jazzahead-Symposium 2017 zum Thema „Improvisation und Jazz für Kinder“

Kinder sind ein lebendiges, ehrliches, anspruchsvolles, begeisterungsfähiges und neugieriges Publikum. Das passt zum Jazz, denn dessen Spiel zwischen Kopf und Bauch liebt und braucht solche Zuhörer und Zuhörerinnen. Obwohl Jazz und Kinder so gut zusammen passen, gibt es wenig Jazzangebote für die Kleinsten, für Kinder im KiTa- und Grundschulalter. Warum ist das so? Und welche Bedingungen muss es geben, damit sich dies ändert? Wie steht es um die Musikvermittlung im Jazz in diesen Altersgruppen? Genau diesen Fragen widmet sich das Symposium am Donnerstag, 27. April 2017 in Bremen.  Der Jazz hat ein riesiges Potential: Jazzmusiker/-innen spielen auswendig, frei, sind dabei mobil und überaus flexibel. Mit der Kunst der Improvisation besitzen sie einen wesentlichen Schlüssel für frühkindliche Musikerfahrungen. Diesen Schlüssel nutzen aber weder die Jazzszene noch die Bildung ausreichend. Dies zu ändern wird in Bremen begonnen. Die größte Jazzmesse der Welt, die jazzahead!, bietet mit ihrer Zugkraft in der Szene und ihren internationalen Perspektiven den Rahmen für das ganztägige Symposium, welches mit Partnern aus der Initiative „Improvisation und Jazz für Kinder“, Jazzcom e.V., die Musikland Niedersachsen gGmbH und dem Institut für Musikpädagogik der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster …

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Zum Tod des Regensburger Saxophonisten Manfred Baierl

Wie wir vor wenigen Tagen erst erfahren haben, verstarb der Regensburger Saxophonist und Lehrer Manfred Baierl am 19. Oktober 2016. 1952 in Nabburg geboren, studierte Baierl an der Fachakademie für Musik in Nürnberg, am Konservatorium in München bei André Légros und besuchte internationale Klassik- und Jazzworkshops unter anderem in Bordeuax bei Jean-Marie Londeix und in Basel bei Iwan Roth. Er war zeitweise Musikschulleiter in Emhof, vor allem aber staatlich geprüfter Musiklehrer unter anderem in Amber, Kehlheim und Regensburg, was zu seinem Lebensmittelpunkt wurde. Dort erfüllte er von 2000 bis 2003 einen Lehrauftrag für Saxophon an der Universität Regensburg, spielte 20 Jahre lang im Duo mit dem Organisten und Pianisten Hans Pritschet, war Mitglied in mehreren Jazz-, Bigband- und Pop-Formationen, wie zum Beispiel „Doktor Sax“ oder „Stringdancer“, und wirkte bei einigen Platteneinspielungen mit. Es folgen persönliche Erinnerungen von Roland HH Biswurm. Ein MB! Ist das viel? Immerhin forderte er: 30 % Luftsauerstoff für die Bepflanzung von Wüstengürteln. Solarkleinkraftwerke für „jede Negerhütte“. Den großtechnischen Abbau von Nordpolareisbergen. Eine Wasserpipeline durch die Sahara. Einen Weltraum Cargolift…   Manfred Baierl (er nannte sich Mani Bee) war weit mehr als …

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Gyula Babos: Wie die Weitergabe des Feuers klingt

Der Krabbenfänger (Rákfogó). So hieß eine Gruppe in Ungarn, die in ihrer Kernform nur kurze zwei Jahre von 1972 bis 1974 existierte und die trotz der Tatsache, dass sie damals keine LP veröffentlichen konnte, bis in die Gegenwart hinein einen großen Einfluss auf den ungarischen Rock- und Fusion-Jazz ausübte. Rechnet man die Vorgängergruppe »Új Rákfogó« und die personell verbundenen Bands »Syrius« und »Kex« dazu, existierte damals ein Pool von exzellenten Musikern, aus dem sich bis heute immer neue, brillante Musik entwickelt. Aktuelles Beispiel: Die CD »Makrokozmosz« des Gitarristen Gyula Babos. Die Musik auf dieser CD scheint wie eine Vertonung des bekannten Mottos von Thomas Morus zu sein, das – zum Beispiel – Gustav Mahler so formulierte: »Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.« Schon mit dem ersten Stück der Scheibe – gewidmet dem in der Ungarischen Tiefebene in der Mitte des 19. Jahrhunderts aktiven Räuber und Revolutionär Sándor Rózsa, einer Art ungarischem Robin Hood – wird loderndes Feuer weitergegeben! Rasante Themen und Motive erinnern an die Ästhetik Miles Davis’ (Trompete hier der grandiose Kornél Fekete-Kovács) an der Schwelle zu »Bitches …

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Mit richtigem Dreh junge Leute erreicht

Mit Nuejazz/ hat Nürnberg endlich wieder ein internationales Jazzfestival, das vom engagierten Jazzmusiker-Verein veranstaltet wird Von Michael Scheiner – Noch während Avishai Cohen seinen Bass auf den Bühnenboden ablegen will, reisst es die ersten Zuhörer förmlich aus ihren Sitzen. Sekunden später steht das gesamte Auditorium in der Staatsoper Nürnberg und bejubelt tosend und pfeifend den überwältigenden Auftritt des israelischen Bassisten mit seinem Trio. Cohen hat eben sein letztes – und wie er sagt: „das letzte ist immer das beste“ – Konzert einer Europatournee mit einem schnellen hymnischen Stück beendet, bei dem das Trio am Schluss geradezu zu explodieren schien. Dramaturgisch hervorragend platziert, bildete es den Höhepunkt eines vorwiegend verhaltenen kammermusikalischen Konzertes höchster Güte. Seit Eberhard Weber hat kein Bassist die subtile Eleganz und einen ebenso feinen, wie vollen Ton an seinem Instrument besser ausgelotet, wie Cohen. Während Pianist Omri Mor mit stoischer Regelmäßigkeit den Groove mit repetitiven Motiven am Laufen hält, dabei in feinsten dynamischen Schattierungen Akzente setzt, malt Itamar Doari perkussiv-leuchtende Klangbilder voller Schönheit und fein gemaserter Fülle. Der Bass dominiert, nur selten gibt Cohen die Führung an seinen großartigen Pianisten ab, der ein …

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Grenzenlose Leidenschaft auf dem Akkordeon

Von Michael Scheiner – Bei dem mittlerweile 52-jährigen Finnen Kimmo Pohjonen ist die Versuchung groß zum nächstliegenden Superlativ, einem abgegriffenen Klischee oder zur größtmöglichen Übertreibung zu greifen. Irgendwie scheint man ihm nur gerecht werden zu können, wenn vom „Akkordeon-Punk“, dem „Jimi Hendrix des Akkordeon“, Derwisch oder der „nordischen Variante von Mad Max“ die Rede ist. Tatsächlich wirkt sein oft pathetisches Spiel auf dem Akkordeon wie eine Urgewalt, die über den Hörer hereinbricht. Durchsetzt mit zarten, lyrischen Momenten, volksmusikalischen Anklängen und experimentellem Einsatz elektronischer Mittel wirkt die Ankündigung eines neuen Albums wie eine Verheißung! Das programmatische „Sensitive Skin“, schon seit über einem Jahr auf dem Markt, ist Pohjonens jüngste Veröffentlichung und so etwas, wie die Summe seiner bisherigen künstlerischen Arbeiten. Diese umfassen Filmmusiken, wie das preisgekrönte Animationsepos Jade-Krieger, ebenso wie Kompositionen für und Aufnahmen mit dem Kronos Quartet, diverse Soundprojekte, die großartige Filmbiografie „Soundbreaker“ von Kimmo Koskela, Lehrtätigkeiten und ein Repertoire, das zwischen Volksmusik, Heavy Metal, Klassik und Improvisation ein kaum vorstellbares riesiges Spektrum abdeckt. Ohne Übertreibung kann man sagen, dass er die schon weiter gewordenen Grenzen des Akkordeons noch einmal um einige Grade weiter geöffnet …

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NEWS +++ Vibraphonissimo Festival 2017 +++ ICI Ensemble trifft Phil Minton +++ Südtirol Jazzfestival 2017 +++

+++ Vibraphonissimo Festival 2017 +++ Es ist das Instrument, das jeder ein wenig kennt, doch keiner wirklich: das Vibraphon. Meist wird es mit Xylophon und Marimbaphon verwechselt, dabei ist es selbst doch wesentlich ausgefeilter, mit seinem elektronisch erzeugten Vibrato. Seit 2014 ist ihm ein eigenes Festival in Nürnberg gewidmet. Das „Vibraphonissimo“ präsentiert das Instrument von seiner ganzen Bandbreite: als Harmoniegeber im Duokontext, in Jazzformationen oder im größeren Ensemblekontext bis hin zum Percussionensemble. Auf dem Festivalprogramm stehen für Januar 2017 fünf Konzerte in Nürnberg, Fürth und Bamberg mit führenden Vibrafonisten und Jazzmusikern:  David Friedman, Peter Weniger, Izabella Effenberg, Taiko Saito, Emanuel Séjourne, Radek Szarek und David Soyza sollen den Facettenreichtum des Vibraphon präsentieren. Die Auftritte des David Friedman & Peter Weniger Duos sowie des Taiko Saito Trios werden vom BR mitgeschnitten. Das Programm: 18.01. Jazzstudio Nürnberg –  David Friedman & Peter Weniger Duo Elegance 19.01. Krakauer Haus Nürnberg – Izabella Effenberg Trio Cd Release „IZA“ 20.01. Kulturforum Fürth – Taiko Saito Trio Kokotob 21.01. Neues Museum Nürnberg – Emmanuel Sejourne, Radek Szarek, Jochen Schorer und Nürnberger Percussion Ensemble 22.01. Musikschule Bamberg –  David Soyza „Fluktuation 3“ Weitere Infos unter: vibraphonissimo.de +++ ICI …

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Eve Risser’s White Desert Orchestra @ Jazzfest Berlin. Foto: Petra Basche

Jazzfest Berlin 2016 (4) – Fegefeuer, Turbine und das/der Rauschende

Bisher war das Jazzfest Berlin 2016 eher „naja“. Der letzte Abend brachte die Wendung, es war Stimmung im Saal, es wurde auch mal gebuht. Irgendwer im Publikum durfte lautstark behaupten: „Das ist doch kein Jazz“. Emotionen! Die Antwort darauf kann nur lauten: Wenn man Jazz nur an den Namen, nicht aber an der Musik festmacht, dann habe der Jazz sich eben selbst kannibalisiert. Aber nehmen wir die Aussage als Frage auf: Was ist Jazz? Der Abend im Haus der Berliner Festspiele lieferte drei Antworten. Fegefeuer des Einfachen Julia Holter & Strings Julia Holters Musik lässt sich sicher ganz einfach und trivial beschreiben als Singer/Songwriter-Show mit ihr selbst an Stimme und Keyboard (immer schön leicht in den Songstrukturen freundlich singend), einer Rhythmusgruppe, einem Saxophon und einem Streichtrio (!). Holter hat darauf Arrangements gesetzt, die einfach perfekt waren, in Tonsatz und Timing. Man wird vergebens nach dem virtuosen Solo suchen, denn das gab es nicht. Kammermusik als ArtPop, so wie man es vielleicht verbinden mag mit der brodelnden Zeit der 80er und 90er Jahre, als die Genres ineinandergriffen und Bernd Leukert im Hessischen Rundfunk seine „Avantgarderobe“ lancierte. …

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23. UDJ-Jazzforum am 17./18. November 2016 im Stadtgarten Köln

Am 17. und 18. November 2016 wird das 23. UDJ-Jazzforum MusikerInnen, Kulturschaffende und JazzliebhaberInnen aus ganz Deutschland in den Stadtgarten Köln locken. Die Union Deutscher Jazzmusiker ist das Sprachrohr der Jazzmusikerinnen und -musiker in Deutschland. Im Alltag tritt die UDJ als Interessenvereinigung seit über 40 Jahren vorrangig bundespolitisch in Erscheinung – doch alle zwei Jahre liegt ein ganz besonderer Fokus auf der zweitägigen Veranstaltung, deren Idee so bewährt ist wie die UDJ selbst. Mit über 25 Programmpunkten – darunter interessante Vorträgen, spannende Diskussionen, praktische Workshop-Angebote und hochkarätige Konzertabende –  verspricht das 23. UDJ-Jazzforum ein echtes Highlight für das jazzaffine Fach- und Laienpublikum zu werden. Auf dem Podium diskutieren KulturpolitikerInnen aus dem Bundes- und Landtag sowie der Stadt Köln mit VertreterInnen der Jazzszene zu Themen wie dem neuen Europäischen Jazzzentrum Köln und bundespolitischen Perspektiven für den Jazz. Außerdem berichten die „Jazzurgesteine“ Günter Lenz und Rolf Kühn aus den Anfangsjahren des Jazz in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Im Panel „Jazz und Gesundheit“ gehen Experten aus Medizin und Musikpsychologie der Frage nach, wie Jazz und Improvisation auf Wohlbefinden und psychosomatische Gesundheit wirken können. In Vorträgen und Diskussionen …

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Geschichten zur Jazzgeschichte

Im Rahmen der Hürther Jazznacht führt Arne Reimer Schülerinnen und Schüler in den Jazz ein. Anlässlich der 23. Hürther Jazznacht, die am 1. Oktober 2016 Jazzfreunde von nah und fern ins Bürgerhaus locken wird, bietet der Hürther Jazzclub wieder ein breites Rahmenprogramm. Am 13. und 14. September lud der Jazzclub im Albert-Schweitzer-Gymnasium und im Ernst-Mach-Gymnasium interessierte Schüler zu Vorträgen mit Arne Reimer ein. Der Fotograf und Journalist ist der Autor zweier Bildbände, die unter dem Titel „American Jazz Heroes“ erschienen. Um amerikanische Jazzgrößen der Vergangenheit zu portraitieren, reiste Reimer in die USA. Reimer erzählte den Jugendlichen aufschlussreiche Details aus dem Entstehungsprozess der intimen Momentaufnahmen, die jeweils den Menschen hinter dem Star zeigen. Das gilt z. B. für das Portrait des Jazzpianisten Cecil Taylor, den Reimer nach zahllosen Versuchen nur vor die Kamera bekam, weil er ihn spontan in seiner Wohnung besuchte. Auf dem entstandenen Foto sitzt Taylor rauchend in einem heillosen Wohnungsdurcheinander – schmutzige gelbe Socken an den Füßen und ein Handtuch um die Hüften. Reimer verließ Taylors Zuhause nach einem achtstündigen Gespräch erst um 5 Uhr morgens. Solche Hintergrundinformationen aus den Biographien anerkannter Jazzlegenden …

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