(Text und Fotos: Oliver Hochkeppel) Drei EM-Spiele gab es im Sommer in der Schalke-Arena, und ausgerechnet die englischen Fans wärmten wieder alle Gelsenkirchen-Klischees von Deutschlands hässlichster und ärmster Stadt auf. Sicher es gibt schlimme Ecken – wie in mittlerweile jeder englischen Stadt. Seit einigen Jahren schon kämpfen die Gelsenkirchener Bernd Zimmermann und Susanne Pohlen auf ihre Art gegen diese Klischee an – mit Jazz. Mit ihrer PublicJazz Eventagentur in Zusammenarbeit mit dem von Susanne Macheit geleiteten Verein zur Förderung von Kunst und Jazz, mit ihrer Konzertreihe „FineArtJazz“ – und mit dem „New Colours Festival“, das nun seine dritten Ausgabe erlebte. Herausragende Spielorte Vier Tage lang konnte man nun wieder schöne Ecken von Gelsenkirchen kennenlernen, besondere, zum Teil herausragende Spielorte für Konzerte nämlich. Das Schloss Horst etwa als Festivalzentrale, dessen Bühne vor einer in Farben getauchten alten Wandfassade sich vom Ambiente wie von der Akustik her so manche Stadt wünschen würde. Mit dem Industriedenkmal Nordsternturm in luftiger Höhe. Mit dem Schauburg Filmpalast, einem der letzten klassischen Kinopaläste der Republik, denkmalgeschützt und die Zwanzigerjahre-Architektur mit moderner Technik verbindend. Mit dem Musiktheater im Revier, einem revolutionären immer noch bewundernswerten …
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Ein Festival, das überzeugt: New Colours 2022 in Gelsenkirchen
„Lass uns diese Räume pflegen!“ appellierte Festivalleiter Bernd Zimmermann an sämtliche Anwesenden im stadt.bau.raum zum Auftakt des New Colours Festivals. Sich von Vielfalt anstecken zu lassen lautete die Einladung ans Publikum, zu dem auch viele internationale Medienvertreter gehörten. Nicht alles konnte so stattfinden, wie es geplant war. Das lag vor allem am Wetter. Dafür überforderte dieses Festival auch nicht mit einem zu dichten Überangebot, sondern gab Raum zum Durchatmen und zum „Sich-einlassen“. Das hat Stefan Pieper getan und berichtet für uns aktuell vom jüngsten deutschen Jazzevent. Das kam schon dem Auftaktkonzert im stadt.bau.raum zu gute. Mit der österreichisch-tschechischen Band „Purple is the Colour“ eroberte ein junges Quartett aus der Gegenwart des europäischen Jazz (besser: aus der aktuellen europäischen Jazz-Szene) ihr Publikum, welches sich von der organischen Spielfreude dieser Band restlos mitreißen ließ. Der enthusiastisch gefeierte Auftritt verkörperte die typischen Qualitäten des Jazz, wie er seit 10 Jahren in Gelsenkirchen durch die Reihe Fine Art Jazz gepflegt wird: Hier blenden nicht in erster Linie große Namen, dafür zählt das Entdeckungspotenzial umso mehr. Vom Südtirol Jazzfestival Alto Adige nach Gelsenkirchen war der slowenische Cellist …
Weiterlesen+++ New Colours Festival Gelsenkirchen +++ Gregor Huebner mit Konzerten in Deutschland +++ Jazz Now! am 3. und 4. November 2022 in München +++ Jazz-Camp First Steps +++
+++ New Colours Festival Gelsenkirchen +++ Erstmals findet vom 8. bis 11. September das New Colours Festival Gelsenkirchen statt. Zum Festivalprogramm gehören Namen wie Joachim Kühn, Matthias Schriefl und die Gruppe Rymden sowie einige Neuentdeckungen. Neben regulären Konzerten will das Festival für ein großes Publikum zugänglich sein und bespielt daher auch öffentliche Räume in der City von Gelsenkirchen. Einen Überblick zum Programm gibt es unter: colours-festival.de +++ Gregor Huebner mit Konzerten in Deutschland +++ Liebhaber der Musik Gregor Huebners können sich auf verschiedene Konzerte und Veranstaltungen im September freuen. Noch an den Tagen 17., 21. und 22. September kann man Huebner in seinem Musik- und Comedy-Ensemble „Berta Epple“ (Beitragsfoto) erleben, jeweils in Bodnegg, Eislingen und Stuttgart. Es folgt eine „Stunde der Kirchenmusik“ mit dem Jazz-Streichquintett Arcogiani in der Paul-Gerhardt-Kirche in Plochingen. Am 24. September bespielt Huebner mit dem Pianisten Richie Beirach, der dieses Jahr seinen 75. Geburtstag feiert, das Dresdner Opernhaus (Semper 2). Weiterführende Informationen zu Konzerten von Gregor Huebner unter: gregorhuebner.com +++ Jazz Now! am 3. und 4. November 2022 in München +++ Im Rahmen des Jazzfest München 2022 findet die biennale …
WeiterlesenEnthoben und entrückt: Jörg Brinkmann Trio auf dem Gelsenkirchener Nordsternturm
Text und Fotos von Stefan Pieper. Weit reicht der Blick vom Gelsenkirchener Nordsternturm über das Ruhrgebiet. Lichter funkeln – und einige letzte Stahlwerke und Fabriken schicken vereinzelte Feuerstöße in den Nachthimmel. Die mächtigen Stahlräder im Maschinenhaus, welche einst die Aufzüge in die Tiefe der Schächte entließen, stehen heute still. Das Maschinenhaus ist heute eine spektakuläre Musikspielstätte, welche durch die Konzertreihe „Fine Art Jazz“ für den Jazz erschlossen wurde – an diesem Abend fühlt sich das Trio um den Cellisten Jörg Brinkmann in einem solchen Umfeld sichtlich wohl. Brinkmann, der heute in Bochum lebt, wollte im Alter von 15 Jahren nicht einfach nur die Kompositionen anderer, meist toter Komponisten nachspielen. Infiziert von Rock und Blues begann er, über harmonische Schemata zu improvisieren. Die Initialzündung wirkte nachhaltig: Heute spielt er so ganz das, was ihm die eigene innere Stimme sagt – und das hat ihn zum wohl prominentesten Crossover-Jazz-Cellisten im Lande werden lassen. Er verleugnet seine klassische Prägung dabei in keinem Moment. Sein Ton, den er auf seinem über 200 Jahre alten Instrument erzeugt, wirkt mächtig geerdet und berührt tief. Auch und vor allem, wenn Brinkmanns Spiel …
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