Fabulous Swedish Jazz on Stage

Warum gibt es so viele gute Jazzmusiker aus skandinavischen Ländern? Jazzmusik scheint dort einfach einen anderen Stellenwert zu haben als in Deutschland. Das drückt sich im Ausbildungssystem aus, aber auch in einer Exportförderung, wie sie deutsche Künstler schon lange vermissen. Aktuelle schwedische Export-Künstler waren jetzt in der Unterfahrt zu Gast: Das „Fabulous Swedish Jazz on Stage“-Showcase der Gesellschaft Svensk Jazz unter der Schirmherrschaft von Nils Landgren präsentierte auf der legendären Münchner Bühne drei Bands mit drei jeweils ganz verschiedenen Konzepten. Gemeinsam war ihnen nur die Staatsangehörigkeit – abgesehen von zwei dänischen Mitspielern – und der Mut zur Innovation. Die Band Nacka Forum orientiert sich an großen Vorbildern des freien afroamerikanischen Jazz wie Ornette Coleman oder dem Art Ensemble of Chicago. Aber auch die intergalaktische Musik eines Sun Ra stand Pate. Schön dass sich jemand an das Musikvermächtnis insbesondere der beiden Letztgenannten traut. Das Nacka Forum hielt sich dabei nicht Note für Note an die Musik der Vorbilder, sondern erweckte eher deren Geist zum Leben. Davids Angels ist ein ungewöhnliches Pop-Jazz-Konzept, in dessen Zentrum die Sängerin Sofie Norling steht. Nicht Improvisation stand hier im Vordergrund, sondern …

Weiterlesen

+++News +++ Stimmgewaltiger Abschluss bei Jazz & The City in Salzburg +++ IBK-Förderpreis verliehen +++ Förderprogramm zur Digitalisierung der Live-Musikclubs startet +++

+++ Stimmgewaltiger Abschluss bei Jazz & The City in Salzburg +++ 5 Tage, 80 Konzerte, 30 Locations und rund 35.000 BesucherInnen – die 16. Auflage des Festivals Jazz & The City lockte Jazzfans aus aller Welt in die Salzburger Altstadt und bewies einmal mehr, dass sich die Stadt nicht nur als hervorragende Bühne für österreichische KünstlerInnen sondern vor allem auch für internationale Stars eignet. Zum krönenden Abschluss brachte Omar Sosa mit seinen hörbaren kubanischen Wurzeln Schwung ins Publikum des Salzburger Landestheaters und Lisa Simone erfüllte den Raum mit ihrer gewaltigen Stimme! „Jazz & The City“ hat es geschafft: Von anfänglichen 18 Konzerten an drei Spielstätten im Jahr 1999, hat es sich 16 Jahre später in ein Festival mit internationaler Strahlkraft entwickelt. Die rund 80 unterschiedlichen KünstlerInnen entführten die BesucherInnen auf eine musikalische Reise um die ganze Welt. Stars wie Dhafer Youssef, Anouar Brahem, das Avishai Cohen Trumpet Trio, Chris Potter, Bill Frisell, John Scofield & Joe Lovano, Eska, Omar Sosa, Lisa Simone und viele mehr waren die absoluten Highlights und lösten mit ihren Auftritten am vergangenen Wochenende wahre Begeisterungsstürme aus. Zahlreiche Österreichpremieren u.a. von Yom, …

Weiterlesen

Dieser Applaus ist Geld wert

Am gestrigen Abend zeichnete Kulturstaatsministerin Monika Grütters zum dritten Mal herausragende Livemusikprogramme mit dem sogenannten Spielstättenprogrammpreis der Initiative Musik aus. Dieser firmiert erstmals unter dem neuen Namen APPLAUS – ein Kürzel für ‚Auszeichnung der Programmplanung unabhängiger Spielstätten‘. Mit der Verleihung des bundesweiten Preises sind Förderungen in Höhe von 905.000 Euro verbunden. Die Veranstaltung fand dieses Jahr in Kooperation mit dem Kulturreferat München sowie dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie in der Münchener Muffathalle statt. „What’s a Muffat“ – diese Frage stellte sich der eine oder andere auswärtige Künstler beim Rundgang und Empfang durch das Muffatwerk, einem ehemaligen Wasserwerk am Isarufer. Georg Muffat – diese kleine Abschweifung muss sein – war ein Komponist und Organist des Barock und wirkte unter anderem im nahegelegenen Passau am Hof des Bischofs Johann Philipp von Lamberg als Kapellmeister und Hofmeister der Edelknaben als Kapellmeister. Damals war man noch am Hofe angestellt, heute ist man unabhängig und schlank im Budget. Zahlreiche Spielstätten, das wurde bei den Laudationes der Moderatorin Nina Sonneberg immer wieder deutlich, sind ohne Ehrenamt und Selbstausbeutung nicht denkbar. Der APPLAUS 2015 zeichnete 64 herausragende …

Weiterlesen

Audience Development (14) – weiterführende Literatur

Hier noch ein kleiner Nachtrag zu meiner Audience Development-Blogserie – eine Leseliste für alle, die das Thema gerne noch weiter verfolgen möchten. Ein wesentlicher Teil meiner Ressourcen zu dieser Reihe entstammt einer Katalogsuche mit dem Stichwort Audience Development im Jazzinstitut Darmstadt. Gerade die zahlreichen Artikel älteren Jahrgangs sind leider nur dort im Archiv zu finden, können aber gegen kleine Gebühr nicht nur vor Ort kopiert, sondern auch per mail in digitalisierter Form bestellt werden. Viele der jüngeren Artikel (nach 2000) sind, wie könnte es anders sein, im Internet jederzeit kostenlos abrufbar. In diesen Fällen ist der Link beigefügt. Auffällig ist die ungleiche zeitliche Verteilung der Quellen: War das Thema „Jazzpublikum“ in der zweiten Hälfte der 1950er und der ersten Hälfte der 1960er offenbar von großer Aktualität, verschwand es anschließend lange Jahre in der Versenkung, bis ihm Dollase/Rüsenberg/Stollenwerk 1978 erstmals ein ganzes Buch widmeten. Danach dauerte es weitere zwanzig Jahre, bis sich mit Beginn des neuen Jahrtausends zahlreiche Autoren wieder dem Thema annahmen. Interessant, aber wissenschaftlich nicht zu beantworten wäre die Frage, inwieweit die beobachteten Häufungen mit der Marktdurchsetzung neuer Massenmedien (Fernsehen in den 1950ern, Internet …

Weiterlesen

Jazz und Film – Jazz im Film – Film im Jazz: die 39. Leipziger Jazztage stehen im Zeichen des „Cinematic Jazz“

Jazz und Film – Jazz im Film – Film im Jazz: Die 39. Leipziger Jazztage stehen vom 1. bis 10. Oktober 2015 im Zeichen des »Cinematic Jazz«. Mehr als 70 Musiker und Visualisierungs- künstlerinnen aus 9 Ländern spielen dabei in 13 Locations, vom Schauspielhaus über Kirchen bis zu verschiedenen Clubs der freien Szene Leipzigs. Anlässlich von 1000 Jahren Leipzig gibt zudem Star-Pianist Brad Mehldau ein Solo-Konzert in der Thomaskirche. Außerdem dabei: Nils Petter Molvær, Renaud García-Fons, Sex Mob, Michael Wollny, Wayne Krantz, Johanna Borchert, Omer Klein, Klima Kalima u.a. Spätestens seit Louis Malles Kinoklassiker »Fahrstuhl zum Schaffott« und dessen legendärem Soundtrack von Miles Davis spielt Jazz im Film immer wieder eine große Rolle (man denke nur an Woody Allens Filme oder zuletzt an Jan-Ole Gersters »Oh Boy«). Seit einiger Zeit ist aber auch umgekehrt das Filmische immer präsenter im Jazz geworden (man denke hier an die Auftritte von Erika Stucky, Skalpel oder Mouse on Mars während der letzten Leipziger Jazztage). Es ist also an der Zeit, »Cinematic Jazz« aufs Tableau zu bringen.   Hier ein Überblick über die cinematischen Konzerte auf den Jazztagen 2015 Jazztage-Vorab-Konzert …

Weiterlesen

Deutsch-dänische Freundschaft beim 37. Copenhagen Jazz Festival 2015: „Fusk“

Von Godehard Lutz, Fotogalerie von Ralf Dombrowski – „Pfusch“ nennt der dänische Schlagzeuger Kasper Tom Christiansen sein Berliner Avantgarde-Quartett mit Philipp Gropper (ts), Rudi Mahall (bcl) und Andreas Lang (b),dem zweiten Dänen von der Spree, das sich durch Spontaneität und (Improvisations-) Freude auszeichnete. Barefoot Records in Christianhavns Beboerhaus war dabei eine der rund 100 Spielstätten, an denen innerhalb der 10 Tage vom 3. bis 12. Juli in und um Kopenhagen rund 1250 Konzerte in allen Stilrichtungen von 10 Uhr morgens bis weit nach Mitternacht stattfanden. In Clubs, Cafes, Bars, Theatern, Konzerthallen und unter freiem Himmel in Parks, auf Straßen, Plätzen und am Hafen. Workshops, Kinder-und kostenlose Konzerte. In lokalen, nationalen und internationalen Besetzungen. Mit Stars wie David Sanborn, Ben Sidran, Jamie Cullum, Gary Peacock, Alvin Queen, Kenny Barron, Joe Lovano, Enrico Pieranunzi, Dave Liebman, Michel Camilo, Chick Cora und Herbie Hancock, Mike Stern, Didier Lockwood, Salif Keita, Palle Mikkelborg und Marilyn Mazur. Und mit sehr vielen weniger bekannten dänischen, skandinavischen und baltischen Musikern. Insgesamt ein Festival der Superlative mit deutlichem dänisch-nordischen Akzent, das nur in kleinen Dosen und mit Hilfe der umfangreichen Programmzeitung zu bewältigen …

Weiterlesen

+++ News +++ Dresdner Drum & Bass Festival 2015 +++ Fotograf Christian Wurm verstorben +++ Stingray Rising Star Award für Florian Hoefner

+++ Dresdner Drum & Bass Festival 2015 +++ Auch nach neun Jahren wird das Dresdner Drum & Bass Festival seinem früh entstandenen Ruf, zu den innovativsten und coolsten Festivals seiner Art in Europa zu gehören, gerecht. Mehr als 30 Künstler aus acht Nationen, darunter fast ausschließlich Festival-Erstlinge, gestalten am 19. September 2015 diesen besonderen Tag in Sachsens schöner Elbmetropole. Dass es nach acht Festivals mit mehr als 200 Künstlern so wenig Wiederholungen gibt, liegt neben der Größe der Szene und ihrem schnellen Wachstum eben vor allem am Anspruch der Veranstalter, stets neue Impulse zu setzen. Zwar ist das Programm dieses Jahr mit deutlich weniger „Big Names“ bestückt als bisher. Doch zwischen den Headlinern Russ Miller, Rhani Krija, Chuck Rainey und Stuart Hamm entdeckt man wahre Perlen der Rhythmus-Zunft. Richard Spaven beispielsweise gilt noch als Geheimtipp, obwohl er aus der Neosoul und HipHop Szene nicht mehr wegzudenken ist. Der 26-jährige Amir Bresler aus Tel Aviv ist Vollblut-Jazzer und seit Jahren schon an der Seite von Starbassist Avishai Cohen aktiv. Zum Festival pendeln Workshop und Konzert (mit Bemet) eher zwischen Breakbeat und Dubstep – spektakulär! Die Schweizer …

Weiterlesen

Swiss Jazz Award für Raphael Jost

Raphael Jost gewinnt den Swiss Jazz Award 2015 Ascona/Basel 29.6 – Raphael Jost und seine „lots of horns“ Band sind die Gewinner der 9. Ausgabe des Swiss Jazz Awards. Das Finale fand am Sonntagabend im Rahmen des Festivals JazzAscona in Ascona statt. Die drei Finalisten hatten sich dafür in vorangegangenem Online-Voting qualifiziert. Ausser den Gewinnern waren dies Beat Baumli & Jürg Morgenthaler Trio und Piri Piri. Die drei Bands traten nacheinander in halbstündigen Sets auf und sammelten so nochmals Stimmen vom Publikum und der Jury, zu der dieses Jahr erstmals Pepe Lienhard hinzu gehörte. Raphael Jost & lots of horns vermochten mit ihrem hervorragenden Zusammenspiel, ihrer starken Bühnenpräsenz und dem Abwechslungsreichen Programm sowohl Publikum als auch Jury überzeugen. Den Gewinnern stehen nebst dem Award und erhöhter Medienpräsenz auch Auftritte an Schweizer Festivals und Jazz Clubs bevor, unter anderem am Festival da Jazz in St. Moritz am 9. August 2015 und am JazzAscona 2016. Ermöglicht werden diese sowie der gestrige Finalabend von den Organisatoren des Swiss Jazz Awards: Dem SRG SRF-Sender Radio Swiss Jazz und dem Festival JazzAscona, mit Unterstützung vom Migros-Kulturprozent und den teilnehmenden Jazz …

Weiterlesen

Dusko Goykovich erhält Musikpreis der Landeshauptstadt München

Gestern Abend wurde der Trompeter Dusko Goykovich im Alten Rathaussaal in München mit dem mit 10.000 Euro dotierten Musikpreis der Landeshauptstadt München ausgezeichnet. In der Begründung der Jury hieß es: „Er gilt als Souverän aller Spielklassen, dem es bei aller Virtuosität und musikalischer Kompetenz trotzdem niemals wichtig war, als der Weltstar gefeiert zu werden, der er eigentlich ist. Und er lässt es sich weiterhin auch mit 83 Jahren nicht nehmen, regelmäßig mit seiner Trompete in Münchner Clubs oder an der Hochschule zu erscheinen, um die anderen an seiner Kunst und seinen Erfahrungen teilhaben zu lassen.“ Seit 1968 lebt Goykovich in München und entwickelte sich über die Jahre zu einer Autorität des europäischen und internationalen Jazz. Im bosnischen Jajce 1931 geboren, lernte Dusko Goykovich die Trompete zunächst im folkloristischen Umfeld seiner Heimat kennen und studierte Anfang der fünfziger Jahre Musik und Philosophie an der Musikhochschule von Belgrad. Bald darauf zog er nach Deutschland und fand schnell Anschluss an die Live-Szene. Mit einem weiteren Studium in Boston verfeinerte Goykovich seine Kunst und knüpfte Kontakte zu berühmten Bandleadern wie Woody Herman und Maynard Ferguson. Bildergalerie von Ralf Dombrowski …

Weiterlesen

Die Wahrheit über JazzhörerInnen: Untreu, aber glücklich!

Die empirische Sozialforschung ist für gewöhnlich unbestechlich. Die Ergebnisse sind nicht in Zweifel zu ziehen. Da kann man die Akkorde zählen, Intervalle in Konstellationen setzen und den Jazzomat ranlassen. Oder man kann die soziale Situation der Jazzmusiker erheben wie in der JazzStudie 2015 … Und manches Ergebnis prallen direkt auf Milz und Hirn, so wie dieses, das in einer Pressemitteilung im Maileingang landete: „Untreue hören Jazzmusik“: „Jazz, Salsa und Pop sind die drei Musikgenres mit Fans, die am wahrscheinlichsten ihrem Partner untreu sind.“ Herausgefunden hat das ein Institut mit dem vielversprechenden Namen Victoria Milan. Das hat seine Mitglieder nach ihrem Musikgeschmack befragt und danach, ob sie beim Musikhören eher an ihre Liebhaber oder die langfristigen Partner denken täten. Eine absolut hieb- und stichfeste Erhebungsmethode liegt dem zugrunde. Fakten: Es geht hier um 19% der JazzhörerInnen, die potentiell angeblich untreu sind. Diese ruchlosen, amoralischen Jazzfans aber auch. Wer seine Ruhe suchen möchte, meide den Jazzclub, das Jazzfestival. Jeder Ton droht zu einer Verführung zu werden. Gierige Blicke plötzlich überall. Der Chef von Victoria Milan, ein gewisser Sigurd Vidal (oder Vedal, die Mail ist hier nicht ganz …

Weiterlesen