Das 40. Bayerische Jazzweekend 2021 Teil1 – die Bilder

Kostenlose Live-Konzerte unter Corona-Bedingungen – der erste Teil vom „Jazzfest 40“ des Bayerischen Jazzweekends fand vom 16. bis 18. Juli 2021 im Regensburger Thon-Dittmer-Palais statt. Aufgezeichnet vom Bayerischen Rundfunk stellten musikalische Gäste aus dem In- und Ausland ihre Kunstfertigkeit im Rahmen von zehn Konzerten unter Beweis. Juan Martin Koch war mit seiner Kamera bei einigen Konzerten vor Ort. Sein Fazit: „Fabian Rucker [unser Beitragsbild] war eine Urgewalt.“ Vom 23. bis 25. Juli 2021 werden weitere zehn Konzerte im Thon-Dittmer-Hof stattfinden (Tickets über Ok-Ticket. Den Abschluss der sommerlichen Open-Air-Konzerte bilden zehn Veranstaltungen im Gewerbepark Regensburg vom 30. Juli bis 1. August 2021. „Große Bühnen, Abstände und Freiluftbedingungen ermöglichen allerdings keine intimen Momente mit berührenden zarten Tönen,“ so die Veranstalter. Deshalb werden diese im Winter unter dem Motto „Jazzfest 40 – intim“ einen geschützten Rahmen bekommen.   Begleitet werden die insgesamt 40 Livekonzerte zum 40. Jubiläum von On- und Offline-Aktionen, die von Spotify-Playlists bis hin zu Fotoausstellungen im öffentlichen Raum reichen. Weitere Infos immer unter www.bayernjazz.de

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Digitalisierung im Jazz / Fördermöglichkeiten Jazz

Spätestens mit Einführung der CD traf eine Digitalisierungswelle mit eklatanten Folgen auch die Jazzszene. Aufnahmetechniken, Distribution/Vermarktung und Präsentation wurden auf den Kopf gestellt. Die Digitalisierung bedeutet Fluch und Segen, wobei der Fluch derzeit zu überwiegen scheint. Aber das muss nicht so sein …   Schöne weite Hörwelt Musik wird überwiegend zuhause und zunehmend per Streaming gehört. Durch die Pandemie gewann das audio-visuelle Streaming noch an Bedeutung, ohnehin populär durch youtube. Beim Audio-Streamen (insbesondere durch Spotify) hat der Konsument durch die anfallende – geringe – Gebühr das trügerische Gefühl, für die Musik zu zahlen. Viele, vor allem junge Menschen haben noch nie bzw. marginales Geld für Konzerte, Tonträger oder die Nutzung der Urheberechte ausgegeben. Heute sind Millionen von Titeln quasi kostenfrei verfügbar und das – je nach Anbieter – in bester CD – Qualität. Downloads dagegen haben an Bedeutung verloren. Fluch der Digitalisierung Die durchgängige Erfahrung der JazzmusikerInnen ist, dass die kommerziellen Streaming – Dienste wie Spotiy & Co  so gut wie nichts zahlen. Eine Spotify – Ausschüttung beträgt im Schnitt pro Stream ca 0,004 € (Apple music: 1 Cent), den sich das Label und MusikerIn …

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Etwas neues finden, sich lebendig fühlen: Das Südtirol Jazzfestival feierte die Wiedergeburt der Livekultur

“Ich bin immer auf Abenteuer aus. Es gefällt mir, meinen Weg zu suchen und zu riskieren und einen Weg zu finden zwischen zu viel und zu wenig Risiko. Das ist eine Sache, die mich lebendig fühlen lässt” sagt Klaus Widmann, der künstlerische Leiter des „Südtirol Alto Adige“-Jazzfestivals über seinen Antrieb, einmal im Jahr die internationale Jazzkultur mit dem Erlebnis einer attraktiven Region zu vereinen. Diese Mischung übt jenseits des etablierten Festival-Zirkus seit Jahren eine internationale Anziehungskraft. Das zurückliegende Pandemie-Jahr hat die Macher des Festivals hart getroffen. Hinter den Kulissen wurde nicht locker gelassen, damit die Flamme weiter brennt. Mit gerade mal zweimonatiger Vorlaufzeit konnte in den zurückliegenden zehn Tagen zwischen Bozen, Bruneck und Meran, mitten in der Stadt, in Museen und Hotels, aber auch hoch zu Berge die Wiedergeburt der Livekultur begangen werden… Gut gefüllt ist der Kinosaal in der Bozener Altstadt zur Premiere eines Dokumentarfilms über die Situation in den zurückliegenden Monaten. Der Film „Spin off“, der von Matthias Keitsch und Sebastian Longarive realisiert wurde, ist hautnah dabei, wie das Südtiroler Musiker-Kollektiv „Euregio Improvisors“ wie zahllose andere für das Überleben der Kultur gekämpft hat. …

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Bluesige Songs mit Bitternote: Stefanie Boltz und Christian Wegscheider – Jazzbaby!

Ein voller Terminkalender: Schon vor dem offiziellen Veröffentlichungstermin im August können Zuhörerinnen (inkl. -hörer) dem Tiger ins Maul schauen und zuhören wenn er knurrt, brüllt oder tobt. Das „Gebrüll eines gezähmten Tigers“ ist Stefanie Boltz’ und Christian Wegscheiders erste gemeinsame Produktion. Sie entwickelten diese gemeinsam während des gleichermaßen zermürbenden, wie begünstigenden Lockdowns. Heuer nahmen sie die dabei entstandenen Songs zusammen mit einigen Gastmusikern auf. Vieles lief lange Zeit über Fernkontakte, digital, bis sich die Münchnerin Boltz „mit einem ganzen Stapel Unterlagen unterm Arm, erstmals nervös der (österreichischen, Anm.) Grenze näherte, und dann tatsächlich passieren durfte.“ Beide erlebten diesen Moment als „unglaubliches Freiheitsgefühl“. Sie hätten immer wieder gewitzelt, erzählt Boltz in einem Interview, „dass wir uns einfach auf einem Berg treffen. Da wiederum kursierten Gerüchte, dass die Feldjäger patrouillierten und Grenzgänger ‚jagten‘. Außerdem brauchten wir ja auch sein Studio und einen Flügel.“ Blues, Jazz und Chanson Das Warten, bis Grenzen wieder offen und Begegnungen wie Arbeitstreffen von Künstlern wieder möglich waren, hat sich gelohnt. „A Tamed Tiger’s Roar“ lässt allzu eindeutige und manchmal enge Stilgrenzen hinter sich und verbindet mit emotionaler Nachdenklichkeit und feiner Poesie Singer-Songwritertum …

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Samtene Revolution: “Velvet Revolution” auf der münsterländischen Burg Vischering

Die Livekonzertsaison beginnt wieder – und alles fühlt sich neu und ursprünglich an. Vor allem, wenn mit dem Trio Velvet Revolution eine der herausragenden Bands im europäischen Jazz den alten Rittersaal in der münsterländischen Burg Vischering in poetische Klangfarben tauchte. Schon im letzten Jahr hatte die von Christine Sörries kuratierte Sommerkonzertreihe auf westfälischen Burgen und Wasserschlössern starke Eindrücke hinterlassen. Über 100 Menschen zeigen beim langen, dem Ausnahmezustand in der Pandemie geschuldeten Einlass-Procedere, was sie wollen:  Live-Musik. Menschen auf einer Bühne. Im Backstageraum reden Daniel Erdmann, Saxofon, Theo Ceccaldi, Violine sowie Jim Hart über denselben Wunsch, welcher Publikum und Musiker eint: “Wenn dort keine Leute sitzen, gibt es unglaublich viel zu kompensieren“ beschreibt Daniel Erdmann, wie die Energieströme ohne Publikum doch gestört sind. Kurz danach hat das echte Leben wieder begonnen. Von der farbenfroh ausgeleuchteten Bühne flutet echter, physischer, haptischer Klang. Gerade das Titelstück der aktuellen Platte “Won`t put my flags on me” gibt mit seiner minimalistischen Struktur genug Futter dafür, einen Sound zu entfalten, der jeder guten progressiven Rockband zur Ehre gereichen würde. Aber der hier – im Gegensatz dazu – keine Lautstärke und Kraftmeierei …

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Auch die Sonne ließ sich anstecken: Das 50. Moers-Festival gab alles und weckt Hoffnung

Kultur fällt nicht einfach vom Himmel, wenn man nur lange genug auf sie verzichtet. Stattdessen zogen in Moers zahllose Musikerinnen und Musiker aus etlichen Nationen und dahinter ein hochmotiviertes Veranstalterteam sämtliche Register der Improvisation. Als der legendäre John Scofield alleine mit seiner Gitarre vor fast 500 Musikbegeisterten einen sanften Blues spielte und auch jeder Avantgarde-Ambition in wärmender Entspanntheit entsagte, war die Moerser Festivalgeschichte um einen Moment reicher, der vielleicht in 20 oder gar 50 Jahren weiter erzählt wird…  Sozusagen in allerletzter Minute hatten sich Lichtblicke aufgetan. Die neuen Pandemie-Verordnungen erlaubten zwar kein Publikumsfestival, wohl aber Freiluftkonzerte. Also wurden mit Unterstützung der Stadt Moers kurzfristig vier unabhängige Sonderkonzerte auf die Beine gestellt. Der „letzte Versuch der Unterwanderung der abenteuerlichen Regelungen.“ (so Tim Isfort) ist damit geglückt, um „Moers“ auch wieder auf der analogen Ebene fühlbar zu machen. Hinzu kam, dass ein Großteil des geplanten Line-ups kurzfristig noch gerettet werden konnte, da das Bundeskulturministerium für zügige Einreise-Bewilligungen gesorgt hatte. Es braucht erstmal eine gewisse Anlaufzeit, damit sich Musik und Publikum näher kamen: Regendicht eingepackt halten bis zu 500 Musikbegeisterte auch am extrem feuchten Pfingstsamstag durch.  Melancholisch flutet …

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International Jazz Day in Grafing mit „RISING STARS – BACK HOME“

Seit 2012 findet der International Jazz Day statt und seit vier Jahren beteiligt sich auch der Verein JAZZ.GRAFING in Kooperation mit der Stadt Grafing daran. Unter dem Motto „RISING STARS – BACK HOME“ präsentierte der Verein junge Musiker, die in der heimischen Umfeld groß geworden sind und sich mittlerweile als Profis in der Szene tummeln. Natürlich ist auch dieses Jahr alles anders als sonst. Die Pandemie stellt Veranstalter wie Musiker vor große Herausforderungen. Bei JAZZ.GRAFING gilt vor allem Eines: Bange machen gilt nicht! Die Stadthalle in Grafing verfügt über genügend Platz und Engagement aller Beteiligten, um den International Jazz Day auch dieses Jahr, wie schon 2020, live zu streamen. Dazu eingeladen wurde die Sängerin Alma Naidu, die bereits bei den EBE-Jazzfestivals 2015 und 2019 aufgetreten ist und kürzlich mit dem Kurt Maas Jazz Award ausgezeichnet wurde. Der 1998 in der Nachbarschaft Ebersberg geboren Pianist Niklas Roever ist dem Verein JAZZ.GRAFING musikalisch seit 2002 verbunden und hat nach frühen Erfahrungen in heimischen Jam-Sessions bereits mit 15 Jahren angefangen an der Hochschule für Musik und Theater in München zu studieren. Dazu gesellte außerdem sich die Bassistin Julia …

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Bill Ramsey wird heute 90 Jahre alt

William „Bill“ McCreery Ramsey, geboren am 17. April 1931 in Cincinnati, Ohio, ist ein deutsch-amerikanischer Jazz- und Schlagersänger, Journalist, Hörfunkmoderator und Schauspieler. Ramsey lebte fast 20 Jahre lang in Zürich, später in Wiesbaden und seit 1991 mit seiner vierten Ehefrau Petra in Hamburg. Seit 1984 ist er deutscher Staatsbürger. Bill Ramsey verkörpert ein Stück deutsche Musikgeschichte, auch wenn heute mancher darüber schmunzelt, denn in den 50er- und 60er-Jahren hatte Bill Ramsey so stark auf die leichte Muse gesetzt und war mit seinen Hits wie „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“ zu einer Ikone des deutschen Schlagers geworden. Es dauerte etliche Jahre, bis das Publikum ihn wieder als den ernsthaften Jazzsänger akzeptierte, der er eigentlich von Anfang an war. Sein Vater hatte ihn schon als Jugendlichen mit dem Jazz und Blues in Verbindung gebracht, nahm ihn mit nach New York in Clubs, wo die großen Boogie Woogie-Helden Meade Lux Lewis, Albert Ammons und Pete Johnson spielten. Als zur Zeit des Koreakrieges eingezogener GI kommt er 1952 nach Deutschland, zur Air Force, die ihm ermöglicht, schon bald Produzent beim AFN zu werden. Hier gestaltet er …

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Jazzfest Berlin mit Award for Adventurous Programming des Europe Jazz Network ausgezeichnet

Das Europe Jazz Network (EJN) verkündete den Preisträger am 14. April erstmals in einem Live-Online-Event. Die komplette Preisverleihung ist hier nachzusehen: youtu.be/vd_z1pDEO10 Die Verleihung wurde von EJN-Präsident Wim Wabbes moderiert und beinhaltete Statements der Jury, der Künstlerischen Leiterin des Jazzfest Berlin Nadin Deventer sowie Video-Statements von einigen der Künstler und Künstlerinnen, die in den letzten Jahren besondere Projekte für das Festival entwickelt hatten: Mary Halvorson (USA), Alexander Hawkins (UK), KIM Collective (Deutschland), Rob Mazurek (USA), Julien Desprez (Frankreich) und Jason Moran (USA). Der Award, der in diesem Jahr zum 10. Mal vergeben wird, wird jedes Jahr vom Europe Jazz Network an einen europäischen Veranstalterin  verliehen, dem es gelingt, „visionäre und faszinierende Musikprogramme für das Publikum umzusetzen.“ Das von den Berliner Festspielen seit 1964 veranstaltete Jazzfest Berlin wurde als Gewinner des 10. EJN Award for Adventurous Programming in einem zweistufigen Verfahren ausgewählt: Im ersten Schritt wurden die über 160 EJN-Mitgliedsorganisationen aus 34 Ländern gebeten, potentielle Preisträger*innen (darunter nicht nur EJN-Mitglieder) zu nominieren. Im März 2021 traf sich die Jury aus EJN-Mitgliedern und anderen europäischen Musikexperten und Expertinnen dann online, um aus der Liste der 17 nominierten …

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Ein Flügel, viele Kameras und ein Programm voll musikalischer Empathie – Tim Allhoff gastierte im Stream des Jazzclubs Unterfahrt. 

„Ich habe gar nicht mehr gewusst, wie anstrengend das ist“, meinte Tim Allhoff nach dem Konzert. Natürlich sei man als Musiker die ganze Zeit am Spielen, aber eben daheim, in anderen Intervallen, mit schweifender Konzentration. Die Bühne ist ein anderes Kaliber und so wie dem in München lebenden Pianisten geht es inzwischen vielen Kolleg*nnen. Sie beginnen, Kulturtechniken zu verlernen, unfreiwillig, weil ihnen die meisten Möglichkeiten zur öffentlichen Präsentation ihrer Kunst verwehrt werden. Immerhin gibt es Surrogatprogramme wie die Stream-Konzerte des Jazzclubs Unterfahrt, die seit einen Jahr fast jeden Abend Bands die Möglichkeit geben, in digitaler Transformation bei ihrem Publikum präsent zu bleiben. Da sitzt Tim Allhoff dann auf der Bühne, moderiert in den leeren Raum und widmet sich dem Steinway des Hauses, einerseits latent irritiert angesichts der Laborsituation, andererseits zutiefst beglückt, endlich einmal wieder in die Vollen gehen zu können. Es ist sein erstes Konzert seit einem halben Jahr und die lange Pause führt dazu, dass weit mehr neue Stücke als sonst im Programm landen, um ihre öffentliche Feuertaufe zu erhalten. Manche haben noch keinen Titel, sind erst vor einigen Tagen entstanden, andere existieren wie …

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