Das Projekt "Henn Türk Toxodon haben jetzt zugegeben" spielt auf Trompete, Marimba, Schlagzeug und Bass.

Moers Festival 2024 – Klare Distanzierung vom ideologischen Schwarzweiß

Das Moers Festival 2024 bot erneut Zuflucht vor dem Welt-Wahnsinn und erwies sich dabei als besonders avantgardelastig. Man muss für ein herausragendes Festival nicht möglichst viele prominente Bands aneinander reihen. Die aktuelle Ausgabe des Moers-Festivals punktete mit überraschenden und energiegeladenen Kooperationen zwischen Musikerinnen und Musikern unterschiedlichster Herkunft und Szenen. Die Offenheit für Grenzüberschreitungen und spontane Begegnungen synchronisierte dabei die reiche Impro-Jazz-Historie mit einer ästhetisch hellwachen Gegenwart. Was sich auch bei der 53. Festivalausgabe daraus ergab. Das ist wohl so in dieser Mischung nur in Moers erlebbar. Text: Stefan Pieper Am ersten Festivaltag, gleich am Beginn hatte es erstmal Irritationen gegeben, als eine Musikerin beim Auftaktkonzert „Free Palestine“ rief und einige im Publikum lautstark einstimmten. Andere Kulturereignisse in jüngster Zeit haben gezeigt, dass die immense Gefahr einer irreparablen Imageschädigung von solchen Bekundungen ausgeht. Entsprechend artikulierte Festivalleiter Tim Isfort eine klare Distanzierung des Festivals von einseitig-plakativen und aggressiven Meinungsäußerungen. Moerser Literatur in assoziativen Umlaufbahnen Hanns-Dieter Hüsch wäre in diesem Jahr 99 Jahre alt geworden, aber die Texte des gebürtigen Moersers wirken so, als könnten sie gerade den vielen menschlichen Befindlichkeiten von heute auf den Leib geschrieben sein. …

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Runter vom Sockel, Richard !

Das Online-Release „Mythos“ von Max Andrzejewski dekonstruiert Wagners „Ring des Nibelungen“. Bitte mehr davon! Von Sophie Emilie Beha Wenn das Werk von Richard Wagner nicht auf den Scheiterhaufen gehört, dann zumindest in einen Steinbruch. So oder so ähnlich muss sich das der Schlagzeuger und Komponist Max Andrzejewski gedacht haben, als er sich vergangenes Jahr an „Mythos“ gewagt hat. Das Projekt packt Richard Wagner und dessen mythengetränktem Zyklus „Ring des Nibelungen“ an die Riesen-Eier. Beauftragt vom deutschen Theaterregisseur Ersan Mondtag komponierte Andrzejewski vier neue Ouvertüren für „wagner – der ring des nibelungen (a piece like fresh chopped wood)“. In der Ring-Adaption von Thomas Köck am Berliner Ensemble wird viereinhalb Stunden Wagner zerhackt – zwischendrin erklingen die neuen Ouvertüren. 25 Jahre beschäftigte sich Richard Wagner mit dem „Ring des Nibelungen“, seinem Hauptwerk, dem die Nibelungensaga zu Grunde liegt. Er eignete sich den urdeutschen Mythos an und erschuf im Zusammenklang mit der Komposition ein zu seiner Zeit inhaltlich wie musikalisch revolutionäres Werk. Zentrales Thema des Mythos – schon bei Wagner – ist der Raubbau an der Natur durch den Menschen. Der Raub des Goldes durch den Nibelungen Alberich …

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