Herrliches, Kurioses und satte Boni: Legendäre Alben auf Vinyl bei „Groove Replica“

Im Februar machte eine für Vinyl-Fans beunruhigende Meldung die Runde: Ein Feuer hatte die Fabrik der Firma Apollo/Transco in Kalifornien zerstört, eine von zwei Produktionsstätten weltweit, welche die so genannten Lacquers, die für die Herstellung von LPs notwendigen Master-Folien produzieren. Die Auswirkungen dieses Vorfalls sind noch nicht abzusehen, doch ein Blick auf die Rückseite der ersten Scheiben dieser neuen Vinyl-Wiederveröffentlichungsserie namens „Groove Replica“ (Vertrieb: in-akustik) zeigt, dass sie davon nicht betroffen war: Sie sind mittels „Direct Metal Mastering“ hergestellt, jenes alternativen Verfahrens, das Ende des 20. Jahrhunderts in Deutschland entwickelt wurde. Zum moderaten Preis von etwa 17 Euro bekommt man eine sauber gepresste 180g-Vinylplatte  unsterblicher Klassiker der Jazz- und R&B-Diskothek mit den originalen Liner Notes, dazu eine CD in Klappkartonhülle, die neben den LP-Titeln weiteres Material, zum Teil ganze Zusatzalben enthält. Beachtlich! Zur Musik selbst muss nichts mehr gesagt werden, hier nur ein paar Anmerkungen zum Bonusmaterial und, wo nötig, zur Klangqualität: Miles Davis: Kind of Blue (Groove Replica 77012) Beginnen wir mit dem aufnahmetechnischen Kuriosum der Serie, wobei ein wenig auszuholen ist. Wie erst 1992 bemerkt wurde, lief die Masterbandmaschine am 2. März 1959, …

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Wer streamt denn da?

Das Internet als Ausweich-Spielstätte Momentan sind Konzertbesuche unmöglich und alle warten ab, wie sich die Situation entwickelt. Dennoch versuchen Künstler ihre Hörer zu erreichen: per Stream. Die Redaktion hat für Sie einige aktuelle Informationen bezüglich Streamingmöglichkeiten und Angeboten von Bands zusammengestellt. +++Die Saxophonistin Nicole Johänntgen (unser Beitragsbild) wird am Samstag den 4.4. ab 22.05 Uhr beim NDR mit einem Mitschnitt ihres Henry-Konzerts im Schloss Agathenburg zu hören sein. Des Weiteren plant sie in den nächsten Wochen und Monaten weitere Online-Konzerte zu geben. Künstlerwebsite: http://www.nicolejohaenntgen.com/ +++Der Klarinettist David Krakauer hat seit 29.3 einen wöchentlich stattfindenden Live-Stream gestartet. Außerdem werden auf Krakauers Youtube– und Facebook-Seiten kleine Clips und Videos veröffentlicht und weitere Formen des Streamens werden bald auch in Angriff genommen. Übertragungen auch unter: https://www.facebook.com/events/216214289596613/ +++Der Klavier Salon München veranstaltet in den nächsten 14 Tagen einige Live-Streams, in denen verschiedene Pianistinnen und Pianisten für die in letzter Zeit angewachsene Internet-Community spielen werden. Der erste Stream fand am 26.3 auf YouTube und Instagram statt. Weiter Informationen zu diesen täglichen Übertragungen unter https://klavier.salon/the-piano-hour-live-piano-music-in-times-of-the-coronavirus/ +++Das Montreux Jazzfestival hat in der Corona-Krise ein Angebot erstellt: Die Veranstalter haben sich mit einem …

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Schillernde Schönheit afrikanischer Melodien: Zum Tod von Manu Dibango

Manu Dibango ist der erste prominente Künstler, der an den Folgen einer Coronarvirus-Infektion gestorben ist: Mitte März war die Erkrankung des Künstlers an COVID-19 bekannt geworden, am 24. März starb der 1933 in Douala, Kamerun geborene Jazz-Saxofonist und Komponist im Alter von 86 Jahren an den Folgen der Infektion in seiner Wahlheimat Paris. Manu Dibango, Sohn eines Gutsbesitzers und einer Modedesignerin, kam 1949 mit 15 Jahren nach Frankreich. Dort sollte er das Abitur machen und einen seriösen Beruf erlernen. Kamerun war damals noch französische Kolonie, die Unabhängigkeit als Republik erhielt das Land erst 1960. In einem Interview mit dem BR Klassik-Redakteur Uli Habersetzer erzählte Dibango: „Eltern in Kamerun brachten damals Opfer, damit sie ihre Kinder nach Europa schicken konnten, um zu studieren – um Arzt oder Anwalt zu werden, also angesehene Berufe zu erlernen.“ Der Beruf Musiker zählte allerdings nicht dazu, Manu Dibangos Vater hatte bestenfalls zu Kirchenmusik einen Bezug: „Solange darin ein Halleluja vorkam, kein Problem. Aber ohne Halleluja wurde es schwierig. Ich hatte es nicht so mit dem Halleluja. Andere afrikanische Kinder kehrten mit bedeutenden Studienabschlüssen zurück, und ich – machte Musik. Das …

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jazzahead! 2020 wird abgesagt und erst im Mai 2021 nachgeholt

Die jazzahead! 2020 wird abgesagt, dies gab die Bremer Messegesellschaft heute bekannt. Die Entscheidung begründet Hans Peter Schneider, Geschäftsführer der M3B GmbH, zu der die Messe Bremen gehört, wie folgt: „Die jazzahead! lebt vom internationalen Austausch und von Begegnungen – dies wird in Corona-Zeiten leider nicht möglich sein, auch Ende April noch nicht. Wir bedauern die Absage sehr, aber der Gesundheitsschutz hat oberste Priorität.“ Die größte Jazz-Fachmesse der Welt, die ursprünglich von Donnerstag bis Sonntag, 23. bis 26. April 2020, in den Hallen 6 und 7 der Messe Bremen geplant war, sowie das begleitende Festival von Freitag bis Sonntag, 17. bis 26. April 2020, werden verschoben. Für die Fachmesse steht bereits ein neuer Termin: Donnerstag bis Sonntag, 29. April bis 2. Mai 2021. Die Veranstalter hatten zunächst überprüft, ob es möglich ist, die Jazz-Fachmesse und das begleitende Jazz-Festival in die Sommermonate zu verlegen. „Doch gemeinsam mit unseren Partnern haben wir uns jetzt dazu entschieden, die jazzahead! ins nächste Jahr zu verschieben“, sagt Projektleiterin Sybille Kornitschky von der Messe Bremen. Das Partnerland Kanada hat bereits für 2021 zugesagt. Auch die Auswahl der diesjährigen Showcase-Bands wird beibehalten. …

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Heinrich von Kalnein: Möbius Strip

Jeder ausübende Musiker kennt Etüdenbücher: Jene systematisch aufbauenden Sammlungen, in denen in meist kleinen, reduzierten Stücken bestimmte spielerische Probleme angegangen werden. Aber wenn große Komponisten am Werk sind, gehen solche „Versuchsanordnungen“ über das rein technische weit hinaus und es entstehen große künstlerische Schöpfungen für die Ewigkeit. Jazz als freiere, improvisierte Praxis emanzipiert sich von jeder rigiden Systematik, wo es ums unmittelbare Spielen geht. Auf der neuen Doppel-CD des Saxofonisten Heinrich von Kalnein drängen sich solche Gedanken dennoch auf. Nicht falsch verstehen: Der in Graz lebende Saxofonist, Bandleader, Komponist und Pädagoge würde wohl nie schnöde Techniketüden veröffentlichen. Aber das neue Release leistet sich eine fast schon enzyklopädische Bandbreite, um die Vielfalt an musikalischen Möglichkeiten im Jazz zu bilanzieren. Volume 1 stellt die Individualität von Instrument und Musikerpersönlichkeit heraus. Bemerkenswert ist der Entstehungsprozess dieser lupenrein klingenden Aufnahmen. Heinrich von Kalnein improvisierte nämlich die meisten dieser Stücke zunächst allein für sich im Studio von Joachim Kühn auf Ibiza, übrigens auf persönliche Einladung des berühmten Pianisten hin. Die Bassistin Gina Schwarz und der Drummer Lukas König spielten später ihre eigenen Tracks dazu. Der Prolog ist ein einladendes Rezitativ. Stück …

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Solist, Bigband-Gründer und Komponist: Zum Tode von McCoy Tyner

Der Jazz-Pianist Alfred „McCoy“ Tyner ist laut seiner Website am Freitag, den 6. März, im Alter von 81 Jahren verstorben. Die New York Times bezeichnete ihn einmal als einen der einflussreichsten Pianisten im Jazz. Tyner komponierte einige bekannte Titel wie Passion Dance, Contemplation, Blues on the Corner, Land of the Lonely, Celestial Chant, Enlightenment Suite und Desert Cry. Tyner begann im Alter von 13 Jahren mit dem Klavierspielen und trat seit seinem 15. Lebensjahr regelmäßig live in Jazzgruppen auf. Nachdem er John Coltrane in seiner Heimatstadt Philadelphia getroffen hatte, wurde er 1962 Mitglied des „John Coltrane Quartets“. Darauf folgten Albenproduktionen und Songs mit Künstlern wie Tina Turner, Jimmy Witherspoon und Wayne Shorter sowie  Schallplatten unter seinem Namen auf dem Label „Impulse!“. 1967 erschien dann das Album „The Real McCoy“. Im Jahr 1995 gewann Tyner einen Grammy in der Kategorie „Best Large Jazz Performance“ mit seiner „McCoy Tyner Big Band“ mit einem Song aus dem Album „Journey“. Einen weiteren Grammy gewann er mit seinem Album „Infinity“ in der Kategorie „Best Jazz Instrumental Performance“ im Jahr 1996. Im Jahr 2002 zeichnete ihn die NEA-Stiftung, die jedes Jahr …

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news+++ BMW Welt Jazz Award: Giovanni Guidi Konzert wg. COVID-19 ersatzlos gestrichen +++ Südtirol Jazzfestival Altoadige stellt sein Programm 2020 vor +++

BMW Welt Jazz Award: Giovanni Guidi Konzert wg. COVID-19 ersatzlos gestrichen Aufgrund der aktuellen Entwicklungen und weiterer Ausweitung der Corona Risikogebiete in Norditalien hat der BMW AG Krisenstab heute Morgen entschieden, zum Schutze der Mitarbeiter und der Gäste das letzte Konzert des BMW Welt Jazz Award ersatzlos zu streichen. Die beiden Finalistenbands werden von der Jury aus den fünf bisher im Doppelkegel spielen Ensembles ermittelt. Dies sind das Cecilie Grundt Quintet, das Andrea Hermenau Quintet, das Adam Baldych Quartet, das Peter Gall Quintet sowie das Trio Reis/Demuth/Wiltgen. Bald mehr dazu an dieser Stelle. Das große Finale findet am Samstag, den 9. Mai 2020, ab 19.00 Uhr im Auditorium der BMW Welt statt. Foto Giovanni Guidi: Roberto Cifarelli Gegen den Strom: Das Südtirol Jazzfestival Altoadige stellt sein Programm 2020 vor das diesjährige Motto des Südtiroler Jazzfestival nimmt sich den Verlauf der Donau als Vorbild für eine Reise in den Osten Europas. Vor dem Fall des „eisernen Vorhangs“ war der Jazz in den staatssozialistischen Gesellschaften ein exotisches Nischenprodukt. Das Festival erkundet wie sich Musik in den osteuropäischen Ländern seit 1989 weiterentwickelt hat und, laut dem Motto des …

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Emotion und Freigeist: Emile Parisien Quartett im Essener Grillo-Theater

Emile Parisien habe in der letzten Zeit viel über Digitalisierung, über die Sogwirkung von Bildschirmgeräten und über Multi-Tasking nachgedacht. So umriss der Saxophonspieler aus Okzitanien  zur Begrüßung seines Publikum die programmatische Idee zum neuen Album „Double Screening“ –  und dies setzte auch die Koordinaten bei einem Live-Konzert in perfekter Kollektiv-Chemie.  Die Band wurde im Essener Grillotheater begeistert gefeiert! Die Antworten auf zuviel digitale Verzettelei finden auf der Livebühne in Essen dann aber so analog und musikalisch entschlossen wie nur möglich statt. Unerschöpfliche Weiten, die gar kein WWW brauchen, tun sich angesichts der riesigen Fantasie aller vier Spieler an diesem Konzertabend allemal auf. Allein Parisiens Tongebung und Klangkultur auf dem Instrument ist schon Abendprogramm genug: Oft wie ein orientalisches Blasinstrument beschwörend und trotz der hohen Tonlage des Soprans irgendwie auch mystisch dunkel, dabei gerne latent orientalistisch die Intervalle verschleifend – so mutet sein Spiel über weite Strecken an. Bei allem Freigeist wird immer wieder dezidiert in klar definierte Jazz-Diktionen vorgestoßen – ja, es nimmt den Atem, wie diese Band swingen kann! Solche aberwitzig synkopengespickten Highspeed-Neobop-Höllenritte sind immer wieder Fazit der vorausgegangenen instrumentalen Fantasiereisen. Aber auch Bindeglied, …

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BMW Welt Jazz Award 2020: Das Trio Reis-Demuth-Wiltgen bestreitet das fünfte Dienstagskonzert

Als fünfte Band im Entscheid des BMW Welt Jazz Award war vor voll besetztem Haus das Trio des Pianisten Michel Reis, des Bassisten Marc Demuth und des Schlagzeugers Paul Wiltgen zu Gast. Pulsierende Pattern, mächtig sich auftürmende Klangkaskaden – nur unterbrochen von dem Motto „The Melody at Night“ geschuldeten inspirierten Balladen für Klaviertrio. Im Doppelkegel der BMW Welt stellte das Luxembourger Trio sein jüngstes Album   „Once In A Blue Moon“ vor. Vor Ideen sprühende, überraschende, stets packende Musik, die Emotionen weckt und vom traumwandlerisch sicheren Verständnis der drei Instrumentalisten getragen ist. Eine ausführliche Konzertkritik lesen Sie unter www.nmz.de Fotos: Thomas J. Krebs

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BMW Welt Jazz Award 2020: Das Quintett von Schlagzeuger Peter Gall bestreitet das vierte Dienstagskonzert

Es begann eine Spur zu akademisch und endete in einem Jazzrausch der Spitzenklasse: Das Konzert des Peter Gall Quintetts mit Musik von dessen neue CD „Paradox Dreambox“ – seiner ersten eigenen Produktion nach der Mitwirkung an über 30 CD-Alben als Mitmusiker. Aus der musikalischen Traumbox stiegen fünf herausragende und international tätige Solisten, die Galls originelle Kompositionen in einem superspannenden Interplay zum Leben erweckten. Fotograf Thomas J. Krebs lieferte für die Jazzzeitung eine inspirierte Fotogalerie. Eine Kritik zum Konzert lesen Sie unter www.nmz.de

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