Evans gab sich die Zeit, als Sängerin zu reifen. Und das war gut so, denn so konnte sie innerhalb des vergangenen Jahrzehnts auf eine Vielzahl von Erfahrungen zurückgreifen, die ihre musikalische Persönlichkeit wachsen ließen. Schrittweise emanzipierte sie sich von großen Vorbildern wie Ella Fitzgerald oder Sarah Vaughan, nahm deren Eigenheiten in ihr Repertoire auf und verarbeitete sie zu einer eigenständigen Mischung verhaltener stilistischer Moderne. Unterstützt von ihrem Ehemann, dem Schlagzeuger Rudi Martini, und zahlreichen renommierten Freunden wie dem Trompeter Dusko Goykovich oder dem Saxofonisten Gianni Basso gestaltete sie ihre individuelle Klangwelt und schaffte es schließlich, bei der etablierten Münchner Plattenfirma Enja Records unterzukommen. Seitdem geht es stetig bergauf. Die Alben Shiny Stockings (1997) und Girl Talk (1999) fundamentierten Evans Ruf als versierte Swingerin und passionierte Balladen-Interpretin. Gonna Go Fishin erweitert nun das Spektrum der Ausdruckfacetten um ethnische und zeitgenössische Elemente. An zwei Abenden im vergangenen März in der Münchner Unterfahrt aufgenommen und mit Kollegen wie dem Gitarristen Peter OMara prominent besetzt, demonstriert Evans sowohl ihre Vielseitigkeit, als auch die Verbundenheit mit den Komponisten der Region. Sie vertont Songs von Goykovich (München) bis Rabih Abou-Khalil (Gilching), würzt sie mal mit wohl portionierter Modernität, mal mit exotischem akustischem Flair. Denn Swing allein macht Jenny Evans nicht mehr glücklich. Der Reiz liegt im Neuen, Ungewohnten. Und da gibt es noch viel zu entdecken, wenn man sich nur die Zeit dafür lässt. Ralf Dombrowski Anspieltipp Special
Concert & CD-Präsentation Gonna Go Fishin:
30.11. im Nachtcafé (20.00)
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