In der Jazzsendung von WDR3 wird heute einer interessanten Frage nachgegangen: Was wissen Jazz-Studenten an europäischen Hochschulen über die Jazz-Geschichte? Offenbar gar nicht mal so viel. Müssen aber junge Trompeter heutzutage noch wissen, wer Bix Beiderbecke war? Muss ein junger Pianist, der spielen will wie Michael Wollny, auch James P. Johnson kennen? Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass an Jazzinstituten die Jazz-Geschichte-Vorlesungen oft genug als Notwendigkeiten angesehen werden, die den Studenten davon abhalten, Achtelketten und Akkordfolgen zu üben. Besonders gilt dies für die frühe Zeit des Jazz. Wenn diese Gleichgültigkeit allerdings auch schon Charlie Parker oder, wie im Infotext zur Sendung genannt, Keith Jarrett betrifft, geht sie wohl schon bis weit in die Moderne hinein. Eine „PISA-Studie“ mit Jazz-Studenten… Samstag, 19.02.2011; 22.00 Uhr „Riesengroße Felder sind unbekannt – Kennen Jazz-Studenten die Jazz-Geschichte?“ Mit Michael Rüsenberg Infos zur Sendung WDR 3 im Livestream WDR Radio Recorder
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Das JazzZeitungs-Blog. Hier schreiben Rainer Wein, Jörg Lichtinger, Peter Ortmann, Thomas Spitzer, Benjamin Schaefer, Martin Hufner …
Kulturbeutel-Verse
Vom 27. März bis 3. April steigt in München wieder das wunderbare Festival „Jazz Lines“. Weil dort aber nicht einfach nur losgejazzt wird, sondern auch gekammerorchestert, diskutiert, gelesen, gehörspielt und filmgeguckt, sitzen Kulturförderer jeder Form mit im Boot: das Kulturradio Bayern 2, das Kulturreferat der Landeshauptstadt, die Kulturstiftung des Bundes, sogar der Veranstalter heißt Kulturkontor. Also alles Kultur hier, links- und rechtsdrehend, ein ganzer Kulturbeutel voll. Und das hebt den Jazz natürlich gleich auf eine ganz andere Ebene: Im ersten Satz des ersten Abschnitts des Grußworts der Künstlerischen Direktorin der Kulturstiftung des Bundes (genug Genitive?) wird gleich die Brücke geschlagen zwischen Bebop und Lyrik. Frau Völckers zitiert nämlich ein „legendäres Jazz-Gedicht des englischen Schriftstellers Adrian Mitchell“: „He breathed in air / He breathed out light / Charlie Parker was my delight.“ Gegen dieses Bekenntnis ist wenig zu sagen (außer dass der äquivoke Reim nicht schön ist), aber die Stiftungsfrau fällt darüber geradezu in Begeisterung: „Poetisch prägnanter ist selten eine Hymne auf das Saxofonspiel von Charlie Parker ausgefallen.“ Poetisch prägnanter? Oder einfach nichtssagender? Ich frage mich, ob Frau Völckers im Geleitwort einer Kunstausstellung ähnlich mutig vorpreschen …
WeiterlesenNeuer Deutscher Jazzpreis 2011 – Die Finalisten
Der Kurator hat seine Wahl getroffen. Bojan Z., Kurator bei der diesjährigen 6. Ausgabe des Neuen Deutschen Jazzpreises, hat aus den Bands, die nach der Vorauswahl übriggeblieben waren, drei Formationen für das Finale im März ausgesucht. Wie im letzten Jahr Kenny Wheeler, entschied sich auch Bojan Z. für drei Trios. Die Finalisten 2011: Studnitzky Sebastian Studnitzky (Piano, Keys, Trompete) Paul Kleber (Bass) Tommy Baldu (Schlagzeug) Zodiak Trio John-Dennis Renken (Trompete, Elektronik, Loops) Andreas Wahl (Elektrische Gitarre, Fretless-Gitarre, E-bow, Loops) Bernd Oezsevim (Schlagzeug,, Percussion) [em] Michael Wollny (Piano) Eva Kruse (Bass) Eric Schaefer (Schlagzeug)
WeiterlesenReplik auf Händels Groll
Lieber Händel, Mit Staunen erlebe ich, wie Sie aus einer wenig ernsthaften – weil glossistischen – publizistischen Mücke einen schwergewichtigen – trotz Satirik – allzu staatstragenden Elefanten machen. Ich will nicht sagen aus einem kleinen Furz eine kapitale Blähung, denn immerhin tragen Ihre Ausführungen viel Erhellendes zu Halle und dem WiJ-Festival bei, wofür ich Ihnen danke. Das kulturelle Mordor des Ostens, das sie da beschreiben, mag ich mir allerdings in meinen dunkelsten Träumen nicht vorstellen. Mit dem akribischen Zerpflücken meiner „Argumente“ zeigen Sie Handwerkskunst, doch was lohnt’s gegen die schamlosen Übertreibungen und Überzeichnungen eines Ironikers? Ich empfehle zur Entspannung den Genuss der taktlos-News von Theo Geißler und Martin Hufner, die beiden können das vermutlich besser als ich. Worin Sie die Schmähung des Festivals, der Frauen oder der Stadt in meinem Blogpost erkennen wollen, will sich mir nicht ganz erschließen. Der ehrenwerte Händel pflegt zwar eine Neigung zur Satire, scheitert aber in seiner Beziehung zur Ironie auf fulminante Weise. Zunächst darf ich Ihnen versichern, dass ich prinzipiell nichts gegen ein Festival habe, das sich jazzender Frauen annimmt. Es gibt genug außergewöhnlich gute und auch erfolgreiche Musikerinnen, …
WeiterlesenLeserbrief: Händels Groll…
Auf unseren Post zum Festival Women in Jazz hat es eine verärgerte Wortmeldung gegeben, deren Absender nicht das Blog zur Äußerung wählen wollte, da er befürchtet, wir würden seine E-Mailadresse öffentlich machen. Ich darf ihm/ihr und allen anderen potentiellen Kommentatoren versichern, die Mailadressen bei der Anmeldung im Jazzblog werden niemals öffentlich gezeigt, Ihre Identität als Gast in unserem Blog bleibt zu jeder Zeit geschützt. Die Redaktion hat sich zunächst entschieden, den Kommentar nicht zu veröffentlichen, wenn der User es nicht selbst auf dem üblichen Weg macht. Ich denke allerdings, das Blog ist zum Meinungsaustausch da und sollte auch so benutzt werden. Im Übrigen möchte ich gerne persönlich dazu Stellung nehmen. Hier also der (leicht gekürzte und in einen neuen Thread gepackte) anonyme Leserbrief der/des Geheimnisvollen, die/den wir entsprechend ihres/seines Vorschlags im Folgenden Händel nennen wollen… Leserbrief von G.F. Händel, aus H. an der S., Komponist Werblicher SatyreACT oder testrobedingter Forstschaden? Irgendwie scheine ich heute morgen auf der Zündschnur des verbalen Feuerwerkknallkörpers von Herrn Lichtinger zu stehen. Wie darf man diesen Thread des getaggten Wahnsinns deuten? Dass der im Fall eines „Östro“WiJs auch nach hinten losgehen …
WeiterlesenR.I.P. Gary Moore
Gary Moore ist tot. Der nordirische Gitarrist ist im Alter von 58 Jahren im Urlaub im spanischen Estepona gestorben. Bisher ist nicht mehr über die Todesursache bekannt. Mann, was haben wir nicht alle dieses Riff von Still got the Blues geübt – die Kunst dabei war, nicht zu klingen wie eine singende Säge, aber auch nicht zu triefen wie ein Schwamm. Besser als Gary Moore hat es meines Wissens keiner hinbekommen. Lasset uns in memoriam ein paar von seinen Songs anhören. Nicht nur den einen … von dem wir zumindest glauben, dass er wirklich vom Mann mit der wenig kleidsamen Matte ist … Songauswahl: Still got the Blues – Live in Montreux ’90 Walking By Myself – Live Parisienne Walkways – Live Oh Pretty Woman The Boys are back in Town – Live schlechtes Bild und schlechter Ton, sollte man aber mal gesehen haben: The Thrill is Gone (mit B.B. King – Live) …und es gibt Hoffnung, dass andere kommen werden, die sein Werk fortführen… http://www.youtube.com/watch?v=Unq7I5It0Jk&feature=related Weitere Links: http://www.gary-moore.com/ (derzeit offline) http://de.wikipedia.org/wiki/Gary_Moore Spiegel-Artikel zum Plagiatsurteil von 2008
WeiterlesenPass the Peas! One Shot Not mit Fred Wesley
Wieder einmal ein kleiner TV-Tipp: Die Arte-Sendung One Shot Not mit Manu Katché und Alice Tumler (Sonntags 23.30 Uhr; Wiederholung: Samstags 13.00 Uhr) dreht sich um Live-Performances von Künstlern aus Rock/Pop/Jazz und anderen Genres in Verbindung mit kurzen Künstler-Interviews. Dabei greift Host Manu Katché immer auch selbst zu den Sticks und steigt bei den Bands ein. Das Zuschauen lohnt sich eigentlich immer. Diesmal hat das Line-Up mit Fred Wesley und Sly Johnson allerdings zwei Namen zusammengeführt, deren funkyness besonders viel Spaß macht. Außerdem mit dabei Seu Jorge, Midlake. Link zur Arte-Mediathek: http://videos.arte.tv/de/videos/one_shot_not_mit_alice_tumler_und_manu_katche-3666862.html Weitere Infos: One Shot Not bei arte.tv
WeiterlesenWo sind die Schweden?
Dieser Tage startet wieder Halles Östro-Jazz-Festival Women in Jazz. Beim durchforsten des Programms fällt auf, dass nicht alle Künstlerinnen aus Skandinavien kommen oder bei ACT unter Vertrag stehen. Skandal! Gut, die Dänin Sidsel Storm ist wenigstens für ein schwedisches Wiegenlied gut und als ACT der Versöhnung ist wohl die Ladung von Lars Danielsson als Special Guest zu werten: Der ist Skandinavier, bei ACT und wird wahrscheinlich bei der Zugabe verkünden, dass er sein weiteres Leben als Cellistin verbringen möchte. Wie es zu diesem Fehlverhalten kommen konnte und wer dafür verantwortlich ist, kann wohl nur der Videobeweis aufklären. Da dieser von der Jazz-Polizei nach wie vor abgelehnt wird, hilft nur persönliche Anwesenheit im Stadion. Wir rufen jedoch alle Ultras zur Mäßigung auf und bitten, das Zünden von Feuerwerkskörpern zu unterlassen! Links: Women in Jazz Das WIJ-Programm in der nmz
WeiterlesenBeitrag von Dietrich Schlegel
Ein kleines Ärgernis aus der Vorweihnachtszeit habe ich mir bis nach den Festtagen aufgespart. Wie es der Zeitungsbrauch gebietet, hatte Ende November auch die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung ihre festen und freien Feuilleton-Mitarbeiter – sechzehn an der Zahl – gebeten, „unsere Bücher, CDs und DVDs des Jahres“ ihren Lesern als Geschenkideen oder zu eigenem Nutz und Frommen zu empfehlen. Und was findet dort der Jazz-Freund? Bei der „CD des Jahres“? Fehlanzeige. Unter „Die CD des Moments“ immerhin „Bud Powell 1960 Grugahalle“ (Delta Music Jazzline). Das heißt: von 32 CD-Nennungen nur eine Jazz-Platte, und das auch noch eine, wenn auch ausgezeichnete Wiederaufnahme. Das entspricht einem Prozentsatz von 3,125. Zum Vergleich: Auch die Klassik bekam nur vier Empfehlungen. Dagegen wurden aus dem großen Gemischtwarenladen Pop/Rock/Soul/Folk/Punk 20 Exemplare ausgewählt, natürlich überwiegend, dem Anspruch des Intelligenz-Blattes entsprechend, sehr elitäre „in“-Produktionen – wenn man von Johnny Cash, den Stones, Shakira einmal absieht, Ja, und natürlich auch von Lenas „Cassette Player“. Oder sehe ich das zu elitär? Dietrich Schlegel
WeiterlesenTV-Tipp: Wild Thing auf Arte – oder Iggy erklärt die Welt des Rock
Kein Jazz, aber wichtig… Mit der 2-teiligen Doku des französischen Regisseurs Jerôme de Missolz hat ARTE wieder einmal eine intensive Auseinandersetzung mit der Musikgeschichte auf den Weg gebracht. Wild Thing ist allerdings auch ein Sittengemälde der ersten Rock-Jahrzehnte – eindringlich, weil de Missolz nicht nur Recherchiertes, sondern auch Miterlebtes präsentiert. Unbedingt sehenswert sind die skurrilen kulturphilosphischen Betrachtungen von Iggy Pop. Der Mann ist einfach großartig! Der erste Teil ist bereits gelaufen, aber in der Arte-Mediathek noch in der kommenden Woche als Stream online. http://videos.arte.tv/de/videos/wild_thing_1_2_-3649004.html Teil 2 läuft dann am Donnerstag, 27. Janur 2011, 22.00 Uhr. Hoffentlich gibt’s dann auch erhellende Beiträge von Alice Cooper und Ozzy…
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