Da die Entwicklung des Jazz untrennbar mit der Tonaufzeichnung verbunden ist, war und ist es für Jazzmusiker im Gegensatz zu ihren klassischen Kollegen kein Problem, eine historisch orientierte Aufführungspraxis zu realisieren. Dennoch sind Innovation und Fortschritt bis heute ein Markenzeichen dieses Musikstils. Eine besonders innovative Phase waren die ausgehenden 50er- und beginnenden 60er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts: Musiker wie Miles Davis, Charlie Mingus, Thelonius Monk, aber auch Jimmy Giuffre, Bob Brookmeyer und Jim Hall läuteten damals das Ende des Bebop ein und suchten mit ihrer Musik den Anschluss ans Konzertleben klassischer Prägung. Dass es Sehnsüchte auch in umgekehrter Richtung – aus dem klassischen Lager hinein ins Jazz-Genre – gab, kann man mit der 2018 von Peter Fulda produzierten CD „Die Jazzwelt des Werner Heider“ nachvollziehen. Hier sind wichtige Jazzstücke oder auch jazzverwandte Stücke des fränkischen Pianisten und Komponisten aus den Jahren 1954 bis heute versammelt. Junge Musiker holen die jazzige Kammermusik Heiders aus der Wirtschaftswunderzeit in die Gegenwart. Für heutige Ohren klingen diese Stücke ein bisschen wie aus der Zeit gefallen, doch hat man etwas Fühlung mit dem Geist der Nachkriegszeit aufgenommen, dann springt einen der …
WeiterlesenSchlagwort: Nachkriegszeit
Vom Duo bis zur NDR Big Bigband: zum Tod des Vibraphonisten Wolfgang Schlüter
Der Jazzmusiker Wolfgang Schlüter ist tot. Wie seine Plattenfirma Skip Records am Dienstag mitteilte, starb er am Montag im Alter von 85 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. Der 1933 in Berlin geborene Musiker wollte eigentlich klassischer Solopaukist werden, wechselte dann aber zum Vibraphon und zum Jazz. 2001 wurde er mit dem Deutschen Jazzpreis, 2013 mit einem Echo Jazz und 2017 mit dem Hamburger Jazzpreis ausgezeichnet. Der Vibraphonist Wolfgang Schlüter ist am 12. November 2018, im Alter von 85 Jahren völlig unerwartet – und gerade mit den abschließenden Aufgaben eines neuen Projektes mit seinem Quartett und Streichern beschäftigt – verstorben. Wolfgang Schlüter hat viele Jazzepochen miterlebt und sie mit seinem unverwechselbaren Spiel geprägt: vom Swing der Nachkriegszeit über den Bebop und den „coolen“ Jazz der 50er-Jahre bis zu freieren Experimenten. Er spielte in unterschiedlichsten Besetzungen: vom Duo über das Quartett bis zum Jazzorchester. 30 Jahre war Wolfgang Schlüter Mitglieder der NDR Bigband; daneben spielte er mit vielen Jazzgrößen wie Kurt Edelhagen und Peter Herbolzheimer, vor allem aber fast ein halbes Jahrhundert lang mit dem Pianisten und späteren Redakteur Michael Naura. An der Hamburger Hochschule für …
Weiterlesen+++ Wolfgang Schlüter erhält den Hamburger Jazzpreis 2017 +++
Seit 2007 werden alle zwei Jahre Musikerinnen und Musiker mit dem Hamburger Jazzpreis ausgezeichnet, die einen besonders qualifizierten künstlerischen Beitrag zur Jazzmusik leisten, die ihren Arbeits- und Lebensmittelpunkt in Hamburg haben und sich für die Belange des Jazz in der Stadt einsetzen. Der mit 10,000 Euro dotierte Preis wurde von der Dr. E.A. Langner Stiftung ins Leben gerufen. 2011 wurde die Trägerschaft an die ELBJAZZ GmbH übertragen. Mit diesem Jahr hat das Jazzbüro Hamburg die Ausrichtung des Preises übernommen, ELBJAZZ bleibt Gastgeber der Preisverleihung. Eine Fachjury hat zunächst Kandidaten nominiert und in einer Sitzung Ende April den Vibraphonisten Wolfgang Schlüter zum diesjährigen Preisträger ernannt. Der diesjährigen Jury gehörten an: Gabriel Coburger (Musiker und Preisträger des Hamburger Jazzpreises), Nina Sauer (Elbjazz), Michael Langkamp (Musiker und Koordinator des Jazzstudiengangs an der HfMT), Mücke Quinckhardt (Jazzbüro Hamburg), Stefan Gerdes (NDR Jazzredaktion), Dr. Reiner Brüggestrat (Vorstandssprecher der Hamburger Volksbank). Die Begründung der Jury: Wolfgang Schlüter ist einer der bedeutendsten Jazzmusiker, die es je in Hamburg gegeben hat – ein grandioser Solist von internationalem Format. Er hat viele Jazzepochen miterlebt und sie mit seinem unverwechselbaren Spiel geprägt: vom Swing der …
WeiterlesenUrlaubsplanung für Jazzfans: Saalfelden, Bremen und Bingen
+++ 38. Internationales Jazzfestival Saalfelden 24. bis 27. August 2017 +++ Das diesjährige Jazzfestival Saalfelden findet von 24. bis 27. August 2017 statt. Der Saxophonist Gerald Preinfalk wird das Jazzfestival Saalfelden am Freitagabend auf der Mainstage offiziell eröffnen. Wolfgang Puschnig wird in einer neuen Formation auf der Mainstage performen. Mit einem Solo präsentiert sich der Bassist Manu Mayr bei den experimentellen Shortcuts im Kunsthaus Nexus. Die wirtschaftliche Verantwortung trägt wie jedes Jahr der Tourismusverband Saalfelden und der Geschäftsführer Marco Pointner. Die organisatorische Leitung des Festivals obliegt der Kulturmanagerin Daniela Neumayer. Der diesjährige Auftritt des Jazzfestival Saalfelden 2017, der wie vergangenes Jahr von der Werbeagentur Rahofer entwickelt wurde, steht unter dem Leitgedanken der Transformation. Aus den Sounds of Saalfelden sind die Klangwesen RRRG, ZOXX, PHNU und NNMA entstanden. Ob extrovertiert, gelassen, neugierig oder zurückhaltend: Jedes der Klangwesen ist anders – so anders, wie auch der Jazz in seiner ganzen Vielfalt ist. Die Wesen nehmen die Klänge in sich auf und transformieren sie zu neuen Sounds of Saalfelden, passend zu ihrem jeweiligen Charakter und Stil. Der Ticketverkauf hat bereits begonnen. Tickets können telefonisch unter +43 (0) 6582/70660 …
WeiterlesenFilm über Jazz-Legende Carlo Bohländer uraufgeführt
Von Dietrich Schlegel – Vom vollen Haus mit großem Beifall bedacht wurde der Film „Carlo, Keep Swingin’“ über Carlo Bohländer (1919-2004), die Frankfurter Jazz-Legende aus den 50er- und 60er-Jahren, im Rahmen des 8. Lichter Filmfest Frankfurt International uraufgeführt. Bisher war der biographische Dokumentarfilm nur im Herbst einer Jury des Hessischen Filmpreises vorgeführt worden (siehe nmz 11/14). Im Cantate-Saal neben dem Goethe-Museum hatten sich nicht nur alte und ältere Zuschauer eingefunden, sondern erstaunlich viele junge Menschen. Bohländer, der Trompeter, Jazz-Club-Betreiber (u. a. „Domicil du Jazz“) und Autor musiktheoretischer Fachbücher, ist anscheinend in Frankfurt und darüber hinaus noch in bester Erinnerung. Das merkte man auch während der Vorführung durch viele Zwischenrufe und erkennende Heiterkeit bei gewissen Szenen, die den „local hero“ in seinen auch skurrilen Charakterzügen zeigen. Doch die wahre Bedeutung Bohländers als Förderer des Jazz im Nachkriegsdeutschland wie auch zahlreicher junger Talente zeigte die Regisseurin und Drehbuchautorin Elizabeth Ok durch Interviews und Statements von Wegbegleitern und Zeitzeugen wie Paul Kuhn, Emil und Albert Mangelsdorff, Günter Lenz, Gustl Mayer, Fritz Rau. Besonders letzterer hob Bohländers Engagement für den Jazz als Musik der Freiheit hervor. Er hatte 1941, …
WeiterlesenJazzclub Bamberg e.V. feiert 40-jähriges Bestehen
Von Caro Kirsch – Schon lange lebt der Jazz in Bamberg. Doch kaum ein Bewohner wusste in der Nachkriegszeit davon. Die ersten Gehversuche unternahm die Bamberger Jazzszene nämlich auf dem Gelände der US-Kasernen, vor den Toren der Stadt. Hier lernten einige der später wichtigsten bayerischen Musiker den Jazz kennen und lieben. Otto Herzog brachte sich in der Kaserne nach eigener Aussage das Improvisieren bei und auch Tex Döring, Albert Mangelsdorff, Hugo Strasser und Klaus Doldinger traten dort zum ersten Mal mit Jazz vor Publikum auf. Im Jahr 1960 wurden erste Versuche unternommen, den Jazz auch außerhalb des Kasernengeländes erklingen zu lassen. Unter dem Vorsatz, den Begriff des Jazz in der Öffentlichkeit zu klären und alle Jazzinteressierten zusammenzuführen, wurde der erste Jazzclub in Bamberg gegründet. Ein erstes Konzert rief ein positives Pressecho hervor. Der Höhepunkt der Arbeit des ersten Bamberger Jazzclubs war 1961 die Durchführung des 7. Deutschen Amateur-Jazz-Festivals mit rund 20 Bands. Auf diesen Höhepunkt folgte die Ernüchterung: Der Wirt, der dem Jazzclub seine Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt hatte, war nicht bereit diese, wie von der Stadt gefordert, zu renovieren. Der Jazzclub fand kein neues …
WeiterlesenDie Jutta Hipp-Story, nacherzählt von Dietrich Schlegel
[Dieser Text ist in der Printausgabe 4-13 erschienen.] Am 7. April jährte sich zum zehnten Mal der Todestag der Jazzpianistin Jutta Hipp – Anlass für die Saxophonistin Ilona Haberkamp, „Europe’s first lady of Jazz“ und „first white European woman on Blue Note“ mit einer ungewöhnlichen CD zu würdigen. „Cool is Hipp is Cool“, im Februar aufgenommen, von Laika Records produziert und im Mai veröffentlicht, wurde zu einer gelungenen Hommage an eine singuläre Musikerin und Künstlerin, die in der Geschichte des deutschen und europäischen Jazz der Nachkriegszeit einen wichtigen Platz einnahm, nicht zuletzt als für lange Jahre einzige Instrumentalistin in der Männerwelt des Jazz. Unvergessen sind ihre umjubelten Auftritte auf den Frankfurter Jazz-Festivals von 1953 bis 55. Die junge attraktive Frau, in Leipzig geboren und aufgewachsen, 1946 in den Westen geflüchtet, war ein Star. Auch der einflussreiche amerikanische Jazzkritiker Leonard Feather war von ihr beeindruckt, als er sie bei einem Auftritt mit ihrem Quintett in einem Jazzclub in Duisburg ausfindig gemacht hatte. Er lud sie nach New York ein, wo sie Ende 1955 eintraf, monatelang auf ihre Spielerlaubnis warten musste, aber dann ein von Feather vermitteltes …
WeiterlesenAusstellungstipp: Jazz in München
Im Jahr 2007 wurde die von den Autoren Gisela Kurz und Hermann Wilhelm bereits zuvor als Broschüre erschienene Geschichte des Jazz in München beim Verlag der Lentnerschen Buchhandlung als Hardcover neu verlegt. Zu den Feierlichkeiten 25 Jahre Gasteig ist in München aus diesem Fundus jetzt eine Ausstellung konzipiert worden. Das Material umfasst Bilder, Originaldokumente und Schallplatten, die aus Münchner Archiven, von Sammlern oder beteiligten Musikern und Veranstaltern zusammengetragen wurden. Der zeitliche Rahmen reicht von den 1920er-Jahren bis hin zu den 1980er-Jahren. Stationen sind die frühen Tanz- und Unterhaltungsorchester der 20er, die Nazi-Zeit, die frühe Nachkriegszeit mit den ersten Ami-Clubs und die Sendungen von AFN und Radio München. Die Zeitreise endet in den Jazzkneipen Schwabings, als dort noch Live-Musik geboten war und München mit Ernst Knauffs Domicile einen Jazzclub von internationalem Renommee hatte… Ausstellung im Gasteig München: Fr, 17.12.2010 – Do, 20.01.2011 / 08.00 Uhr / Glashalle, 1. OG Eintritt frei Links: Buch: Jazz in München – Geschichte des Jazz von den 20ern bis 1982, Verlag der Lentnerschen Buchhandlung Ausstellung: Jazz in München – 25 Jahre Gasteig
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