Beruf: Jazzmusiker (5) – Zusammen ist man weniger allein

Jazzmusiker sind oft als Einzelkämpfer unterwegs in einem Arbeitsfeld, das sehr auf den „ganz eigenen, persönlichen Stil“ fixiert ist. Jeder sucht für sich nach einer Nische, einer Marktlücke, in der er sich sein Auskommen sichern kann. Und die Kollegen sind immer auch ein Stück weit Konkurrenten. Wollen wir unser Werk einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machen, ist es fast unumgänglich, dass wir uns in Abhängigkeiten begeben – zu Konzertveranstaltern, Booking-Agenturen, Labels oder Musikverlagen. Solange es dem Marktsegment, in dem wir Einzelkämpfer uns bewegen, einigermaßen gut geht – und das war im 20. Jahrhundert recht lange so –, funktioniert diese „Infrastruktur“ und wir können wir es uns leisten, unseren individualistischen Ansatz konsequent zu verfolgen. In schwierigen Zeiten aber – und momentan sind sie etwas schwierig – wird schnell deutlich, dass der einzelne Musiker das schwächste Glied der Kette ist. Gehen die Einnahmen aus Konzertkarten- und Tonträgerverkauf zurück, reichen Veranstalter, Agenturen und Labels das wirtschaftliche Risiko stets an den Musiker weiter, um ihr eigenes wirtschaftliches Überleben zu sichern. Da wir Musiker aber niemanden haben, auf den wir das Risiko abwälzen könnten, stehen wir plötzlich vor der Frage, für …

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Radio-Tipp: taktlos „Jazz prekär“

Am 12. Dezember 2013  wird von 21.03 bis 22.00 Uhr live aus dem Studio 9 des Bayerischen Rundfunks in München die Sendung taktlos gesendet. Die Moderation übernehmen wie immer JazzZeitungs-Herausgeber Theo Geißler und Marlen Reichert. Thema ist der Jazz. Hier einige Zeilen zum Inhalt – eigentlich toll: Es gibt so viel Jazz wie nie zuvor. Aber der Markt ist klein. Jazzclubs und –musiker müssen sich das Publikum teilen, stehen in Konkurrenz und treiben teilweise in die Insolvenz. Die „Initiative Musik“ des Bundes legte jetzt ein hochdotiertes Spielstättenförderungsprogramm auf. Was kommt davon aber bei den Musikern und Clubs wirklich an? Tropfen auf den heißen Stein oder Impuls für ein neuerblühendes Jazzleben in Deutschland? Darüber diskutieren bei taktlos 170  auf BR-Klassik Musiker, Clubbetreiber und Förderer. Gäste sind Michael Stückl (1. Vorsitzender Unterfahrt, München), Monika Roscher (Musikerin, München), Oliver Hochkeppel (Journalist, SZ, JazzZeitung), Live-Musik: Duo Kreitmeier & Zehrfeld. Weitere Informationen auf der Website von taktlos.

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Jazzclub des Monats November: Der Jazzclub Regensburg

Der Jazzclub Regensburg wurde vom Staatsminister für Kultur und Medien mit dem Spielstättenprogrammpreis 2013 ausgezeichnet. Aus 320 Einsendungen wählte eine Fachjury 55 Preisträger in drei Kategorien aus. Damit zählt der Jazzclub Regensburg zu insgesamt noch 12 ausgezeichneten Clubs aus Bayern. Unsere Mitarbeiterin Caro Kirsch hat sich den Club näher angeschaut. Mitten in der Innenstadt der 130.000-Einwohner-„Metropole“ Regensburg und doch versteckt in einer kleinen Seitengasse gibt nur ein kleines Schild einen Hinweis auf den Sitz des Jazzclubs Regensburg in der Bertoldstraße. Seit 1988 hat der gemeinnützige Verein hier ein kleines Büro gemietet, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Saal des Leeren Beutels, in dem die Livekonzerte stattfinden, die der Jazzclub das ganze Jahr über organisiert. Schon in den 1970ern gab es erste Bestrebungen, den Jazz in die Stadt an der Donau zu bringen. Der Pianist und Jazzpionier Richard Wiedamann rief in privater Initiative den Jazzkeller Rabozil ins Leben, der aber 1980 einem Hochwasser zum Opfer fiel. Der nächste Versuch durch das Ehepaar Winnie und Traudl Freisleben, Livekonzerte in der Kulturkneipe Einhorn zu initiieren, war nachhaltiger von Erfolg gekrönt. Aus diesen Vorläufern entstand 1987 der Jazzclub Regensburg e.V. Heute …

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Trio Schmetterling – „Hört euch die Musik einfach an“

Wo andere von der Musikhochschule kommen und eifrig demonstrieren, was sie studiert haben, da haben sich Bassist Alexander Binder, Gitarrist/Keyboarder Keisuke Matsuno und Schlagzeuger Jan Roth schon lange auf denkbar entspannteste Weise freigespielt. Sie wohnen in New York, Berlin und Erfurt und pendeln zwischen ihren eigenen Projekten. Dazu gehören deutsche Indiebands, Pop, Elektronik und auch die improvisierte Musik. „Hört euch die Musik einfach an!“ fordern sie jetzt, wo sie ihr zweites Album – erstmalig auf dem Berliner Traumton-Label vorlegen. Und dies lässt eintauchen in chromatische Herbststimmungen und minimalistische Soundfrickeleien mit 80er-Jahre-Synthiepop-Klangfarben, die stilecht aus einem Roland „Juno 60“-Synthesizer kommen. Verquere Rhythmen poltern, verspielte Melodien streicheln die Seele, aberwitzige Gitarrenimprovisationen türmen sich himmelhoch – und all das passiert nicht eitel um seiner selbst willen, sondern ist erstaunlich leicht miteinander verwoben. Aus Klangfarben werden Bilderfolgen, und es entsteht der Soundtrack für kürzer werdende Tage in dieser Jahreszeit. Dass ein Album so funktioniert, muss man erst mal hinbekommen! „Trio Schmetterling spielen Jazz in klassischer Instrumentierung, abseits von klassischen Strukturen. Das ist dann auch kein jazz mehr, das ist Popmusik ohne Pop, das ist progressiver Rock ohne Rock, das …

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Neuer Wettbewerb der LAG Jazz in Bayern: Hansjürg Hensler Jazz-Wettbewerb

Im Rahmen des 30. Kemptener Jazzfrühling  wird am 30. April 2014 zum ersten Mal der LAG-Jazz-Preis vergeben. Zum Gedenken an den langjährigen Vorsitzenden Hansjürg Hensler schreibt der Kleinkunstverein Klecks e.V. den „Hansjürg Hensler Jazz Wettbewerb“ aus. Die Siegerband erhält den erstmals durch die LAG Jazz Bayern vergebenen „LAG Jazz Preis“ – eine organisierte und begleitete Tournee durch namhafte Clubs und Spielstätten in ganz Bayern. Teilnahme & Bewerbung: Teilnehmen dürfen alle Musiker und Musikgruppen ab zwei Personen welche das 30te Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Stilistisch sind alle Arten des Jazz zugelassen. Mindestens ein Mitglied der Formation muss in Bayern geboren sein oder einen festen Wohnsitz in Bayern haben. Studenten an bayerischen Hochschulen und Universitäten sind ebenfalls zugelassen. Die Bewerbung setzt sich wie folgt zusammen: 3 x CD mit drei Titeln (davon mind. zwei Eigenkompositionen) professionelles Bildmaterial schriftliche Beschreibung der Band/ des Projektes Link zu Videos auf Youtube, Vimeo etc. (optional, falls vorhanden) Die Vorausauswahl aus allen Einsendungen wird durch ein Punktesystem von einer unabhängig abstimmenden Jury getroffen. Neben musikalischen Aspekten fließt auch die Präsentation und Professionalität der Bewerbung mit in die Bewertung ein. Bewerbungsschluss ist …

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Die Jutta Hipp-Story, nacherzählt von Dietrich Schlegel

[Dieser Text ist in der Printausgabe 4-13 erschienen.] Am 7. April jährte sich zum zehnten Mal der Todestag der Jazzpianistin Jutta Hipp – Anlass für die Saxophonistin Ilona Haberkamp, „Europe’s first lady of Jazz“ und „first white European woman on Blue Note“ mit einer ungewöhnlichen CD zu würdigen. „Cool is Hipp is Cool“, im Februar aufgenommen, von Laika Records produziert und im Mai veröffentlicht, wurde zu einer gelungenen Hommage an eine singuläre Musikerin und Künstlerin, die in der Geschichte des deutschen und europäischen Jazz der Nachkriegszeit einen wichtigen Platz einnahm, nicht zuletzt als für lange Jahre einzige Instrumentalistin in der Männerwelt des Jazz. Unvergessen sind ihre umjubelten Auftritte auf den Frankfurter Jazz-Festivals von 1953 bis 55. Die junge attraktive Frau, in Leipzig geboren und aufgewachsen, 1946 in den Westen geflüchtet, war ein Star. Auch der einflussreiche amerikanische Jazzkritiker Leonard Feather war von ihr beeindruckt, als er sie bei einem Auftritt mit ihrem Quintett in einem Jazzclub in Duisburg ausfindig gemacht hatte. Er lud sie nach New York ein, wo sie Ende 1955 eintraf, monatelang auf ihre Spielerlaubnis warten musste, aber dann ein von Feather vermitteltes …

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Über 400.000 Euro gehen bei Spielstättenprogrammpreis an Jazzclubs

Mehr als 300 Spielstätten des Rock, Pop und Jazz hatten sich beworben, nun wurden 55 von ihnen für ihr herausragendes Programm ausgezeichnet. Am Abend des 25. September übergab Kulturstaatsminister Bernd Neumann in Hamburg persönlich die Preise. Dabei ging ein Großteil der Preise und Prämien an Jazzclubs. (Die Liste aller Preisträger siehe unten!) „Wir freuen uns, dass mehr als die Hälfte der Preise an Spielstätten des Jazz vergeben werden und diese insgesamt über 400.000 Euro Preisgelder erhalten“, so Volker Dueck, Sprecher der BKJazz und Jurymitglied des Preises, „Das zeigt, dass kleine Clubs und Programmreihen gerade für Jazz essentiell sind und dieser Preis genau an der richtigen Stelle wirkt.“ Ursprünglich wurde die Idee eines Spielstättenprogrammpreises vor 10 Jahren von der Bundeskonferenz Jazz (BK Jazz) entwickelt. Die BK Jazz setzte sich seitdem in ungezählten Sitzungen und Gesprächen auf bundespolitischer Ebene für diesen Preis ein und konnte letztendlich gemeinsam mit der Initiative Musik erreichen, dass der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages im November 2012 erstmals 1 Million Euro für dessen Realisierung freigab. „Die Preisträger und ihre spannenden Programme zeigen, dass die langjährige politische Überzeugungsarbeit der Bundeskonferenz Jazz für diesen Preis …

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Los geht’s: jazzahead! gibt Startschuss für Bewerbungsverfahren zum Showcase-Festival 2014

Das Bewerbungsverfahren für die jazzahead! 2014 (24.-27. April 2014) ist ab sofort eröffnet. Bewerbungen sind für die German Jazz Expo (Künstler aus Deutschland), Danish Night (Jazz aus dem Partnerland 2014: Dänemark), European Jazz Meeting (europäische Jazzformationen), Overseas Night (Jazz aus Übersee) möglich. Die Bewerbungsfrist endet am 31.10.2013. Wie bereits in den vergangenen Jahren erfolgen die Einreichungen ausschließlich über die Webseite www.jazzahead.de. Die Bewerbungsbedingungen sind ebenfalls dort nachzulesen. Fragen beantwortet zudem Julia Marzalla marzalla@jazzahead.de vom Team der jazzahead!. Vier internationale Jurys wählen aus allen Bewerbungen die 44 teilnehmenden Showcase-Bands aus. Diese Jurys, bestehend aus wichtigen Entscheidern der Jazz- und Musikszene mit Festivaldirektoren, Programmverantwortlichen von Clubs sowie Medienvertretern, tagen Anfang November. Im vergangenen Jahr erhielt die jazzahead! für ihr Showcase-Festival insgesamt 267 Bewerbungen aus 26 verschiedenen Ländern. Der Auftritt in den Showcase-Konzerten der jazzahead! sichert den Showcase-Bands die Aufmerksamkeit eines internationalen Entscheider- und Fachpublikums. Bereits zum neunten Mal trifft sich im kommenden April die Jazzwelt in Bremen – damit ist die jazzahead! das Forum für die internationale Jazzbranche. Hier werden Bands gebucht, Verträge geschlossen, sich ausgetauscht und vernetzt. “jazzahead! ist ein großartiger Ort, sich als Künstler der …

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Jazz in Berlin (4)

Es ist noch nicht lange her, da strömten Jazzmusiker von überall her, um hinfort in der Hauptstadt zu leben. Umbruch! Aufbruch!! Experiment!!! In geschätzten 200 Clubs konnte man Tag und Nacht performen, mal mit zwei Schlagzeugern, mal mit drei DJs, lauter Überraschungs-Gigs mit Überraschungs-Gästen – und 30 Euro Gage gab’s auch noch! Heute – so habe ich mir im Schwarzen Café in der Kantstraße erzählen lassen – muss man einen Überraschungs-Gig schon ein halbes Jahr vorher anmelden, die Wartelisten für interessierte Musiker sind ellenlang. Gagen gelten in Berliner Clubs schon seit einer Weile als uncool, also spielt man auf Eintritt. Eintrittsgelder gelten aber inzwischen auch als uncool, also lässt man nur noch den Hut rumgehen. Die Tendenz ist klar: Bald ist der Hut uncool und die Musiker müssen dafür bezahlen, dass sie überhaupt spielen dürfen. Die typische Ansage nach der Pause lautet jetzt schon: „Danke, dass ihr noch nicht gegangen seid.“ Dann sind die 15 Zuhörer immer ganz stolz auf sich.

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nmz-TV-Bühne: Hochsubventionierte Klassik – unterbezahlter Pop und Jazz?

In unserem Post „Wo bleibt der deutsche Jazz“ über den ZEIT-Online-Artikel zur Deutschen Jazzszene kam kürzlich wieder die Situation des deutschen Jazz zur Sprache. Im genannten Artikel hat unter anderem Felix Falk von Mo‘ Blow die fehlende Exportförderung für deutsche Bands beklagt, die es zum Beispiel in skandinavischen Ländern sehr wohl gibt, mit der Folge, dass deutsche Jazzbands einen Wettbewerbsnachteil bei Engagements für Festivals und Clubs haben. Julia Hülsmann hat im nmz-TV-Studio auf der Musikmesse 2011 ins selbe Horn gestoßen: Über die Bedingungen in der deutschen Jazz- und Popszene im Vergleich zum stark subventionierten Klassikbetrieb hat Jazzzeitungs-Redakteurin Ursula Gaisa auf der Messe mit Julia Hülsmann (Musikerin, Sprecherin Bundeskonferenz Jazz), Peter Ortmann (Deutscher Musikrat, Projektleiter „Jugend jazzt“, Bundeskonferenz Jazz), Udo Dahmen (Pop-Akademie Baden-Württemberg) und Ina Keßler (Initiative Musik) über Themen wie Spielstättenförderung und Exportsubventionierung für deutsche Bands gesprochen. Das komplette Gespräch im Stream auf nmzMedia

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