Dream Suites – CD von Samo Salomon

(Von Mathias Bäumel) Grundsätzlich ist es ein schwieriges Unterfangen, knapp 30 Freejazz-Musikanten zusammenzuführen (wenngleich nicht immer alle zugleich), um ein Bigband-Konzept mit dem des Freejazz zu verbinden. Welche er-improvisierten Melodien gehen auf welche Ideen anderer Mitmusiker zurück? Besonders herausfordernd ist das Perkussionsspiel von Bob Moses, der sich inzwischen als Ra Kalam bezeichnet, ein Name, der ihm von seinem spirituellen Mentor Bhapuji Tisziji Muñoz verliehen wurde. Es ist ein irrsinnig-trance-artiges Perkussionsspiel, das diese Orchester-Musik trägt und das den Rahmen markiert für immer neu sich entwickelnde Klangflächen. So entsteht eine Daueroffensive der verschiedenen Bläser, wobei „Offensive“ durchaus lyrische Wendungen und entspannt-gelassenes Spiel mit meint. Gitarren-Dialoge Exzellent und insofern hervorhebenswert sind in der Musik „Dream Suites Vol. 1“ Dialoge zwischen wechselnden Gitarren, hier allen voran gespielt von Rez Abbasi, Jonathan Goldberger und Samo Salamon. Inwieweit die „Freedom March Suite“ Salamons angelehnt an Sonny Rollins umstrittenen „Freedom March“ ist, sei dahingestellt; sie und die beiden auf dieser CD noch vorhandenen Stücke wirken weit lebendiger als das jazzgeschichtlich bekanntere Sonny-Rollins-Stück und sind allein schon deshalb ein brillantes Stück Jazzgegenwart. CD-Tipp Samo Salamon & Ra Kalam Bob Moses Orchestra: „Dream Suites …

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„Rainbow Bubbles“ zum Staunen

Von Mathias Bäumel Immer mal wieder kann man in CD-Begleittexten lesen, dass die Musik vollständig ohne Overdubs, also live ohne irgendwelche „künstlichen” Zusätze, in einem Rutsch eingespielt worden sei. Solche Hinweise sind verräterisch. Tendenziell unterstellen sie, dass eine Musik ohne nachträglich im Studio hinzugefügter Klangelemente authentischer und somit künstlerisch wertiger sei. Oder sie heben heraus, dass das spieltechnische Vermögen des Musikers so frappierend groß ist, dass eine studiotechnische Nachbearbeitung nicht nötig sei. Beides kann zutreffend sein und die Qualität der betreffenden Musik verdeutlichen. Aber könnte ein gegenteiliges Konzept nicht auch zu einer brillanten Musik führen? Einer der ersten, der einen solchen Weg im Bereich des zeitgenössischen Jazz beschritt, war 1969 Miles Davis mit seiner LP „In A Silent Way”. Hier wurden die Stücke durch Schneiden, Zusammenfügen, Kopieren und Wiederholen aus etwa 80 Minuten Material zurechtgeschnitten. In einem solchen Fall ist die Jazz-LP ganz wesentlich ein Produkt von Studioarbeit, nicht mehr bloß eine Dokumentation von Live-Musik (im Studio oder beim Konzert). Der Ausnahmegitarrist Samo Salamon veröffentlicht mit „Rainbow Bubbles” wieder eine ganz spezielle Platte. Während im Falle von „In A Silent Way” Produzent und Musiker das …

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