Ein Festival, das lange nachglitzert

Egal ob Archie Shepp im Teatro del Giglio in Lucca in den 80ern, Johannes Faber und Freunde im Münchner Theater am Gärtnerplatz in den 90ern oder das neue Jazzfestival „Sparks & Visions“ im Regensburger Stadttheater heute: Jazzmusik im Ambiente eines klassizistischen Theaters ist und bleibt etwas Besonderes. Das beginnt damit, dass sich die Musiker in einem anderen Setting wiederfinden als gewohnt. Das geht weiter mit guten akustischen Verhältnissen – und lässt man den Blick vom Parkett in die Ränge schweifen, findet man ein anderes Publikum vor, als man es vom Jazzclub her kennt. Erkannt und vorgemacht hat das in Regensburg bereits der Jazzclub mit seiner Reihe Jazz im Theater. Bei „Sparks & Visions“ kam noch einmal ein ganz besonderes Festival-Flair hinzu. Von München bis Münster – teilweise von weit her war das Publikum angereist und traf sich drei Tage als verschworene Gemeinde in Regensburgs Kultur-Schmuckstück. Kulturpolitisch ist es der Festivalmacherin Anastasia Wolkenstein gelungen, mit den Partnern Theater Regensburg, Regensburg Tourismus und dem Regensburger Kulturreferat in die verregnete oder bestenfalls verschneite Saure-Gurken-Zeit der Welterbestadt neues Glitzern und Attraktivität zu bringen. Sie schaffte es, mit einem programmatischen …

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+++ Peter Materna und Florian Weber läuten den Vorverkauf fürs Bonner Jazzfest 2023 ein +++ EUPHORIUM Mini-Festival in der Leipziger naTo +++

+++ Jazzfest Bonn: Musikalischer Auftakt zum Vorverkaufsstart: Peter Materna und Florian Weber erkunden den Raumklang des Bonner Münsters +++ Im Mai 2023 geht das Jazzfest Bonn in die nächste Runde, der Ticketverkauf startet am 1. Dezember. Wer nicht so lange warten will, erhält am Freitag, den 25. November 2022, einen Vorgeschmack auf das Programm. Saxophonist und Festivalleiter Peter Materna und der Pianist Florian Weber laden zu einem besonderen Hörerlebnis in die Münster-Basilika ein. „Im Zusammenspiel mit Florian Weber geht es mir besonders um die Zwischenmomente, die sich ergeben, wenn die Töne der Instrumente verhallen oder neu entstehen“, sagt Peter Materna. „Die Stille und Atmosphäre ist für das Empfinden genauso wichtig wie die Musik selbst.“ Das Kirchenschiff des frisch restaurierten Bonner Münsters mit seiner großen Klais-Orgel bietet eine ideale akustische Umgebung für diese musikalische Forschungsreise. Unter anderen wird Maternas Komposition „The Dancer“ den Ausgangspunkt der mal kontemplativen, mal energiegeladenen Improvisationen des Duos bilden. Als künstlerischer Leiter des Jazzfest Bonn prägt Peter Materna seit über zehn Jahren die Kulturlandschaft der Bundesstadt. Auch 2023 präsentiert er bei seinem Festival an elf Konzerttagen die ganze Bandbreite des zeitgenössischen Jazz. …

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Ehrfurcht vor den kargen Mauern:  Elisabeth Coudoux “Emißatet” und Kathrin Pechlof bespielten die Titanick-Halle in Münsters Hawerkamp

Der Hawerkamp in Münster ist mit seinen Clubs, Ausstellungshallen, Ateliers und selbstorganisierten Werkstätten ein Reservat der freien Szene – mit einer verschwenderischen Fülle von Streetart und einer selbst im Ruhrgebiet noch selten so rauh und ungezähmt anzutreffenden postindustriellen Patina. Die “Titanick-Halle”bemeitet normalerweise das gleichnamige spektakuläre Straßentheater. Und wo sich zu vieles im Moment im Dornröschenschlaf mit ungewissem Ausgang befindet, wirkte ein Live-Event mit den frei improvisierenden Musikern von Elisabath Coudoux „Emißatet“ umso erfrischender. Elisabeth Coudoux vereint in „ihrem“ Ensemble viele kreative Potenziale aus der Kölner Szene. Die Cellistin, Bandleaderin und Improvisatorin befreite sich schon vor vielen Jahren von den Konventionen und Konnotationen der klassischen Musiksozialisation. Vor allem Frank Gratkowski, bei dem sie studierte, hat ihr den Weg in die künstlerische Freiheit eröffnet. Aus dem Moment heraus agieren, auf Augenhöhe kommunizieren, sensibel interagieren und damit Grenzen aufheben, etwa zwischen “Musik” und Geräusch, zwischen Klang und Raum – darum geht es in der Titanick-Halle an diesem Abend. Letztere ist groß und karg. Die “Antworten” auf  Cello, Harfe, Posaune, präparierter Snaredrum, Kontrabass und Synthesizer fallen bevorzugt leise und zerbrechlich aus. Ob da eine gewisse Ehrfurcht vor diesen Mauern, …

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Christian Lillinger. Foto: Stefan Pieper

Frische Klänge für ein neues Jahrzehnt: Aus „jazz in between“ wurde „shortcuts“

Es haben gerade wieder „20er Jahre“ begonnen – vielleicht sollte der Blick mal wieder auf jene, vor allem in kultureller Hinsicht bedeutsamen 1920er Jahre gelenkt werden, in denen ausgesprochen viel kreative, tolerante Aufbruchstimmung herrschte. Im Stadtheater Münster appellierte die Formation „Koma Saxo“ mit einem ambitionierten Ideenfeuerwerk aus der Sicht von heute an die Freiheit von Geist und Ohren. Das sorgte gleich zu Beginn für viel frischen Wind beim Festival „shortcuts“ – ein neuer Name für jene bewährte musikalischen Trilogie, wie sie alle zwei Jahre die „kleine“ Ausgabe des Internationalen Jazzfestivals Münster bestimmt! Das neue Etikett „shortcuts“ hat den bisherigen Namen „jazz in between“ abgelöst. Das soll wohl mehr Augenhöhe mit der großen, dreitätigen Ausgabe des Festivals suggerieren. Aber diese ist unter Fritz Schmückers künstlerischer Leitung ohnehin seit Anbeginn selbstverständlich, dass es eigentlich gar keine Marketing-Gimmicks braucht… Wenn „Koma Saxo“ aufspielt, wird alles neu und anders, undalles reagiert im unmittelbaren Moment miteinander. Schlagzeuger Christian Lillinger schaltet und waltet federleicht und unberechenbar. Der Bandleader, der schwedische Avantgarde-Kontrabassist Peter Eldh beackert die Saiten, dass Feuer lodert. Die beiden wären sich selbst schon für aufreibende Diskurse genug. In der …

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Das Gespür für den richtigen Moment: Leo Betzls Klaviertrio erobert den Techno

Text und Fotos von Stefan Pieper. Erst war es für das Münchener Leo-Betzl-Trio nur ein Experiment, mal eine „Techno-Nummer“ ins Programm zu nehmen. Mittlerweile ist ein ganzes Abendprogramm und eine ganze CD daraus hervorgegangen. Und was im Januar beim Jazzfestival Münster noch etwas kammermusikalisch- verhalten vonstatten ging, entfesselt ein knappes Jahr und 40 Liveauftritte später ein gewaltiges Potenzial, das in der Hertener Schwarzkaue Schlägel und Eisen viele Zuhörer von den Stühlen holte – und eintauchen ließ!   In Detroit eroberten DJs leere Fabrikhallen zu den ersten Raves, was man gemeinhin als Geburtsstunde des Techno betrachtet. Fast drei Jahrzehnte später erfolgt im Rahmen der Konzertreihe Fine Art Jazz in Herten eine „Eroberung“ aus gegensätzlicher Richtung. Wieder findet Techno in Reinkultur statt. Unerschütterlich pulsiert der Vierviertel-Beat. Songstrukturen haben hier nichts verloren. Tiefe Subbässe wabern, hämmernde Snaredrum-Synkopen funken im richtigen Moment dazwischen, ebenso allerhand andere, meist abstrakte Klangereignisse oder aufs absolute Minimum reduzierte melodische Figuren. Denn der richtige Moment, die kluge, treffsichere Dosierung ist alles, damit treibende Magie entsteht. Und genau daraus ergibt sich die Schnittstelle für den Schlagzeuger Sebastian Wolfsburger, den Pianisten Leo Betzl und Maximilian Hirning, …

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Vadim Neselovskyi am Klavier. Foto: Stefan Pieper
Vadim Neselovskyi am Klavier. Foto: © Stefan Pieper

Gegen geistige Kleinstaaterei: „jazz in between“ liefert im Theater Münster einen kraftvollen Dreiklang zum Jahresauftakt

Jazz ist eine globale Kultur – und das setzt umso wichtigere Signale, wo heute doch wieder die geistige Kleinstaaterei verhängnisvolle Vormärsche antritt! Eine lebendige Kunstform der Gegenwart braucht keine Ikonen oder hochglanzpolierte große Namen, um eine Bühne mitreißend zu bespielen. Das weiß auch das Publikum beim Jazzfestival in Münster, welches dem künstlerischen Leiter Fritz Schmücker jedes Jahr aufs Neue vertraut. Das zahlte sich einmal mehr aus bei der „kleinen“ Festivalausgabe „jazz in between“, wo sich drei Bands zu einem farbenreichen musikalischen Dreiklang vereinten – drei mal anders und drei mal neu! Da zeigt sich Eric Schaefer nicht nur als mit allen Wassern gewaschener Schlagzeuger, sondern auch als Denker und Lenker, der seine Rolle im Ensemble sehr weit definiert. So etwas stachelt die Pianistin Ulrike Haage, den Bassisten Oliver Potratz sowie einen bemerkenswerten Klarinettisten namens Kazotoki Umezu zu ganz viel intensiv gelebter musikalischer Fantasie an. Um Japan geht es also. Schaefer und seine Band sind bei einem Aufenthalt intensiv in die dortige Kultur eingetaucht, und Umezu liefert auf seinem Klarinettenspiel in dieser Band gewissermaßen eine Primärquelle. Aber diese Musiker aus Europa und Asien sind viel zu …

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jazz_news. Motiv. Foto: Hufner

+++ Festival-News +++ Bremen +++ Münster +++

+++ New Dimensions in Jazz  – neues Festivalformat geht in Bremen an den Start +++ Zum ersten Mal lädt die Hochschule für Künste Bremen zum Festival ein. Am 17. und 18. November 2017 werden Bands von Master-Studierenden, herausragenden Ehemaligen sowie Lehrenden des Jazzstudiengangs und Freunde aus dem europäischen Nachbarländern Neues, Unerhörtes und Innovatives präsentieren. Das Programm bietet Musik, die sich als offene, wandlungsfähige Kunstform versteht, und aus Entwicklung und Dialog, Improvisation und Integration unterschiedlicher kultureller Aspekte neue musikalische Perspektiven schafft. Zu recht dürfen Sie spannende Konzerte aus dem nordeuropäischen Jazz-Schmelztiegel mit ihren jungen Exponenten und ihren zeitaktuellen Interpretationen erwarten. Das von Studierenden mit gestaltete Festival begreift sich damit auch als wichtiger Beitrag zur Jazz Stadt Bremen, mit Ihrer national und international tragenden Rolle als Jazz-Promotor. Als Raum für Jazzhörer, Wirkungs- und Studienstätte für Jazz-MusikerInnen, Ort mit Label- und Rundfunkformaten, führendem Branchentreff und starken Kulturträgern. FR 17.11.2017 19:30 h // Floris Kappeyne Trio (NL) 21:00 h // Joern and The Michaels (DE) 22:30 h Malstrom (DE) SA 18.11.2017 19:30 h // Malte Schiller Quartett (DE/AUT) 21:00 h // Raimond Mägi Trio (EST) 22:30 h // Holon …

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