Subconscious Trio – Water Shapes

Da Vinci Jazz, Musik mit Schwungs und Genreclash – Jazz-CDs in der HörBar Dez. 2022/01

Drei aktuelle Platten vom italienischen Label Da Vinci Jazz, dazu eine genreübergreifende Jazz-Folk-Pop-Platte und ein Trio mit Marimba, Bassklarinette und Gesang. Und überall wird „auch“ von Frauen gesungen. Die Jazz-Rezensionen in der HörBar der neuen musikzeitung. Mimanée – The Invisible Will Remain Subconscious Trio – Water Shapes Questo Tempo Teresa Bergman – 33, Single & Broke Ceccarelli – Pagine Vere Mimanée – The Invisible Will Remain «Die Musik sumpft nie zu, sie lässt vielmehr den Hörenden die Freiheit, sich hineinzuschwingen und einflechten zu lassen – ebenso locker kommt man da auch wieder mit Schwungs heraus.» Subconscious Trio – Water Shapes «Die ästhetische Eigenart dieses Trio liegt meines Erachtens darin, dass es den Musikerinnen immer wieder gelingt, den zunächst geplanten Aufbau innerhalb der einzelnen Stücke (dem man ja wie selbstverständlich mitfolgt) irgendwann mehr oder weniger plötzlich zu transformieren und man sich in einer anderen Tiefenschicht hörend wiederfindet.»   Questo Tempo «Zehn Bilder gestaltet das Quartett auf diese Weise. Unhektisch, nicht in Eile, nicht in lange Weile verfallend. So frei die Bögen der einzelnen Stücke gestaltet sind, ja beinahe vegetativ, so präzise ist am Ende doch alles …

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Olga Reznichenko Trio – Somnambule

Doppelmond, Folk, Math Rock, Minimal und ein Trio-Debüt – Jazz-CDs in der HörBar Nov. 2022

Musik mit Murakami, Grenzgänge zu Folk und Math Rock und Minimal. Und ein großartiges Trio mit Olga Reznichenko am Piano. Die Jazz-Rezensionen in der HörBar der neuen musikzeitung. Sebastian Gahler – Two Moons C. Behrendtsen Evelyn Kryger – Live at JazzBaltica 2021 Hans Arnold – Interim Olga Reznichenko Trio – Somnambule Sebastian Gahler – Two Moons «Dass der japanische Weltschriftsteller Haruki Murakami Jazz liebt, ist bekannt. Sebastian Gahlers neues Album beweist, dass auch das Gegenteil gilt: Jazz liebt Murakami.» So liest man es im Waschzettel zur Platte. Da kann man wenig gegen sagen. Aber auch nur wenig dafür. Ob es hier der Fall, da sind bescheidene Zweifel doch gestattet. H. C. Behrendtsen «Wir befinden uns in der Leipziger Klangtiefebene, die Furchen schlägt in das Gestrüpp aus Barbecue-Muzak-Saucen-Bullshit. Strampeln wie im Moder. Moderer wird’s kaum irgendwo.» Evelyn Kryger – Live at JazzBaltica 2021 «Tanzmusik gewiss, aber irgendwie fehlt da der letzte Biss für das Ungewisse. Manchmal dudelt die Musik geradewegs so vor sich hin und treibt eher Sand vom Timmendorfer Strand statt Tränen der Ver- und Entzückung in die Augen. Und wenn gar nichts mehr geht, …

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Wuchtige Grooves, stille Momente: Kultband OM im Jazzclub Leerer Beutel

P-M-F/B, der Titel ist so rätselhaft, wie vieldeutig. Mit diesem mächtig groovenden Stück aus ihrem neuen Album „OM 50“ fallen die vier Musiker der schweizerischen Kultband beim Jazzclub in Regensburg mit der Tür ins Haus. Unnachgiebig jagt Bobby Burri mit dem Plektron über die Saiten des Kontrabasses, nicht weniger straff vorwärts getrieben von Gerry Hemingway am Schlagzeug. Dieser ersetzte Fredy Studer, der im Sommer plötzlich verstorben ist, aber das Album noch mit eingespielt hat. Mit dem Video eines typischen Suder-Solos vom Jazzfestival Schaffhausen, welches auf Leinwand projiziert wurde, erinnerte die Band an ihn. Gitarrist Christy Doran, Urs Leimgruber (ss), Burri und Hemingway gestalteten und begleiteten dieses anrührende Gedenken an ihren Freund mit leisen, intimen Klängen und geräuschhaften Sounds, die schließlich langsam verhallten. Danach setzten sie mit einer wuchtigen, energisch treibenden Improvisation erneut eine Duftmarke, bei der das spärliche Publikum im Leeren Beutel die Ohren anlegen musste. Leimgruber ließ sein Sopransax schrill aufheulen, fiepte, schmatzte und zog die Luft scharf ein, statt ins Mundstück zu blasen, während Doran zwischen brodelnden Eruptionen und geräumigm Slidespiel eine Fülle an Klängen mit seinen Effektgeräten generierte. Der Bayerische Runfunk hat …

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CD von Jens Düppe. CD von Jens Düppe.

Ego-d – Jens Düppe auf „Lebensweltreise“ – erstes Solo-Album des Schlagzeugers

Von Dietrich Schlegel. Es klingt keineswegs anmaßend oder gar snobistisch, wenn Jens Düppe im Gespräch beiläufig erwähnt, dass er auf seinen weltweiten Konzertreisen die Essay-Sammlung „Silence“ von John Cage im Gepäck mitführt, um sich von der Musikphilosophie und den Einsichten des in jeder Hinsicht alle Grenzen überschreitenden Zen-Buddhisten für seine eigenen Kompositionen  und Improvisationen inspirieren und seine eigene Weltsicht überprüfen und womöglich erweitern zu lassen. Der aus dem Schwäbischen stammende, seit langem in Köln heimische Schlagzeuger, Percussionist, Komponist, Bandleader, Klang-Erforscher, gilt als einer der einfallsreichsten Musiker im weiteren Bereich des zeitgenössischen Jazz mit offenen Grenzen zur Minimal Music. Anima Dabei geht er stets bedächtig vor, lässt vieles reifen. Für das erste Album unter eigenem Namen mit eigener Band (Anima, 2015) ließ er sich fast zwei Jahrzehnte Zeit, denn sie brauchte er mit seinen vielfältigen Engagements am Drumset mehrerer Big Bands und der fast unübersichtlichen Anzahl kleinerer Formationen der Kölner und rheinischen Jazzszene wie auch für seine ungewöhnlichen Kommunikationskonzerte etwa in einem „Geräusch-Café“. Nun hat er die Corona bedingte Zwangspause von Live-Auftritten genutzt, um sich den lang gehegten Wunsch einer Solo-Einspielung zu erfüllen. „The Beat“ Als …

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Stefanie Lottermosers neues Album: In-Dependence

Nach Stefanie Lottermosers letztem Album „Hamburg“, das letztes Jahr erschienen ist, wartet sie nun mit Ihrer brandneuen Aufnahme „In-Dependence“ auf und präsentiert darauf weiter konsequent ihre Vorliebe für dynamische Fusionklänge. Die geborene Münchnerin und zwischenzeitliche Wahlhamburgerin war schon immer neben dem Jazz, auch den Genres Funk, Soul und Pop verbunden. In der Tradition des klassischen Fusionsounds der 80er Jahre stellt sie mit ihrer Band auf der CD „In-Dependence“ elf Eigenkompositionen vor, die inhaltlich bei den von ihr auf dem Album gesungenen Texten einen ganz persönlichen biografischen Einblick wiedergeben. Musikalisch ist sie nach wie vor auf funkig soulige Sounds abonniert, die sie mit ihrem Saxophonspiel seit Jahren stetig weiter entwickelt hat. Echtes Händchen für Jazzgroove Schaut man sich die aktuelle Akzeptanz, etwa von Wolfgang Haffners Dream Band, an weiß man, dass sich musikalisch ein Fusionrevival anbahnt. Eines muss man Stefanie Lottermoser lassen, sie hat über die Jahre ihre eigene Sprache gefunden, ein echtes Händchen für den Jazzgroove und begeistert mit dem Sound die Zuhörer. Ihre Mitstreiter Keyboarder Maik Schott, Martin Ziaja am Bass und Schlagzeuger Felix Lehrmann runden den homogenen Lottermoser-Sound ab. Die Melodien sind eingängig, …

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Gregor Hübner mit „Preludes“ aus dem Lockdown auf CD und Note

Keine Konzerte, keine Treffen zu Proben, kein Einkommen – in Musikerbiografien haben die Auswirkungen der Corona-Pandemie tiefe Spuren hinterlassen. Auch wenn jeder Künstler anders mit den beruflichen Einschränkungen umging, gemeinsam ist allen, dass sie in diesen Wochen und Monaten das taten, was Musiker*innen immer tun können: üben, komponieren und im Homestudio aufnehmen. Und natürlich sich fit halten und Sport treiben. Damit kommen wir zu dem Geiger Gregor Hübner, der seit Jahrzehnten zwischen NYC und München pendelt. In Big Apple hat er vor fast drei Jahrzehnten sein Studium an der Manhattan School of Music mit Auszeichnung beendet und seine internationale Karriere aufgenommen, in Harlem wohnt seine Familie. Im größten Dorf der Welt, in München – aus transatlantischer Perspektive nicht weit vom Bodensee, wo Hübner aufwuchs – hat er eine Professur für Komposition an der Musikhochschule. „Stories from the New York-Lockdown“ In Coronazeiten war die Wahl klar: Hübner blieb bei der Familie in Harlem. In dieser Zeit begann er neben dem Geigenspiel auch wieder mehr Klavier zu spielen. Hübner ist natürlich keiner, der stur Geläufigkeitsübungen und Harmonielehre paukt – er komponierte beim Üben und so entstanden nach …

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Keith Jarrett – Bordeaux Concert
Keith Jarrett – Bordeaux Concert

Keith, Lorenz und Sebastian allein am Klavier; Jubiläum, Strukturen, Loops – Jazz-CDs in der HörBar Okt. 2022

Sternal, Kellhuber und Jarrett geben ihrem Piano Raum. Christian Muthspiel wird mit zwei Doppel-CDs gefeiert. Das Hornung-Trio wühlt mit humanoiden Strukturen auf und „Oh No Noh“ loopt sich froh und glücklich. Die Jazz-Rezensionen in der HörBar der neuen musikzeitung. Muthspiel – Diary 1989-2022 Sebastian Sternal – Thelonia Muthspiel & Orjazztra Vienna – ­Homecoming Hornung Trio – Strukturen Lorenz Kellhuber – Live at Elbphilharmonie Oh No Noh – Kanzi Keith Jarrett – Bordeaux Concert Muthspiel – Diary 1989-2022 Die zahlreichen Aufnahmen der diversen Ensembles in denn Muthspiel aktiv war oder ist sind auf eine Art aneinander gesetzt, die diese beiden CDs zugleich zu einem Hörstück besonderer Art über insgesamt zwei Stunden und 27 Minuten macht. Sebastian Sternal – Thelonia Musik, die einen hörend einbettet und sich selbst ebenso. Ich kann nicht verhehlen, dass mich gerade die etwas «einfacheren» Stücke besonders berührt haben. So viel Wärme ohne Wehleidigkeit ist selten und geht nur, in dem man sich in Distanz zu sich selbst verliert – man muss es laufen lassen können, Vertrauen in sich haben und das, was einem technisch und spirituell zur Verfügung steht. Muthspiel & Orjazztra …

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Masako Ohta & Matthias Lindermayr – CD „MMMMH“

Die in München lebende Pianistin Masako Ohta und der ebenfalls in München ansässige Trompeter Matthias Lindermayr haben auf der gerade erschienenen Aufnahme „MMMMH“ im Duo zusammen gefunden und präsentieren ein wunderbar fließendes, homogenes Album. Dass sich die Musiker, die aus unterschiedlichen Genres stammen, kenngelernt haben ist dem Musikförderpreis der Stadt München zu verdanken, der im Jahr 2019, wohl verdient, an die beiden Künstler verliehen wurde. Dabei wirken sie in unterschiedlichen musikalischen Bereichen: Masako Ohta ist maßgeblich sowohl der Klassik als auch der zeitgenössischen Moderne verbunden, während Lindermayr in erster Linie als Jazz-Solist und diversen Formationen beheimatet ist. Trotz allem haben beide eine gemeinsame Verbindung: sie legen sich nicht per se auf eine bestimmte musikalische Richtung fest, sondern loten Stile aus und musizieren vielseitig wie abwechslungsreich. Das Album „MMMMH“, aufgenommen im Unterföhringer Mastermix Studio, präsentiert neun Kompositionen von Lindermayr und Ohta, die leichtfüßig und beruhigend den Hörer in ihren Bann ziehen. Inspirierte Themen werden vorgestellt, die mit Fingerspitzengefühl weiter gesponnen werden, darüber schichten sich Improvisationen, ab und zu mit leichter Rhythmik, versetzen den Hörer dabei in eine Art Trance. Sich fallen lassen Man kann sich zur …

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Fisch und Fischer schuhplatteln – Christian Kühn vertont Grimm’sche Märchen

„Manntje, Manntje, Timpe Te / Buttje, Buttje inne See…“ grummelt Christian Kühn zwischen leicht tänzelnder Gitarre und schweren Bassschritten. Der einfallsreiche Komponist und Gitarrist hat mit seiner Band Kuhn Fu das alte Grimm‘sche Märchen vom „Fischermann und syner Frau“ vertont und interpretiert es auf dem siebten Album mit dadaistischer Lust völlig neu.   Um es vorneweg zu sagen: Es ist ein kolossales Vergnügen, ein köstlicher exzentrischer Spaß mit manchmal heftiger Sturmgitarre und entsetzt jaulenden Klarinetten, tanzendem Bass und raunender Erzählstimme. An jeder Ecke springt ein neues musikalisches Ballett aus dem Wasser, tanzt mit dem Fischer Marcel De Champignon, einem Hornspieler, und dem Fisch „Bruno the Architect“ einen Schuhplattler, Blues oder punkgesättigten Reigen.   Mit improvisatorischer Spielfreude Mit forciertem deutschem Akzent wird die Geschichte auf Englisch zu einem modernen Märchen umgeformt. Hauptfigur ist der Fischer, der auf der Suche nach der perfekten Melodie ist – nach „the melody that makes millions“. Diesen Wunsch soll ihm der Fisch erfüllen. Dabei entstehen – auf dem gleichzeitig veröffentlichten Live-Album (Vinyl) aus Saalfelden zu hören – die Texte immer wieder spontan auf der Bühne. Neben zwei Klassikern der wunderbar abgedrehten …

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Stumme Schreie und zirpende Frösche – Das Jubiläumsalbum von OM 50

Im trüben Schneeregen sitzen drei auf einer Leitplanke, der vierte steht daneben und streckt einen alten Schirm hoch. Das Bild auf der Homepage vom OM ist ein Signal, ein „OMen“ für die Beständigkeit und gemeinsame Energie, die es der Band ermöglicht, heuer das 50-jährige Bestehen mit einem neuen Album zu feiern, beziehungsweise das Feiern ermöglichen würde, muss man sagen, denn Schlagzeuger Fredy Studer ist kurz vor Veröffentlichung des Jubiläumsalbums überraschend verstorben.   „Wir haben natürlich von seiner Krankheit gewusst“, seufzt Christy Doran, „dass es aber so plötzlich passiert, hat uns alle überrascht und überrumpelt“, bekennt der Luzerner Gitarrist hörbar betroffen. Auf Tour werden die drei ergrauten Musiker Urs Leimgruber, Christy Doran und Bobby Burri nunmehr mit einem jungen Schweizer Schlagzeuger aus der Enkelgeneration unterwegs sein.   50 Jahre Stammbesetzung Auf dem quietschbunten Cover steht OM 50 in einem stilisierten, leuchtenden Konfettiregen, unverkennbar designed vom selbst legendären Nikolaus Troxler. Gegründet wurde die Band 1972 unter dem Eindruck (und Einfluss) von John Coltrane und Jimi Hendrix. Bald darauf traten sie am von Troxler gegründeten Willisau-Festival auf. Als Pioniere einer europäischen Electric-Free-Music schrieben sie damit an der europäischen …

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