Von Dietrich Schlegel – „Da bin ich nun wieder in den Strudel der Töne hingerissen.“ Das Konzert des britischen Pianisten Gwilym Simcock im Düsseldorfer Goethe Museum hätte nicht treffender beschrieben werden können, als mit diesem Zitat Goethes aus einem Brief an seinen „Urfreund“ Karl Ludwig von Knebel, in dem er seinen Eindruck von einem Konzert der berühmten Pianistin Maria Szymanowska zusammenfasst. Wir wissen leider nicht, auf welche Weise die seinerzeit berühmte Künstlerin ihr Publikum verzauberte. Aber wenn der musikbegeisterte Geheimrat solche Worte wählt, hätte er sie vielleicht auch für die Klanggewitter gefunden, mit denen der virtuose Gast aus London die Zuhörer zu begeisterten Beifallsstürmen hinriss. Zum sechsten Mal hatten der Hausherr des größten privaten Goethe-Museums, Professor Dr. Christof Wingertszahn, und die Kulturjournalistin Dr. Barbara Steingießer als Initiatorin und künstlerische Leiterin zu der Konzertreihe in das schmucke Barockschloss Jägerhof eingeladen. Die Reihe hat sich offensichtlich im Düsseldorfer Kultur- und Musikleben endgültig etabliert. Diesmal drohte der Ansturm der – so die stetige doppelte Begrüßungsformal – „Goethe-Freunde und Jazzfans“ die Ausmaße des intimen Konzertsaals schier zu sprengen, und das bei 18 € Eintritt. Schließlich kamen alle Besucher unter, …
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Landesjazzpreis Baden-Württemberg: „Sonderpreis für das Lebenswerk“ geht an Wolfgang Dauner
Der Jazzpreis Baden-Württemberg ist ein mit 15.000 Euro dotierter Nachwuchspreis für Jazzmusiker. Er wurde vom Land Baden-Württemberg erstmals 1985 verliehen und geht an Musiker, die nicht älter als 35 Jahre sind und einen wesentlichen Beitrag für die Jazzszene des Landes geleistet haben. 2016 wird zum zweiten Mal der Landesjazzpreis Baden-Württemberg in der Kategorie „Sonderpreis für das Lebenswerk“ vergeben. Dieser geht an Wolfgang Dauner: „Beim Jazz-Ehrenpreis geht es um die Würdigung der künstlerischen Lebensleistung baden-württembergischer Jazzmusiker. Wolfgang Dauner prägt seit Jahrzehnten die baden-württembergische Jazz-Landschaft, er genießt internationale Reputation. Sei es mit seiner Band ‚Et Cetera‘ oder später mit dem ‚United Jazz + Rock Ensemble‘ – er hat immer wieder internationale Musiker nach Deutschland gebracht, Jazz-Größen wie Jean-Luc Ponty oder Larry Coryell. Prägend ist zudem seine jahrzehntelange Zusammenarbeit mit Eberhard Weber. Seine Werke waren immer offen für aktuelle Strömungen und Einflüsse eines breiten Spektrums von Klassik bis Rock – damit hat Wolfgang Dauner den Jazz erweitert. Das würdigen wir mit dem Preis für das Lebenswerk“, so Kunststaatssekretär Jürgen Walter. Dotiert ist die Auszeichnung mit 10.000 Euro. Dieses Preisgeld wird von der L-Bank gestiftet, die ihr Engagement im Kultursponsoring …
WeiterlesenCD-Rezension: Hommage à Eberhard Weber
Von Thomas J. Krebs – Vorliegende Aufnahme ist ein „Destillat“ der beiden Konzertabende vom Januar 2015, die zu Ehren von Eberhard Webers 75. Geburtstag im Stuttgarter Theaterhaus stattfanden. Ein bemerkenswertes Live Album in vielerlei Hinsicht. So ist es gelungen so ziemlich alle wichtigen Weggefährten Webers nach all den Jahren wieder einmal zusammen zu bringen. Auf dieser CD vereint sind Jan Garbarek, Gary Burton, Danny Dottlieb, Paul McCandless, Scott Colley, die SWR Big Band unter Leitung von Helge Sunde und Michael Gibbs und last not least Pat Metheny mit einer Auftragskomposition, aber dazu später. Lediglich Steve Swallow war aus persönlichen Gründen verhindert und Ralph Towner, der bei den Proben noch mit von der Partie war, konnte leider aufgrund gesundheitlicher Probleme nicht mit dabei sein. „Des Meischte ist geschwätzt“ so Eberhard Webers Kommentar gleich zu Beginn des Events im Stuttgarter Theaterhaus. Er war nie ein Mann großer Worte, sondern mehr der Melodien, gleichzeitig Revolutionär seines Instruments, dem er auf eigene Weise wundervollste Klangfarben entlockte, es aus dem klassischen (Begleit-) Hintergrund löste, als erster ins Rampenlicht stellte und den Bass damit als Soloinstrument adelte. Jan Garbarek eröffnet die …
WeiterlesenEine Botschaft an Attila
MESSAGE TO ATTILA – The Music of Attila Zoller ENJ-9620 2 (Veröffentlichung am 28. August 2015) Der ungarische Gitarrist Attila Zoller war Zeit seines Leben Bindeglied zwischen der europäischen und amerikanischen Jazz-Szene, egal ob swingende Tradition oder Avantgarde, als Instrumentalist wie als Komponist. Ein kompromissloser Vollblutmusiker, Komponist, Lehrer (Pat Metheny ist wohl einer seiner erfolgreichsten Schüler) und nicht zuletzt technischer Innovator für sein Instrument, die Gitarre. Auch 17 Jahre nach seinem Tod haben seine Kompositionen und Schaffen nichts an Strahlkraft verloren. Das beweist eindrucksvoll das „Message to Attila“ Album, das nun auf dem Münchner Enja Label erschienen ist. Zoller und Enja war bereits zu Lebzeiten eine einzigartige Verbindung und inspirierendes Konstrukt. Zollers Tochter Alicia hat nun ein wunderbares Projekt auf die Beine gestellt: Ehemalige Studenten und Freunde Zollers wurden kontaktiert, haben sich zusammen getan und seine Kompositionen bzw. Zoller-Klassiker, die die Musiker selbst beeinflusst und ein Leben lang begleitet haben, eingespielt und neu interpretiert. Eingeleitet wird die Aufnahme mit einer sehr persönlichen Message an Attila von keinem Geringeren als dem großen Bassisten Ron Carter. Dann geht es los – Mike Stern, Wolfgang Lackerschmid, das Duo …
Weiterlesen„75 Jahre Eberhard Weber: The Great Jubilee Concert“ beeindruckt mit Musikgrößen
Von Thomas J. Krebs – Beim großen Event „75 Jahre Eberhard Weber: The Great Jubilee Concert“ gaben sich Weggefährten wie Jan Garbarek, Pat Metheny, Paul McCandless oder Gary Burton die Ehre und zündeten zum Geburtstag des Bass-Revolutionärs Eberhard Weber ein musikalisches Feuerwerk. Im ersten Set des Abends wurden Kompositionen Webers erstmals für ein klassisches Big Band Ensemble arrangiert und gespielt. Mithilfe der prominenten Gäste verzauberten die Interpretationen der SWR Big Band das Publikum. Das zweite Set war dann völlig anders: Pat Metheny montierte Solopassagen von Eberhard Weber aus Video-Archivmaterial zu einem eigenen, neuen Werk mit dem bescheidenen Titel „Inspired“ für das „Gary Burton Quintett“ (das quasi in Original Besetzung mit Scott Colley für den verhinderten Steve Swallow sowie Eberhard Weber auf der Leinwand) und Big Band für Spannung und Begeisterung sorgte. Empfohlen seien an dieser Stelle Webers Buch „Résumé“, in dem er seine eigene, sehr persönliche Version der deutschen Jazzgeschichte erzählt, und sein bei ECM veröffentlichte, neue CD „Encore“, eine Sammlung einiger Solo-Zugaben aus den Jahren 1990 – 2007. Alle Fotos: Ralf Dombrowski
WeiterlesenLernen vom Trend-Master Herbolzheimer
Peter Herbolzheimer hat die Rockmusik in die Bigbandmusik geholt. Jazzrock war Anfang der 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts der neue Trend des Jazz. Historiker sprechen sogar vom Jazzrock als neuem Jazzstil. Es war zuächst nichts weiter als die Adaption der musikalischen Grundlagenelemente der Beatles, der Rolling Stones, der Soulmusiker und anderer in den Jazz, und dies vor allem rhythmisch. Also das Verlassen von Swingendem zugunsten von Rockigem und „souligen“ Rhythmen. Musikpädagogen sprechen hier von ternären Spielarten (Swing = triolisch phrasiert) und binären Spielarten (Rock, Fusion, Funk, Latin = „gerade“ phrasiert). Darüber ist viel geschrieben worden. Aber das Gefühl dafür und damit der Erfolg stellt sich erst beim Spielen ein. Davon abgesehen, dass auch die Kombination von beiden Spielarten möglich und äußerst populär ist. Anyway. Peter Herbolzheimers Rhythma Combination & Brass (RC&B) hatte nicht nur damals ungeheueren Erfolg – in Live-Konzerten und im Fernsehen-, denn die Musiker setzten die neuen Zeichen des Jazzrock um in neue Zeichen der Bigbandmusik um. Jazzrock-Vorgaben von Miles Davis, Chick Corea, Wayne Shorter, John McLaughlin, Michael und Randy Brecker, Pat Metheny und vielen anderen fanden durch Peter Herbolzheimer Zugang in anspruchsvolle Musik …
WeiterlesenImprovisation über Improvisation #8
Jerome Kerns „All the things you are“ ist ein Musikstück, das einem im Jazzkontext häufig begegnet – ein sogenannter Standard. Wie so viele Stücke aus dem Great American Songbook wurde es ursprünglich für ein Broadway-Musical („Very warm for May“, 1939) geschrieben. Das Musical war schnell vergessen, der Song aber erwies sich als Hit: die „Coverversionen“ von Tommy Dorsey (1939) und Frank Sinatra (1945) schafften es beide auf Platz eins der Hitparade (… wie ich dieses Wort liebe!). Die frühen Vokalversionen – wie jene von Helen Forrest (1939), Jo Stafford (1946) oder Tony Martin (1946) – untermalten mit opulenter Orchestrierung Oscar Hammersteins hochromantischen Text und verdeutlichten die Tanzmusikfunktion des Jazz in der Ära der Swing-Big-Bands. Recht schnell fand das Stück aber auch in Bebop-Kreisen Anklang, wo es als reine Instrumentalmusik für kleinere Besetzung abstrahiert wurde. Dizzy Gillespie stellte „All the things“ 1945 erstmals ein Intro voran, das auf den ersten Blick wenig mit dem eigentlichen Stück zu tun hat und eine neue, geheimnisvollere Komponente hinzufügt. Dieses Intro tauchte bereits wenig später – etwa bei Red Rodney (1946) und Charlie Parker (1947) – so selbstverständlich integriert auf, …
WeiterlesenZum Tod von Jim Hall
Am Dienstag, 10. Dezember 2013, starb der Gitarrist und Komponist Jim Hall sechs Tage nach seinem 83. Geburtstag in New York. Es ist keine leere Floskel, wenn man sagt, der am 4. Dezember 1930 in Buffalo, New York, geborene Musiker hat Jazzgeschichte geschrieben. Er spielte mit den meisten Größen seiner Zeit – und viele durften als sein Gast in seinem Trio auftreten beziehungsweise mit ihm in zahllosen anderen Konstellationen und Projekten.Seit 1999 spielte er regelmäßig mit Pat Metheny im Duo – das Bild wie sich der junge und der alte Virtuose gegenüber sitzen hat sich seinen Hörern eingeprägt. Nicht nur Metheny, auch Gitarristen wie John McLaughlin, Larry Coryell oder John Scofield nennen Halls Namen, wenn man sie nach ihren Vorbildern fragt.Mehr über die Wirkungsgeschichte des großen Gitarristen lesen Sie in der Jazzzeitung 1/2014.
WeiterlesenNDR-Bericht zur Esbjörn-Svensson-Hommage bei JazzBaltica
Am Wochenende ist in Salzau JazzBaltica 2011 zu Ende gegangen, das diesmal mit dem Motto „piano, piano – remembering Esbjörn“ eine Hommage an den vor drei Jahren verstorbenen Pianisten und Komponisten Esbjörn Svensson beinhaltete. Der NDR hat in seinem „Kultur Journal“ einen Kurzbericht gesendet mit Interview-Einblendungen, in denen Protagonisten des Esbjörn-Tribute-Konzerts Pat Metheny, Nils Landgren und Magnus Öström zu Wort kommen. In der Mediathek des NDR ist der Videobeitrag abrufbar. Bezeichnenderweise unter dem Titel „Pat Metheny bei JazzBaltica“… Links: JazzBaltica NDR KulturJournal
WeiterlesenDer Motor des Jazz in Berlin
Der verdienstvolle Jazz-Veranstalter, -Produzent, -Labelchef, -Vertriebsleiter und Fördergeldsammler Ulli Blobel (Jazzwerkstatt Berlin-Brandenburg e.V.) musste sich wieder einmal gegen den Vorwurf wehren, er habe eine etwas sorglose Einstellung zur Legalität.
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