Klaus Widmann zur neuen Ausgabe des Südtirol Jazzfestival Alto Adige

Das Südtirol Jazzfestival Alto Adige steht vor der Tür. Vom 30. Juni bis 9. Juli erklingt nicht nur Bozen, sondern die gesamte Region zwischen 262 und 2.000 Meter über dem Meerespiegel. Andreas Kolb sprach mit dem künstlerischen Leiter Klaus Widmann über die Musiker, die Spielorte und die Eigenproduktionen der Ausgabe 2017. JazzZeitung: Im Programm steht: „Mainstream und Konzertsäle sind beim Südtirol Jazzfestival Alto Adige vom Aussterben bedroht.“ Sind die Musiker glücklich mit den wunderbaren, aber manchmal schwer zu bespielenden Spielorten und Naturbühnen? Widmann: Natürlich ist es ein tolles Gefühl für Künstler und Veranstalter, einen riesigen Saal gefüllt zu haben. Aber bei der Art von Musik, wie wir sie machen, ist das nicht so leicht möglich, weil wir ganz bewusst auf große Namen und Stars verzichten. An vielen Spielorten bewegen wir uns zwischen 50 und 100 Besuchern. Im Italienischen gibt es ein Sprichwort, das heißt: „Pochi ma buoni“ „Lieber weniger und dafür Gute“. In den letzten Jahren haben wir gesehen, dass wir ein Publikum haben, das von vornherein weiß, worauf es sich einlässt. Das können dann auch mal weniger Leute sein, aber die wenigen sind dann …

Weiterlesen

Jazz-Gipfeltreffen beim Mozartfest Augsburg mit Michael Wollny & Vincent Peirani

Im Rahmen des diesjährigen Augsburger Mozartfestes fand im H2 – Zentrum für Gegenwartskunst ein Jazz-Gipfeltreffen mit dem „Tandem“ Duo Michael Wollny und Vincent Peirani statt. Zu später Stunde, gegen 22:30h, betraten die Musiker die Bühne des Museumssaals und zogen das Publikum mit ihrem Spiel von Anfang an in ihren Bann. Ob Eigenkompositionen, Björks „Hunter“, Gary Peacocks „Vignette“ oder Monks „I mean you“, die beiden bilden eine unglaublich homogene musikalische Einheit, die mit spielerischem Witz, improvisatorischem Freigeist und unbändiger Spielfreunde ans Werk geht. Nach der ersten Zugabe, Judee Sills wunderbarem Song „The Kiss“, gab das frenetisch applaudierende Publikum erst Ruhe, nachdem Wollny und Peirani noch einmal auf die Bühne kamen, um den Abend schließlich mit Duke Ellingtons „Dancers in Love“ zu beschließen. Ein spannender ganz besonderer Abend mit einem fantastischem Duo und einem unverzichtbaren, unsichtbaren Dritten im Bunde: denn für den Sound in dem recht schwierig zu beschallenden Raum sorgte der Vertraute Nicolas Djemane an den Tonreglern für einen perfekten Klang. Text & Fotos Thomas J. Krebs

Weiterlesen

Schönberg-Zyklus als skelettierter Blues

Mit dem Regensburger Debüt des David Helbock Trios setzte der Jazzclub Regensburg seine Reihe hochkarätiger Konzerte im Jahresprogramm fort „Voll und ganz“ habe das Konzert ihren Erwartungen entsprochen, strahlte eine Konzertbesucherin nach der letzten Zugabe des David Helbock Trios. „Es hat sie sogar  übertroffen, würd` ich sagen“, ergänzt sie noch sichtlich eingenommen von dem mitreißenden Auftritt. Die Vorschusslorbeeren, die dem österreichischen Trio des Voralbergers Pianisten nahezu überall vorauseilen, haben bei den zahlreichen Zuhörern im Leeren Beutel offensichtlich voll ins Schwarze getroffen. Selten, dass die eher kritisch-zurückhaltenden Jazzfans mehr als eine Zugabe einfordern, sich gar zu „Standing Ovations“ hinreißen lassen. Beim Debüt des Trios beim Jazzclub Regensburg gab es keine Zurückhaltung und wenn der hochgewachsene Musiker nicht unmissverständlich auf dem letzten Stück bestanden hätte, wer weiß, wann das Jazzclub-Team dann das Licht ausknipsen und zusperren hätte können. Mit den drei österreichischen Musikern, neben Helbock gehören Reinhold Schmölzer und Raphael Preuschl dem Trio an, setzte der Jazzclub die Reihe hochklassiger Konzerte fort, die schon jetzt ein herausragendes Jazzjahr erwarten lassen. Der Wiener Preuschl spielte neben einer fünfsaitigen Bassgitarre bei einigen Stücken auch eine elektrisch verstärkte Bass-Ukulele. Wegen …

Weiterlesen

Energiegeladen! Das «Mike Field Quintet» spielte im Hürther Jazzkeller vor begeistertem Publikum

Es gibt diese Konzertabende, an denen der Funke überspringt, die Energie im Raum greifbar wird und eine besondere Verbindung zwischen Künstlern und Publikum spürbar ist. So ein Konzert konnten Jazzfreunde im gemütlichen Jazzkeller auf der Hermülheimer Straße erleben. Der Hürther Jazzclub hatte den aus Toronto (Kanada) stammenden Trompeter Mike Field eingeladen, der sich derzeit auf Europatournee befindet. Was dabei schier unglaublich erscheinen wollte: Die vier blutjungen Musiker, die den Trompeter an diesem Abend in Hürth begleiteten, hatte der Kanadier auf Vermittlung der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim erst zwei Wochen zuvor kennengelernt. Zeit für Proben hatte es an gerade zwei Terminen gegeben. Und dennoch klang es so, als spielten Mike Field, Simon Schallwig (Bass), Julian Losigkeit (Schlagzeug), Benedikt Jäckle (Tenor Saxophon) und Konrad Hinsken (Klavier) schon lange zusammen. Anspruchsvoll und interessant In einer erfrischend sympathischen Mischung aus Englisch und Deutsch moderierte der Musiker durch den Abend und erzählte von den Erlebnissen auf seinen vielen Reisen durch die Welt, die ihn zu seiner Musik inspirieren. Auf dem Programm standen jedoch nicht nur Eigenkompositionen aus Fields letzten Alben, sondern auch Standards. Und das war …

Weiterlesen
Sun Dew @ Neue Nachbarn (Berlin). Foto: Petra Basche

Elegant, kraftvoll, komplex und leicht: Sun Dew @ Neue Nachbarn (Berlin)

Vor einem Jahr gingen „Sun Dew“ (das Sextett um die Violinistin Héloïse Lefebvre und den Gitarristen Paul Audoynaud) in Paris ins Aufnahmestudio von Laborie Jazz und spielten an mehreren Tagen 9 Stücke ein. Die CD ist nun gepresst und feierte ihre Veröffentlichung im Paris Berlins: in einer Neuköllner Seitenstraße. „Neue Nachbarn“ heißt die kleine Lokalität in der Schierker Straße, geführt von sympathischen, höflichen und den rücksichtsvollsten Gastwirten und -gebern, die ich je erlebt habe. Das Publikum am Ort, stehend oder auf dem Boden vor der Bühne sitzend, mit fast heiliger Lockerheit, entspannten Gesichtszügen. Kurz: Ein respektvolles Umgehen untereinander. Beste Bedingungen für eine Musik, die mit nachahmenswertem Understatement ihr Klanguniversum aufbaute und den Raum mit schillernden und duftenden Kompositionen füllte. „Sun Dew“: Um Gitarre und Violine gruppieren sich die Cellistin Liron Yariv, der Pianist Johannes von Ballestrem, Bassist Paul Santner und Christian Tschuggnall am Drumset. Zu hören gibt es kammermusikalisch feinst durchgemalte Musik, die gleichwohl nach außen einen erheblichen Druck zu erzeugen in der Lage ist. In „Tones from the Blackwoods“ (Nr. 7) schwebt der Klangraum in federleichter Weise, angestoßen von der Gitarre Paul Audoynaud – …

Weiterlesen

+++ Wolfgang Schlüter erhält den Hamburger Jazzpreis 2017 +++

Seit 2007 werden alle zwei Jahre Musikerinnen und Musiker mit dem Hamburger Jazzpreis ausgezeichnet, die einen besonders qualifizierten künstlerischen Beitrag zur Jazzmusik leisten, die ihren Arbeits- und Lebensmittelpunkt in Hamburg haben und sich für die Belange des Jazz in der Stadt einsetzen. Der mit 10,000 Euro dotierte Preis wurde von der Dr. E.A. Langner Stiftung ins Leben gerufen. 2011 wurde die Trägerschaft an die ELBJAZZ GmbH übertragen. Mit diesem Jahr hat das Jazzbüro Hamburg die Ausrichtung des Preises übernommen, ELBJAZZ bleibt Gastgeber der Preisverleihung. Eine Fachjury hat zunächst Kandidaten nominiert und in einer Sitzung Ende April den Vibraphonisten Wolfgang Schlüter zum diesjährigen Preisträger ernannt. Der diesjährigen Jury gehörten an: Gabriel Coburger (Musiker und Preisträger des Hamburger Jazzpreises), Nina Sauer (Elbjazz), Michael Langkamp (Musiker und Koordinator des Jazzstudiengangs an der HfMT), Mücke Quinckhardt (Jazzbüro Hamburg), Stefan Gerdes (NDR Jazzredaktion), Dr. Reiner Brüggestrat (Vorstandssprecher der Hamburger Volksbank). Die Begründung der Jury: Wolfgang Schlüter ist einer der bedeutendsten Jazzmusiker, die es je in Hamburg gegeben hat – ein grandioser Solist von internationalem Format. Er hat viele Jazzepochen miterlebt und sie mit seinem unverwechselbaren Spiel geprägt: vom Swing der …

Weiterlesen

Joachim Kühns Ausstellung „Schönheit und Wahrheit“ in Hamburg

„Sechzehntelnoten machen mich an“ Ein Energiebündel am Klavier. Und ein Musiker, der auch malt. Joachim Kühns Ausstellung „Schönheit und Wahrheit“ in Hamburg Sie heißen „Ansicht“, „Zeichen“ oder „Noten Landschaft“, leuchten dem Betrachter in kräftigen Farben entgegen und haben sichtbar mit Musik zu tun: Gemälde von dem Jazzpianisten Joachim Kühn, zurzeit zu sehen (noch bis 21. Mai) in der „Fabrik der Künste“ in Hamburg. Manche reichen vom Boden bis zur Decke und sind mehrere Meter breit, manche haben das eher handliche Format einer aufgeklappten großen Tageszeitung. Mit der energiegeladenen Musik von Kühn und Anmerkungen zu seinen Bildern wurde die Ausstellung mit dem Titel „Schönheit und Wahrheit“ – inspiriert von einem Stück des von Joachim Kühn verehrten Saxophonisten Ornette Coleman, „Beauty and Truth“ – jetzt eröffnet. Auf zwei Etagen in den großen, lichten Räumen des Ausstellungsortes in einer ehemaligen Lagerhalle im Hamburger Industriegebiet Hamm-Süd sind die Exponate zu sehen, mit viel Luft gehängt, damit sich die Farben und die Notenwirbel auf den Bildern nicht gegenseitig neutralisieren. Oben, vor einem großformatigen Bild in strahlendem Gelb mit vielen Noten, die wie kleine mystische Figuren auf der Farbfläche zu tanzen …

Weiterlesen

Konzertreihe: das Maria Baptist Orchestra in Berlin

»Ich hab´ noch (k)einen Koffer in Berlin« oder Big Band Jazz vom Feinsten Es gibt Gründe, diese Stadt zu besuchen. Ein Konzerterlebnis dieser Big Band ist ein guter Grund. Füllt diese Erlebnisse in Euren (Jazz-)Koffer. Wenn Ihr keinen habt, so legt Euch einen zu – vollgepackt mit Tönen, Klängen und Sounds aus diesen Konzerten. All dies kommt in den prallen Erinnerungskoffer, aus dem geschöpft wird. Wem dies zu altbacken ist, der speichert es einfach im Memory. In diesem Frühling gibt es noch drei Gelegenheiten das Orchestra live zu hören: In den Clubs Kunstfabrik Schlot, im b-falt sowie im Musikinstrumenten-Museum in Berlin. Auch im Herbst kann Maria Baptist mit ihrer Band wiederum im Schlot erlebt werden. Ach so, wer verhindert ist, der kann sich mit der aktuellen CD »Here and Now« (Maria Baptist Music) trösten. Wer sich live-haftig in diese Musik begibt, der wird mit einigen brandneuen Titeln be­lohnt. Wie Maria Baptist bei Ihren letzten Konzert ausführte: »Die Tinte sei bei diesen Stücken noch nicht trocken«.   Kurzer historische Exkurs Im zeitgenössischen Big Band Jazz – oder Jazz größerer Formationen – führt eine direkte Linie von …

Weiterlesen

+++ News +++ Tourneeankündigung: Mockemalör – „Riesen“ Tour +++ 10 Jahre Peter Herbolzheimer European Jazz Academy +++ 2. Lübecker Jazz Preis +++

+++ Tourneeankündigung: Mockemalör – „Riesen“ Tour  +++   Die berlinerisch-alemannische Trio „Mockemalör“ geht wieder auf Deutschland-Tournee. Auf dem Programmzettel stehen die Stücke des aktuellen Albums „Riesen“, produziert vom Wiener Produzenten Zebo Adam, presented by Schall Magazin. Im folgenden ein paar Informationen der Band zu ihrer Musik. „Die gebürtige Schwarzwälderin Magdalena Ganter singt die detailverliebten Texte so beiläufig wie eindringlich. Sie erzählen vom Alltag, vom ‚Mit dir mag ich so gern Walzer tanzen‘, dem Wahnsinn unserer Konsum-und Leistungsgesellschaft, und von einer Welt abseits unserer Wirklichkeit, wo Hunde Sinn fressen und Engel Punker werden können. In einem völlig neuen Genre zwischen Varieté, Progressiv Pop und Punk mündet das, was am Knotenpunkt von Schauspiel, Elektro und Klassik gründet. Mockemalör ist: Elektronik gepaart mit klassischen Elementen und die Lust am Ausdruck zu einer musikalischen Sprache, die schon ihr erstes Album ‚Schwarzer Wald‘ zum Schwingen brachte. Sphärische Synthesizer treffen auf Akkordeon-Passagen, Theatralität auf Minimalismus.“ Auf Tour sind sie hier: 28.04. DE – Karlsruhe, Jubez 05.05. DE – Bad Homburg, Speicher 14.05. DE – Nürnberg, Künstlerhaus 19.05. DE – Hamburg, F+K presents, Birdland 20.05. DE – Lutterbek, Lutterbeker 03.06. DE – München, …

Weiterlesen

Win-Win-Wochenende in Bremen: Werder, der Jazz und Mario Barth

2:0 gegen Hertha Ende April beim Heimspiel im Weserstadion. 3.000 Musiker, Agenten, Labelchefs und andere Vertreter nicht nur der europäischen Jazzszene versammelten sich parallel in den Messehallen sechs und sieben. Und was Mario Barth gleich nebenan beizutragen hatte, erfuhr Klaus von Seckendorff  im Gespräch mit Hans Peter Schneider, dem Geschäftsführer der Messe Bremen, und dem Trompeter Uli Beckerhoff, der die jazzahead! zusammen mit Peter Schulze künstlerisch leitet. JazzZeitung.de: Tausend ausstellende Firmen, 40 Konzerte ­– aber der Parkplatz des Messegeländes ist nur zu einem Bruchteil besetzt. Ist die jazzahead! als Messe gesehen kein Großereignis? Hans Peter Schneider: Wenn wir eine Oldtimer-Messe machen, beträgt deren Gesamtfläche bestimmt das Zehnfache und die Fachbesucherzahl das Fünfzehnfache. Aber die Frage ist ja: Wie wichtig ist man innerhalb der Nische, die man besetzen will. Und die Jazzbranche ist nun mal etwas kleiner als zum Beispiel die Lebensmittelbranche. Es gibt in Deutschland drei sehr gute Oldtimer-Messen, und wir sind qualitativ ganz oben, aber beim Jazz sind wir weltweit die einzigen, die sowas in dieser reinen Form machen. Deshalb ist es eigentlich eine große und vor allem eine großartige Messe. JazzZeitung.de: Angefangen haben …

Weiterlesen