Götz Bühler, der neue künstlerische Leiter der jazzahead! im Gespräch

Nach 17 Jahren als künstlerische Leitung der jazzahead! übergeben Uli Beckerhoff und Peter Schulze an den 21 Jahre jüngeren Götz Bühler. Der festivalerfahrene Hamburger Journalist und Labelmanager hat 2021 die digitale Ausgabe der Bremer Fachmesse des Jazz und 2022 die dort angesiedelte Verleihung des Deutschen Jazzpreises moderiert. Als bestens vernetzter Multitasker war er der klare Wunschkandidat des Leitungsteams, zu dem von Seiten der Messe Bremen weiterhin Sybille Kornitschky gehören wird. Klaus von Seckendorff sprach für die JazzZeitung mit dem neuen künstlerischen Leiter. Klaus von Seckendorff: Zwei künstlerische Leiter gehen, einer kommt. Lässt sich diese Aufgabe überhaupt bewältigen? Götz Bühler: Auch wenn der Begriff „künstlerische Leitung“ das suggeriert: Es geht in Bremen ja nicht darum, wie bei einem normalen Jazzfestival ein komplettes Konzertprogramm zu kuratieren. Das wird auch nach so vielen Jahren jazzahead! noch häufig missverstanden, zum Beispiel von Musikern, die CDs an die „künstlerische Leitung“ schicken in der Hoffnung, dass sie gebucht werden. Ganz am Anfang gab es wohl noch Abendkonzerte im Kongresszentrum, für die Uli Beckerhoff und Peter Schulze selbst Musiker ausgewählt haben. Das hat sich geändert, als die jazzahead! zu einem Showcase-Festival geworden …

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+++ Peter Materna und Florian Weber läuten den Vorverkauf fürs Bonner Jazzfest 2023 ein +++ EUPHORIUM Mini-Festival in der Leipziger naTo +++

+++ Jazzfest Bonn: Musikalischer Auftakt zum Vorverkaufsstart: Peter Materna und Florian Weber erkunden den Raumklang des Bonner Münsters +++ Im Mai 2023 geht das Jazzfest Bonn in die nächste Runde, der Ticketverkauf startet am 1. Dezember. Wer nicht so lange warten will, erhält am Freitag, den 25. November 2022, einen Vorgeschmack auf das Programm. Saxophonist und Festivalleiter Peter Materna und der Pianist Florian Weber laden zu einem besonderen Hörerlebnis in die Münster-Basilika ein. „Im Zusammenspiel mit Florian Weber geht es mir besonders um die Zwischenmomente, die sich ergeben, wenn die Töne der Instrumente verhallen oder neu entstehen“, sagt Peter Materna. „Die Stille und Atmosphäre ist für das Empfinden genauso wichtig wie die Musik selbst.“ Das Kirchenschiff des frisch restaurierten Bonner Münsters mit seiner großen Klais-Orgel bietet eine ideale akustische Umgebung für diese musikalische Forschungsreise. Unter anderen wird Maternas Komposition „The Dancer“ den Ausgangspunkt der mal kontemplativen, mal energiegeladenen Improvisationen des Duos bilden. Als künstlerischer Leiter des Jazzfest Bonn prägt Peter Materna seit über zehn Jahren die Kulturlandschaft der Bundesstadt. Auch 2023 präsentiert er bei seinem Festival an elf Konzerttagen die ganze Bandbreite des zeitgenössischen Jazz. …

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Zwölf Schattierungen: Das Julia Hülsmann-Quartett mit neuer CD

(Von Sophie Emilie Beha) Die Kompositionen von Hülsmann und ihren Bandkollegen für das achte ECM-Album sind im gemeinsamen Spiel entstanden, geboren aus einer natürlichen Kontinuität. „Fluid“ beispielsweise ergab sich aus einem Online-Projekt, das die coronabedingt ins Wasser gefallene Usbekistan-Tour ersetzen sollte. The Next Door Julia Hülsmann hat es ursprünglich für ihr Quartett und die Trompeterin Hildegunn Øiseth geschrieben, auf „The Next Door“ erklingt es in einem schimmernden Arrangement mit einem freifließenden, wie locker aus dem Ärmel geschüttelten Klavier-Solo. Es wird abgelöst von Uli Kempendorff – demjenigen, der das neunzehnjährige Trio zum Quartett ergänzt. Aus seinem Tenor-Saxofon perlen endlos erscheinende Sechzehntelketten. Sein Spiel ist dabei immer klar, nie verhangen und geht konfliktlos auf das Spiel der anderen ein. Von Kempendorff stammt das Stück „Open Up“. Hier tänzelt er über stolpernde Becken-Rhythmen und schraubt sich schwindelfrei in Höhen, nur um danach seinen Bandkolleg*innen Platz zu machen. Die Auswahl der Stücke für die CD sei ein demokratischer Prozess gewesen, sagt Hülsmann. Und genau hier liegt das Qualitätsmerkmal dieses Albums: Balance. Wie in einem Mobile ist hier das große Ganze wie das kleine Detail genau austariert, und zwar weniger …

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Jazz im Radio. Foto/Montage: Hufner

Die Jazz-Radiowoche vom 17.01.22–23.01.2022

Ein kleiner Blick in die Radiowoche 3. Die Übersicht zum Download als PDF. Alle Angaben ohne Gewähr. Andere tolle Sendungen im Radio finden Sie in der Radiowoche im Bad Blog Of Musick. mo – 17.01.2022 17:50 bis 18:00 | SWR 2 SWR2 Jazz vor sechs 19:30:00 | Ö1 Kit Downes und Ankathie Koi 2021 bei den New Adits in Klagenfurt Christian Bakonyi präsentiert zwei Konzerte, die die stilistische Breite des 2010 gegründeten Festivals New Adits in Kärnten veranschaulichen, kuratiert von Pianistin Ingrid Schmoliner und Elektroakustiker Matthias Erian. Am 23. September 2021 trat in der Villa For Forest in Klagenfurt der 35-jährige britische Pianist Kit Downes auf, der zuletzt auch durch Einspielungen für ECM („Dreamlife of Debris“, 2019) hervorgetreten ist, in deren Rahmen er auf der Kirchenorgel improvisierend zugange ist. Downes brillierte mit einem frei improvisierten Set, in dessen kontrastreichen, expressiven Selbstgesprächen Echos von Arnold Schönberg und der Zweiten Wiener Schule ebenso zu vernehmen waren wie impressionistische Fragilitäten und zupackender jazziger Drive. Einen Tag später verhandelte am selben Ort Ankathie Koi Themen wie Eifersucht und mexikanische Dreiecksbeziehungen: Die aus Bayern stammende, in der Wahlheimat Wien hochgehandelte …

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Nik Bärtschs Solo-Album Entendre

Den Komponisten und Pianisten Nik Bärtsch verortet man spontan mit den Ensembles Ronin oder Mobile. Auf seiner neuen Aufnahme beschreitet er, zumindest beim Label ECM, dem er seit gut fünfzehn Jahre verbunden ist, neue Pfade. Mit „Entendre“ erscheint dort ein Piano-Soloalbum, das Bärtsch im ihm klanglich wohl vertrauten Auditorio Stelio Molo RSI in Lugano aufgenommen hat. Bärtsch hat sich, nach seiner ersten Soloaufnahme vor zwanzig Jahren, in diesem Metier kontinuierlich weiter entwickelt, ob im Rahmen der 2017er Solo-Tournee, anlässlich seines Recitals in New York zum fünfzigjährigen Jubiläum von ECM oder im von Bärtsch gegründeten Züricher Club EXIL, in dem er regelmäßig auftritt. Wo Nik Bärtsch draufsteht, ist auch Nik Bärtsch präsent. Was musikalisch im Ensemble funktioniert klappt solo entsprechend, wobei seine Musik dabei einen wesentlichen Aspekt hervorhebt: es finden sich Nuancen und Momente wieder, die man bereits von den Ensembles Ronin oder Mobile kennt. Anders als im Gruppenkontext aber, wirken Bärtschs Stücke solo gespielt fragiler, sensitiver. Die Kompositionen werden in der Regel nummeriert, mit „Modul“ betitelt und dienen so als musikalischer Rahmen, um sich entsprechend dem instrumentalen Umfeld anzupassen zu können.   Modul 58_12 Das …

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Klänge zum Zeitgeschehen – eine Veröffentlichung von Matthieu Bordenave

Gerade mal zwei Auftrittstermine hat Matthieu Bordenave für dieses Jahr 2021 auf seiner Homepage stehen. Davon nur einen mit seinem neuen Trio mit Patrice Moret (bass) und dem Pianisten Florian Weber. Mit diesen beiden hat der Franzose, der in Bayern lebt, sein neues Album „La Traversée“, also die Durch- oder Überfahrt, bei ECM eingespielt. Veröffentlicht worden ist es im Spätherbst, es ist das erste für die Edelschmiede und erinnert ein wenig an die Anfangszeit von Eichers Label mit seiner damals aufregend neuen Klangästhetik. Mit ruhigen, traumverloren schwebenden Stücken, die nach Zeilen und Bildern des französischen Schriftstellers und Poeten René Char betitelt und von diesen inspiriert sind, fügt das Trio dieser Tradition eine eigene Note hinzu. Diese ist neben Chars Poesie, die hierzulande wenig bekannt ist, auch von den Innovationen des Jimmy Giuffre Trio beeinflußt, das ebenfalls neue Akzente im Klangraum zwischen Jazz und zeitgenössischer  Kammermusik setzte. Auch für den lyrischen Franzosen mit dem weichen Klang auf seinem Tenor spielt der (Klang-)Raum eine gewichtige Rolle. Das ist bereits auch am starken Hall ablesbar ist, der sein Spiel von zartesten, fast verschwindenden Momenten bis zu kurzen vogelrufartigen …

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Joe Lovano Trio Tapestry – Garden of Expression  

Was für ein Glück für die Jazzgemeinde, dass der lange Jahre dem Label Blue Note verbundene Saxophonist Joe Lovano immer mal wieder bei ECM auftaucht. Seiner ersten Begegnung mit dem Münchner Label im Trio mit Paul Motian und Bill Frisell aus dem Jahr 2007, folgte 2009 eine Aufnahme im Quartett mit Steve Kuhn, David Finck und Joey Baron. Im Jahr 2019 dann schließlich das ECM Debutalbum von Lovanos Trio Tapestry. Mit der zweiten Veröffentlichung Garden Of Expression folgt nun der nächste, logische Schritt des Trio Tapestry. Bevor die drei Musiker zusammen kamen, spielten sie eigentlich komplett improvisierte Musik. Carmen Castaldi und Lovano verbindet eine langjährige  Freundschaft die seit Teenagerzeiten besteht. Sie sind zusammen aufgewachsen, besuchten zusammen das Berklee College und spielten über all die Jahre immer mal wieder zusammen. Marilyn Crispell und Lovano lernten sich Mitte der achtziger Jahre kennen, als Crispell gerade in der Band von Anthony Braxton spielte. Die Jazzwelt ist klein, man ist oftmals miteinander verbunden, jammt und spielt, tauscht sich aus und experimentiert gemeinsam. Bereits das 2019 veröffentlichte Debut Album Trio Tapestry wurde als musikalische Sensation gefeiert. Mit Garden of Expression …

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Die Corona-Ausgabe des „Inntöne“-Festivals

Wiese, Stimmen, Sensationen Natürlich war in diesem Jahr auch beim „Inntöne Festival“ alles anders. Lange war nicht klar, ob es überhaupt würde stattfinden können, der übliche Pfingsttermin war wegen Lockdown ohnehin schnell vom Tisch. Aber Paul Zauner, als Posaunist, Labelbetreiber („Pao“), Veranstalter (unter anderem auch des praktisch kompletten Jazzgeschehens in Passau) und Biobauer (mit Studium der Tiermedizin und Agrartechnik) in Personalunion sowieso ein Phänomen, wollte sein liebstes Kind nicht fallen lassen. Zumal es nebenbei auch einen runden Geburtstag feierte – seit 25 Jahren gibt es die aus dem schon 1986 von Zauner gegründeten „Jazzfestival Siegharting“ hervorgegangenen Inntöne, seit 2002 veranstaltet auf dem inzwischen von Zauners Sohn hauptverantwortlich geführten elterlichen Hof nahe Diersbach bei Schärding. „Jazz am Bauernhof“, wie es im Festival-Untertitel so schön heißt, blieb es. Aber nun ging es von der wegen ihrer exzellenten Akustik berühmten Scheune raus auf die Wiese, in die man für die notwendigen Abstände ein Schachbrettmuster eingemäht hatte. Die Gastronomie im Innenhof-Zelt, die Laufwege der in der Zahl reduzierten Zuschauer, auf die Masken- und Reservierungspflicht zukam – alles wollte organisiert sein, bis Zauner sich schließlich auch noch auf die Schnelle …

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Klangreiche Sounds voller Poesie: das Or Bareket Quartet aus New York beim Jazzclub Regensburg

Erstaunt erlebt ein unbekanntes israelisch-amerikanisches Jazzquartett wie es beim Debüt in Regensburg gefeiert wird. Es war ein seltenes Phänomen, welches bei Veranstaltern und Musikern gleichermaßen die Mundwinkel weit nach oben gehen ließ und Freude auslöste. Das Konzert des wenig bekannten Or Bareket Quartet aus New York beim Jazzclub Regensburg im Leeren Beutel war auf Anhieb so gut besucht, dass ein schwitzender und mammelnder Jazzclubmann mehrfach Stühle heranschleppen und anbauen musste. Trotzdem mußten noch einige Besucher, welche die ungünstige Sicht von der Seite scheuten, mit Stehplätzen vorlieb nehmen. Wie sich am Ende des zweistündigen Auftritts zeigte, waren sie damit keineswegs unzufrieden. Der stürmische Applaus, den die vier Musiker für ihr virtuoses Spiel wie für die zugängliche und zugleich farbige Musik erhielten, ging von allen aus. Zuvor hatte das Quartett, darunter die verwiegend verhalten trommelnde Schlagzeugerin Savannah Harris, bei der Zugabe noch einmal richtig aufgedreht, das Tempo angezogen.  Mit einer spritzigen battle zwischen dem sonst eher stoischen Gitarristen Charles Altura und dem wendigen, erfindungsreichen Pianisten Nitai Hershkovits bekam das Publikum noch einmal einen kräftigen Adrenalinschub für den Nachhauseweg. Auf der Europatour, an deren Schluss das Regensburg-Debüt stand, …

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Flügelhorn und Zeichentisch: Zum Tod von Herbert Joos

Er war ein kompromissloser Künstler, einer der sagte: „ Zuerst kommt das, was ich machen möchte, unabhängig davon, ob es jetzt gerade ‚in‘ oder ‚out‘ ist.  Dann erst kommt das Geldverdienen.“ Dieser Maxime blieb er treu und von daher war sein Künstlerleben immer ein Tanz auf der Rasierklinge. Durch den immensen Erfolg des Vienna Art Orchestra wurde der Flügelhornist und Trompeter Herbert Joos zu Beginn der 80er-Jahre endlich einem breiteren Publikum zum Begriff. Da stand er schon zwei Jahrzehnte auf der Bühne. Seit Mitte der 1960er Jahre gehörte er zum Modern Jazz Quintet Karlsruhe, aus der dann die Gruppe Four men only (mit Wilfried Eichhorn und Rudolf Theilmann) entstand. Anschließend war er Mitglied in verschiedenen Modern- und Freejazz-Formationen (u. a. mit Bernd Konrad, Hans Koller und Adelhard Roidinger bzw. Jürgen Wuchner). Er spielte auf dem Free Jazz Meeting Baden-Baden bei einem Flügelhorn-Workshop mit  Kenny Wheeler, Ian Carr, Harry Beckett und Ack van Rooyen. Außerdem leitete er sein eigenes Bläsertrio, Quartett und Orchester. Aus den über 50 Alben, die er unter eigenem Namen herausbrachte oder auf denen er als Sideman zu hören ist, ragt die Soloplatte …

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