Eine vitale deutsch-amerikanische Begegnung: Im Regensburger Degginger überzeugte ein New Yorker Trio mit Gitarrist Rüdiger Eisenhauer mit modernem Jazz und Latingroove

Was für ein Treibauf! Oder auch Antreiber, das kommt – wie immer – auf die Perspektive an. Adam Nussbaum, Schlagzeuger im Quartett mit Rüdiger Eisenhauer, Gitarre, Mark Soskin am Flügel und Bassmann Jay Anderson, hatte beim Konzert im Degginger auf jeden Fall die Hosen an. Lustvoll trieb er seine Mitspieler mit harten Schlägen vor sich her, gab Gas und bremste im nächsten Moment wieder ein. Bei dunklen Bluesballaden schien er die Luft anzuhalten, so dass von seinem hingetupften Spiel kaum mehr etwas zu hören war. Dann wieder drehte er auf und eilte auch mal Zehntelsekunden voraus. Daneben riss er Witze, versuchte auch das unschlüssige Publikum zu animieren, aus sich herauszugehen, und vollführte solistisch regelrechte Tänze auf Becken und Fellen. Der 60-Jährige, der eine Stunde außerhalb des Big Apple in ländlicher Umgebung lebt, gehört seit Jahrzehnten zu den bestbeschäftigten Schlagzeugern in New Yorks Jazzszene. Er ist auf vielen Alben des im letzten Jahr verstorbenen Gitarristen John Abercrombie zu hören, spielte mit Sheila Jordan, Steve Swallow, Stan Getz und der Bigband von Carla Bley. Zudem war Nussbaum Mitglied im Quintett von Dave Liebman und unterrichtet heute an …

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Mehr Frauen, mehr Europa: Der Jazzclub Regensburg meldet sich mit einem stilistisch vielseitigen und regional geprägten Programm zurück

Weiblich, europäisch, jung. Es sind Merkmale, die wie ein gesellschaftliches oder politisches Statement erscheinen. Tatsächlich vermitteln sie einen ersten Eindruck vom Herbstprogramm des Jazzclub Regensburg. Von den bislang rund 15 Konzerten, die bis Dezember den Leeren Beutel mit cool swingenden und soulig heißen Klängen füllen, wird fast die Hälfte von Musikerinnen geleitet oder mitbestimmt. Mit den großartigen Stimmen von TokTokTok, der Sängerin Tokunbo und Malia (22. November) sind darunter gleich zwei Künstlerinnen, die es geschafft haben, ein eigenes künstlerisches Profil zu entwickeln und damit ein breites Publikum ansprechen. Mit Bassistin Eva Kruse (11. Oktober) und den beiden Saxophonistinnen Nicole Johänntgen (23. Oktober) und Stephanie Lottermoser (29. November) gehören dazu auch ausgezeichnete Instrumentalistinnen. Denn, um niemanden etwas vorzumachen, noch immer sind es vorwiegend Stimmen, Sängerinnen wie Steffie Denk und die Britin Zoe Francis, die das weibliche Bild im Jazz prägen. Der starke europäische Akzent wird durch Themen wie das Tribute-Konzert für Stevie Wonder (27. September) und amerikanische Musiker in mehreren Bands ein wenig relativiert, ist aber dennoch deutlich sichtbar. Den Einstieg ins Herbstprogramm hat der Jazzclub bereits erfolgreich geschafft, kommende Woche setzt er es mit dem …

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Lokalmatadore und Weltklasse: „Jazz an einem Sommerabend“ ist ein Ort der Begegnung

Der Jazzclub Krefeld hat vier Jahrzehnte einiges richtig gemacht, wenn es um kulturelle Nachhaltigkeit und überregionale Ausstrahlung geht. Und so hat auch das leidenschafliche Engagement vieler Ehrenamtlicher das große Festival auf der malerischen Burg Linn zu dem werden lassen, was es ist: „Jazz an einem Sommerabend“ ist ein wirkliches „Jazz-Fest“, ein Ort der Begegnung. Das heißt auch, dass man hier nicht von einem Überangebot erschlagen wird. Auch können die Bands nach Herzenslust lange Sets inclusive Zugaben spielen. Die Programmauswahl bildet die Pluralität im Jazz ab: Es gibt die Lokalmatadoren, welche zum Gepräge einer Stadtkultur beitragen, es werden hoffnungsvolle europäische Newcomer-Formation präsentiert – und es gibt die Sternstunden, in denen Weltklasse zu erleben ist! Genau diese Ausgewogenheit stellte auch in diesem Jahr der künstlerische Leiter Florian Funke sicher. Auch die fünf Musiker vom „Horst Hansen Trio“ gehen aus dem Umfeld des Krefelder Jazzclubs hervor. Richtig verstanden: Fünfköpfige Trios dürften in der Jazzwelt Seltenheitswert beanspruchen – ein solcher Bandname deutet auf viel Humor bei der eigenen Sache hin, und der stieß auch bei den Anmoderationen vorm Krefelder Publikum auf fruchtbaren Boden. Aber Lukas Weber (Saxofon), Tobias Foller …

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Stefano Bollanis „Napolis Trip“ in der Hamburger Elbphilharmonie

Vergangenen Mittwoch gastierte das Stefano Bollani Quartett mit dem Programm „Napoli Trip“ in der Hamburger Elbphilharmonie und präsentierte den Zuhörern ein abwechslungsreiches, spannungsgeladenes Konzert. Ob Bollani solo am Steinway, im Duo mit dem Klarinettisten Nico Gori, im Quartett am Piano und teilweise parallel am Fender Rhodes, dann wieder im Duo mit seinem Saxophonisten Daniele Sepe oder im Dialog mit Bernardo Guerra am Schlagzeug: „Napoli Trip“ ist immer eine musikalische Wundertüte: was weiß nie was einen am Konzertabend erwartet außer, dass es improvisatorisch wie kommunikativ ein spannender Abend mit angeregten wie lustigen Zwiegesprächen werden wird. Bei Bollani steht die ungezügelte Freude an der Musik an erster Stelle, und er kann praktisch spielen was er will, es ist und bleibt „bollianisk“. Ob Kompositionen wie „Il Valzer del Cocciolone“, sein Napoli Blues oder die herrliche Solo-Zugabe „Putesse essere allero“ von Pino Daniele, Bollani drückt ihnen seinen Stempel auf und überzeugte vom ersten bis zum letzten Ton. Das begeisterte Publikum entlockte ihm und seiner Band schließlich noch zwei Zugaben.   Konzerttipp: Am 21.10.2018 um 19:00h (!) gastiert Stefano Bollani mit seinem Quartett und „Napoli Trip“ im Stadttheater Landsberg am …

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So klingt der Sommer: der 26. Internationale Augsburger Jazzsommer 2018

Der diesjährige 26. Augsburger Jazzsommer war, nomen est omen, in der Tat „hot“ – wettertechnisch wie musikalisch! Vor gut 12 Jahren konnten zuletzt alle Konzerte Open Air im Rosenpavillon des Botanischen Gartens stattfinden, ohne auf das Große Glashaus ausweichen zu müssen. Das Wetterglück war sowohl Musikern wie dem Publikum hold: auch wenn es beim Vijay Iyer Sextett im Laufe des Abends recht kühl wurde, es bei Andy Sheppard nur Drumherum und nicht im Botanischen Garten selbst gewitterte und bei Florian Favres Konzert zum Schluss ein paar Regentropfen fielen. Das Festival war dieses Jahr ein absoluter Open Air Genuss! Musikalisch am interessantesten waren sicherlich das Vijay Iyer Sextett und Bobo Stenson mit seinem Trio. Aber auch Florian Favre und Matthias Schriefl mit Six, Alps & Jazz überzeugten auf ganzer Linie. Joe Lovano & Dave Douglas Formation „Sound Prints“ war ein jazziger Selbstläufer, und auch die anderen beiden Konzerte, das Christian Stock Trio & Billy Harper, sowie Andy Sheppard waren Balsam für die Ohren. Die Festivalleitung setzt nicht nur auf große, zugkräftige Namen, sondern versteht es seit Jahrzehnten ein abwechslungsreiches und interessantes Programm zusammen zu stellen, das …

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Um fünf Uhr bei den alten Steinen

Das 9. Jazzfestival im südschwedischen Ystad – unter anderem mit Musik von Nils Petter Molvaer, Avishai Cohen und Wolfgang Haffner Wer Jazz an traumhaften Spielstätten erleben will – auf nach Ystad! Dieser Ort in Südschweden hat ideale Bedingungen für ein Festival. Für die Hauptkonzerte ein Theater von 1894 mit großer Bühne, aber ungemein intimer Atmosphäre. Für Open-air-Matineen ein idyllischer Innenhof aus dem 16. Jahrhundert mit Birnbaum seitlich vor der Bühne. Für kleinere Konzerte am späteren Abend eine 750 Jahre alte Klosterkirche. Zum 9. Mal gab es das Festival jetzt, dessen künstlerischer Leiter der in Ystad lebende Pianist Jan Lundgren ist. Der hob es einst zusammen mit dem ehemaligen Bürgermeister Thomas Lantz aus der Taufe – und stellte auch diesmal wieder ein reizvolles Programm mit internationalen Stars und Angeboten zum Entdecken zusammen. Es kamen 10.600 Besucher. „Hier zieh ich her!“ Ystad lockt. Denn die Küstenstadt mit rund 19 000 Einwohnern – sonst Kulisse der Kurt-Wallander-Krimis von Henning Mankell – hat auch bei heftig schwülem Wetter eine wunderbare Aura. Das mit der Hilfe vieler freiwilliger Helfer gestemmte Festival empfängt Besucher und Künstler mit außergewöhnlicher Freundlichkeit – sodass …

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Mehr als eine Riesenparty: der 27. Jazzsommer im Bayerischen Hof

Im Prinzip ist es jedes Jahr das Gleiche: man freut sich auf eine spannende Woche im Hotel Bayerischer Hof, bekommt ein erstklassiges Programm geboten, feiert ab, hört zu, trifft Musiker, Freunde und Bekannte, tauscht sich aus, lässt sich inspirieren und am Morgen nach dem letzten Abend des Festivals setzt mit aller Wucht der Kater ein. Was: das war es jetzt, schon wieder alles vorbei, so schnell? Yes – jetzt ist Erholung angesagt, nun folgt die für alle Beteiligten verdiente Sommerpause ! Inoffiziell eröffnet den Jazzsommer seit fast zehn Jahren die Band „Münchner Musikkritiker machen Musik“ im Nightclub. Den offiziellen Opening-Act im Festsaal des Hotels bestritt dieses Jahr dann Jean-Paul „Bluey“ Maunick mit seiner Band Incognito, faktischer Garant für gute Laune und nach wie vor Federführer im Bereich Acid-Jazz. Am gleichen Abend folgte darauf im Nightclub Bass Newcomerin Nik West mit einem Funk-Gewitter. Der zweite Abend stand mit Lucky Peterson, der nächstes Jahr mit 55 Jahren sein 50 jähriges Bühnenjubiläum feiern wird, unter dem Motto Blues pur und wurde von der Gastvokalistin Tamara Tramell mit Verve unterstützt. Am Mittwoch folgte dann schließlich ein lupenreiner Jazzabend mit …

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Multikulturelle Atmosphäre: das Bayerische Jazzweekend 2018

Ein Streifzug von Michael Scheiner (Text und Fotos) – Je genauer man hinschaut, desto länger wird die Küste eines Landes. Dieses Phänomen wendet das europäische Kollektiv „Coastline Paradox 5“ um die beiden Bläser Richard Köster (tp) und Damian Dalla Torre (ts, bcl) in einer Mischung aus langen Spannungsbögen und subtilen, intuitiven Nahaufnahmen an. Im Arkadenhof entfalteten die fünf Musiker ihre musikalische Landschaften zwischen zarten, versponnenen Unisono-Linien, repetitiven Pianomotiven, sirrenden Sounds und klaren kraftvollen Attacken, die manchmal wie Warnsignale wirkten. Je näher man da mit den Ohren ranrückte, desto gehaltvoller und ergiebiger wurde das Erlebnis – und entfaltete von einer fast meditativen Ruhe, über versteckten Witz, bis zu unheimlichen Momenten und märchenhaft-romantischen Stimmungen ein faszinierendes Klangpanorama. Vom Quartett, mit dem sie vor zwei Jahren zu hören war, ist Nathalie Elwoods Projekt auf ein Duo mit dem Pianisten Josef Reßle geschrumpft. Im lüftungverrauschten Degginger präsentierte die Münchner Sängerin eigene Songs, wie das nachdenklich „Many Moons Ago“, und eigens arrangierte moderne Jazzsongs. Atemberaubend wie die beiden durch verzwickte Wendungen ihrer ungemein spritzigen Version von Chick Coreas „Spain“ rasen, das Publikum rast begeistert mit. Was Stimmumfang, die Fähigkeit federleicht …

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Open-Air-Premiere am Jazzkeller Hürth

Im Rahmen seiner Konzert-Reihe «JAZZSOMMER spezial» präsentierte der Jazzclub Hürth am Wochenende eine Premiere: Zum ersten Mal in der Geschichte des Vereins fanden Konzerte nicht im, sondern am Jazzkeller statt. Zum Auftakt des Open-Air-Events am Freitag hatte der Jazzclub die Kölner Latin-Formation «Portofino» auf den Hof des Gebäudes geladen, in dem sich auch der Jazzkeller befindet. Der Jazzclub empfing seine zahlreichen Gäste mit südamerikanisch-rheinischem Flair: Neben sommerlichen Cocktails gab es bodenständiges Grillgut. Die Gäste wurden außerdem von der Hürther Eisdiele «Portofino» begrüßt, die es sich zum Konzert der gleichnamigen Band nicht nehmen ließ, jedem Besucher ein Eis zu spendieren. Leidenschaftliche Stimme Auch auf der Bühne gab es eine Premiere: Das Ensemble «Portofino» präsentierte sich erstmals mit seiner neuen Sängerin Marioka Muñiz. Bandgründungsmitglied Marcus Seibert (Klarinette, Saxofon) konnte an diesem Abend zwar nicht dabei sein, mit dem Posaunisten Benjamin Degen stand jedoch hervorragender Ersatz zur Verfügung. Im Zusammenklang mit Roman Fuchß am Bass, dem Congero Pablo Ramirez, Florian Dietz (Schlagzeug) sowie der neuen Pianistin des Ensembles Mona Roth zelebrierten sie den typischen «Portofino»-Mix aus Tango, Danzón und Salsa. Aus ihrer nordargentinischen Heimat brachte Muñiz balladenhafte Klänge mit. In …

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Highlights beim 16. Internationalen Jazz-Weekend in Unterföhring

Vergangenes Wochenende ging das mittlerweile 16. Internationale Jazz-Weekend in Unterföhring über die Bühne. Was braucht ein erfolgreiches Jazz-Festival? Ein abwechslungsreiches Programm! Und das wurde in der Tat geboten: der Startschuss fiel am Donnerstag Nachmittag mit dem traditionellen Jazz-Kinderkonzert in der Unterföhringer Schulaula. Im großen Konzertsaal des Bürgerhauses folgten am Freitag Abend das Kinga Glyk Trio und als Highlight am Samstag der großartige Kurt Elling & Band mit Special Guest Marquis Hill an der Trompete, der leider nur im zweiten Set des Konzertes aufspielte. Am Sonntag Vormittag fand das Jazz-Weekend dann, wie immer im S-Bahnhof Unterföhring, dieses Jahr mit dem Dickbauer Collective und dem Programm „Hohe Gesprächskultur“, seinen krönenden Abschluss. Rundherum gelungen, beste Stimmung und erstklassige Mucke waren an diesem Wochenende angesagt. Und an Aufregung fehlte es letztlich auch nicht, als drei Koffer von Kurt Elling & Co auf der (Flug-) Strecke blieben, der Drummer sich darauf mit kurzfristig organisierten Becken behelfen musste und der ansonsten perfekt in Anzug und Maßhemd gekleidete Kurt Elling nebst Band mal eben im Funktionshemd, Freizeithose und Sneakern auftreten musste, was der Stimmung allerdings keinen Abbruch tat. Mit Standing Ovations lockte …

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