Das Jazzfestival Saalfelden als Weekender – Durchhaltewillen kann so schön klingen

Man lernt viel in diesen Tagen. Über die Blechlawinen des Individualverkehrs zum Beispiel, die die An- und Abreise zu einem an sich dezentral gelegenen Ort umfassend verlängern können. Oder über rudelweise auftretende Kubikrentner, die ihren Ruhestand alpentälerweise mit knatternd akustischer Umweltverachtung zu krönen versuchen. Man lernt auch etwas über Quarantäneverordnungen, die kurzfristig Konzertpläne über den Haufen werfen, über Sicherheitsbestimmungen, die ein 32-seitiges Konvolut in Bürokratenösterreicherisch umfassen oder über die Segnungen von QR-Codes, die eine weitgehend lückenlose Erfassung des Publikumsgeschehens ermöglichen. Man lernt aber auch anderes. Zum Beispiel, dass ein Publikum belastbar sein kann und sich nicht nur ohne Murren in lange Schlangen reiht, das eigene Konterfei bereitwillig mit vielfältig gestalteten Masken verhängt, Hände in Desinfektionslösungen badet, Tanzschritte domestiziert, entgrenzende Sitzordnungen akzeptiert, ja sogar den eigenen Rausch im Griff zu haben scheint. Man erfährt, dass Veranstalter über alle Schatten springen können und aus havarierenden Programmplänen neue Konstellationen improvisieren, die sich als inhaltlich stimmig und stellenweise sogar grandios herausstellen. Man bekommt vor allem mit, dass sich Künstler gegen die pandemische Absurdität zu stemmen verstehen, indem sie sich der Resignation mit einer Mischung aus Wut, Gestaltungslust und Selbstbewusstsein …

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