Wenn Frank „Ol’ Blue Eyes“ Sinatra einen Evergreen anstimmte, konnte man sicher sein, von Anfang bis Ende mitsummen oder im Kopf Zeile für Zeile den Text und Note für Note die Text mitsingen zu können. Stimmt dagegen ein Jazzmusikant einen Evergreen an, der im Jazzbereich – englisch gesprochen – Standard heißt, kann man davon ausgehen, diesen noch nie gehört zu haben. von Michael Scheiner Jedenfalls nicht in der Originalfassung, wie ein solcher Song erstmals in einem Musical oder Film gespielt wurde. Zuhörer konnten das hautnah beim Konzert von Lorenz Kellhubers Bandprojekt „Standard Experience“ im Neuhaussaal erleben. Der Pianist und Hochschulprofessor meinte zwar in seiner Begrüßung, dass sie „jetzt vier Stunden ohne Pause für Sie spielen“. Als er sah, wie der eine oder andere innerlich zusammenzuckte, schob er grinsend hinterher, dass das ein Insider-Witz sei. Statt 240 gab es in der Realität eines lauen Spätsommerabends dann 105 Minuten, eingerechnet einer vehement eingeforderten Zugabe – „Autumn Leaves“. Kellhuber, der bereits mehrfach in Regensburg mit einem Trio auftrat, ist für lange frei improvisierte Stücke bekannt, die er aus dem Stehgreif mit seinen Partnern kreiert. Dieses Mal spielte er …
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News: +++ „Jazz Pott” für Jan Kazda +++ Programm Jazzfestival Würzburg +++ Jürgen Kerth in Oberthulba +++
+++ 27. „Jazz Pott“ geht an den Musiker und Komponisten Jan Kazda +++ Der Wuppertaler E-Bassist und (Film-)Komponist Jan Kazda steht nicht für den gängigen „Sound of Whoopatal“ – den Free Jazz – sondern für Art-Rock, Fusion-Jazz und originelle Kompositionen. Seit den 80er Jahren hat er, angefangen bei der Fusion-Band „Das Pferd“, unter anderem mit Tom Mega, Ginger Baker, Randy Brecker und Peter Brötzmann zusammengearbeitet, bis er bei seinem aktuellen Projekt „The Music of Nino Rota“ angekommen ist. Hierfür arrangierte Kazda Soundtracks des Fellini-Komponisten („Amacord“, „La dolce vita“). Für diese Rota-Bearbeitungen erntete Kazda begeisterte Kritiken, deren Einschätzung die „Jazz Pott“-Jury unter der Leitung von Berthold Klostermann teilt und Jan Kazda diesen renommierten, im dem Ruhrgebiet beheimateten Jazz-Preis dieses Jahr zu verleihen. Die Verleihung des „Jazz Pott“ findet im Rahmen des Konzertes Kazda & Indigo Strings Play the Music of Nino Rota am Sonntag, 29. September, 20:00 Uhr im Essener Grillo-Theater (Theaterplatz 11) statt und bildet wie in den vergangenen Jahren den Auftakt für die „Jazz in Essen“-Saison. „Kazda“ ist seine bereits langjährig bestehende Band, die beim Preisträgerkonzert durch das Indigo-Streichquartett erweitert wird. Es spielen Jan …
WeiterlesenNews:+++ Jazzfrühling Festival +++1. Mindener piano summit+++Trompeter Joo Kraus mit neuer Single+++Kennenlernworkshop für Nachwuchsmusiker*innen +++
+++Der Jazzfrühling beginnt: Festivalstart am 13. März mit Conny Bauer und Nils Wogram!+++ Vom 13. bis zum 17. März findet das 17. JazzArtFestival in Schwäbisch Hall statt. Das Programm ist vom ersten Tag vielfältig gestaltet und bietet junge und alte bekannte und unbekannte Namen. Karten können beim Jazzclub, dem Goethe-Institut, dem Konzertkreis Triangel und dem Kulturbüro Stadt Schwäbisch Hall erworben werden. Weitere Infos finden Sie hier +++ 1. Mindener piano summit +++ Am 18. und 20. April treten in Minden zwei der besten Jazz Piano Trios der aktuellen Szene auf: das Iiro Rantala HEL Trio und das Michael Wollny Trio. Karten sowie das weitere Programm des Jazz Club Minden für den gesamten April finden Sie hier +++ Trompeter Joo Kraus mit neuer Single +++ Trompeter Joo Kraus veröffentlicht am 29. März die erste Single „Save Me“ von seinem neuen Album „No Excuse“, das im September 2024 erscheint! Von Ende 2024 bis Anfang 2025 geht der Musiker mit diesem Album auf Welttour. +++ Kennenlernworkshop für Nachwuchsmusiker*innen +++ Am 24. März 2024 veranstaltet die Jazzabteilung der Hochschule für Künste (HfK) Bremen ab 13 Uhr einen rund vierstündigen …
Weiterlesen52. Internationale Jazzwoche Burghausen
Zwar konnte sich die Jazzwoche Burghausen aus dem letztjährigen Corona-Tal mit 20 % mehr Besuchern wieder herausarbeiten, aber ein neues Konzept, das auch jüngere Besucher zu einem Festival mit rundum interessantem Jazz-Programm anlockt, ist noch nicht gefunden. Es gibt anscheinend keinen Nachfolger für Joe Viera mit Überblick über die längst breitere weltweite Szene, der das Festival in eine sichere Zukunft führt. Das 50 Jahre alte Konzept mit den allseits anerkannten Stars des Jazz, die ein großes Publikum magnetisch anziehen, funktioniert so heute nicht mehr, schon weil es diese Stars nicht mehr gibt. Attraktiv war Burghausen wieder dort, wo es Neues wagte: beim Finale des 13. Europäischen Nachwuchs-Jazzpreises und dem abschließenden Konzert „Next in Jazz“, beide im intimeren Stadtsaal. Mit dem Landes-Jugend-Jazzorchester unter der bewährten Leitung von Harald Rüschenbaum präsentierte sich dort eine frische Bigband, samt achtköpfigem Vokal-Ensemble. Die LJJB überzeugte unter anderem mit „Ocean Eleven“ von Trio Elf, das sie ihrem 2021 verstorbenen Klavier-Coach Walter Lang widmete. „Wir hatten was mit Björn“ nennen die Posaunistin Maria Trautmann und die Vokalistin und Gitaristin Maika Küster ihr Quartett, mit denen sie sich stark von Jazz beeinflusstem Singer-Songwriting …
WeiterlesenMit schwebender Spontaneität: ein überwältigendes Ralph Alessi Trio
Von Stefan Pieper • Der US amerikanische Trompeter Ralph Alessi stammt aus der Bay Area von San Francisco, studierte bei Charlie Haden und ist heute in der New Yorker Szene aktiv. Ebenso tritt er als engagierter Lehrender in Erscheinung, der sogar eine eigene Bildungsinstitution, die School for Improvisational Music in Brooklyn (NY) ins Leben gerufen hat. Mit dem Pianisten Florian Weber steht er in einer geradezu symbiotischen Beziehung. Als neue, bereichernde Komponente ist der Schlagzeuger Mark Ferber hinzugekommen, dessen spektakuläre Finesse und tiefes Verständnis für die Musik das aktuelle Trio des US-Trompeters komplettiert. Die Triobesetzung überwältige im Glasfoyer des Theater Krefeld auf Einladung des Jazzklub Krefeld. Improvisation heißt, einen Moment aufzugreifen und diesen in etwas Neues, Großes zu verwandeln. Das gilt auch für eigentliche Makel: Einer der faszinierendsten Aspekte des Konzertabends mit diesem Weltklasse-Trio resultiert aus einer scheinbaren kleinen Klavierkatastrophe: Da haben die Saiten einer hohe Taste des Flügels kurzfristig ihre Stimmung verloren, was schon einmal passieren kann. Wo viele sofort das Konzert unterbrechen, den Veranstalter verklagen oder panisch nach einem Klavierstimmer rufen, bleibt Pianist Florian Weber völlig tiefenentspannt. Den Moment in etwas Neues, Großes …
WeiterlesenNews: +++ moers festival Programm +++ Mathias Bublath in Oberthulba +++ Jazz-April in Berlins Gretchen +++
+++ Das moers festival hat sein 52. Programm vorgestellt +++ Am Pfingstwochenende (26. bis 29. Mai 2023) treten über 250 Künstler*innen aus 23 Nationen in Moers auf. Das Programm (Künstlerische Leitung: Tim Isfort) ist, neben einigen davon losgelösten Programmpunkten, um die Schlagworte „AUFBRUCH“, „?AFRIKA”, „KYLWIRIA”, „WERT” und „BEFREIUNG” konzipiert. Unter „AUFBRUCH” versammelt das Festival experimentelle und avantgardistische Musik und solche mit „starker Haltung” – Beispielhafte Acts dafür sind „eddy kwon + SUN HAN GUILD” (US), „Selventher” (DK) oder „Neptunian Maximalism” (BE) Das Fragezeichen bei „?AFRIKA” hinterfragt das verbreitete Reduzieren diverser Musikkulturen des afrikanischen Kontinents unter dem Sammelbegriff „Afrika” – unter dem Stichpunkt „?AFRIKA” legt das Festival ab sofort einen wiederkehrenden Schwerpunkt auf wechselnde Länder. In diesem 52. moers festival liegt der Fokus auf Äquatorialguinea, verteten unter anderem von der Sängerin Nelida Karr. Als Kind erdachte György Ligeti sich ein imaginäres Land mit Namen Kylwiria – unter diesem Begriff widmet das Festival einen Kompositionsauftrag, das Jugendprojekt „le petit macabre” und drei Formationen seines Sohnes Lukas Ligeti dem 100. Geburtstag des Jahrhundertkomponisten. Hinter dem Begriff „WERT” stehen Künstler*\innen, die sich mit der Frage nach Relevanz und (Stellen-)Wert …
WeiterlesenNews: +++ Regensburg +++ Hürth +++ LJJO Baden-Württemberg +++
+++ Highlight-April im Regensburger Jazzclub +++ Neben dem allmonatlichen Jazz-Brunch im Degginger (diesen Monat Yankee Meier Organ Trio, Sonntag 23. April 2023) und der Session im Leeren Beutel (Sessionleiter: Danube in Blue, 3. April 2023), veranstaltet der Regensburger Jazzclub wiederholt hochkarätige Konzerte im Leeren Beutel und im Café Degginger. Das April-Programm liefert gleich mehrere Highlights: Am 20. April stellt Efrath Alony ihr mit dem Deutsch Jazzpreis ausgezeichnetes Album „Hollywood Isn’t Calling“ vor, mit dem der aus Haifa stammenden Wahlberlinerin zusammen mit ihrer Band eine spannende Mischung aus Ansätzen der (zeitgenössischen) klassischen Musik und dem Jazz gelang. Am 27. April kommt Thärichens Tentett mit Geschenke-Tracks auf seiner Geburtstagstournee in Regensburg vorbei: Zum 20-jährigen Bestehen erfüllte Bandleader und Arrangeur Nicolai Thärichen seinen neun Bandkollegen Wünsche für das neue Album. Herausgekommen ist eine ebenso hörenswerte und persönliche, wie bunte Mischung. Außerdem präsentiert der Club die Jazz-Verbindung Regensburg-New York: Tobias Meinhart stattet seiner Geburtsstadt am 4. April einen Besuch ab und bringt sein New Yorker Modern Jazz Quartett mit (Beitragsbild). Auch der Regensburger Roman Fritsch war zuletzt einige Zeit in New York und präsentiert am 13. April zusammen mit …
WeiterlesenAlbum „ABSTRAKT“ – Leo Betzl Trio besinnt sich auf den Jazz
(von Stefan Pieper) LBT – hinter diesem Kürzel verbirgt sich das Münchener Leo Betzl Trio – und die machen seit einigen Jahren mit ihrer rein akustisch gespielten Techno-Fusion mächtig Furore. Auf ihren neuen Album „Abstrakt“ zeigen sie sich aber auch als zeitloses Jazz-Pianotrio auf kreativer Höhe. Nach eigenem Bekunden ziehen Leo Betzl (piano), Sebastian Wolfgruber (Schlagzeug) und Maximilian Hirning (Bass) heute eine klarere Trennlinie zwischen ihrem spektakulären Acoustic Techno und ihrer Jazz-Linie. Heraushörbar und spürbar bleibt die verbindende große Sache. Ob Jazz oder Techno, LBT haben ihren typischen, unverkennbaren Sound, hinter dem eine eingeschworene Rollenverteilung in dieser Band steht. Los geht „Abstrakt“ in fließendem Puls, wenn das Schlagzeug dezente Klangtupfer wie bei einer Tabla setzt. Aber daraus erwachsen viele Verästelungen und Entwicklungen, die auch mal rockig aufbrausen und immer wieder neu mit ihrem verfeinerten Ideenreichtum verblüffen. Bassist Maximilian Hirning tut eben das, was der Rolle des Bassisten idealtypisch entspricht: Führen und dabei zentriert sein. Vielschichtigkeit als Markenzeichen. Untenrum klare, kraftvolle Muster vorgeben, gleichzeitig und in höheren Lagen eine effektvolle Sound-Dramaturgie. Einen Hybrid aus guten Aspekten zu erzeugen, gehört zur Philosophie der Münchener Leo Betzls Klavierspiel …
WeiterlesenNews: +++Mulo Francel & Nicole Heartseeker im Stream-Konzert+++Wo steht ein Klavier für Claus Raible?+++
+++Mulo Francel & Nicole Heartseeker im Stream-Konzert+++ Mulo Francel & Nicole Heartseeker streamen am 28.2. ein Konzert. Um 18:00 Uhr ist die Premiere. Einen ersten kurzen Ausschnitt aus den Video-Aufnahmen präsenteirt die Jazzzeitung unter folgendem Link: https://www.youtube.com/watch?v=KxqOtPc96P4 Mulo und Nicole spielen im Lokschuppen Rosenheim in der Corona-bedingt geschlossenen Ausstellung „Saurier der Meere“. Auch auf dem Album der beiden, „Forever Young“, wird dem Alten etwas Neues gegenübergestellt – Werke alter Meister der Klassik bilden die Grundlage, Francel und Heartseeker setzen dem Improvisationen und jazzige Farben gegenüber. Beitragsbild Mulo Francel & Nicole Heartseeker: WildCat +++Wo steht ein Klavier für Claus Raible?+++ In Zeiten von Corona muss man auch mal andere Wege gehen. Warum nicht mal eine Bookinganfrage als Pressemailing „tarnen“? Das dachte sich wohl auch Peter Guschelbauer von der Agentur Sounddesign Austria und schrieb uns: Claus Raible möchte gerne mit seinem Trio spielen, was das Zeug hält. Da natürlich jeder Veranstalter einen großen Rückstau an Künstlern hat, die die verschobenen Konzerte nachholen möchten, das aber vor allem bei amerikanischen Künstlern nicht so leicht ist, da eine abgesagte/verschobene Tour nicht so ohne weiteres 1:1 nachzuholen ist, müsste es …
WeiterlesenUniversalist, Forscher, Musikant – Zum Tod des Jazzpianisten und Komponisten Chick Corea
[avatar]Ralf Dombrowski[/avatar] Chick Corea war ein Meister des Verspielten. Natürlich ist das eine Vereinfachung. Denn hört man seine Improvisationen mit dem analytischen Ohr oder vertieft sich in Notenblätter und Partituren seiner zahlreichen Kompositionen, wird die Leichtigkeit der Oberfläche schnell zu profunder Komplexität der Gestaltung. Aber darum ging es ihm nicht. Musik sollte zugänglich wirken, greifbar sein, ihm selbst, seinen Mitmusikern und dem Publikum Freude machen. Ein Medium, das die eigene Inspiration beflügelt und die Neugier befeuert. Kurz bevor er am 9. Februar 2021 in Tampa, Florida, an einem spät diagnostizierten, bösartigen Krebs starb, gab er der Welt noch eine über seine Website verbreitete Botschaft mit: „Ich danke allen auf meiner Reise, die geholfen haben, das Feuer der Musik am Lodern zu halten. Ich hoffe außerdem, dass alle, die eine Ahnung vom Spielen, Komponieren, Auftreten haben, das auch weiterhin machen, wenn schon nicht für sich selbst, so doch für alle anderen. Die Welt braucht nicht nur mehr Künstler, Musik macht einfach auch unglaublichen Spaß“. Und dieses Motto trieb ihn an, ein Leben lang. Schon in jungen Jahren hörte Armando Anthony, am 12.Juni 1941 in Chelsea, Massachusetts …
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