Brubeck for Two – Die CD „IN YOUR OWN SWEET WAY“ von Sabine Kühlich und Laia Genc

Von Dietrich Schlegel – Eine der schönsten und originellsten CDs dieses Jahres ist zweifellos „IN YOUR OWN SWEET WAY – A Tribute To The Great Dave Brubeck“, ein Duo der Aachener Sängerin/ Saxophonistin Sabine Kühlich und der Kölner Pianistin Laia Genc (Double Moon Records). Gut Ding will Weile haben – das alte Sprichwort trifft haargenau den Werdegang und Reifeprozess, den dieses Album seit 2009 bis zum Release im Frühjahr durchschritten hat. Über den Verlauf gaben die beiden erfolgreichen und sympathischen Musikerinnen, die sich längst mit Konzerten, Festivalauftritten und CDs in der Jazzszene behaupten, in einem lebhaften Gespräch mit der JazzZeitung ausgiebige Auskunft. Vor bald sechs Jahren hatte Sabine Kühlich auf Anfrage einer Veranstalterin nach einem „Tribute“-Wochenende mehrere Vorschläge unterbreitet. Die Wahl fiel auf Dave Brubeck. Bald wurde daraus die Idee eines Duo-Projekts. „Ich brauchte nicht lange zu überlegen, mit wem ich diese Aufgabe realisieren könnte“, berichtet Sabine, „das war Laia, mit der ich gerade eine weitere Folge unseres jazzpädagogischen Lehrgangs ‚Jazz for Kids‘ gemacht hatte. Auch von anderen gemeinsamen Projekten kannte ich sie gut, und ich war überzeugt, dass ich mich mit ihr an Brubeck …

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Gyula Babos: Wie die Weitergabe des Feuers klingt

Der Krabbenfänger (Rákfogó). So hieß eine Gruppe in Ungarn, die in ihrer Kernform nur kurze zwei Jahre von 1972 bis 1974 existierte und die trotz der Tatsache, dass sie damals keine LP veröffentlichen konnte, bis in die Gegenwart hinein einen großen Einfluss auf den ungarischen Rock- und Fusion-Jazz ausübte. Rechnet man die Vorgängergruppe »Új Rákfogó« und die personell verbundenen Bands »Syrius« und »Kex« dazu, existierte damals ein Pool von exzellenten Musikern, aus dem sich bis heute immer neue, brillante Musik entwickelt. Aktuelles Beispiel: Die CD »Makrokozmosz« des Gitarristen Gyula Babos. Die Musik auf dieser CD scheint wie eine Vertonung des bekannten Mottos von Thomas Morus zu sein, das – zum Beispiel – Gustav Mahler so formulierte: »Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.« Schon mit dem ersten Stück der Scheibe – gewidmet dem in der Ungarischen Tiefebene in der Mitte des 19. Jahrhunderts aktiven Räuber und Revolutionär Sándor Rózsa, einer Art ungarischem Robin Hood – wird loderndes Feuer weitergegeben! Rasante Themen und Motive erinnern an die Ästhetik Miles Davis’ (Trompete hier der grandiose Kornél Fekete-Kovács) an der Schwelle zu »Bitches …

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Weihnachtliches mit orientalischer Note von Quadro Nuevo

Alle Jahre wieder – breitet sich ein hochansteckendes Virus in der Musikszene aus und infiziert wahllos Musiker aller Couleur. Mehrfach angesteckt wurden bereits die Vier von Quadro Nuevo. „Music for Christmas nights“ ist nach „Weihnacht“ und „Bethlehem“, das vor drei Jahren erschienen ist, bereits ihr drittes Album mit Musik aus und für die christliche Weihnachtszeit. Dass damit mehr als nur ein tiefer Herzenswunsch verbunden ist – und das sentimentale Gefühl vieler Menschen angesprochen und zum Kauf angeregt werden soll, ist sonnenklar. Ob darüber hinaus mehr in einem solchen Album steckt, bringt nur ein genaues Hineinhören ans Licht – oder in diesem Fall besser, in die Weihnachtsnacht. Leuchtend, das sieht man auf den ersten Blick, ist auf jeden Fall das Cover mit einer stilisierten Kerzenflamme, die witzigerweise dem Schalltrichter eines altertümlichen Schallplattenspielers entspringt. Von diesem effektvollen, aber einfallslosen Konzept abgesehen, weist das Album bei der Auswahl der Lieder nur einige wenige Besonderheiten auf. Was ihm aber tatsächlich einen eigenen Charakter verleiht, ist die Herangehensweise und – teilweise – die Umsetzung dieser einfachen, dabei oft starken Melodien. Zuallererst fehlt eine menschliche Stimme, die Lieder sind alle instrumental …

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Authentizität vom ersten bis zum letzten Ton

Von Thomas J. Krebs – Bereits nach den ersten Takten ist klar wohin die musikalische Reise bei Clara Haberkamps neuer CD „Orange Blossom“ geht. Gemeinsam mit Drummer Tilo Weber und dem Norweger Dan Peter Sundland am E-Bass werden leise, perlende Klanggebilde geformt. Sind die Themen bei den ersten Stücken noch harmonisch geprägt, wechseln diese im Laufe der Aufnahme zunehmend zu filigranen, modalen Motiven, mit viel Fingerspitzengefühl interpretiert. Die junge Pianistin und Wahlberlinerin Clara Haberkamp ist ihrer Zeit musikalisch voraus, kümmert sich wenig um Konventionen und setzt eigene tonale Schwerpunkte. Was im einen Moment zart und zerbrechlich klingt, wird kurz darauf energiegeladen und steckt voller spielerischer Überraschungen. Ergänzt wird das Piano-Trio letztlich durch Clara Haberkamps wunderbare Stimme, die sie de facto als eigenes Instrument einsetzt und mit beeindruckender Ausdruckskraft (musikalisch wie textlich) zur Geltung bringt. Aller Komplexität zum Trotz schafft Clara Haberkamp mit ihren ausdrucksstarken Eigenkompositionen beim Hörer eine harmonische Vertrautheit und bildet damit einen gelungenen Gegenpol zum Mainstream. Dan Peter Sundland und Tilo Weber sind geniale Spielpartner, teilen sie Haberkamps Verständnis für Reduktion der Klänge, die den musikalischen Kern treffen, plötzlich in beseelte Improvisationen umschlagen, …

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Grenzenlose Leidenschaft auf dem Akkordeon

Von Michael Scheiner – Bei dem mittlerweile 52-jährigen Finnen Kimmo Pohjonen ist die Versuchung groß zum nächstliegenden Superlativ, einem abgegriffenen Klischee oder zur größtmöglichen Übertreibung zu greifen. Irgendwie scheint man ihm nur gerecht werden zu können, wenn vom „Akkordeon-Punk“, dem „Jimi Hendrix des Akkordeon“, Derwisch oder der „nordischen Variante von Mad Max“ die Rede ist. Tatsächlich wirkt sein oft pathetisches Spiel auf dem Akkordeon wie eine Urgewalt, die über den Hörer hereinbricht. Durchsetzt mit zarten, lyrischen Momenten, volksmusikalischen Anklängen und experimentellem Einsatz elektronischer Mittel wirkt die Ankündigung eines neuen Albums wie eine Verheißung! Das programmatische „Sensitive Skin“, schon seit über einem Jahr auf dem Markt, ist Pohjonens jüngste Veröffentlichung und so etwas, wie die Summe seiner bisherigen künstlerischen Arbeiten. Diese umfassen Filmmusiken, wie das preisgekrönte Animationsepos Jade-Krieger, ebenso wie Kompositionen für und Aufnahmen mit dem Kronos Quartet, diverse Soundprojekte, die großartige Filmbiografie „Soundbreaker“ von Kimmo Koskela, Lehrtätigkeiten und ein Repertoire, das zwischen Volksmusik, Heavy Metal, Klassik und Improvisation ein kaum vorstellbares riesiges Spektrum abdeckt. Ohne Übertreibung kann man sagen, dass er die schon weiter gewordenen Grenzen des Akkordeons noch einmal um einige Grade weiter geöffnet …

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Steve Reich Six Pianos mit Gregor Schwellenbach – eine Rezension

Von Stefan Pieper – Gregor Schwellenbach, Hauschka, Tobias Brandt, Paul Frick, Erol Sarp und John Kameel Farah sind allesamt gefeierte Meister einer repetitiven Ästhetik, die sich sowohl in der Popkultur, aber auch in der improvisierten Musik und dem klassisch-zeitgenössischen Spektrum zuhause fühlt. Sie sorgen mit spannenden Crossover-Projekten für Furore, wenn etwa Technotracks auf akustische Ensemble übertragen werden. Wenn diese Kenner der Materie nun Steve Reichs Paradestück „Six Pianos“ musizieren, darf man ohne Zweifel Großes erwarten. Und tatsächlich bringen diese sechs Musiker Steve Reichs Musik überaus treffsicher auf den Punkt. Denn die hier angetretenen Tastenkünstler wissen, wie es geht – nämlich in dieser Komposition auf Anhieb jede Nervenzelle beim Hörenden wach zu bekommem. „Six Pianos“ aus dem Jahr 1973 sieht folgendes vor: Im gemeinsamen Miteinander formen insgesamt zwölf spielende Händen eine sich ständig wiederholende Textur. Die hohe Kunst liegt darin, hier ein unwiderstehliches, vibrierendes Sounddesign herzustellen. Es ist ein hauchdünner Grat, auf dem Genialität entsteht, die nach außen Wirkung entfaltet. Sechs Klaviere vereinen sich in der Behandlung dieser sechs Spezialisten zum rundlaufenden, vorwärtstreibenden Motor. Da lebt die Magie des strikten Kontinuums mit sorgsam dosierten Steigerungen. Betonungen …

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„Carlo, Keep Swingin’“ ist ab 9. Dezember auf DVD und als VoD erhältlich

„Carlo, Keep Swingin’“ ist das mitreißende Porträt von Carlo Bohländer, der mit dem Frankfurter Jazzkeller nicht weniger als die Keimzelle für den Jazz in Deutschland geschaffen hat. Eine Hymne an die Musik der Freiheit nach der schmerzvollen Erfahrung des Nationalsozialismus. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete der Trompeter und Musiktheoretiker Carlo Bohländer im zerbombten Frankfurt das Domicile du Jazz. Unter Eingeweihten fortan der Keller genannt. Hier wurde richtig gejazzt. Tagsüber war der Keller ein Proberaum, abends verwandelte er sich in eine nicht enden wollende Jamsession. Die Atmosphäre war atemberaubend. Gagen gab es keine, dafür aber reichlich Schnaps. Im Zentrum des Geschehens stand Carlo, der mit seinem Genie, Witz und Enthusiasmus alle ansteckte. Alsbald gaben sich weltweit berühmte Jazzgrößen aus Deutschland und Übersee die Klinke in die Hand. Darunter Albert Mangelsdorff, Bill Ramsey, Dizzy Gillespie, Duke Ellington, Ella Fitzgerald und sogar Louis Armstrong. Der Jazzkeller und Carlo bauten Brücken zwischen den Nationen und machten es möglich, dass die Welt in Frankfurt wieder zusammenfand, wenigstens für eine Jamsession lang. Anlässlich der Uraufführung rezensierte Dietrich Schlegel den Film hier auf www.jazzzeitung.de

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In sich gekehrt präsentiert sich Till Brönner auf seinem neuen Album – „The Good Times“

Den Echo hat er schon im Jazz, in der klassischen Musik und in der Populärmusik gewonnen –  Till Brönners Einspielungen sind ein Erfolgsgarant für die Plattenfirmen, neulich wurde er sogar vom amerikanischen Präsidenten höchstpersönlich ins Weiße Haus eingeladen. Nicht nur das Publikum liebt ihn, auch die Fachpresse schreibt regelmäßig exzellente Kritiken. Auf dem neuen Album verwirklichen sich Till Brönner und der Produzent Ruud Jacobs mit der Stückauswahl einen kleinen persönlichen Traum. George Gershwin, Sasha Distel und andere großen Namen wie Irving Berlin sind die Komponisten der 13 Stücke, die sich der deutsche Jazz-Star in neuen Arrangements zu Eigen macht.  Die Songs, die einst auch von Sinatra gesungen wurden, interpretiert Brönner an Trompete, Flügelhorn und als Sänger. Durchweg eine melancholische Kaminfeuer-Stimmung, die getragen von der Allstar-Band mit Anthony Wilson (guitar), Larry Goldings (piano), John Clayton (bass) und Jeff Hamilton (drums) zum Verweilen und Entspannen einlädt. Obwohl der Trompeter die bekanntesten Jazz-Crooner der 20er- und 30er-Jahre zum Vorbild nimmt, macht er sich nicht zu viel Druck und versucht keineswegs die Künstler nachzuahmen, was den Aufnahmen eine leichte und unaufgeregt Note verleiht. Musikalische Struktur und transparente Aufnahmequalität ziehen …

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Neues vom Pablo Held Trio: CD Lineage

Das Kölner Pablo Held Trio demonstriert seit vielen Jahren, wie eine organische Band-Chemie verlässlich nach innen und außen wirkt – wo sich andere gerne auch mal in zu viel Kurzlebigkeit verzetteln. Vor zehn Jahren traten der Pianist Pablo Held, Bassist Robert Landfermann sowie der Schlagzeuger Jonas Burgwinkel als Newcomer beim Westfalen-Jazzpreis ins Rampenlicht. Mittlerweile sind die drei zwar in vielen Projekten sehr gefragt, aber bleiben im Kern nach wie vor ureigenen Trio treu, mit dem sie auch gerade international auf Tour gehen. Auf der aktuellen Pirouet-CD präsentiert sich ein entsprechend unterschütterlicher hoher Standard, der sich in jedem Moment selbst genug ist – nicht mehr und nicht weniger. Die Vorgängerplatte kam mit ihren Klassik-Bezügen betont balladesk und verinnerlicht daher – das aktuelle Werk sprüht umso mehr vor quirliger Lebendigkeit. Pablo Helds Klavierspiel hat an erzählerischer Eloquenz und über den Dingen schwebender, dezenter Führungskraft noch zugelegt. Es herrscht ein Klima gegenseitigen Vertrauens – bei einer tatsächlich schwindelerregenden Dichte an musikalischen Ideen. Sie sind genauso subtil wie das ganze komplexe Geflecht drumherum, nämlich all die Abspaltungen, metrischen Unregelmäßigenkeiten  und irritierenden harmonischen Farbenspiele. So kann es nur dieses Trio, …

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My Moments – Barbara Dennerlein mit neuem Album

Barbara Dennerlein ist unbestritten die Königin der Hammondorgel und prägt national wie international seit über 30 Jahren das Bild dieses Genres. Mit ihrer neuen Veröffentlichung „My Moments“ präsentiert sie einen Mitmitschnitt aus einem Doppelkonzert, aufgenommen vor gut zwei Jahren im Konzertsaal der renommierten Musikhochschule im nordschwedischen Piteå. Das Besondere daran ist, dass Barbara Dennerlein hier Solo zu hören ist und zwar live an ihrem „Stamminstrument“ der Hammondorgel und im Anschluss auf einer Pfeifenorgel. Auf einer Hammond C3, ausgestattet mit ihrem MIDI Pedal, swingt sie in gewohnter Weise hochinspiriert. Die vorliegende Aufnahme spiegelt gleichzeitig die einzigartige Atmosphäre des Konzertsaales „Studio Acusticum“ wieder, in der sich eine Woehl Orgel befindet, die ihresgleichen sucht. Mit 9000 Pfeifen und 203 Registern zählt das Instrument zu den größten Orgeln weltweit und bietet Barbara Dennerlein zugleich Herausforderung und Freiheit alles das zu spielen, was das Instrument hergibt. Eindrucksvoll stellt sie hier unter Beweis, wie man Manuale, Register und Fußpedale einer klassischen Orgel beherrscht und ihr spielerisch abwechslungsreiche wie spannende Klänge entlockt. Solo Konzerte sind für Organisten (egal ob an der Hammond oder einer klassischen Orgel) immer eine besondere Herausforderung, da sie …

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