Universalist, Forscher, Musikant – Zum Tod des Jazzpianisten und Komponisten Chick Corea

[avatar]Ralf Dombrowski[/avatar] Chick Corea war ein Meister des Verspielten. Natürlich ist das eine Vereinfachung. Denn hört man seine Improvisationen mit dem analytischen Ohr oder vertieft sich in Notenblätter und Partituren seiner zahlreichen Kompositionen, wird die Leichtigkeit der Oberfläche schnell zu profunder Komplexität der Gestaltung. Aber darum ging es ihm nicht. Musik sollte zugänglich wirken, greifbar sein, ihm selbst, seinen Mitmusikern und dem Publikum Freude machen. Ein Medium, das die eigene Inspiration beflügelt und die Neugier befeuert. Kurz bevor er am 9. Februar 2021 in Tampa, Florida, an einem spät diagnostizierten, bösartigen Krebs starb, gab er der Welt noch eine über seine Website verbreitete Botschaft mit: „Ich danke allen auf meiner Reise, die geholfen haben, das Feuer der Musik am Lodern zu halten. Ich hoffe außerdem, dass alle, die eine Ahnung vom Spielen, Komponieren, Auftreten haben, das auch weiterhin machen, wenn schon nicht für sich selbst, so doch für alle anderen. Die Welt braucht nicht nur mehr Künstler, Musik macht einfach auch unglaublichen Spaß“. Und dieses Motto trieb ihn an, ein Leben lang. Schon in jungen Jahren hörte Armando Anthony, am 12.Juni 1941 in Chelsea, Massachusetts …

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Achtsam scheitern mit Christin Henkel im TELEMILLA STREAM

Der TELEMILLA STREAM ist der Corona-Sender des Münchener  MILLA-Clubs.  Am 5. Februar 2021 um 20.00 Uhr präsentiert dort Christin Henkel vor laufender Kamera  Lieder und Geschichten aus ihrem neuesten Programm und Buch. Um was geht es bei dieser crossmusikalischen Lesung bzw. Henkels klavierkabarettistischem Chansonabend? Achtsamkeits-Meditation? Golden Milk? Waldbaden? Eigentlich sind Christin Henkel ja Großstadttrubel und ein leichter Damenschwips lieber, aber irgendetwas scheint dran zu sein am schönen, neuen #greenlifestyle. „Achtsam scheitern – Wie ich die Erde retten und dabei gut duften wollte“ heißt ihr neues Buch, in dem sie die urbane Esoteriker-Elite auf charmante Art und Weise einmal so richtig durch den Kurkuma-Latte zieht. Gemeinsam mit Demeter-Denis, Tantra-Torben und der kleinen Montessori-Mathilda macht sie sich auf in die schöne neue Ökowelt. Ein achtsamer Selbstversuch mit Pleiten, Pannen und der Erleuchtung. Die Henkel plant: „Die Erde rettet sich am besten frisch geduscht und einer ordentlichen Portion Heiterkeit“ – wer hier lustvollsten Sarkasmus vermutet, kann nicht falsch liegen. Karten können bis spätestens 19h am Veranstaltungsabend gekauft werden TELEMILLA STREAM Tickets gibt es unter www.milla-club.de zum Preis von ab € 8,70 **An Streaming-Abenden ist Telefon in der Milla …

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Ludwig’s Finest – Matthias Schriefl mit Beethoven in der Unterfahrt

Manchmal wirkt Matthias Schriefl wie ein Grimmelshausen des Jazz. Dann schlüpft er in die Rollen eines Simplizissimus’, um Aberwitziges mit der Geste des Naiven zu präsentieren. Ein bisschen Unsicherheit ist auch dabei, etwa dem strukturell rätselhaften Medium des Streams gegenüber, das der Unmittelbarkeit des Live-Erlebens die Glocke des Artifiziellen überstülpt, ohne künstlich sein zu wollen. Famos einerseits, weil es das Verbotene – den Kontakt mit der Musik in der Gemeinschaft von Künstler und Publikum – als mediale Mischform zugänglich macht, bleibt es für jemanden wie Schriefl ein Konstrukt, das er irgendwie zu untergraben versucht. Denn normalerweise zehrt seine Präsenz von der Interaktion mit den Zuhörern, vom Aberwitz schräger Aktionen, seltsamer Kostüme und schriller akustischer Überraschungen in Kombination mit betörender Musikalität und hinreißender Virtuosität. Beim Medium Stream bleiben davor noch enigmatisch alberne Ansagen übrig und die Konzentration auf den gestalterischen Gehalt, der allerdings vor Opulenz nur so brodelt. Ein rasantes Gipfeltreffen Und der die beteiligen Musiker des Septetts Six Alps & Jazz schwitzen lässt. Denn Schriefl hat eingedenk des fast vergessenen Jubeljahres ein Beethoven-Programm konzipiert, das einige Gassenhauer des Meisters mit einer Mischung aus Frechheit und …

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+++News:+++Jazzclub Unterfahrt nimmt regulären Spielbetrieb wieder auf+++Herbst-Konzerte in Bayreuth+++Gründungsmitglieder-Treffen JazzDayGermany+++

Jazzclub Unterfahrt nimmt regulären Spielbetrieb wieder auf Der Münchner Jazzclub Unterfahrt ist seit 11. Juli 2020 wieder für Live-Konzerte zugänglich. Nach einer langen Phase, in der ausschließlich Konzerte gestreamt wurden, wurden Kabel verlegt, Wände gestrichen und eine neue, großzügige Bühne in den Club gebaut. So konnte Anfang September musikalisch mit dem Pianisten und Organisten Matthias Bublath, seinen Trio Partnern Tim Collins am Vibraphon im Wechsel mit Bassist Thomas Stieger und Christian Lettner am Schlagzeug sowie dem Saxophonisten Tony Lakatos gefeiert werden. Nun ist der Live-Besuch von Konzerten für bis zu 35 Jazzfans gleichzeitig wieder möglich. Um diesen Bruchteil der eigentlichen Kapazität der Spielstätte zu erweitern, werden sämtliche Konzerte in zwei Shows stattfinden. Das zweite Konzert eines jeden Abends wird außerdem zusätzlich als Livestream auf YouTube und Facebook übertragen. Der Jazzclub begrüßt erstmals seit dem Lockdown auch wieder internationale Musiker auf seiner Bühne. Weitere Informationen finden sich im Artikel von Ralf Dombrowski in der kommenden nmz Oktober 2020. Die neuen Zeiten im Überblick: Show 1: Beginn 19 Uhr, Einlass 18.15 Uhr. Dauer ca. 70 Min. Ohne Pause, Ende: ca. 20.10 Uhr Show 2: Beginn 21Uhr, Einlass: …

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Das Jazzfestival Saalfelden als Weekender – Durchhaltewillen kann so schön klingen

Man lernt viel in diesen Tagen. Über die Blechlawinen des Individualverkehrs zum Beispiel, die die An- und Abreise zu einem an sich dezentral gelegenen Ort umfassend verlängern können. Oder über rudelweise auftretende Kubikrentner, die ihren Ruhestand alpentälerweise mit knatternd akustischer Umweltverachtung zu krönen versuchen. Man lernt auch etwas über Quarantäneverordnungen, die kurzfristig Konzertpläne über den Haufen werfen, über Sicherheitsbestimmungen, die ein 32-seitiges Konvolut in Bürokratenösterreicherisch umfassen oder über die Segnungen von QR-Codes, die eine weitgehend lückenlose Erfassung des Publikumsgeschehens ermöglichen. Man lernt aber auch anderes. Zum Beispiel, dass ein Publikum belastbar sein kann und sich nicht nur ohne Murren in lange Schlangen reiht, das eigene Konterfei bereitwillig mit vielfältig gestalteten Masken verhängt, Hände in Desinfektionslösungen badet, Tanzschritte domestiziert, entgrenzende Sitzordnungen akzeptiert, ja sogar den eigenen Rausch im Griff zu haben scheint. Man erfährt, dass Veranstalter über alle Schatten springen können und aus havarierenden Programmplänen neue Konstellationen improvisieren, die sich als inhaltlich stimmig und stellenweise sogar grandios herausstellen. Man bekommt vor allem mit, dass sich Künstler gegen die pandemische Absurdität zu stemmen verstehen, indem sie sich der Resignation mit einer Mischung aus Wut, Gestaltungslust und Selbstbewusstsein …

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Bezau Beatz: Das Jazzfestival im Bregenzerwald als Limited Edition

Die Dreizehn, natürlich! Wäre Alfred Vogel abergläubisch, hätte er schnell eine Theorie zur Hand haben können, warum die diesjährige Ausgabe der Bezau Beatz am 7./8.August 2020 anders über die Bühne ging, als während der vergangenen zwölf Festivaljahre. Aber erstens ist er Pragmatiker und im Kern seines Wesens Optimist und zweitens hat die Seuche das Kultur- und Zusammenleben weltweit beeinflusst. Und so wurden auch die Konzerte im Bregenzerwald zur Herausforderung für den Veranstalter. Erst abgesagt, dann doch für 100 Zuhörer erlaubt, stellte Vogel innerhalb eines knappen Monats eine „Limited Edition“ auf die Beine, die mit acht statt ursprünglich dreizehn Konzerten Zeichen der Kontinuität setzte. Angesichts der minimierten Reisemöglichkeiten stammten die meisten Künstler aus Deutschland und Österreich, wenn sie nicht, wie das internationale Partnerschafts-Duo Maya Homburger und Barry Guy, zufällig ihre Sommerresidenz nebenan im Schweizerischen Winterthur hatten und sich somit ohne übermäßigen Aufwand auf den Weg machen konnten. Ihr Konzert in der Dorfkirche von Bezau gehörte dann auch zu den Glanzlichtern des Festivals, konzeptuell ebenso wie spielerisch. Denn Homburger und Guy nahmen sowohl Barockes wie Gegenwärtiges ins Programm und ließen sich von experimenteller Gestaltungslust in eigenen Improvisationen …

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