NueJazz 23 in Nürnberg: Eine zehnjährige Erfolgsgeschichte

Man hat eine Erfolgsgeschichte feiern können Ende Oktober in Nürnberg. In zehn Jahren hat sich das NueJazz-Festival vom Versuchsballon des Vereins Nürnberger Jazzmusiker zum weithin beachteten Aufgalopp nationaler wie internationaler Größen entwickelt. Auch heuer haben die Gründer und Leiter Frank Wuppinger und Marco Kühnl beim gelungenen Jubiläum ein aufsehenerregend abwechslungsreiches und mitreißendes Programm vorgelegt. „Anfangs haben wir einfach befreundete Musiker eingeladen,“ erzählt der Gitarrist Marco Kühnl, der gemeinsam mit dem Kontrabassisten Frank Wuppinger die Sache ausgebrütet hat – als Herzensangelegenheit von Musikern eben. „Nach und nach hat es sich professionalisiert. Aber wir haben uns den Musikerblick erhalten.“ Ein Blick, der sich nicht nach Verkaufszahlen oder Presse-Echo richtet, sondern sich auf das eigene Gespür für die zum Festival passenden Kollegen verlässt. Ob Newcomer oder etablierte Stars, passend sind sie, wenn sie „auch ungeübten Hörern die Angst vor dem Jazz nehmen,“ wie es Wuppinger formuliert. Dementsprechend haben Stil- oder Genregrenzen nie eine Rolle gespielt. Auch Hip-Hop-, Indie-Pop- oder DJ-Acts finden Platz, solange sie im Jazz-Spirit stehen. Hauptsache, es ist hochkarätig, spannend und aktuell. „Kein Mainstream, kein Motto“, bringt Kühnl das Festival-Konzept auf den Punkt. Die Schwerpunkte Was …

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EBE-Jazz 23: was das Festival-Herz begehrt

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. So auch beim diesjährigen EBE-Jazz 23. Das Eberberger Jazzfestival, das seit 2015 alle zwei Jahre stattfindet, hatte werbetechnisch eine ganz besondere Aktion vorbereitet. Eine Woche vor Beginn, und damit gleich nach der bayerischen Landtagswahl, wurden die Plakatwände der Parteien, offiziell genehmigt, unter dem Motto „Vote For Jazz“ mit Jazzplakaten von fünf Fotografen überklebt. Die wohl beste Werbung für das Festival im öffentlichen Raum. Auf dem Marktplatz in Ebersberg und Grafing, auf den Einfallstraßen, überall klebten die eindrucksvollen Motive. Organisiert vom Kunstverein Ebersberg gab es zusätzlich zur Kunst im öffentlichen Raum parallel zum Festival auch eine Ausstellung in den eigenen Räumen. EBE-JAZZ 23 – Das Festival Vorab als Anmerkung: beim Veranstalter dieses Festivals handelt es sich um eine Interessengemeinschaft, die IG EBE-Jazz, die das Ganze auf die Beine stellt. Anders als ein rein kommerzieller Veranstalter, kann man auf der einen Seite freier agieren, neben Stars vor allem auch lokale Aktionen forcieren und einbinden, muss aber dabei auch das finanzielle Risiko und alle Ausgaben im Blick behalten, Sponsoren auftreiben und ehrenamtliche Mitarbeiter rekrutieren. Den Startschuss der mittlerweile fünften Eberberger Jazztage gab …

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Die Krakow Jazz Week ist zuende gegangen

Das Festival soll größer werden. „In diesem Jahr haben wir zum ersten Mal die Seifert Jazz Days und die Jazz Juniors unter einem Namen zusammengefasst“, erzählt Tomasz Handzlik, der General Director der Krakow Jazz Week, die vom 9. bis 15. Oktober über die Bühne gegangen ist. „Im nächsten Jahr wird die Seifert Competition dazukommen, der weltweit einzige Wettbewerb für Jazzgeige, Jazzbratsche und Jazzcello. Es gibt außerdem die Idee, nach noch ein paar weitere kleinere Veranstaltungen, die in der Stadt existieren, im Laufe der Zeit unter dem Namen Krakow Jazz Week zusammenzufassen“. Das hätte natürlich einige Vorteile. Zum einen könnte man die Veranstaltung unter dem Markennamen auch über die Stadtgrenzen hinaus exportieren und beispielsweise durch Polen oder auch Europa touren lassen. Gestandene Jazz Juniors Darüber hinaus könnte man ein paar Kleinigkeiten quasi beiläufig ändern, etwa das ein wenig seltsame Gefühl, das gestandene Musiker beschleicht, die unter dem renommierten, aber ursprünglich auf den Nachwuchs bezogenen Titel „Jazz Juniors“ auftreten. Es ist zwar eines der bekanntesten Festivals Polens und fand in diesem Herbst unter dem Gemeinschaftsdach bereits zum 47.Mal statt. Subsumiert man aber einen Pianisten wie Florian Weber …

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„Plaist“- ein Festival für aktuelle und zukünftige Musik in München

Der 39-jährige Schlagzeuger und Komponist Christian Lillinger ist derzeit einer der spannendsten, vielseitigsten und gleichzeitig kreativsten Köpfe der deutschen Jazz- & Improvisationsszene. Seit Juli arbeitet Lillinger im Rahmen eines Aufenthaltsstipendiums als Artist-in-Residence in der Feldfinger Villa Waldberta, musiziert dort, entwickelt neue Klangkonzepte und tauscht sich mit Kollegen aus. Als Abschluss seines Aufenthaltes verabschiedet er sich mit dem Plaist-Festival in der Produktions- und Spielstätte Schwere Reiter München, das er mit einer Vielzahl namhafter Musiker über drei Tage kuratiert und veranstaltet hat. Spannende Abende Wer Lillinger kennt weiß worauf er sich musikalisch und medial einlässt. Ein dreitägiges Festival, dessen Namensgeber sein kreatives Label „Plaist“ ist, verspricht spannende wie fordernde Abende. Fernab jeglicher Konventionen traten im Rahmen des Festivals eine Reihe von Musikern solo und in wechselnden Formationen auf, sprengten traditionelle Hörgewohnheiten, öffneten musikalische Räume, die lange nachwirken und die Sinne bereichern. Das Festival startete mit dem Elektroniktüftler György Kurtag jr. solo, sehr atmosphärisch angelegt, leider nur knapp 25 Minuten lang. Wenn man bedenkt, was Kurtag alles zu erzählen hat, hätte man dem Programm gerne noch länger gelauscht. Die slowenische Sängerin Irena Z. Tomažin folgte mit einer Performance, …

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Die Pianistin und Sängerin Johanna Borchert begeistert bei ihrem Auftritt im Regensburger Jazzclub

Existentielle Songs übers Leben  Regensburg. „Die Erschaffung von neuem Leben“ ist das Thema, um welches sich die Musik von Johanna Borcherts aktuellem Album dreht. Bei ihrem ersten Auftritt in Regensburg beim Jazzclub im Leeren Beutel stellte sie daraus Songs vor, die sie mit unglaublich eindringlichen Improvisationen und Stücken auf dem präparierten Flügel zu einem Erlebnis von seltener emotionaler Tiefe und Güte verband.    „Amniotic“, benannt nach dem Fruchtwasser bei einer Schwangerschaft, nennt die in Kopenhagen lebende Komponistin und Pianistin das Album mit Songs wie „Oh Boy“, „The Mirror“ und „Little Universe“. Aufgenommen hat sie es mit einem Quartett befreundeter Musiker. Wobei man sich nach diesem Solokonzert nur mit Flügel, Stimme und einigen überraschenden klanglichen Effekten kaum vorstellen kann, wie diese Musik nach besser oder intensiver klingen sollte. Nach einem knappen Lächeln zum Publikum schuf Borchert aus wenigen pianissimo gehaltenen Tönen übergangslos ein Universum räumlicher Weite und Bestimmtheit. Nach und nach steigerte sie diese verhaltene und dennoch intime Atmosphäre in einem großen Spannungsbogen zu kraftvoller Dichte. Von europäischer Musikgeschichte ebenso geprägt, wie vom Jazz zog sie beim Tempo und Dynamik spürbar an, bevor sie wieder zu …

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Das Quartett von Alex Hitchcock spielt zum Saisonauftakt beim Jazzclub Regensburg

Schaut man nur auf das Äußere der Alex Hitchcock Dream Band, fällt sie durch alle Raster. Durch den der political correctness ebenso wie den des musikalischen Zeitgeistes. In der Traumbesetzung des jungen britischen Saxophonisten hat keine Musikerin Platz. Und bei den männlichen Musikschaffenden auf der Bühne ist nirgends auch nur ansatzweise ein elektronischer Klangerzeuger, ein Verfremdungsgerät oder gar ein ,mitspielender’ Computer zu sehen. Oldfashioned Vom Flügel über den Kontrabass, das Tenorsaxofon bis zum reduziert gehaltenen Schlagzeug alles analoge, althergebrachte Instrumente. Auf denen die vier Musiker einen  mit zeitgemäßen Ausdrucksformen durchsetzten Modern Jazz spielen. Letztlich also auch einen eher oldfashioned, wie es längst eingedeutscht heißt, Sound spielen, der sich in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts entwickelt hat. Wer jetzt aber glaubt Hitchcocks Band der Träume sei deshalb auch altmodisch, zieht sich einen dicken Schiefer ein. Eingeschnürt Tatsächlich war der Auftritt beim Jazzclub im Leeren Beutel in der ersten Hälfte vor der Pause ziemlich uninspiriert. Das Quartett wirkte wie eingeschnürt von den Fesseln von Hitchcocks Kompositionen, die sie wie Perlen ohne Unterbrechung aneinander reihten. Da der Bandleader zudem auf Ansagen zu seiner Musik verzichtete, mussten sich …

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Die zweite Ausgabe des Jazz-Festivals „New Colours“ an geschichtsträchtigen Orten in Gelsenkirchen

Strahlend blauer Himmel – und alle vier Tage über 30 Grad. Da hielt der Produktionsleiter des Festivals, Bernd Zimmermann, in locker-unverblümten Bühnenansagen nicht hinter dem Berg, wie begeistert er über jede Besucherin und jeden Besucher bei solch einem Wetter war. Wer kam, konnte heftig schwitzend beglückt sein über ein vielfältiges Programm an sehr erlebenswerten Orten. Trancehafte elektronische Rhythmen, fesselnde Improvisationen an einer Kirchenorgel und außergewöhnlich tiefgründige Songs konnte man bei der zweiten Ausgabe von „New Colours“ Anfang September in und um Gelsenkirchen erleben – und nicht zuletzt ein lustvolles Flamenco-Jazz-Highlight, das vom Publikum geschlossen mit standing ovations gefeiert wurde. Musiker:innen wie die Kontrabassistin Lisa Hoppe, das belgische Trio Dishwasher, der englische Pianist und Organist Kit Downes und das Trio des spanischen Pianisten Daniel Garcia standen im Programm für den packenden Farbenreichtum des aktuellen Jazz. Tolle Orte „Wir sind durchschnittseinkommensmäßig ganz unten – aber diese Stadt ist schön“, brachte Zimmermann, der das Festival zusammen mit seiner Partnerin Susanne Pohlen gestaltet, das Phänomen Gelsenkirchen bei der Eröffnung auf einen einzigen Satz – und ergänzte: „Wir haben so tolle Orte hier, und die stellen wir vor“. Diese Orte …

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Wider die Konvention: Eindrücke vom 31. Outreach Festival in Schwaz

Auch in seiner 31. Ausgabe erwies sich das „Outreach Festival“ im Tiroler Städtchen Schwaz als eines der ungewöhnlichsten Jazz-Festivals Europas. Das vom von hier stammenden Trompeter Franz Hackl – der freilich seit Jahrzehnten seinen Hauptwohnsitz in New York hat – gegründete und nach wie vor  gemeinsam mit dem Bassisten Clemens Rofner geleitete Festival hat seit Jahren vieles von dem vorweggenommen, was heute im Festivalbetrieb groß im Schwange ist. Und hat beim Vorausdenken partiell immer noch die Nase vorn. Vorn in Sachen Nachhaltigkeit Seit jeher reisten hier viele Künstler nicht nur zu ihrem Konzert an, sondern für einen längeren Zeitraum. Schon wegen der dem Festival angeschlossenen „Academy“, einem großangelegten mehrwöchiges Unterrichtsprogramm mit internationalem Lehrkörper für alle Altersgruppen und Levels, das im restlichen Jahr auch online zur Verfügung steht. Oder beim interdiziplinären Ansatz. Wie seit langem gab es wieder einen „artist in residence“ aus der bildenden Kunst, diesmal der Tiroler Konzeptkünstler Ernst Caramelle, der lange in Karlsruhe, an der Frankfurter Städelschule und in New York lehrte, hier nun neben einer Ausstellung auch das Programmheft gestaltete und das eine oder andere Konzert – wir kommen gleich darauf – …

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Münchens Jazzsommer im Hotel Bayerischer Hof

Nach vier Jahren Zwangspause wagte das Hotel Bayerischer Hof in München einen Neustart seines Jazzsommers. Eine beeindruckende Ausstellung mit Schwarz-Weiß-Fotos von Lena Semmelroggen und ein interessantes Musikfilm-Programm im hauseigenen Kino begleiteten die Konzerte. Diese standen erstmals unter der künstlerischen Leitung des Fachjournalisten Oliver Hochkeppel, der sein stimmiges erstes Programm unter den Titel „Bummel durch Europa“ stellte. Als doppelten Auftakt brachte er aber vorweg Jazz aus den USA auf die Bühne, ohne den es den präsentierten eigenständigen europäischen Jazz ja nicht gäbe. So gab es also  an zwei Tagen viele Standards zu hören. Zuerst von der dynamischen Altsaxophonistin Lakecia Benjamin in sehr intensiven und eigenwilligen Fassungen: Coltranes Hymne „A Love Supreme“ als Up-tempo-Stück ist zumindest gewöhnungsbedürftig. Ihr Begleittrio mit einem virtuosen Zaccai Curtis am Flügel, Ivan Taylor am Bass und EJ Strickland am Schlagzeug wirkte dagegen abgeklärt, aber nicht minder kreativ. Zur Tradition des Jazzsommers gehört ein Auftritt des 2. Preisträgers des Kurt Maas Jazz Award. Ausgewählt wurde 2023 der koreanische Schlagzeuger Minchan Kim, der sich der Tradition des Modern Jazz vor allem der 60er- und 70er-Jahre verschrieben hat. Zusammen mit dem Pianisten Theo Kolross und …

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10. Jubiläum – der Kurt Maas Jazz Award 2023

Ein Preis ist Ansporn, Würdigung, Selbstvergewisserung. Er ist ein Zeichen nach außen und nach innen, ein Unterscheidungsmerkmal. „Man darf nicht vergessen, dass wir ein kleines Institut sind, mit etwa 80 Studierenden,“ meint Claus Reichstaller, Professor an der Münchner Hochschule für Musik und Theater und Leiter des Jazzinstituts. „Man kann also nicht alle Instrumenten gleichzeitig auszeichnen. Das hat aber auch viele Vorteile“. Kurze Dienstwege zum Beispiel. Eine Initiative wie der Kurt Maas Jazz Award etwa entstand in erstaunlicher Geschwindigkeit. Als sich Reichstaller und Camilo Dornier 2011 bei der Beerdigung des einstigen Institutsleiters Kurt Maas trafen, fassten sie den Entschluss, dessen Erbe in Gestalt eines Jazzpreises für den Nachwuchs weiterzuführen. Austausch intensivierte sich Die Universität und der musikbegeisterte Stifter taten sich zusammen, und schon zwei Jahre später wurde die Auszeichnung zum ersten Mal überreicht. Seitdem gehörten die Pianist:innen Shuteen Erdenebaatar, Leo Betzl und Svetlana Marinchenko, die Klarinettistin Rebecca Trescher, der Saxophonist Moritz Stahl oder auch der Trompeter Matthias Lindenmayr zu den Preisträger:innen. Über den Bassisten Abraham Laboriel entstand ein enger Kontakt nach Boston ans Berklee College. Dozent:innen kamen von dort nach München, und Studierende konnten wiederum an …

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