Nach dem Radiofestival der ARD: „listen, adapt & improve“ – Bitte improven ARD, wenn ihr schon sonst euch eurer langerworbenen Stärken und eurer Jazzexpertise entledigt.
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Das JazzZeitungs-Blog. Hier schreiben Rainer Wein, Jörg Lichtinger, Peter Ortmann, Thomas Spitzer, Benjamin Schaefer, Martin Hufner …
Der „unelektrischste E-Bassist“: Norbert Dömling ist seit über 50 Jahren auf der Bühne
Ein richtiger Franke! Hat man Norbert Dömling am Telefon, weiß man nach wenigen Sätzen, wo er als Junge Fußball gespielt hat. Der Bassist ist ein waschechter „Frangge“, um dem Idiom des gebürtigen Würzburgers zu folgen. Obwohl Dömling mit seiner Frau Ane schon lange in Südhessen lebt, kann er seine dialektverbundene Herkunft aus dem unterfränkischen Weinland nicht leugnen. Hier hat auch seine Karriere begonnen, die ihm vergangenes Jahr den mit 5000 Euro dotierten Darmstädter Musikpreis „für herausragende musikalische Leistungen“ eingebracht hat. Sein 50-jähriges Bühnenjubiläum konnte der Bassspieler mit dem singenden Ton bereits einige Jahre früher feiern. Bevor er erstmals größere Bekanntheit mit der zum Krautrock zählenden Jazzrockgruppe Missus Beastley erlangte, spielte er in regionalen Bands Soul und Blues. Oft „für die Amis in deren Clubs“, wie die amerikanischen Soldaten damals genannt wurden. Ein Autodidakt als Jazzprofi?! Das Bass spielen hatte er sich selbst draufgeschafft, nachdem er in Kindheit und Jugend einige Stunden Blockflötenunterricht und „zehn Stunden auf der Gitarre bei einer Nonne“ bekommen hatte. Die Gottesfrau konnte ihm nicht mehr beibringen, da aber war Dömling schon lange vom Virus Musik infiziert. Dömling machte selbst weiter, indem …
WeiterlesenDas Ende einer föderalen Radiokultur ist so gut wie beschlossen
Während man sich angeblich diskussionsbereit zeigt wenn es um die Zukunft des Radios geht – so sucht ARD-Vorsitzender Kai Gniffke aktuell auch das Gespräch mit Teilen der Jazzszene – werden längst schon die Fakten geschaffen mit denen man als ARD in die Radio-Zukunft gehen möchte. Da wird der Hinweis des SWR-Intendanten, er suche ein Informationsgespräch mit der Jazzszene plötzlich voller Sinn. Man wird wohl schlicht und einfach „etwas“ mitteilen was beschlossene Sache ist. So wie eine Rückruf bei einem Schadensfall in Sachen verdorbene Mandeln eines Discounters. Geheuchelt wirkt dieses Einbindenwollen immer mehr. Am Ende kann man dann sagen, man habe auch andere Stimmen gehört. Mehr muss man nicht tun. In einer Pressemitteilung der Intendanten zur ARD-Reform heißt es jetzt lapidar: „Ziel der ARD-Reform ist mehr Wirtschaftlichkeit durch noch mehr Kooperation und Arbeitsteilung. In den Hörfunkwellen, die vor allem klassische Musik senden, geschieht das ebenfalls in den Abendsendungen zwischen 20 und 24 Uhr. Ab dem zweiten Quartal 2024 wird es einen wöchentlichen gemeinsamen Opernabend geben, drei Monate später zusätzlich zwei gemeinsame Konzertabende. Daneben wird es enge Kooperationen zwischen den Kulturwellen an zwei weiteren Abenden geben.“ Also …
WeiterlesenDesaströs in vielerlei Hinsicht: Der Deutsche Jazzpreis 2023
Ein Kommentar von Oliver Hochkeppel Im vergangenen Jahr, bei der zweiten, erstmals in Bremen an die jazzahead! gekoppelten Verleihung des Deutschen Jazzpreises, war man im Vergleich zur zähen Halb-Corona-Premiere in vier Clubs auf einem guten Weg. Umso unbegreiflicher, wie man jetzt von der Straße gerutscht ist. Als erschütterter Beobachter weiß man gar nicht, wo anfangen mit der Mängelliste dieser Veranstaltung. Beginnen wir mit dem Offensichtlichsten. Rein handwerklich war die Veranstaltung dilettantisch. Man erwartet beim Deutschen Jazzpreis sicher nicht die Halftime-Show des Super Bowl, aber eine derartige Aneinanderreihung von Pannen und Peinlichkeiten leistet sich nicht mal mehr der schlichteste Blogger-Podcast. Von der hanebüchenen Live-KI-Übersetzung von Claudia Roths doch lange vorbereitetem Grußwort und falschen Titelansagen reichte das über die nie funktionierende Verteilung der (größtenteils in Floskelsprache erstickenden) Laudationes auf zwei Sprecher und ein improvisierendes Quartett bis zu fehlenden Inserts oder hakender Drehbühne. Bis auf das starke Finale mit dem Lebenswerk-Preis an Joachim und Rolf Kühn mit Till Brönner als Überraschungslaudator war so gut wie jede Emotion sorgsam aus dem Ablauf entfernt worden – also das, weswegen ein nicht nur aus Fachleuten bestehendes Publikum eine Preisverleihung anschaut. Die …
WeiterlesenSoundtrack zum Gebäck: Plätzchenbäcker Till B.
Er hat dieses Mal keine flammende Wutrede in Sachen Corona gehalten, was ihn bekanntlich bis zu Anne Will ins Studio gebracht hat oder zu Olaf Zimmermann ins YouTube-Wohnzimmer, nein, dieses Mal ist er definitiv zu weit gegangen. Er zwinkert auf seinem Insta-Account und setzt immer wieder fast dazu an, sein Musikinstrument zu bespielen. Die Trompete. Und … und … und …? View this post on Instagram A post shared by T i L L B R Ö N N E R (@tillbroenner_official) Mannomann, macht der das aber spannend. Nix. Kein Ton. Nur der Hinweis von tillbroenner_official: „Am 1. Adventssonntag den 28.11. machen wir um 16 Uhr „ernst“ bei @hse.de . 🎄😎 Zu Gast bin ich bei der wunderbaren @judithwilliams_official und wir sprechen über mein Album „TILL CHRISTMAS“, aber auch über die Adventszeit, wie ich sie gestalte, liebe und erst recht, wenn uns die eigenen vier Wände wieder häufiger begegnen und ein Backofen in Sicht kommt….aber pssssst – mehr wird nicht verraten. Wir sehen uns Sonntag!“ Der Homeshopping-King jetzt? Oder einfach nur zu raffiniert für diese Welt, dieser Till B.. Psssst, aber den Soundtrack zum Gebäck …
WeiterlesenÜber das neue Buch von Siegfried Schmidt-Joos „Es muss nicht immer Free Jazz sein. Zeitlose Texte zu Musik und Politik“
Mathias Bäumel räsoniert über das neue Buch des Publizisten Siegfried Schmidt-Joos, in dem dieser einige historische Artikel zusammenstellt Um es vorweg zu nehmen: »Zeitlos«, wie der Untertitel des aktuellen Buches von Siegfried Schmidt-Joos verspricht, sind die 21 hier zusammengestellten Artikel nicht. Als Texte der Zeitgeschichte leben sie durch ihre direkten Bezüge auf historisch konkrete Situationen und Ereignisse. Insofern ist die Formulierung »zeitlos« irritierend. Leser, die populärmusikhistorisch interessiert sind, können mit Hilfe dieser Kompilation an geschichtlich relevante Beiträge kommen, die sie ansonsten nur mit einiger Mühe aus verstreut vorliegenden, alten Zeitschriften zusammenklauben müssten. Das macht auch den Wert dieser Veröffentlichung aus. Das Spektrum dieser Kompilation mit ihren Überlegungen und Histörchen reicht von Beiträgen aus den 1960er und den 1970er Jahren bis hinein zu solchen aus der Gegenwart. Bisher unveröffentlichte Beiträge ergänzen diese Zusammenstellung: ein Blick aus Tony Bennetts Fenster auf den Central Park, eine für Josef Stalin in einem leeren Theater jazzende Band, Gitte Haenning in der Berliner Komischen Oper für ihren Vater singend – das sind drei weitere Szenen aus den 21 Geschichten in diesem Buch. Noch mehr zur Irritation jedoch trägt die Hauptzeile des …
WeiterlesenDigitalisierung im Jazz / Fördermöglichkeiten Jazz
Spätestens mit Einführung der CD traf eine Digitalisierungswelle mit eklatanten Folgen auch die Jazzszene. Aufnahmetechniken, Distribution/Vermarktung und Präsentation wurden auf den Kopf gestellt. Die Digitalisierung bedeutet Fluch und Segen, wobei der Fluch derzeit zu überwiegen scheint. Aber das muss nicht so sein … Schöne weite Hörwelt Musik wird überwiegend zuhause und zunehmend per Streaming gehört. Durch die Pandemie gewann das audio-visuelle Streaming noch an Bedeutung, ohnehin populär durch youtube. Beim Audio-Streamen (insbesondere durch Spotify) hat der Konsument durch die anfallende – geringe – Gebühr das trügerische Gefühl, für die Musik zu zahlen. Viele, vor allem junge Menschen haben noch nie bzw. marginales Geld für Konzerte, Tonträger oder die Nutzung der Urheberechte ausgegeben. Heute sind Millionen von Titeln quasi kostenfrei verfügbar und das – je nach Anbieter – in bester CD – Qualität. Downloads dagegen haben an Bedeutung verloren. Fluch der Digitalisierung Die durchgängige Erfahrung der JazzmusikerInnen ist, dass die kommerziellen Streaming – Dienste wie Spotiy & Co so gut wie nichts zahlen. Eine Spotify – Ausschüttung beträgt im Schnitt pro Stream ca 0,004 € (Apple music: 1 Cent), den sich das Label und MusikerIn …
WeiterlesenPeter Brötzmann 80 – eine Preiskonzert-Erinnerung
Peter Brötzmann wird am 6. März 2021 seinen 80. Geburtstag feiern. Dummerweise an einem Samstag, denn die Radio-Sendungen zu Peter Brötzmann sind dann schon am Donnerstag und Freitag gelaufen (siehe unten die Links mit Sendungen von Lippegaus, Noglik und Loewner). Samstag ist Badetag mit Bundesliga. Auch in Zeiten der Pandemie. Im Jahr 2011 hat Peter Brötzmann im zarten Alter von 70 Jahren den Albert-Mangelsdorff-Preis erhalten. Verliehen wurde er in der Berliner Akademie der Künste (West). Markus Müller sprach die Laudatio. Manfred Schoof und der mittlerweile verstorbene Frank Dostal überreichten ihm seinen Preis und das Preisgeld. Nele Hertling, damals Vizepräsidentin der Akademie der Künste erinnerte an die künstlerische Situation in den 60er und 70er Jahren. Martin Hufner berichtete exklusiv für die neue musikzeitung. Seine Beobachtungen mit der notorischen Urgesteins-Faselei wiederholen wir an dieser Stelle. Denn manch Einblick ist vielleicht doch tief genug. Unterwegs sein –Jazzmusiker Peter Brötzmann erhielt Albert-Mangelsdorff-Preis Er ist mittlerweile 70 Jahre und immer noch gilt er als ein, wenn nicht „das“ Urgestein des freien Jazz in Deutschland seit den 60er Jahren. Peter Brötzmann hat zur Eröffnung des Cage-Jahres und zugleich als Auftaktkonzertes des …
WeiterlesenDie Zufalle: Ein offener Brief von Olaf Z. an Till B. – mit Beipackzettel
Der Beginn einer wunderbaren Brieffreundschaft? Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, hat heute dem Jazz-Musiker Till Brönner in einem offenen Brief auf sein Videostatement geantwortet: Offener Brief Lieber Till Brönner, herzlichen Dank für Ihr deutliches Statement zu den bedrückenden Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Kulturbereich. Es ist sehr wichtig, dass die unmittelbar Betroffenen sich deutlich zu Wort melden. Fast allen Ihren Ausführungen kann ich mich anschließen. Der jetzt beschlossene neuerliche Lockdown für den Kulturbereich ist sehr schmerzhaft und für sehr viele Kulturschaffende existenzbedrohend. Wir ringen deshalb mit der Politik darum, zumindest eine einigermaßen angemessene finanzielle Entschädigung sicher zu stellen. Und wir konnten in den letzten Monaten auch wichtige Unterstützungsmaßnahmen für den Kulturbereich anregen, wie u. a. das eine Milliarde Euro große spezielle Kulturinfrastrukturprogramm „Neustart Kultur“. Auch deshalb haben mich Ihre Äußerungen über die fehlende Interessenvertretung im Kulturbereich sehr irritiert. Sie sagen in Ihrem Statement: „Wir in der Veranstaltungs- und Kulturbranche sind noch immer zu leise, weil wir keine ernstzunehmende Gewerkschaft haben.“ Der Kulturbereich hat gute Interessenvertretungen, allein den acht Sektionen des Deutschen Kulturrates gehören 261 Bundeskulturverbände an, das sind Berufsverbände, Gewerkschaften, Verbände der Kultureinrichtungen …
WeiterlesenMit alter Münz‘ bin ich Dein Prinz, oder: Da House of Stress in Berlin
Ein Zentrum für die freie Musikszene, ein Haus für die Musik des 21. Jahrhunderts sollte diese Immobilie in Berlin werden. Im Moment produziert sie, die „Alte Münze“, allerdings Unbehagen, Unglück bei Vielen und dürfte sich nur scheinbar für Wenige jetzt als Glücksfall für den Jazz in Berlin, Deutschland und der Welt herausstellen. Hochtrabende Konzeptideen Wenn drei sich streiten, verlieren sie alle. So geschehen in Berlin. Zur Debatte stand die Nutzung eines Gebäude-Areals im Herzen der Stadt: Die Alte Münze. Jetzt soll in diesem aufwändig bis 2026 zu sanierenden Komplex das „House Of Jazz“ seine Bleibe finden, so hat es der Kultursenat(or) Klaus Lederer entschieden. Ausgedacht hatten sich die Jazzidee einmal Till Brönner und Tim Renner. Weiter verfolgt wurde es jetzt von der IG Jazz und der Deutschen Jazzunion (pdf). Deren Vorsitzender, Nikolaus Neuser freut sich „jetzt darauf, gemeinsam mit Bund und Land dieses innovative Zentrum für Musik zu entwickeln und dabei einen spannenden, offenen und diskursiven Jazz-Begriff zu leben.“ Alles prima, oder? Nö, gar nicht prima sagt da die Initiative Neue Musik Berlin (inm berlin), die letztes Jahr ein Konzept zur Nutzung des Areals unter …
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