Große Kleinkunst, viel Jazz & Soul und feine Salonmusik: das Einhaldenfestival vom 25. bis 28. Juli 2019 auf dem Kaseshof in Geratsreute

Ravensburg. Das Einhaldenfestival ist ein Musik-und Kabarett-Festival unter dem freien Himmel Oberschwabens. Seit 2004 lockt das Kultur-Projekt jeden Sommer erstklassige Virtuosen und Charakterköpfe ins ländliche Grün. Sie kommen aus allen Ecken des Landes und der Welt. Für viele von ihnen wird das familiäre Festival ein Stück zuhause. In diesem Sommer schlagen die vielen ehrenamtlichen Helfer die Bühne schon zum dritten Mal auf dem Kaseshof in Geratsreute auf, einem kleinen Weiler bei Fronhofen. 2017 war das Festival von seiner Geburtsstätte, dem Bauernhof Einhalden, an die nahegelegene neue Spielstätte umgezogen. Das Programm für 2019 kann sich wie immer sehen lassen: Mit dabei sind u.a. die Echo-Preis-gekrönte Soul ‘n Jazz-Sängerin Malia mit dem Hip-Jazz-Trompeter Joo Kraus, dem Tales in Tones Trio und den Streichern des aus New York anreisenden Sirius Quartetts, der„Klaviator“ und Kabarettist Lars Reichow, der bayerische Wortakrobat und Sänger Willy Astor, Roland Baisch und das Countbaischy Orchester, das Balkan-Folk-Ensemble Foaie Verde und Berta Epple, das Projekt „Sing Romantik“ mit einem über 300-köpfigen Kinderchor, das Liedertheater von Christof und Vladislava Altmann, als Late-Night Acts Fina, Snorre & Hoss und Vive La Bräss Bänd und am Sonntag das …

Weiterlesen

Magische Klangmomente: Rockjazzformation OM gibt seltenes Konzert in Regensburg

Es sei das beste gewesen, was sie seit langem gehört habe. Etwas unsicher, aber mit leuchtenden Augen, hält die junge Frau Urs Leimgruber und Christy Doran nach deren Auftritt mit OM im Leeren Beutel ein abgelöstes Plakat zum Signieren hin. Sie spiele selbst Musik, erklärt sie und antwortet auf die Frage nach ihrem Alter: „18 Jahre.“ „So muss es sein“, strahlt sie darauf der 67-jährige Saxofonist an, „die Jugend hört unsere Musik“. Damit übertreibt der grauhaarige Musiker mit dem adretten Pferdeschwanz zwar leicht, denn das Gros der Zuhörer im Konzertraum gehört eindeutig älteren Semestern an. Vermutlich haben einige schon die erste Auflage des Quartetts in den späten 70er- oder frühen 80er-Jahren miterlebt. Damals zählte OM aus dem zentralschweizerischen Luzern zu den aufregendsten Gruppen des sich neu entwickelnden Jazzrock-Genres. Selbst hat das – bis heute – kollektiv organisierte Quartett seine Musik allerdings immer als „Electric Jazz“ bezeichnet. Durchaus auch um sich gegen die einsetzende Kommerzialisierung und musikalische Vereinfachung abzugrenzen, die sich auch bald herausbildete und manchen Bands eine breitere Anerkennung verschaffte. Neben dem deutschen Trio Giger-Lenz-Marron und der englischen Band Nucleus um den Trompeter und Musikprofessor …

Weiterlesen

Mischung aus Magie und Poesie – Lisa Bassenge mit „Borrowed and Blue“ beim Jazzclub im Leeren Beutel

Regensburg. Bei einem eindrucksvollen Konzert stellte die Berliner Sängerin Lisa Bassenge kürzlich ihr aktuelles Album „Borrowed and Blue“ beim Jazzclub Regensburg im Leeren Beutel vor. In einer ruhigen und intimen Atmosphäre ließen der schwedische Pianist Jacob Karlzon und der dänische Bassist Andreas Lang zusammen mit Bassenge grazile Welten zwischen Blues, Countrypop und Jazz entstehen. „Borrowed and Blue“ ist das erste reine Coveralbum der gewieften Songschreiberin mit Songs von den Beatles (Norwegian Wood) dem unverwüstlichen George Gershwin (My Man’s Gone Now aus Porgy & Bess) bis zur Country-Sängerin Patsy Cline (Three Cigarettes in an Ashtray) und Singer-Songwriter Bill Withers (Grandma’s Hands). Den Vorlagen liegen ganz unterschiedliche Stimmungen zugrunde. Kraft ihrer Integrität und nicht zuletzt dank der einfühlsamen Unterstützung ihrer beiden Mitspieler gelingt es Bassenge, aus diesem Wimmelbild der Einflüsse eine Geschichte mit rotem Faden zu machen. Die fast ausnahmslos entspannte, intime Stimmung bricht sie in der ersten Hälfte des Abends einmal mit einem coolen Groove auf. Dabei blitzt für einen Moment eine andere Bassenge auf, die auch mal loslassen und befreite Emotionen zeigen kann. Danach hat sie sich sofort wieder bis in die letzte Nuance eines …

Weiterlesen

50 Jahre Jazzwoche Burghausen – „it has lines in its face“

„Gute Musik ist immer aktuell, schlechte nie“ – getreu diesem Zitat von Festivalorganisator und Macher Joe Viera fand dieses Jahr die 50. Jazzwoche Burghausen statt. Mit einem engagierten, interessanten Programm und Höhepunkten, die so manchen Jazz- und Musikfan noch lange schwärmen lassen wird. Jazzwoche Burghausen, das ist mehr als nur ein Festival, denn überall ist Musik: die ganze Stadt swingt, in der Fußgängerzone der Altstadt, vor dem Rathaus oder Cafés und last not least natürlich in der Wackerhalle, dem Stadtsaal oder dem traditionsreichen Jazzkeller. Das alles kombiniert mit einer begleitenden Ausstellung im Haus der Fotografie, einer neuen Bronzeplatte für Roy Hargrove – Langeweile oder Müßiggang kommen da zu keinem Zeitpunkt auf – man muss das Festival konzeptionell als Ganzes betrachten. Internationale Stars und Größen wie Ramon Valle, Al di Meola, Terri Lyne Carrington gemeinsam mit Diane Reeves, Angelique Kidjo und Lizz Wright oder Sly & Robbie feat. Nils Petter Molvaer gaben sich dieses Jahr die Klinke in die Hand, um namentlich nur ein paar Highlights aufzuführen, die das Publikum anzogen und begeisterten. Insgesamt gab es in der Tat wenig musikalische Überraschungen, dafür jedoch jede Menge …

Weiterlesen

Cooler Bop vom Schlangenbeschwörer

Vincent Herring begeisterte mit Soul Chemistry im Regensburger Jazzclub Leerer Beutel. Auch, weil der Altmeister ein seltenes Statement abgab. Vincent Herring ist gewiss keine Reinkarnation des großen Charlie Parker. Und dennoch, wenn Herring auf der Bühne steht und in sein Horn bläst, erinnert so einiges an den legendären Altsaxofonisten, der als einer der Schöpfer des Bebop gilt. Da ist die leicht massige Gestalt des New Yorkers, der eigentlich aus Kentucky stammt. Dann auch die Haltung, wie man sie von alten Fotos aus den 50er Jahren von Charlie Parker kennt. Und vor allem der mächtige Ton und das superschnelle Spiel auf dem Altsax, bei dem sich die Finger scheinbar lösen und selbständig über die Klappen zu tanzen scheinen. Zwar trägt Herring beim Konzert mit Soul Chemistry im Leeren Beutel keine Krawatte, wie sein großes Vorbild.  Mit einem leuchtend blauen Einstecktuch im Jackett seines Anzugs verfügt er aber über die gleiche Eleganz und geschmackvolle Erscheinung, die heute manchmal merkwürdig altertümlich wirkt. Bei Musikern aus dem boporientierten Mainstream ist es nach wie vor weit verbreitet, großen Wert auf die äußerer Aufmachung zu legen. Zum Anzug, den alle vier …

Weiterlesen

Fotogalerie: Jochen Rückert Quartett feat. Mark Turner im Jazzclub Unterfahrt

Das Jochen Rückert Quartett gastierte mit  internationaler Besetzung im Jazzclub Unterfahrt. Der Kölner Schlagzeuger hat sich mit seinem Können und Durchhaltevermögen internationalen Ruf erarbeitet und erntet nun die Früchte seiner Arbeit. Was Rückert gemeinsam mit dem großartigen Mark Turner am Tenorsaxophon, dem Gitarristen Lage Lund und Matt Penman am Bass präsentierte war beeindruckend. Lage Lund nutzte gekonnt spielerische Räume mit seiner halbakustischen Gitarre, Mark Turner improvisierte im Dialog mit Lund beseelt am Tenor, während Penman und Rückert mit Fingerspitzengefühl und Emotionalität für entsprechenden Groove und Zusammenhalt des Quartetts sorgten. Mit ihrem aktuellen Programm und brandneuen Stücken begeisterte Rückert und sein Quartett das Publikum im Jazzclub Unterfahrt. Der Bayerische Rundfunk hat das Konzert mitgeschnitten und wird Ausschnitte des Abends am 12. Juli im Rahmen der Sendereihe „BR Jazzclub“ als weiteres Konzerthighlight aus Münchens Jazzlandschaft senden. Text: Thomas J. Krebs

Weiterlesen

Das Yonathan Avishai Trio beschließt die Ausstellung „Der Wind, das Licht | ECM und das Bild“ im Kunstverein Ingolstadt

„Der Wind, das Licht | ECM und das Bild“ heißt eine Ausstellung des Kunstverein Ingolstadt e.V, die noch bis 27. Januar 2019 zu sehen ist. Der Kunstverein Ingolstadt widmet sich in dieser Ausstellung der Cover Art des Musiklabels ECM, Edition of Contemporary Music. ECM hat sich seit seiner Gründung 1969 dem Jazz und der zeitgenössischen Musik verschrieben und ist weltweit eines der führenden Labels in diesem Bereich. Integraler Bestandteil der ECM-Plattenproduktionen war seit jeher die Ästhetik der Covergestaltung. Die Zusammenarbeit des Gründers und Produzenten Manfred Eicher mit Gestaltern wie Barbara und Burkhart Wojirsch und Dieter Rehm fruchtete in einer Ästhetik des Covers, die einen Dialog zwischen fotografischem Bild und Musik eröffnet. Anhand ausgewählter Beispiele, Originale, Publikationen und einer Präsentation von über 1.500 bisher veröffentlichten Album-Cover etc. wird die komplexe Bildwelt von ECM aus einem Fundus von möglichen Bildern vorgestellt, um so die Entstehung der Bildwelten zu beleuchten und ihrer Bedeutung für die Musik nachzuspüren. Die Ausstellung, die von Hubert P. Klotzeck kuratiert wurde, findet am 27. Januar mit einer Finissage und einem Konzert des Yonathan Avishai Trios ihren Abschluss. Kunstverein Ingolstadt e.V. | Schlosslände 1 | …

Weiterlesen

Yonathan Avishai mit seinem Trio im Jazzclub Unterfahrt

Letzte Woche gastierte das Yonathan Avishai Trio im Münchner Jazzclub Unterfahrt. Als Pianist bei Avishai Cohen war er an dessen ECM Alben „Into The Silence“ und „Cross My Palm With Silver“ mit beteiligt, während Yonathan Avishai selbst seit über 5 Jahren mit seinem eigenen Piano-Trio die Klangwelt der 88 Tasten erkundet und weiter entwickelt. Im ersten Set des Abends präsentierte das Trio ihre neue CD „Joys and Solitudes“, die Ende des Monats auf dem Label ECM erscheinen wird. Im zweiten Set schließlich spielte das Trio eine Mischung aus älteren Originals aus der Feder Avishais, sowie ein paar einzigartig arrangierte Standards. Den gesamten Abend über vermittelte das Trio eine leichte, federnde Spannung mit immer wieder leisen, aber eindringlichen Überraschungsmomenten. Kongenial begleitet wurde der in Israel geborene und mittlerweile im Pariser Umland ansässige Yonathan Avishai dabei von Yoni Zelnik am Bass sowie dem Schlagzeuger Donald Kontomanou. Was sofort auffiel war die extrem lyrische Art, mit dem das Trio ihren Hörern im Spiel begegnete. Standards wie Ellingtons „Mood Indigo“ oder John Lewis „Django“ wurden harmonisch geradezu seziert, mit viel Raum für den Klang, fast meditativ gespielt, während Originalkompositionen …

Weiterlesen

Jasper van’t Hof & Heinz Sauer im Kallmann Museum

Ismaning, Freitag Abend: Die Fahrt dorthin ein absoluter verkehrstechnischer Albtraum! Nach Stau, Flug- und S-Bahnverspätung trafen die Künstler spät, aber glücklicherweise rechtzeitig ein. Heute Abend im Kallmann Museum auf dem Programm ein „unplugged Set“ der beiden großen Improvisatoren des Jazz, dem Pianisten Jasper van’t Hof und Heinz Sauer am Tenorsaxophon. Ein schneller Check noch vor dem Konzert … Themen kurz angespielt, ein paar Notizen, Setlist zusammen gestellt, alles gut! Pünktlich ging es dann los. Bis auf den letzten Platz ausverkauft, sehr intimer Rahmen im Konzertraum des Museums! Vor nunmehr 35 Jahren trafen van’t Hof und Sauer zum ersten Mal beim Jazzfestival in der Hamburger Fabrik aufeinander. Weitere zehn Jahre verstrichen bis die beiden wieder zusammen fanden, und nun musizieren sie in regelmäßigen Abständen, wenn die Termine passen. Ein Gipfeltreffen zweier Titanen, die traumwanderlisch zusammen musizieren, aufeinander hören, reagieren und improvisieren. Kraftvoll, ungezügelt und kompromisslos spielten die beiden eigene Kompositionen wie „The Preacher“, „Merel“ oder das beeindruckende Schlussstück „Peace“. Das Publikum erlebte pointierte, intensive Konversationen der beiden Ausnahmemusiker auf ihren Instrumenten. Auch ohne Synthesizer und Elektronik sorgte van’t Hof mal für verfremdete Klänge an seinem Piano, …

Weiterlesen

Enthoben und entrückt: Jörg Brinkmann Trio auf dem Gelsenkirchener Nordsternturm

Text und Fotos von Stefan Pieper. Weit reicht der Blick vom Gelsenkirchener Nordsternturm über das Ruhrgebiet. Lichter funkeln – und einige letzte Stahlwerke und Fabriken schicken vereinzelte Feuerstöße in den Nachthimmel. Die mächtigen Stahlräder im Maschinenhaus, welche einst die Aufzüge in die Tiefe der Schächte entließen, stehen heute still. Das Maschinenhaus ist heute eine spektakuläre Musikspielstätte, welche durch die Konzertreihe „Fine Art Jazz“ für den Jazz erschlossen wurde – an diesem Abend fühlt sich das Trio um den Cellisten Jörg Brinkmann in einem solchen Umfeld sichtlich wohl. Brinkmann, der heute in Bochum lebt, wollte im Alter von 15 Jahren nicht einfach nur die Kompositionen anderer, meist toter Komponisten nachspielen. Infiziert von Rock und Blues begann er, über harmonische Schemata zu improvisieren. Die Initialzündung wirkte nachhaltig: Heute spielt er so ganz das, was ihm die eigene innere Stimme sagt – und das hat ihn zum wohl prominentesten Crossover-Jazz-Cellisten im Lande werden lassen. Er verleugnet seine klassische Prägung dabei in keinem Moment. Sein Ton, den er auf seinem über 200 Jahre alten Instrument erzeugt, wirkt mächtig geerdet und berührt tief. Auch und vor allem, wenn Brinkmanns Spiel …

Weiterlesen