Achim Kaufmann & Kalle Kalima  – CD Ilmonique

Von Michael Scheiner. Wer Kalle Kalima als Gitarrist von diversen Bands und Projekten her kennt, weiß, da fliegen einem häufig rockige Sounds und schrille Heuler um die Ohren. Von der E-Gitarre natürlich. Etwas anderes würde man von einem finnischen Musiker, der unter anderem bei Raoul Björkenheim studiert hat, kaum erwarten. Kalimas Spiel auf den sechs Saiten aber beinhaltet mehr, ist vielfältiger, überraschender und fantasievoller als das, was man zu kennen glaubt. Meditativer Dialog wacher Geister Jetzt hat er seinem ausgedehnten Klangkosmos eine weitere Facette hinzugefügt. Eher hervorgekramt, denn er fühle sich mit diesem Projekt „in meine Teenagerzeit zurück versetzt“. Damals begeisterte sich der Teenager für Ralph Towner, Jimmy Page und andere, von deren Spiel er überwältigt war. Bei der Entwicklung der Musik für das Duo mit Achim Kaufmann fand er endlich die Möglichkeit, dies Erfahrungen „in meine Musik mit Achim zu integrieren“. Dafür musste er die akustische Gitarre wieder „zähmen“, wie er es in einem Gespräch am Telefon beschreibt. Meditativer Dialog Zusammen mit dem Pianisten hat er vergangenes Jahr ein Album aufgenommen, auf dem er ausschließlich akustische Gitarre spielt. „Ilmonique“ ist ein von den beiden kreiertes …

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Sullivan Fortner – Blues, Jazz und Spielwitz

Zwischen dem Prager Club Jazz Dock und dem Wiener Konzerthaus legte der amerikanische Pianist Sullivan Fortner einen bejubelten Stop beim Jazzclub Regensburg ein. Der 39-jährige New Yorker gilt aktuell als einer der angesagtesten Acts, neben seinem eigenen Trio arbeitet er auch mit den Sängerinnen Cécile McLorin und Samara Joy zusammen. Mit Joy, einer jungen Musikerin aus der Bronx, hat er für das von ihm arrangierte „Twinkle Twinkle Little Me“ heuer einen Grammy für die beste Jazzperformance erhalten. Das Duo hat damit Größen wie Chick Corea und John Scofield ausgestochen. Southern Nights Im bis zu den hinteren Stehreihen bestens gefüllten Leeren Beutel spielte Fortner mit Tyrone Allen am Bass und Schlagzeuger Kayvon Gordon eigene Kompositionen aus dem  wenige Tage zuvor erschienen neuen Album „Southern Nights“ und Songs von John Coltrane bis Thad Jones. Gleich mit der ersten Nummer, einer Komposition des 2013 verstorbenen Pianisten Cedar Walton, setzte er eine markante Duftmarke des breitgefächerten musikalischen Kosmos, in dem er sich wie ein Fisch im Wasser bewegt. Wie der Texaner Walton ist auch Fortner fest in der afroamerikanischen Tradition des Jazz verwurzelt, spielt Blues, Soul und typische New-Orleans-Grooves. …

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Sven Faller und August Zirner und ihr Mingus-Album

(Von Michael Scheiner) Eine Zigarre zwischen den Lippen, den Blick am Bass vorbei zur Seite geneigt: Charles Mingus war kein besonders angenehmer Zeitgenosse. Davon zeugen ausgeschlagene Zähne bei einem Mitmusiker, Publikumsbeschimpfungen (noch vor Peter Handke), Clubbesitzer die sich weigerten ihn einzuladen und häufige Besetzungswechsel in seinen Bands. Duke Ellington legte dem in Watts/Los Angeles aufgewachsenen Bassisten nach einem Streit mit Juan Tizol nahe zu kündigen, „weil er einen ganzen Sack voll neuer Macken“ mitgebracht zu haben schien. Transatlantische Jazzgeschichten Diesem Nörgler und Choleriker haben Sven Faller und August Zirner ein ganzes Album gewidmet, das Mitte November bei GLM Music erscheint – „Mingus“. Denn auf der anderen, der künstlerisch-kreativen Seite, war der „Zuhälter und Feingeist“, wie er im Beiblatt beschrieben wird, ein genialer Komponist und überragender Instrumentalist. Viele seiner Kompositionen werden bis heute gespielt. Es gibt Bands, die ganze Programme mit Stücken von ihm bestreiten oder sich danach benannten. Mingus gehört mit seinem einzigartigen Stil aus Gospel, Bebop, Blues und klassischen Formen unzweifelhaft zu den herausragenden und einflussreichsten Figuren des modernen Jazz im 20. Jahrhundert. Kreativität ist es, das Komplizierte einfach zu machen Zirner und Faller …

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Lorenz Kellhubers „Standard Experience“ in Regensburg. © Scheiner

Lorenz Kellhubers „Standard Experience“: Ausdrucksstarke Solisten und sparsame Begleiter

Wenn Frank „Ol’ Blue Eyes“ Sinatra einen Evergreen anstimmte, konnte man sicher sein, von Anfang bis Ende mitsummen oder im Kopf Zeile für Zeile den Text und Note für Note die Text mitsingen zu können. Stimmt dagegen ein Jazzmusikant einen Evergreen an, der im Jazzbereich – englisch gesprochen – Standard heißt, kann man davon ausgehen, diesen noch nie gehört zu haben. von Michael Scheiner Jedenfalls nicht in der Originalfassung, wie ein solcher Song erstmals in einem Musical oder Film gespielt wurde. Zuhörer konnten das hautnah beim Konzert von Lorenz Kellhubers Bandprojekt „Standard Experience“ im Neuhaussaal erleben. Der Pianist und Hochschulprofessor meinte zwar in seiner Begrüßung, dass sie „jetzt vier Stunden ohne Pause für Sie spielen“. Als er sah, wie der eine oder andere innerlich zusammenzuckte, schob er grinsend hinterher, dass das ein Insider-Witz sei. Statt 240 gab es in der Realität eines lauen Spätsommerabends dann 105 Minuten, eingerechnet einer vehement eingeforderten Zugabe – „Autumn Leaves“. Kellhuber, der bereits mehrfach in Regensburg mit einem Trio auftrat, ist für lange frei improvisierte Stücke bekannt, die er aus dem Stehgreif mit seinen Partnern kreiert. Dieses Mal spielte er …

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Serenadenkonzerte mit Nils Wograms Bandprojekt Muse

Regensburg. Beim letzten der vier Serenadenkonzerte für heuer war alles ein wenig anders. „Wir wollten mal eine andere Klangfarbe reinbringen“, erläuterte Andreas Meixner, der zusammen mit Professor Stefan Baier die künstlerische Leitung der Veranstaltungsreihe in der Minoritenkirche innehat. Mit dem Posaunisten Nils Wogram und seinem jüngsten Bandprojekt Muse ist das dem Impresario-Duo auch in jeder Hinsicht voll gelungen. Neue Wege Wogram, der bereits mit verschiedenen Projekten und Gruppen nebenan beim Jazzclub im Leeren Beutel gastierte, hat mit dem kammermusikalischen Ensemble völlig neue Wege eingeschlagen. Bereits die Besetzung mit Harfe, gespielt von Kathrin Pechlof, Viola, Gerdur Gunnarsdottir, und Altsaxofon, Christian Weidner, ist untypisch für den Jazz und fremdelt andererseits erheblich mit klassischen Gewohnheiten. Spielen im Sitzen wiederum passt zu den Klassikern, irritiert aber leidenschaftliche Jazzhörer. Die hält es oft selbst kaum auf den Stühlen, wenn die geballte Energie eines treibenden Grooves durch Mark und Bein geht. Nichts davon in der Musik von Wogram. Als Komponist hat er für diese spezielle, mutmaßlich einmalige Besetzung im zeitgenössischen Jazzgeschehen, eine ruhige Musik voller Klangschattierungen und subtiler Färbungen geschrieben. Auf der gedämpften Posaune durchbricht er selbst die erwartungsvolle Stille im …

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Zwischen Hardbop und Modern: CD von Werner Pusch  

75 ist kein Pappenstiel, da kann man schon zurückschauen und die eigenen Leistungen in den Blick nehmen. Wenn diese dann vor den eigenen und den Ohren anderer noch Bestand haben – sogar ohne nostalgische Verklärung oder Schönfärberei – steht einer Wiederveröffentlichung nichts mehr im Weg. So geschehen mit dem „meine Ziele“ (My Destination) betitelten Album des durchaus reisefreudigen Trompeters und Flügelhornisten Werner Pusch. Gerade mal 31 Jahre war der gebürtige Münchner alt, als er die Aufnahmen für die Schallplatte 1980 mit dem für seine ECM-Produktionen berühmten Tonmeister Martin Wieland in den Bauer Studios mit einem Quintett einspielte. Fünf Kompositionen waren seinerzeit auf „My Destination“ in die Rillen gepresst, zwei von Pusch, die übrigen von Pianist Peter Kosch. Während ihrer Hochphase in den 70er/80er Jahren des letzten Jahrhunderts war die Band viel im Raum zwischen Frankfurt und Heidelberg unterwegs und spielte in amerikanischen und deutschen Clubs. „Sandra“, „Demiané“ und „Tango For Patricia“ sind Titel, die damals live bei Gigs der Band zu hören waren. Dabei bestechen die zupackenden solistischen Höhenflüge ebenso, wie die boppigen Unisono-Passagen aus Wilson de Oliveiras Tenor und Trompete in „Peterchen ́s Mondfahrt“. …

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Standing ovations für swingenden Höhenflug: Das Schneeberger Quartett in Regensburg

Das Quartett von Diknu Schneeberger und Christian Bakanic stellt sein gefeiertes Debütalbum beim Jazzclub vor Fast sieben Jahre ist es her, dass Helmut Nieberle den damals 27-jährigen Diknu Schneeberger zu einem Konzert in den Thon-Dittmer-Hof eingeladen hatte. Der verstorbene Regensburger Musiker und Pädagoge förderte häufig andere Gitarristen und liebte es, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Schneeberger galt damals schon als herausragender junger Gypsy-Gitarrist, der gerade dabei war, aus dem Schatten seines Vaters Joschi Schneeberger herauszutreten. Nachdem er mit 14 begonnen hatte, Gitarre zu lernen und bereits nach zwei Monaten an seiner ersten Cd-Aufnahme beteiligt war, spielte er viele Jahre in dessen Band. Ein fulminanter Erfolg und eine ungewöhnliche Kombination Jetzt gastierte der Autodidakt, dessen einstiger Ruf als Wunderkind seiner Entwicklung zeitweise im Weg stand, mit dem Bakanic-Schneeberger-Quartett beim Jazzclub im Leerer Beutel. In einem begeistert gefeierten Konzert stellte die Wiener Band ihr Debütalbum „Avanti, Avanti“ vor. Entstanden ist es während der Coronazeit und wurde vergangenes Jahr auf dem Preiser-Label veröffentlicht. Der obligatorische Verkaufsstand im hinteren Teil des Leeren Beutels war nach dem Konzert derart belagert, dass die im Akkord Autogramme verteilenden Musiker kaum mehr erreichbar …

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Emotional schimmerndes Amulett: Das neue Album Jasper Van´t Hofs

Demnächst wird er 77. Ans Aufhören aber scheint der Niederländer Jasper van´t Hof keine Sekunde seiner Lebenszeit zu verschwenden. Das Kreative, das Musik machen, erfinden, kreieren ist offenbar die beste Voraussetzung, damit das Leben für ihn seit über fünf Jahrzehnten genießbar bleibt und es verschönert. Aktueller Ausdruck dieser Lebenslust  ist ein neues Quartett-Album, das der agile Tastenmann als „Skin Under“ bei seinem langjährigen Label Jaro veröffentlicht. Das begleitet und unterstützt seinen musikalischen Output immerhin auch bereits seit vier Jahrzehnten. Damals, im düster umwölkten 1984, hatte van´t Hof Pili Pili gegründet, sein tanzbares und clubtaugliches Afrika-Jazz-Projekt, mit dem er sogar einen veritablen Clubhit landete. Zudem erklomm die Sängerin Angélique Kidjo mit dieser Band eine weitere Stufe auf ihrer Weltkarriere. Eine beeindruckende Karriere Mit „Skin Under“ fügt der stilistisch enorm vielseitige und nicht nur bildlich gesehen weit gereiste Pianist, Organist und Keyboarder seiner langen Kette funkelnder Musikperlen ein weiteres musikalisches Amulett hinzu. Sieben Stücke enthält das Album, nur eines nicht aus van´t Hofs Feder. Lediglich die intime Ballade „Marsch fuer Oelze“ mit einem zu Herz gehenden Basssolo (Stefan Lievestro) ist vom Schlagzeuger Ralf Hübner komponiert. Bei der …

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Klangkosmos zwischen freier Improvisation und Struktur: CDs von Joachim Zoepf

Als Jazzmusiker würde er sich heute nicht mehr bezeichnen, meint der in Erftstadt lebende Holzbläser Joachim Zoepf. Dabei hat der im Spessart aufgewachsene Musiker in diesem Genre seine ersten Meriten verdient – und als Mitglied der damals schwer angesagten Kölner Saxophon Mafia auch viele Erfolge gefeiert. Bald schon stieg er bei dieser Bande von Grenzgängern, humorvollen Musikanten und Freigeistern wieder aus und wandte sich mit Kooperationen in viele Regionen Europas dem freien Jazz bis hin zur Neuen Musik zu. Von da aus entwickelte er sich immer mehr zur frei improvisierten Musik und einer eigenen Spielweise. Diese bezeichnet er als „Neue Improvisierte Musik, deren Ausdrucksmittel und Klangmöglichkeiten ich seit über zwanzig Jahren entwickle und erforsche.“ Mit dem zunehmenden Einfluss elektronischer Musik und Mittel hat er sich immer weiter vom (Free-)Jazz entfernt und eine eigenständige Spielpraxis herausgebildet. Wesentliches Stilmerkmal in seiner Soloarbeit ist der hohe Anteil geräuschhafter Elemente, die zum großen Teil durch unorthodoxe Handhabung seiner Instrumente, Überblasen, Veränderung des Ansatzes und andere Techniken erzeugt werden. Lässt sich Adorno mit Free-Jazz versöhnen? In den letzten zwei Jahrzehnten hat er mehrere Soloproduktionen eingespielt, die teils erst in letzter …

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Der „unelektrischste E-Bassist“: Norbert Dömling ist seit über 50 Jahren auf der Bühne

Ein richtiger Franke! Hat man Norbert Dömling am Telefon, weiß man nach wenigen Sätzen, wo er als Junge Fußball gespielt hat. Der Bassist ist ein waschechter „Frangge“, um dem Idiom des gebürtigen Würzburgers zu folgen. Obwohl Dömling mit seiner Frau Ane schon lange in Südhessen lebt, kann er seine dialektverbundene Herkunft aus dem unterfränkischen Weinland nicht leugnen. Hier hat auch seine Karriere begonnen, die ihm vergangenes Jahr den mit 5000 Euro dotierten Darmstädter Musikpreis „für herausragende musikalische Leistungen“ eingebracht hat. Sein 50-jähriges Bühnenjubiläum konnte der Bassspieler mit dem singenden Ton bereits einige Jahre früher feiern. Bevor er erstmals größere Bekanntheit mit der zum Krautrock zählenden Jazzrockgruppe Missus Beastley erlangte, spielte er in regionalen Bands Soul und Blues. Oft „für die Amis in deren Clubs“, wie die amerikanischen Soldaten damals genannt wurden. Ein Autodidakt als Jazzprofi?! Das Bass spielen hatte er sich selbst draufgeschafft, nachdem er in Kindheit und Jugend einige Stunden Blockflötenunterricht und „zehn Stunden auf der Gitarre bei einer Nonne“ bekommen hatte. Die Gottesfrau konnte ihm nicht mehr beibringen, da aber war Dömling schon lange vom Virus Musik infiziert. Dömling machte selbst weiter, indem …

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