Energiegeladen! Das «Mike Field Quintet» spielte im Hürther Jazzkeller vor begeistertem Publikum

Es gibt diese Konzertabende, an denen der Funke überspringt, die Energie im Raum greifbar wird und eine besondere Verbindung zwischen Künstlern und Publikum spürbar ist. So ein Konzert konnten Jazzfreunde im gemütlichen Jazzkeller auf der Hermülheimer Straße erleben. Der Hürther Jazzclub hatte den aus Toronto (Kanada) stammenden Trompeter Mike Field eingeladen, der sich derzeit auf Europatournee befindet. Was dabei schier unglaublich erscheinen wollte: Die vier blutjungen Musiker, die den Trompeter an diesem Abend in Hürth begleiteten, hatte der Kanadier auf Vermittlung der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim erst zwei Wochen zuvor kennengelernt. Zeit für Proben hatte es an gerade zwei Terminen gegeben. Und dennoch klang es so, als spielten Mike Field, Simon Schallwig (Bass), Julian Losigkeit (Schlagzeug), Benedikt Jäckle (Tenor Saxophon) und Konrad Hinsken (Klavier) schon lange zusammen. Anspruchsvoll und interessant In einer erfrischend sympathischen Mischung aus Englisch und Deutsch moderierte der Musiker durch den Abend und erzählte von den Erlebnissen auf seinen vielen Reisen durch die Welt, die ihn zu seiner Musik inspirieren. Auf dem Programm standen jedoch nicht nur Eigenkompositionen aus Fields letzten Alben, sondern auch Standards. Und das war …

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Sun Dew @ Neue Nachbarn (Berlin). Foto: Petra Basche

Elegant, kraftvoll, komplex und leicht: Sun Dew @ Neue Nachbarn (Berlin)

Vor einem Jahr gingen „Sun Dew“ (das Sextett um die Violinistin Héloïse Lefebvre und den Gitarristen Paul Audoynaud) in Paris ins Aufnahmestudio von Laborie Jazz und spielten an mehreren Tagen 9 Stücke ein. Die CD ist nun gepresst und feierte ihre Veröffentlichung im Paris Berlins: in einer Neuköllner Seitenstraße. „Neue Nachbarn“ heißt die kleine Lokalität in der Schierker Straße, geführt von sympathischen, höflichen und den rücksichtsvollsten Gastwirten und -gebern, die ich je erlebt habe. Das Publikum am Ort, stehend oder auf dem Boden vor der Bühne sitzend, mit fast heiliger Lockerheit, entspannten Gesichtszügen. Kurz: Ein respektvolles Umgehen untereinander. Beste Bedingungen für eine Musik, die mit nachahmenswertem Understatement ihr Klanguniversum aufbaute und den Raum mit schillernden und duftenden Kompositionen füllte. „Sun Dew“: Um Gitarre und Violine gruppieren sich die Cellistin Liron Yariv, der Pianist Johannes von Ballestrem, Bassist Paul Santner und Christian Tschuggnall am Drumset. Zu hören gibt es kammermusikalisch feinst durchgemalte Musik, die gleichwohl nach außen einen erheblichen Druck zu erzeugen in der Lage ist. In „Tones from the Blackwoods“ (Nr. 7) schwebt der Klangraum in federleichter Weise, angestoßen von der Gitarre Paul Audoynaud – …

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+++ Wolfgang Schlüter erhält den Hamburger Jazzpreis 2017 +++

Seit 2007 werden alle zwei Jahre Musikerinnen und Musiker mit dem Hamburger Jazzpreis ausgezeichnet, die einen besonders qualifizierten künstlerischen Beitrag zur Jazzmusik leisten, die ihren Arbeits- und Lebensmittelpunkt in Hamburg haben und sich für die Belange des Jazz in der Stadt einsetzen. Der mit 10,000 Euro dotierte Preis wurde von der Dr. E.A. Langner Stiftung ins Leben gerufen. 2011 wurde die Trägerschaft an die ELBJAZZ GmbH übertragen. Mit diesem Jahr hat das Jazzbüro Hamburg die Ausrichtung des Preises übernommen, ELBJAZZ bleibt Gastgeber der Preisverleihung. Eine Fachjury hat zunächst Kandidaten nominiert und in einer Sitzung Ende April den Vibraphonisten Wolfgang Schlüter zum diesjährigen Preisträger ernannt. Der diesjährigen Jury gehörten an: Gabriel Coburger (Musiker und Preisträger des Hamburger Jazzpreises), Nina Sauer (Elbjazz), Michael Langkamp (Musiker und Koordinator des Jazzstudiengangs an der HfMT), Mücke Quinckhardt (Jazzbüro Hamburg), Stefan Gerdes (NDR Jazzredaktion), Dr. Reiner Brüggestrat (Vorstandssprecher der Hamburger Volksbank). Die Begründung der Jury: Wolfgang Schlüter ist einer der bedeutendsten Jazzmusiker, die es je in Hamburg gegeben hat – ein grandioser Solist von internationalem Format. Er hat viele Jazzepochen miterlebt und sie mit seinem unverwechselbaren Spiel geprägt: vom Swing der …

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Joachim Kühns Ausstellung „Schönheit und Wahrheit“ in Hamburg

„Sechzehntelnoten machen mich an“ Ein Energiebündel am Klavier. Und ein Musiker, der auch malt. Joachim Kühns Ausstellung „Schönheit und Wahrheit“ in Hamburg Sie heißen „Ansicht“, „Zeichen“ oder „Noten Landschaft“, leuchten dem Betrachter in kräftigen Farben entgegen und haben sichtbar mit Musik zu tun: Gemälde von dem Jazzpianisten Joachim Kühn, zurzeit zu sehen (noch bis 21. Mai) in der „Fabrik der Künste“ in Hamburg. Manche reichen vom Boden bis zur Decke und sind mehrere Meter breit, manche haben das eher handliche Format einer aufgeklappten großen Tageszeitung. Mit der energiegeladenen Musik von Kühn und Anmerkungen zu seinen Bildern wurde die Ausstellung mit dem Titel „Schönheit und Wahrheit“ – inspiriert von einem Stück des von Joachim Kühn verehrten Saxophonisten Ornette Coleman, „Beauty and Truth“ – jetzt eröffnet. Auf zwei Etagen in den großen, lichten Räumen des Ausstellungsortes in einer ehemaligen Lagerhalle im Hamburger Industriegebiet Hamm-Süd sind die Exponate zu sehen, mit viel Luft gehängt, damit sich die Farben und die Notenwirbel auf den Bildern nicht gegenseitig neutralisieren. Oben, vor einem großformatigen Bild in strahlendem Gelb mit vielen Noten, die wie kleine mystische Figuren auf der Farbfläche zu tanzen …

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Konzertreihe: das Maria Baptist Orchestra in Berlin

»Ich hab´ noch (k)einen Koffer in Berlin« oder Big Band Jazz vom Feinsten Es gibt Gründe, diese Stadt zu besuchen. Ein Konzerterlebnis dieser Big Band ist ein guter Grund. Füllt diese Erlebnisse in Euren (Jazz-)Koffer. Wenn Ihr keinen habt, so legt Euch einen zu – vollgepackt mit Tönen, Klängen und Sounds aus diesen Konzerten. All dies kommt in den prallen Erinnerungskoffer, aus dem geschöpft wird. Wem dies zu altbacken ist, der speichert es einfach im Memory. In diesem Frühling gibt es noch drei Gelegenheiten das Orchestra live zu hören: In den Clubs Kunstfabrik Schlot, im b-falt sowie im Musikinstrumenten-Museum in Berlin. Auch im Herbst kann Maria Baptist mit ihrer Band wiederum im Schlot erlebt werden. Ach so, wer verhindert ist, der kann sich mit der aktuellen CD »Here and Now« (Maria Baptist Music) trösten. Wer sich live-haftig in diese Musik begibt, der wird mit einigen brandneuen Titeln be­lohnt. Wie Maria Baptist bei Ihren letzten Konzert ausführte: »Die Tinte sei bei diesen Stücken noch nicht trocken«.   Kurzer historische Exkurs Im zeitgenössischen Big Band Jazz – oder Jazz größerer Formationen – führt eine direkte Linie von …

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+++ News +++ Tourneeankündigung: Mockemalör – „Riesen“ Tour +++ 10 Jahre Peter Herbolzheimer European Jazz Academy +++ 2. Lübecker Jazz Preis +++

+++ Tourneeankündigung: Mockemalör – „Riesen“ Tour  +++   Die berlinerisch-alemannische Trio „Mockemalör“ geht wieder auf Deutschland-Tournee. Auf dem Programmzettel stehen die Stücke des aktuellen Albums „Riesen“, produziert vom Wiener Produzenten Zebo Adam, presented by Schall Magazin. Im folgenden ein paar Informationen der Band zu ihrer Musik. „Die gebürtige Schwarzwälderin Magdalena Ganter singt die detailverliebten Texte so beiläufig wie eindringlich. Sie erzählen vom Alltag, vom ‚Mit dir mag ich so gern Walzer tanzen‘, dem Wahnsinn unserer Konsum-und Leistungsgesellschaft, und von einer Welt abseits unserer Wirklichkeit, wo Hunde Sinn fressen und Engel Punker werden können. In einem völlig neuen Genre zwischen Varieté, Progressiv Pop und Punk mündet das, was am Knotenpunkt von Schauspiel, Elektro und Klassik gründet. Mockemalör ist: Elektronik gepaart mit klassischen Elementen und die Lust am Ausdruck zu einer musikalischen Sprache, die schon ihr erstes Album ‚Schwarzer Wald‘ zum Schwingen brachte. Sphärische Synthesizer treffen auf Akkordeon-Passagen, Theatralität auf Minimalismus.“ Auf Tour sind sie hier: 28.04. DE – Karlsruhe, Jubez 05.05. DE – Bad Homburg, Speicher 14.05. DE – Nürnberg, Künstlerhaus 19.05. DE – Hamburg, F+K presents, Birdland 20.05. DE – Lutterbek, Lutterbeker 03.06. DE – München, …

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Win-Win-Wochenende in Bremen: Werder, der Jazz und Mario Barth

2:0 gegen Hertha Ende April beim Heimspiel im Weserstadion. 3.000 Musiker, Agenten, Labelchefs und andere Vertreter nicht nur der europäischen Jazzszene versammelten sich parallel in den Messehallen sechs und sieben. Und was Mario Barth gleich nebenan beizutragen hatte, erfuhr Klaus von Seckendorff  im Gespräch mit Hans Peter Schneider, dem Geschäftsführer der Messe Bremen, und dem Trompeter Uli Beckerhoff, der die jazzahead! zusammen mit Peter Schulze künstlerisch leitet. JazzZeitung.de: Tausend ausstellende Firmen, 40 Konzerte ­– aber der Parkplatz des Messegeländes ist nur zu einem Bruchteil besetzt. Ist die jazzahead! als Messe gesehen kein Großereignis? Hans Peter Schneider: Wenn wir eine Oldtimer-Messe machen, beträgt deren Gesamtfläche bestimmt das Zehnfache und die Fachbesucherzahl das Fünfzehnfache. Aber die Frage ist ja: Wie wichtig ist man innerhalb der Nische, die man besetzen will. Und die Jazzbranche ist nun mal etwas kleiner als zum Beispiel die Lebensmittelbranche. Es gibt in Deutschland drei sehr gute Oldtimer-Messen, und wir sind qualitativ ganz oben, aber beim Jazz sind wir weltweit die einzigen, die sowas in dieser reinen Form machen. Deshalb ist es eigentlich eine große und vor allem eine großartige Messe. JazzZeitung.de: Angefangen haben …

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jazzahead in Bremen: Wenn das Showcase zum Erlebnis wird

Das Abschlusswochenende der Jazzahead begann mit kulturpolitischen Diskussionen: Musiker und Musikerinnen sprachen über das Thema Gleichberechtigung im Jazz, Vertreter von Goethe-Institut, Initiative Musik und dem neugegründeten Musikfond e.V. stellten ihre Förderprogramme vor. In Conference-Sälen und bei den Ausstellern herrschte reges Treiben. Sobald aber die Showcase-Konzerte begannen, gab es für das Messepublikum – bestehend aus Bookern, Agenten, Label-Chefs, Musikerkollegen sowie vielen interessierten Jazz-Liebhabern – kein Halten mehr: Um einen Platz  in einem der Showcasekonzerte zu bekommen, musste man sich sputen. Die Showcase-Reihe „European Jazz Meeting“ bot 2017 eine Mischung aus guter Unterhaltung und Konzerten auf Weltniveau – hier muss beispielhaft beispielhaft das Projekt „A Novel of Anomaly“ von Schaerer, Biondini, Kalima und Niggli genant werden. Die vier verbanden Können, Konzept und Improvisationslust auf einmalige Art und Weise. Meisterhaft Konzertantes gab es auf der „German Jazz Expo“, etwa mit dem Lorenz Kellhuber Trio, dem umjubelten Auftritt von Trio Elf, dem Eva Klesse Quartett, Niels Kleins „Tubes & Wires“ oder dem Trio von Julia Hülsmann. Außerhalb der Messehallen konnte man am Samstagabend an mindestens 40 Orten in Bremen Jazzmusik erleben. Die Programmpalette reichte von Trompeter Ack van Rooyen, …

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Bremer jazzahead eröffnet mit finnischer Nacht und Jazz für Kinder

Die ersten Besucher der Bremer Fachmesse und des Showcase Festival jazzahead waren gestern früh 400 Grundschulkinder, die begeistert bei dem Konzert von Mini Schulz (b), Obi Jenne (dr), Peter Lehel (sa) und Thilo Wagner (p) mitmachten. Mini Schulz ist zusammen mit den Machern der jazzahead und Markus Lüdke vom Musikland Niedersachsen Initiator des Kongresses „Jazz und Improvisation für Kinder“, der gestern die internationale Fachmesse für Jazzmusiker, Veranstalter, Booker, Agenten, Förderer und Produzenten eröffnete. Der Ansatz des Kongresses war so klar wie einleuchtend: Jazzmusiker mit ihrer Gabe zur Improvisation sind ideale Musikvermittler, die nicht an den Noten kleben, sondern leicht mit ihren jungen und erwachsenen Zuhörern in Interaktion kommen. Das fanden auch die Vertreter großer Häuser wie Elbphilharmonie oder Berliner Philharmoniker und sandten ihre Vermittlungsspezialisten nach Bremen, um das Potenzial des Jazz für die Musikvermittlung und music education auszuloten. Nicht ganz zufällig stellte sich dabei heraus: Für die Jazzmusiker und Improvisatoren bietet sich hier ein neues, noch wenig erschlossenes Berufsfeld. Dann die wahre Eröffnung der jazzahead: die Finnish Night. Gastland 2017 ist Finnland und so konnte im Wechselgang zwischen Halle 7 und dem atmosphärischen Saal im …

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Arne Reimers Jazz Heroen

Ein Jahr nach dem Erscheinen seines ersten Bandes „American Jazz Heroes“ legt Fotograf Arne Reimer nach. Am 10. Mai erscheint das noch opulenter geratene „American Jazz Heroes Volume 2“. Der Bildband  führt jedoch nicht einfach das Erfolgsrezept fort, verdiente, aber etwas in Vergessenheit geratene Pioniere des US-Jazz zu würdigen: Dieses Mal werden auch große Stars wie Sonny Rollins, Ornette Coleman, Roy Ayers, Billy Cobham oder auch Archie Shepp und Steve Swallow mit Carla Bley in Wort und Bild porträtiert. Viele davon konnte Autor und Fotograf Arne Reimer exklusiv zu Hause besuchen. Seit gestern nachmittag ist es offiziell: der Autor und Fotograf Arne Reimer wird für seine beiden Bücher AMERICAN JAZZ HEROES und AMERICAN  JAZZ HEROES VOLUME 2 dieses Jahr mit dem Sonderpreis des ECHO JAZZ ausgezeichnet (Verleihung am 1. Juni).  Arne Reimer konnte seine Gesprächspartner bei seinen Besuchen wieder dazu bringen, tief in der Schatzkiste ihrer Erinnerungen zu graben. Fernab jeder geschäftlich motivierten Promotion-Routine öffnen sie sich  – und so kommt Spannendes und oftmals schier Unglaubliches aus acht Jahrzehnten Jazzgeschichte ans Tageslicht.  So erinnert sich der 94-jährige Jon Hendricks, der mit wehmütig in die Ferne …

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