Initiiert und organisiert von sieben Jazz-Frauen – das Festival PENG

„PENG – wir lassen es wieder knallen!“ Die Headline der Einladung zum vierten, vom Frauen Jazzkollektiv PENG in Essen organisierten gleichnamigen Festival war kein leeres Versprechen. Die sieben Bands in drei Konzerten konnten sich beim aufgeschlossenen, offenbar auch sachkundigen Publikum für reichen Beifall bedanken. Das Angebot reichte von modernem Straight Ahead bis zur mit Elektronik gespickten Avantgarde. Die kahle Hülle des alten Maschinenhauses in der längst stillgelegten Zeche Carl im Essener Stadtteil Altenessen wirkte durch geschickte Licht- und vorzügliche Tontechnik fast so intim wie ein Jazzclub, zumal die Zuhörer ziemlich nah an der Musik waren. Das Besondere an diesem Festival beginnt schon mit seiner Gründung. 2015 fanden sich sieben Jazzmusikerinnen, allesamt Absolventinnen oder (noch) Studentinnen der Folkwang Universität der Künste Essen, zusammen, um mit einem speziellen Festival „eine größere Präsenz und Akzeptanz von Frauen im Jazz und Musikerinnen generell in der Gesellschaft zu schaffen“. 2016 ging das erste PENG Festival über die Bühne. Es fand über die Stadt Essen und das Ruhrgebiet hinaus in der deutschen Jazz-, Musik- und Kulturszene eine beachtliche Resonanz, so dass an einen jährlichen Turnus gedacht werden konnte, mit dem Ergebnis …

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Brian Auger feat. Liliana de los Reyes spielte im Berli-Theater in Hürth.

Brian Auger ist eine lebende Legende. Im stolzen Alter von 80 Jahren geht der Brite, der viel jünger aussieht, als er ist, immer noch mit seinem Bandprojekt «Oblivion Express» auf Tour und ist ständig als musikalischer Botschafter des Jazz-Rocks unterwegs. Selten kommt er dabei aber seinen Fans so nahe wie am 1. Oktober, als er vor restlos ausverkauftem Haus im Hürther Berli-Theater zu Gast war – und das gleich im mehrfachen Sinn, denn der Jazzclub Hürth bot in Kooperation mit dem Berli nicht nur ein Konzert, sondern einen ganzen Brian-Auger-Abend mit Dokumentation und Publikumsgespräch. Dokumentation und Publikumsgespräch Zum Auftakt zeigte das nostalgische Berli-Kino, das technisch auf aktuellstem Stand ist, den von Michael Maschke produzierten Film «Brian Auger – Life on Tour». Aus der Perspektive des Regisseurs, der Brian Auger seit vier Jahrzehnten persönlich kennt, begleitete das Publikum den legendären Hammond-Organisten auf seinen Tournee-Reisen: Von der Arena di Verona, wo er mit Zucchero 2018 spielte, bis hin zu Auftritten in kleineren Sälen in Städten wie Pforzheim oder Ellwangen. Anhand von historischen Filmdokumenten führte Maschke die Zuschauer auch zurück in die umtriebigen Sechzigerjahre, als Auger mit Musikern …

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Folksmilch beim "Alpenspektakel" im Gut Sonnenhausen. Foto: Ralf Dombrowski

Alpenspektakel auf Gut Sonnenhausen

Ein schöner Ort, erstens. Ein schönes Festival, zweitens. Und das bedingt sich gegenseitig, denn das Gut Sonnenhausen im Ebersberger Hinterland bei Glonn und dessen Betreiberfamilie Schweisfurth hat kein Interesse daran, ein weiteres austauschbares Musikevent zu veranstalten, nur um damit ein wenig Glanz in die eigenen Mauern zu holen. Es geht eher darum, das eigene Profil als lokalen Knotenpunkt von Kultur, Kulinarik und Erholung zu schärfen, und so legt das Alpenspektakel Wert darauf, einerseits den trachtkostümierten Mainstream außen vor zu lassen, auf der anderen Seite das Moment der Avantgarde nicht überzubetonen. Das klingt kompliziert, ist aber vor allem Aufgabe einer geschickten künstlerischen Leitung, die wie Stefanie Boltz um die Feinheiten der Anspruchshaltungen weiß und sie entsprechend in die Planung integriert. Nachdem sich die ersten drei Ausgaben des Festivals auf der kulinarischen Seite vor allem dem Fleisch widmeten, waren diesmal Brot und Butter an der Reihe, die in verschiedenen Workshops zur Zubereitung dafür sorgten, dass die Zuhörer zufrieden gesättigt zu den Konzerten pilgern konnten. Dort wiederum erwarteten sie sehr unterschiedliche Näherungen an die Klangsprache der Alpenregion, die vom sphärischen Experimentieren mit folkloristisch improvisierenden Texturen bis hin zu …

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Fotos: Thomas J. Krebs

Francesco Tristano – Tokyo Stories live

„Tokyo Stories“ ist eine musikalische Hommage des aus Luxemburg stammenden Pianisten Francesco Tristano an die japanische Metropole. Mit achtzehn Jahren besuchte er Tokyo zum ersten Mal und daraus entstand im Laufe der Zeit eine innige Beziehung zu Momenten, Begegnungen und Ereignissen, die er musikalisch festgehalten hat. Nun stellte Tristano im Rahmen einer Tournee seine „Tokyo Stories“ live vor und gastierte u.a. im Münchner Club „Ampere“. Auf der Bühne ein Flügel, ein Laptop, Kabel, darüber eine Leinwand und ein Spot, der die Tasten beleuchtet. Francesco Tristano betritt die Bühne und legt ohne Umschweife los. Seine assoziativen Kompositionen werden begleitet von Fotosequenzen des japanischen Fotografen Ryuya Amao, den er seit mittlerweile über drei Jahre kennen und schätzen gelernt hat. Tristano und sein Team haben die Fotos in Sequenzen zu einem Visual Art Film zusammengestellt. Im Hintergrund laufen stylisch animierte Fotosequenzen zu seiner Musik. Manchmal durchaus stimmig, aber teilweise auch etwas losgelöst von seinen eigentlichen Kompositionen und ihrer Thematik. Der direkte Bezug der Bilder zur Musik erschließt sich nicht zwangsläufig. Musikalisch wie dramaturgisch ist Tristanos „Tokyo Stories“-Klangkosmos einzigartig und passt nur schwer in eine Schublade. Da wird zu …

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Das Tobias Hoffmann Trio spielte im Jazzkeller Hürth. Foto: Kurt Schürmann.

Ganz große Kunst

Im Falle des in Remscheid geborenen Gitarristen Tobias Hoffmann überschlägt sich die Presse förmlich mit Lobeshymnen: Ob Die ZEIT, Jazzthing, Jazzethik, Stereoplay, Eclipsed, die Jazzzeitung… sie alle stellen die Meisterschaft, das Raffinement, den Ideenreichtum, die Einmaligkeit oder die Experimentierlust Hoffmanns in den Fokus. Am Wochenende konnte sich das Hürther Publikum von den Qualitäten des komponierenden Gitarristen überzeugen, der dem Jazzkeller auf der Hermülheimer Straße zusammen mit seinem Trio einen Besuch abstattete. Gemeinsam mit Frank Schönhofer (Bass) und Etienne Nillesen (Schlagzeug) zeigte Hoffmann seine eigenwilligen Neu-Interpretationen von Klassikern und Standards verschiedener Genres und Epochen, gewährte aber auch einen Einblick in das Repertoire der dritten CD, die das Trio in Kürze veröffentlichen wird. Kaleidoskopischen Blick Unter Hochspannung auf der Stuhlkante sitzend, kaum mit den Zehenspitzen den Boden berührend, wand und schraubte Hoffmann sich im Laufe des Abends mit seinem ganzen Körper in die komplizierten Schichten seines facettenreichen Gitarrenspiels hinein. Hoffmann ließ sein Instrument durch Stile wie Jazz, Blues Rock und Fusion hindurch aufjaulen, jubilieren, schreien und röhren. Dabei eröffnete er einen kaleidoskopischen Blick auf die vielfältige Geschichte der E-Gitarre und modifizierte den Klang seines Instruments mit einer …

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Yaron Herman Trio im Goethe-Museum Düsseldorf. Fotos: Dietrich Schlegel.

Zwischen Elbphilharmonie und Ronnie Scott’s – Yaron Herman im Goethe-Museum Düsseldorf

Größere Kontraste im Ambiente von Konzertsälen sind kaum möglich: Vor einer Woche war es noch die gigantische Elbphilharmonie, als nächstes warten die nicht weniger eindrucksvolle Philharmonie Paris und der traditionsreiche Londoner Ronnie Scott’s Jazzclub – und dazwischen lag der mit edlem Porzellan dekorierte Spiegelsaal des Barockschlosses Jägerhof, in dem das Düsseldorfer Goethe-Museum residiert. Yaron Herman, der israelische, in Paris lebende Pianist, und  seine Kollegen, die ebenfalls aus Israel stammenden, seit langem in der New Yorker Szene heimischen Trio-Kollegen Barak Mori am Bass und Ziv Ravitz am Schlagzeug, schienen die intime, vom Geist deutscher Klassik durchwehte Atmosphäre sichtlich zu genießen, als sie jetzt ein Gastspiel in der seit 2014 bestehenden Konzertreihe „Jazz im Goethe-Museum“ gaben. Herman und Ravitz waren mit dem besonderen Flair des Schlosses und des Saales bereits vertraut, traten sie doch bereits im August 2016 schon einmal hier auf, damals im Duo. Das mag der Kultur- und Musikjournalistin Dr. Barbara Steingießer, Initiatorin und künstlerische Leiterin der Jazz-Reihe, in die Hände gespielt haben, als es ihr gelang, das zwischen Hamburg, Paris und London tourende Yaron Herman Trio erneut nach Düsseldorf vor ein zahlenmäßig sehr viel …

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Das Miteinander bestimmt auch dieses Jahr den Augsburger Jazzsommer

Seit 27 Jahren findet der internationale Jazzsommer in Augsburg statt. Und auch dieses Jahr war das Programm wieder erlesen und für jeden Geschmack etwas mit dabei. Einziger Wermutstropfen: Christian Stock legt nach nunmehr 27 Ausgaben des Festivals sein Amt als künstlerischer Leiter nieder, um nach all den erfüllten aber auch anstrengenden Jahren endlich einmal ausspannen und zukünftig genießen zu können. Der internationale Jazzsommer und die wunderbare Zusammenarbeit zwischen Botanischem Garten, Sponsoren, Kulturamt und Helfern wird, das ist die gute Nachricht, ab nächstes Jahr weitergeführt von niemand Geringerem als dem Augsburger Schlagzeuger Tilman Herpichböhm – ein gute Entscheidung, es wird also auch weiterhin spannende internationale Jazzsommer in Augsburg geben! Ein ganz besonderes Merkmal dieses Jazzfestivals ist, außer den traditionellen Zeughaus/Brunnenhofkonzerten im Rahmen der Dixie & Swing Reihe, die außergewöhnliche Location im Botanischen Garten für die internationalen Acts. Dort befindet sich ein malerischer  „Pavillon“, unter dem bei gutem Wetter die eigentliche Bühne für die Konzerte untergebracht ist. Drumherum sitzt das Publikum dann im Freien auf Stühlen und kann bei hervorragender Akustik die Konzerte genießen. Bei Regen oder schlechtem Wetter zieht man ins benachbarte „Glashaus“ um, in dem …

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Jazz, Brazil & Beyond beim Jazzsommer im Bayerischen Hof

Neben Gilberto Gil, der Fusion-Formation Moshulu, über Joey de Francesco mit seinem Trio, Frankreichs Vocal Shootingstar Camille Bertauld, John Medeski solo am Flügel, gaben sich China Moses und last not least der großartige Ivan Lins die Klinke in die Hand. Bei diesem Festival war musikalisch für jeden etwas dabei. Stimmungsmäßig kochte der Festsaal am ersten Abend bei Gilberto Gil und in den nächsten Tagen waren auch im Nightclub spannende Nächte angesagt. Was für ein Fest beim diesjährigen Jazzsommer im Bayerischen Hof! Gilberto Gil überzeugte mit einer soliden, sehr persönlichen Performance, die im ersten Teil seines Konzertes erst einmal Wohlfühlatmosphäre versprühte, während er dann nach und nach musikalisch druckvoller auftrat. Mit dabei als Gastsängerin seine 10 jährige Enkelin, mit der er einen Reggae zum Besten gab. Danach trat im Nightclub die Fusion-Gruppe Moshulu mit David Sancious, Oz Noy, Jeff Berlin und Dennis Chambers auf, die allerdings mit angezogener Handbremse spielte – da wäre letztlich mehr Druck und Groove drin gewesen. So richtig ab, wie man es eigentlich erwartet hätte, ging es dann leider doch nicht. Dafür fackelte am Abend danach Joey de Francesco nicht lange und …

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Jazz vom Allerfeinsten – das 17. Internationale Jazz-Weekend in Unterföhrung

Traditionell wird das Internationale Jazz Weekend in Unterföhrung, das dieses Jahr zum 17. Mal stattfand, am Donnerstagnachmittag mit einem Kinderkonzert eröffnet, unter dem Motto „Jazz für Kinderohren“, mit den Musiker(innen) Thilo Wagner, Mini Schulz, Libor Sima, Gesa und Obi Jenne, bevor sich dann an den darauf folgenden Tagen internationale Stars die Klinke in die Hand geben. Nomen est Omen – international und abwechslungsreich war das Jazz-Weekend dieses Jahr wieder mit Formationen aus Spanien, Kuba und Frankreich. Zu Gast aus Spanien war das Duo Chicuelo & Marco Mezquida mit Paco de Mode an den Percussions, die ihre Version von Jazz-Flamenco präsentierten. Am zweiten Abend gastierte die kubanische Piano & Latin-Jazz Legende Chuco Valdés mit seinem Projekt „Jazz Batá“. Ein absolutes musikalisches Highlight, mit einem wirklich beeindruckenden Aufbau von Perkussionsinstrumenten auf der Bühne, allen voran der Batá-Trommel (eine zweifellige, beidseitig bespielbare Sanduhrtrommel), die auf Kuba in einer Dreierkombination zum Einsatz kommt, der „Iyá“, der „Itótele“ und der „Okónkolo“. Chuco Valdés, in der Tat ein Tastenderwisch mit einer unglaublichen Fingerfertigkeit und Intonation, spannte seinen musikalischen Bogen von klassischen Versatzstücken wie Rachmaninoff, über Jazz Standards wie „But Not for …

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